“Nodes, Roots & Shoots” lautet das Motto des diesjährigen 7. Kremser Donaufestivals. Im Mittelpunkt stehen laut dem Leiter Tomas Zierhofer-Kin künstlerische Netzwerke, die durch Triebe (= shoots) miteinander verknüpft werden sollen und deren kommunikativer Knotenpunkt (= node) das Festival darstellen soll. Eine Interpretation, die auch auf den elektronischen Club Sound der Gegenwart angewandt werden kann, wo einzelne Samples und Mixes zu neuen Produkten variiert und transformiert werden.
So stand auch der erste Wochenendsamstag des Donaufestivals im Zeichen der Dance Culture. Der Glasgower DJ-Produzent Ross Birchard (aka Hudson Mohawke), der als jüngster U.K.-DMC-Battlegewinner aller Zeiten gilt, ließ sich auch durch anfängliche Ausfälle des technischen Equipments die Lust am Mixen nicht nehmen und sorgte für exzessive-Party-Atmosphere in der Halle 2 mit seinen britisch angehauchten Dubstep-Drum&Bass-Electro House-Soundkreationen, auch der erste House-Hit der UK-History „Love can´t turn around“ durfte in seinem Repertoire nicht fehlen.
Direkt in London mit seinem Nightclub „Night Slugs“ stationiert, landete James Connolly aka L-Vis 1990 mit „United Groove“ einen britischen Underground-Hit, beim Kremser Donaufestival beschallte er den Main Room mit progressiven Electro-Beats und einer farbenprächtigen Light-Show. Danach folgte im direkten Übergang sein amerikanischer „Mad Decent“-Kompagnon Thomas Wesley Pentz aka Diplo, der seit Jahren mit seinen zahlreichen musikalischen Projekten (Major Lazer, M.I.A.), Kollaborationen und Remixes den Underground und Mainstream begeistert und in Philadelphia ein factory-artiges Club- & Music-Collective namens Hollertronix betreibt. In sein genial gemixtes DJ-Set verflechteten sich meist schon selbst remixte Musik-Perlen aller Sparten – von Stings „Roxanne“-Art Pop, Electro-Hip Hop, lateinamerikanischem Bailefunk, La Roux-Dubstep, Duck Sauces „Barbra Streisand“, Prodigys Techno-Brett „No Good“ bis hin zu seinem größten Mainstream-Hit „Come on“ together mit DJ Tiesto.
Eintöniger Lärm dagegen in der Halle 3 des Donaufestivals, erzeugt durch alte Vinylscheiben und Rennautos mit Plattennadeln. Der australische Performance-Künstler DJ Smallcock, als Justice Yeldham bereits durch blutspritzende Glasplatten-Shows auch beim Kremser Donaufestival berühmt-berüchtigt, konstruierte im Rahmen des „Vinyl Rally“-Projekts eine überdimensionale, nur aus Schallplatten bestehende Rennbahn mit zahlreichen Kurven und Anhöhen, bei der Besucher die Boliden mittels autoartiger Spielkonsolen steuern und dabei eine Sinfonie besonderer Art erzeugen. Kritik an dieser Aktion keimte bereits auf, da hier zwar ein neues „Musikprodukt“ entsteht, allerdings dadurch auch künstlerische Produkte zerstört werden. Solange für dieses Projekt aber Volksmusik-, Schlager- oder Ballermann-Rillen verwendet werden und kein innovativ-progressiver Electronic Club Sound, prallt diese Kritik allerdings ab – weniger mit Rauch als mit (lärmendem) Schall...
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:34)
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