Heiße Sommerküsse unter dem Riesenrad, hemmungslose Alkoholexzesse im Beisldorf, schmachtende Liebesblicke zum muskelbepackten Kartenabreißer, ein riesiges Plüschtier als Glücksradgewinn, das mulmige Gefühl vor einer Fahrt mit einem Hochgeschwindigkeitskarussell oder ganz einfach 10 Tage lang eine geile Zeit mit Freunden und Freundinnen verbracht zu haben. Jeder hat so seine Anekdoten zu Volksfesten. So auch die Schaustellerlegende Fritz Thurner aus Vösendorf – er wurde am 1. September 1947 während der Rieder Messe geboren und sorgt seit Jahrzehnten beim Wachauer Volksfest mit seinen Vergnüngsbetrieben für Spaß und Spannung. Wie vor 2 Jahren war auch 2011 das Looping-Karussell „No Limit“ der Renner, das eine dynamische Höhe von 50 m erreicht und Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h erreicht. Bei zumeist sonnigem Volksfestwetter hatten aber auch Thurners andere Betriebe, „Blackout“, „Playball“ und „Magic“, hohe Besucherfrequenzen, nicht zu vergessen natürlich das Autodrom und die traditionelle Geisterbahn.
Direkt beim Eingang positioniert Franz Printschlers „Slingshot“, bei dem man mit einer Kugel festangeschnallt 70 m in die Höhe katapultiert wird. Ein Vergnügen, das sich – im Blitzlichtgewitter der Bezirksblätter - auch die beiden Clubbing-Macher Alex Lengauer und Martin Neger nicht entgehen ließen. Beide waren natürlich im Stadtpark Nord auch prominent mit ihren Bars und Clubs vertreten. Im sogenannten „Weißen Zelt“ residierte Alex Lengauers Star Night Club mit den Und Lounge-Resident-DJ´s Stephano B. und Margo jun., seine Fashion-Trademark Soulsista zelebrierte eine kleine Fashion-Show (die große gibt´s am 16. September), und am Samstag Abend tanzten die Lederhosenfetischisten und Trachtenladies auf.
10 Tage Tempo Fiesta auch an der benachbarten Caribbean Nights Bar von Martin Neger, wo der smarte Show-Barkeeper David coole Cocktails mixte und DJ Olivers „Hit Factory“ mit Ibiza-Classics, Latin-Beats und Summer-House (Loca People, La Musica, Welcome to St. Tropez) für heiße Dancefloor-Atmosphäre sorgte. Elegant die DJ VIP-Lounge mit durchsichtigem Dach und bequemen Sofas. Verhüllt blieb da allerdings teilweise der Blick auf die Eyecatcherin des Volksfestes 2011, Andrea Wagner aus Horn, prämiertes Playboy-Cybergirl, die sich gemäß ihrem Motto „I look better naked“ von der vom Life-Ball bekannten Bodypainting-Artistin und mehrmaligen WM-Teilnehmerin Nadja Hluchovsky live mehr als 2 Stunden nackt bemalen ließ. Nicht das Verrückteste, was sie jemals gemacht hat. Das ist laut ihrem Steckbrief eine Aktion in Madrid, bei der sie sich von einem Spanier an der Brust tätowieren ließ, der nur spanisch konnte und somit keiner ein Wort verstand. La gente esta muy loca eben.
Kulturell etwas flachbrüstiger ging es in Frankie´s Hasenstall-Areal zu – dort gab es deutsch-österreichischen Weichspülschlager von Konsorten wie Marc „7 Sünden“ Pircher und Oliver Haidt. Wem´s gefällt !? „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ – Falcos ambivalenter Gassenhauer wurde Realität am Dienstag Nachmittag. Skiflugweltmeister Andi Goldberger, dem man diese lächerlichen Vorwürfe einst 1997 wegen ein bißchen Schnupfens in einem Hinterzimmer gemacht hat, schrieb fleißig Autogramme für seine noch immer vorhandenen jungen Fans. Genügend Fans und Freunde aus seiner Zeit als „Cafe Illy“-Mastermind im Einkaufszentrum Steinertor hat auch noch immer Michael Merkle, der seine Pacha-artigen Preise mit lockeren Sprüchen und Schmähs leicht wettmachen konnte. Und das, obwohl nur ein paar Meter entfernt ein halber Liter Spritzer um 3 Euro angeboten wurde. Sozusagen ein Mekka für potentielle Komatrinker oder auch nur die Möglichkeit, seine Volksfest-Ausgaben zu reduzieren.
Und hier sind wir jetzt bei den mannigfaltigen Kritikpunkten am Wachauer Volksfest 2011, die nicht bei den Ausstellern, sondern bei der Organisation und der Stadt Krems zu suchen sind. Dies reichen von horrenden Standgebühren (man munkelt von Beträgen bis 6.000 Euro), dem Eintrittspreis (den es bei vergleichsweisen Volksfesten wie in St. Pölten nicht gibt und der den Umsatz der Gastronomen und Aussteller mindert) und auch dem praktisch nicht vorhandenen Rahmenprogramm. Gab es früher den Blumenkorso, eine Freilichtbühne mit Auftritten internationaler Volkstanzgruppen, ein Freistilringen, einen bunten Festzug durch die Landstraße mit Abschlussfest im Fußballstadion, so zahlt man 2011 de facto Eintritt, dass man im Volksfestgelände Essen und Trinken darf. The Doors Experience, Trackshittas oder Christina Stürmer Open Air fallen mir auf die Schnelle an, wo sind die Ideen der Volksfest-Veranstalter oder kann man sich gute, moderne Acts in der 158 Millionen Euro-Schuldenlawinenstadt Krems nicht mehr leisten ?
Auf jeden Fall runter müssen 2013 die Standgebühren, sonst verschwinden die Kremser Gastronomen aus dem Stadtpark, und dieser degradiert zu einem billigen Abklatsch des St. Pöltner Remmidemmis. Zu überdenken ist auch ein Zusammenlegen von (dann späterem) Musikende und Barausschank – die 2-Stunden-Phase bei kompletter Soundlosigkeit ist zumeist ohnehin nur geprägt von primitiv-prolligem Gegröhle unbequemer, alkoholisierter Zeitgenossen. Sei´s, wie´s sei – das nächste Wachauer Volksfest ist erst wieder 2013. Warum nicht jedes Jahr, das bleibt für mich auch weiterhin ein Rätsel. Ein scheinbar unlösbares.....
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:37)
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