31.000 Besucher, 25 Anzeigen wegen Suchtmitteldelikten, 134 Rote Kreuz-Einsätze, 30 Spitaleinlieferungen, die meisten wegen übermäßigen Alkoholkonsums, eine Diebstahlsbande, die einige Camping-Zelte aufgeschlitzt hat und Handys und Wertgegenstände geklaut hat. So die nüchternen Fakten über das 3. Beatpatrol-Festival in St. Pölten, jener niederösterreichischen „Provinzhauptstadt“, in der sich internationale bzw. überregionale Party People nur zweimal im Jahr, eben zu Beatpatrol und zum August-„Frequency“ verirren. Dies könnte sich durchaus in Zukunft ändern: Ein neues 26 Millionen Euro schickes Fußballstadion mit internationaler Ausrichtung, die grüne Oase Ratzersdorfer See mit Bühne, Sunbathing-Areas und coolen Bar-/Dance-Lokalitäten und die Marke Beatpatrol als Epizentrum der Umwegrentabilität und eines cooleren Images der nunmehr 25 Jahre „jungen“, jüngsten Bundeshauptstadt Österreichs.
Das Line-Up des Beatpatrol-Wochenendes war auf jeden Fall kaum von jenem der Ibiza-Hot Spots zu unterscheiden. Auf dem Open-Air-Stage brillierten gegen Mitternacht die Superstar-DJ´s Paul van Dyk und Tiesto mit Progressive Trance-Melodies, bei denen sich normalerweise die balearischen Holiday Tripper im Amnesia (Donnerstag) und im Privilege (Montag) in neue Sphären schwingen. Swedish House-Mafia-Member Steve Angello, in Ibiza Montag-Resident mit seinen Kollegen Axwell und Sebastian Ingrosso im Rahmen der „Pacha“-Masquerade Motel Night, präsentierte um 2 Uhr früh in den VAZ-Hallen ein geniales Set aus Uplifting House, SHM-Classics und Hot Shot Debuts wie dem sensationellen SHM-Remix der Coldplay-Hymne „Every Tear is a Waterfall“. Dirty Dutch wurde serviert von den Guetta-Friends Chuckie und Afrojack, der mit der Pitbull-Kollaboration „Give me everything“ auch den kommerziellen Sommerhit des Jahres 2011 beisteuerte.
Martin Solveig, französischer Shooting-Star des Jahres (zumindest für österreichische Verhältnisse), begeisterte die Massen mit seinen Superhits „Hello“, „Ready 2 Go“ und „Big in Japan“, Steve Aoki, Mastermind des „Dim Mak Records“-Labels und sozusagen Kurator der gleichnamigen Stage, trieb in den frühen Morgenstunden die Dance Community auf die Tanzflächen und fiel bei seinem exzessiven Set fast selbst von der Bühne. Dazu die Techno-Legende Moby bei einem seiner raren DJ-Sets, die neben einiger Dance-Remixes seiner Hits auch Retro-Rave-Rhythmen aus einer Zeit enthielten, in der Techno noch Subkultur und Underground war. Die Love Parade-Pioniere Lexy & K. Paul, „Sky & Sand“-Vocalist Fritz Kalkbrenner, die kanadischen Electro-Newcomer Autoerotique, Mr. Oizo, der südafrikanische Geheimtip Haezer als Morning Final Act (die Gasmasken-Fetischisten der Cyberpunkers blieben leider im italienischen Stau stecken), Dubstep-Protagonist Benga, Dada Life, Rocco Rampino alias Congorock (der Gigi´d´Agostino schon längst ins Pensionistenheim abgeschoben hat), die belgischen Amnesia-Residents „2 Many DJ´s“,..... – die Liste der mehr als 100 hochkarätigen Acts beim diesjährigen Beatpatrol-Festival war endlos.
Und wird die Veranstalter vor neue Herausforderungen (Guetta, Deadmau5, Fedde le Grand, Sander van Doorn, Erick Morillo, Ferry Corsten,...?) stellen. Beim Beatpatrol 2012, das nach dem diesjährigen Besucherrekord fast hundertprozentig stattfinden wird. Hoffentlich bei besserem Wetter, sodass bei heißen Temperaturen auch am Tag rund um die nahegelegenen Seen getanzt, getrunken und geflirtet wird. Just like in Ibiza...
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