„There are no reasons. Who needs reasons when you´ve got Heroin ?” Die seltsame Lebensphilosophie einer Heroin-Clique rund um Edel-Junkie Mark Renton im schottischen Edinburgh. Basierend auf „Trainspotting“, einem jener britischen Filme (bzw. Romane), über den (die) man auch Jahrzehnte später noch spricht. Eine Saga über arbeitslose Wohlstandsverweigerer, für die nichts zählt außer der nächste Schuss. Befindet sich auch die Donaumetropole Krems und deren vermeintlich rustikale Umgebung auf dem Weg in ein Drogennirwana ?
Erst im Februar dieses Jahres starb ein junger Kremser am späten Nachmittag mitten am Asphalt nach einer Heroinüberdosis. Ein 17jähriger wurde im April nach einer lebensgefährlichen Überdosis Heroin zu einem Pflegefall – Koma, Sauerstoffmangel im Gehirn und nun langwierige Rehabilitation mit Sprach- und Gehtraining. Und nun ein perfekt geplanter Einsatz der Cobra im „GPS- und handyfreien“ Niemandsland zwischen Krems und Egelsee. In einem Kanalrohr fand man dort – bei gleichzeitiger Verhaftung zweier Tatverdächtiger – enorme 4,3 kg Heroin. Neben der Festnahme dreier weiterer Dealer konnten in der Folge 35 weitere Heroin- und Kokainabnehmer ausgeforscht werden, darunter ein über 50jähriger Universitätsprofessor (der in Krems unterrichtet), der angeblich seine Kokainprodukte unentgeltlich an Studenten (!) weitergegeben hat. Sozusagen: „Mutter, der Doc mit dem Koks ist da“.
Aus welchem Milieu die Abnehmer der „harten“ Drogen stammen oder in welchen Lokalen oder Regionalbezirken diese verkehren, kann zwar vermutet werden, ist aber derzeit nicht bekannt. Die Lage ist allerdings ernster und imageschädigender für Krems, als viele denken. Illegale Drogen hat es in der rauschigen Weltgeschichte zwar immer gegeben, Alkohol in Zeiten der Prohibition, Cannabis und LSD in den Hippie-„Summer of Love“-Zeiten der Sixties, Koks als vermeintlich leistungssteigernde Droge der Manager und Yuppies oder auch die smiligen Ecstasy-Tabletten zur Zeit der Rave Culture oder als Aphrodisiakum für eine 24-Hour-Party auf der La Isla Blanca Ibiza. Bei Heroin als Alltagsdroge in einer Schüler- und Studentenstadt allerdings hört sich der Spaß auf.
Es handelt sich ja auch um keine Spaßdroge, sondern um eine Substanz, die stark betäubt und sämtliche Empfindungen wie Schmerz, Leergefühl, Sorgen oder Angstgefühle auslöscht. Zumindest kurzfristig, bis die Wirkung nachlässt und man zum nächsten Schuss oder zur nächsten Inhalation greift. Abgesehen von körperlichen und seelischen Entzugserscheinungen drohen Bewusstlosigkeit durch Erbrechen, Atemlähmung oder Herzschwäche mit Todesfolge insbesondere bei Überdosierung oder giftigen Beimengungen. Bei Dauergebrauch ist ein Persönlichkeitsabbau feststellbar, das Leben wird immer destruktiver, perspektivloser bis zum kompletten Overkill.
Der Kult-Film „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ mit der „fast zu schönen“ Natja Brunkhorst in der Titelrolle stammt aus dem Jahre 1981. Wird dieser Film über ein Berliner Junkie-Mädchen zwischen Himmel und Hölle in den Schulen nicht mehr gezeigt ? Oder ist der Kontakt zwischen Erwachsenen und einer scheinbar zügellosen, unkontrollierbaren Jugend komplett gerissen ? Die Politiker der Donaumetropole sollten nicht darüber nachdenken, welchen Friseur sie vor der nächsten Ausstellungseröffnung aufsuchen oder welche Parkzone sie als nächstes gebührenpflichtig machen, sondern mit Hilfe der Polizei die heroinösen Drogen-Hot-Spots lahmlegen und für eine umfassende Drogen-Aufklärung in den Hauptschulen, Gymnasien und „Szene-Orten“ sorgen. „We can be Heroes for just one day“ fabuliert Kult-Ikone David Bowie, und er trifft den Nagel auf den Kopf. Der erste Schuss könnte der letzte sein.....