Stermann/Grissemann im Kremser Stadtsaal!

Krems ist nicht Kärnten. Trotz einiger provokanter verbaler Angriffe auf die provinzielle Donaumetropole ("Das Zurückpendeln für Studenten aus Wien muss hart sein") war das Publikum über den ersten Auftritt der ORF-Anarcho-Komiker Stermann/Grissemann im Kremser Stadtsaal begeistert. Anlass: Das Kabarett & Comedy-Festival, dessen Intendant und Moderator Günther Mokesch als "Mo" in den 80ern einige Pop-Wave-Hits wie "Send me Roses" landete.

 

Präsentiert wurde das aus dem Wiener Rabenhof bekannte Programm "Die deutsche Kochschau", das zahlreiche Grenzüberschreitungen zur deutschen Nazi-Vergangenheit im Stile von "Wollt ihr das totale Sieb" enthält. Einziges Manko: Die Top-Bonmots wie das legendäre 3:2 (5:0) Deutschlands gegen Österreich in Cordoba mit 22 Deutschen auf dem Fußballfeld oder das deutsche Telefonquiz, eingeblendet per Video-Screen, waren bereits aus den "Willkommen Österreich"-Sendungen bekannt.

 

Der Rechtsruck und die Ausländerproblematik in Österreich waren allerdings auch aktuelles Thema der schlagfertigen Comedians, die ihre "Kochschau" als "zu linksradikal für österreichische Verhältnisse" bezeichneten. Neger, "die sich selbst ausweisen müssen", menschliche Kannibalen als Lösung des Obdachlosenproblems oder die Steigerungsstufen "Mensch, Nazi, Kärntner" gehen an die Grenzen der Freiheit der Kunst. In letzterem Falle nicht nur aus purer Provokationslust. Tatsächlich wurden Christoph Grissemann und Dirk Stermann 1999 nach dem satirischen Sager "Ich glaube, wenn man Haider derzeit stoppen wollte, dann müsste man ihn erschießen" kurzfristig vom ORF suspendiert. Und 2008 sagten sie ihren Auftritt an der Universität Klagenfurt nach einer kontroversen Sendung über den Tod Jörg Haiders wegen Morddrohungen und einem Sabotageakt am Auto ihres Managers ab.

 

 

Im zweistündigen Programm gab es allerdings auch harmlose Späßchen über Viva-Intelligenzbestie Gülcan, schlagfertige Diskussionen mit dem Publikum, witzige Travestie-Auftritte und Sketches über die geistige Allmacht der Weinkenner. Zu langwierig die Lesung aus ihrem Buch "Debilenmilch - Auf den Spuren des Kaffeerösters Bruno A. Sauermann" (das sich "Tube"-Chef Mario Fürst als erster persönlich signieren ließ.) "Sie brauchen nicht klatschen. Wir wissen eh, dass wir gut sind" war aber durchaus Motto des Abends. Ob uns Stermann/Grissemann deren Erektionsstörungen - bedingt durch ein zu kleines Hotelzimmer - verzeihen, bleibt allerdings offen.

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Kommentare: 1
  • #1

    tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:16)

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