„Last Christmas“ und aggressiv beworbene Kommerzware in den Kaufhäusern, die verzweifelte Suche nach dem perfekten Geschenk (wobei 47 % dann sowieso wieder zu Gutscheinen greifen), die Stille Nacht als Vorwand, seinen Frust sich in lieblos gestalteten Glühwein-Schnapsmeilen hemmungslos wegzusaufen. Charles Dickens Weihnachtsgeschichte über die Läutern des Geizhalses Ebenezer Scrooge durch die 3 Weihnachtsgeister in all seinen Versionen von Mickey Mouse bis Blockbuster-Hollywood. Zumindest die hat Stil. So verschieden die Menschen Weihnachten verstehen, so unterschiedlich wird es auch gefeiert.
Der österreichische Ritus, dass das Christkind beim Fenster hereinschlüpft und am Heiligen Abend die Geschenke unter dem Christbaum verteilt, Bäckereien und Karpfen und der mitternächtliche Kirchgang in die Christmette ist keinesfalls state of the Art im Rest der Welt. In England beispielsweise werden die Geschenke erst am 25. Dezember empfangen, in der Nacht zum 25. kommt der Weihnachtsmann Santa Claus durch den Kamin und versteckt diese in am Kamin aufgehängten Strümpfen. Dann ist Party Time angesagt mit Truthahn, Eierpunsch, Papphüttchen und Knallbonbons. Ähnlich in Amerika, wo der „österreichische Nikolaus“ das Christkindl schon längst abgelöst hat.
In Polen und Russland kommt als Begleiter des Weihnachtsmanns „Ras Stanislaus“, ein Geist der vorigen Weihnacht, der sich vergewissert, ob die Kinder ihre Weihnachtsversprechen vom letzten Jahr eingehalten haben. Ist das nicht der Fall, fällt die Geschenkeverteilung aus. Österreichische Politiker jeglicher Couleurs würden dort also wohl für immer geschenkelos bleiben. Santa-Claus-Inflation dagegen in Island, dort kommt ab 12. Dezember jeden Tag ein Weihnachtsmann, teilweise aber auch mit bösen Überraschungen wie der „Türklopfer“, der die Leute aus dem Schlaf reißt, oder der „Fleischbeißer“, der sich mit dem Weihnachtsbraten verdünnisiert.
In Italien gibt es nicht Bunga Bunga zu Weihnachten, wie man manchmal annehmen sollte, sondern dort erscheint „La Befana“, eine alte, hässliche Hexe, die erst am Dreikönigstag die Süßigkeiten (oder schwarze Kohlen) verteilt. Wie auch im schönen Spanien, wo zwar Weihnachten wie in Österreich gefeiert wird, die Bescherung aber erst am 6. Jänner stattfindet.
In Rio de Janeiro steigt am 24. Dezember eine Riesenparty im Maracana-Stadion, die Weihnachtsgeschichte wird auf öffentlichen Plätzen nachgespielt, und die Palmen werden bunt geschmückt. Die weiße Weihnacht ist dort eben klimatisch bedingt eine heiße Open-Air-Fiesta. Wie auch in Sydney, wo am hedonistischen Bondi Beach die Weihnachtsmänner in T-Shirts residieren und – statt Rentieren – die Känguruhs in der Nacht zum 25. in den Schornstein hüpfen und aus ihrem Beutel heraus die (heimliche) Geschenkeverteilung vornehmen.
Ein Fest, viele Legenden, Riten und Ausprägungen. Hauptsache, es wird friedlich und fröhlich gefeiert im Kreise der Familie und Freunde. In diesem Sinne Frohe Weihnachten !
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:40)
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