“Relax don't do it. When you want to go to it. Relax don't do it. When you want to come.” Frankie goes to Hollywoods 83-Hymne, bei der die Radiostationen zu spät draufkamen, dass es hier nicht um Stressabbau, sondern um eindeutig Zweideutiges geht, galt im prüden England als skandalöser Tabubruch. Stellt sich die Frage, ob 27 Jahre später – auch unter einer etwas differenten „Relax“-Beteiligung – ein Tabubruch vorliegt, wenn ein Mann eine komplett nackte Frau öffentlich unter Beteiligung privater Kameras mit einem Dildo befriedigt oder sich ein anderer auf einer Bühne von einer Domina bis auf den nackten Arsch demütigen lässt. In letzterem Fall liegt zumindest Fremdschämen vor. Alles gesehen bei der Erotikmesse „Eros & Amore 2010“, die nach 10 Jahren Abstinenz wieder in die Österreichhallen der Donaumetropole Krems zurückgekehrt ist. Mit dem üblichen Klimbim, Sextoys, Holzvibratoren, Porno-DVD´s, erotische Ölen, Intimpiercingschmuck und einer Unmenge Reizwäsche.
Obwohl ja eigentlich Depeches Modes „Let me see you stripped down to the bone“ Motto der Messe war: Sexy Live-Auftritte rund um die Uhr, die die progressive Clubbing-Generation in die Hallen lockte. Nur die unter 18jährigen mussten draußenbleiben. Politiker und Medien (wie die NÖN, die zwar über alternde ÖVP-Funktionäre, Littering-Aktionen und rustikales Bauernschnapsen berichtet, über die Messe aber kein Sterbenswörtchen verlor) blieben freiwillig fern. Und versäumten dadurch den schrägen „Underworld“-Auftritt von Trinity Smith und Shawn Kane als futuristisches High-Tech-Sexpärchen bzw. die sechsfache Sex-Oscarpreisträgerin Stefania Bruni und Judy Nero als Abba-Epigonen, die gegen Ende ihres Auftrittes von blümchensexverwöhnten „Dancing Queens“ zu frivolen „Lesbian Queens“ mutierten. Pop-Ikone Falco stand beim Stand des Steiner Nachtclubs „Relax“ Pate für einen heißen Strip einer „Kommissarin“. Die hätte Wiens (verhafteten) Paten Richard S. wohl besser gefallen als die forsche Staatsanwältin für organisierte Kriminalität. „Und was ist jetzt mit der Spritztour ?“ – das sollte man wohl alle die fragen, die mit den goldenen Überraschungstüten heimwärts strebten. So frei nach den Fantastischen Vier: „Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen“.
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:20)
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