Gegründet in der Steiermark als linksalternative Combo im Jahre 1977, mit „Geld oder Leben“ zu Hitparaden-Ehren gekommen Mitte der 80er im Jahr des Falken (der auch zu ihren Fans gehörte), geklagt durch Jörg Haider und wegen Beleidigung des Bundespräsidenten „Kurti“ Waldheim (der aber seine Ermächtigung zur Klage verweigert hatte), boykottiert, bedroht, hoch bejubelt, abgeschrieben – alles, was uns nicht umbringt, macht uns noch stärker. Dies könnte auch die Lebensphilosophie der beiden genialen Masterminds der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“, Sänger und Stimmungsmacher Klaus Eberhartinger und Texter bzw. Komponist Thomas Spitzer sein.
Beide beehrten mit einer neuen Band (Gitarrist Kurt Keinrath, „Michael Salzer“-Look-a-Like Bassist Leo Bei, Keyboarder Franz Kreimer und Schlagzeuger Bertl Baumgartner) die prall gefüllte Kremser Stadthalle, einem der „letzten großen Tanzpaläste“, die die Polit-Comedy-Pop-Formation noch nicht visitiert hat. Im Mittelpunkt des ersten Teils der neuen Show standen vor allem die Songs der neuen CD „Neue Helden braucht das Land“, die in Österreich Platz 1, in Deutschland (wo sie Anfang der 80er – Stichwort „Prophet im eigenen Land“ – populärer waren als in der Alpenrepublik) zumindest Platz 26 eroberte: „Dummheit an die Macht“ als Opener, Eberhartingers Ode an den amerikanischen Wunderheiler „Obama“, „Eloise und die Krise“ – dann als logische Kausalkette in neuem Gewand ihr erster großer Hit „Banküberfall“ (der 1985 sogar die englischen Charts enterte) und der All-Time-Classic „Küss die Hand, Herr Kerkermeister“.
Jedes Volk bekommt das, was es verdient – heute sind das biedere Fernseh-Köche, It-Girls im Streichelzoo der Lugners, peinliche Helden der Mitte a la Italo-Premier Berlusconi oder Bauern auf der Suche nach ihrer Sau. Genug Material für Ex-Dancing Star-Teilnehmer und Moderator Klaus Eberhartinger, bei den Umbauarbeiten für Stand-Up-Comedian edelster Güte zu sorgen. Die Ausritte in Richtung Kirche waren aber etwas zuviel des Guten, dafür leider nicht auf dem Menüplan der EAV der radikal-straighte, brandneue Song über die nicht integrierbaren, machomäßigen „Supertürken“. Politisch wurde es aber trotzdem – im brisanten, schnapsangeheierten Spitzer-Eberhartinger-Wirtshausgespräch „Toleranz“ und im neuen EAV-Geheimtipp „Beim Csejtei im Hof“, der die kleinbürgerliche Doppelmoral anprangert.
Manchmal brauchen Männer Tritte, manchmal aber auch das Konzert-Publikum, die vor allem durch die alten Hits der bereits seit über 30 Jahren im Musik-Business befindlichen Entertainer begeistert wurden. Der Märchenprinz (der erste Nr. 1 Hit der Band) ist allerdings auch schon alt geworden, er hat nach dem Vogerltanz Angst vor der Ambulanz. Er sorgte aber ebenso wie das Hit-Medley während der 2. Zugabe für enthusiastischen Dauer-Applaus: Heiße Nächte in Palermo, Samurai, Ding Dong, Copacabana (mit dem legendären Mucki-Auftritt), der ungewollte Ballermann-Hit „3 weiße Tauben“ und „Küss die Hand, schöne Frau“ kennt man auch in den musikalischen Niederungen des Waldviertels, die neue EAV-Anti-Mallorca-Hymne „Bitte Bier“ (die leider nur kurz angespielt wurde) schon nicht mehr.
Sei´s wie´s sei – mit „Fata Morgana“ aus dem 85er-Hit-Album „Geld oder Leben“ und der legendären Final-Ode „Morgen fang i a neues Leben an“ beendeten die EAV ein fulminantes 2,5 Stunden Konzert. Jenen, denen nur die Hits aus den Eighties gefallen haben, einmal in die genialen Texte der neuen CD reinhören – denn neue Helden braucht das Land, aber nicht ohne Hirn und nur braungebrannt......
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manuelfischer (Mittwoch, 24 November 2010 09:40)
war sau geil
tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:28)
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