Kunsthalle-Vernissagen - „Schaulust“ / „Red Factions“

Erste Vernissage des neuen Kunsthallen-Direktors Dieter Buchhart, der nach einer eloquenten Eröffnungsrede auch die anwesenden Künstler und Kuratoren bzw. die Kremser Bürgermeisterin Inge Rinke begrüßte. In der Zentralen Halle präsentierte der dänische Aktionskünstler Marco Evaristti seine bizarre Ausstellung „Red Factions“, eine Dokumentation seiner Trilogie zum Thema „Territorium“, für die er einen Eisberg („Ice Cube Project“), eine Spitze des Mont Blanc und ein Stück tunesische Saharawüste rot einfärbte. Bei Ausführung des „Mont Rouge Projects“ wurde der progressive Künstler sogar verhaftet. In Verbindung damit steht der „Pink State“, ein utopisches Territorium, bei dessen Betreten jede Person eine besondere Verantwortung für sich selbst, die Mitmenschen und die Natur übernimmt. Die Werke von Evaristti können übrigens von den Besuchern, natürlich in rot, modifiziert werden. Für einen Skandal sorgte er übrigens zum erstenmal mit der „Installation Helena“, wo Goldfische in ein Aquarium mit funktionstüchtigen Mixern gesetzt wurden und die Besucher dazu aufgefordert wurden, über Leben und Tod der Fische zu entscheiden. Ein jahrelanger Prozess folgte, bei dem er allerdings freigesprochen wurde.

 

„Schaulust - Die Kunst des Sehens und des Täuschens“, die 2. neue Ausstellung, beschäftigt sich mit optischen Irritationen und visuellen Manipulationen in der bildenden Kunst. Rund 70 Werke beschäftigen sich mit der „Op Art“, einer Stilrichtung, die mit Hilfe von geometrisch abstrakten Formmustern und Farbfiguren Bewegungs- und Flimmereffekte hervorruft, die zu optischen Täuschungen führt. Als Meister der umgekehrten Perspektive präsentiert sich Patrick Hughes mit seinem berühmten Werk „Deeply Superficial“, bei dem Türen so konstruiert sind, dass die Außenseite nach innen zeigt und die Innenseite nach außen, sodass der Betrachter meint, als würden sie sich bewegen.

 

Auch ein Weltrekordler befindet sich unter den ausstellenden Künstlern - der Frankfurter Martin Liebscher, der 1996 das längste Gruppenfoto mit einer Person herstellte. 37 m lang, 30 cm breit und 205 Abbildungen von ihm selbst rechtfertigen eine Eintragung im Guiness Buch der Rekorde. „Schaulust“ wurde übrigens realisiert in Zusammenarbeit mit den deutschen Sammlungen der Kunsthalle Würth und von Werner Nekes, letzterer ein Experimentalfilmer und Privatsammler, der in der Kunsthalle Krems historische visuelle Medien wie Apparaturen, Automaten, Camera Obscura, Fotografien, Filme, Skelette und Chinesische Schattenbilder ausstellt. Anschauen lohnt sich, auch mehrmals bis Mitte August.