Nur ca. 55 km trennen die europäischen Donaustädte Wien und Bratislava. Naheliegend, dass zwischen diesen beiden Metropolen eine schnelle Wasserverbindung eingerichtet wurde, und zwar in Form des seit Juni 2006 in Betrieb stehenden Twin City Liners. Der Katamaran bringt täglich mit einer Geschwindigkeit bis zu 70 km/h zahlreiche österreichische Tages- und Wochenendtouristen nach Bratislava, der Hauptstadt der seit 1993 unabhängigen Slowakei. Um die 413.000 Einwohner sind derzeit in Pressburg (so die deutsche Bezeichnung) angesiedelt. Wirtschaftlich erzielt Bratislava 25 % des slowakischen BIP und beschäftigt vorwiegend Personen im Dienstleistungssektor. Das Durchschnittsgehalt der Arbeitnehmer beträgt trotzdem nur monatlich 969 Euro Brutto, und es ist trotz aller Wachstumsprognosen nicht alles Gold, was glänzt.
Überstrahlt werden verfallene, kommunistische Wohnblöcke und depressiv anmutende Plattenbauten durch die historische Altstadt, die direkt an der Donau liegt und die man nach Verlassen des Twin City Liners leicht zu Fuß erkunden kann. Am prunkvollsten erscheint dabei die Burg Bratislava, die man erst nach dem zweiten Weltkrieg restauriert hat und von der man einen Blick über die gesamte slowakische Hauptstadt hat. Gleich in der Nähe befinden sich die gotische Kathedrale des Hl. Martin, einst Krönungskirche von Maria Theresia, und das letzte erhaltene Stadttor, das Michaelertor.
Auf den 2 großen Hauptplätzen der Altstadt befinden sich nicht nur weitere historische Sehenswürdigkeiten (wie das Alte Rathaus oder der Primatial-Palast), sondern auch zahlreiche Cafes, Kneipen und Clubs, in denen man nicht nur ein paar Bier heben, sondern auch die Nacht zum Tag machen kann. Berühmt-berüchtigt ist hier vor allem die Silvester-Nacht ("Partyslava"), kulturell anspruchsvoll das Sommerfestival "Kulturne Leto". Zuletzt visitierte im Altstadtklub KC Dunaj Skandal-Rocker Pete Doherty.
Als besondere Eyecatcher begeistern in der Altstadt zwei Bronzefiguren. "Cumil", der Gaffer, der aus einem Kanaldeckel herausblickt, und der "Schöne Naci". Letztere Skulptur basiert auf dem verarmten, tschechischen Stadtoriginal Ignac Lamar, der – durch die Straßen ziehend mit Zylinder, Frack und Lackschuhen – jede Frau mit "Küss die Hand" begrüßt hat.
Bereits 1919 wurde die älteste rein slowakischsprachige Universität Bratislavas, die Comenius-Universität, gegründet. Von dort ist es nicht weit bis zum vielleicht schönsten Gebäude Bratislavas, der Sankt Elisabeth-Kirche. Bekannt ist der Jugendstilbau aufgrund des blauen Majolikamosaiks unter dem Namen "Blaue Kirche". Über dem Eingang befindet sich ein Mosaik, das das berühmte "Rosenwunder" darstellt. Im Mittelpunkt dieser Legende steht die ungarische Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die sich im 13. Jahrhundert – unstandesgemäß – für Bettler und Arme einsetzte und der die Kirche geweiht ist.
Außerhalb der üblichen Touristenpfade hat auch in Bratislava der Konsumwahn in Form riesiger Kauftempel mit internationalen Markenläden Einzug gefunden, geöffnet ist hier in der Regel täglich. Dem historischen Charme der Stadt hat dies bis jetzt allerdings (noch) nicht geschadet.
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 09:36)
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 09:38)
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