Im Jahre 2000 wurde die Altstadt von Krems zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, doch wie lange hat diese Auszeichnung noch ihre Berechtigung, droht doch die im Jahre 995 erstmals urkundlich genannte Stadt an einem Verkehrsinfarkt zu ersticken. Gemeindepolitiker machen sich jahrelang Gedanken über Parkkonzepte und neue Tiefgaragen im historischen Stadtbereich, anstatt endlich die Autokolonnen (teilweise) aus der Stadt zu bannen und Visionen zu entwickeln für einen Ausbau des desolaten öffentlichen Verkehrs in der Wachaumetropole.
Experten der Technischen Universität Wien weisen auf den hohen PKW-Motorisierungsgrad der Stadt Krems (55,8 %), der weit über dem Durchschnitt österreichischer Städte (50 %) liegt, und schlagen in diesem Zusammenhang nicht nur eine Erweiterung der Fußgängerzone (z.B. bei Dinstl-, Gartenau- und Heinemannstraße), sondern auch eine dementsprechende autofreie Attraktivierung zentraler Plätze (wie Hafnerplatz, Dreifaltigkeitsplatz, Pfarrplatz und Dominikanerplatz) vor.
Parken sollen die Bürger nicht in der Altstadt, sondern auf den über 2200 Parkplätzen in den vorhandenen 10 Parkhäusern, die teilweise kaum ausgelastet sind und die mit einem virtuellen Info- und Reservierungssystem ausgestattet werden könnten. Von dort aus sollten echte "City-Bus"-Linien mit kurzen Intervallen direkt in die wunderschöne Altstadt führen. Zusätzlich könnten durch die Kaufleute "Shuttle-Dienste" eingeführt werden.
Eine Jahreskarte für das derzeitige Bus-System in Krems kostet – man glaubt es kaum – mit 377 Euro mehr als ein Jahresticket für das gesamte U-Bahn-Bus-Straßenbahnnetz in der Millionenmetropole Wien (365 Euro). Und das, obwohl nur 4 Stadtbus-Linien existieren und diese nur jede Stunde bzw. jede halbe Stunde verkehren. Feierabend ist bereits um Samstag 12.30 Uhr, dann gibt es bis Montag früh nur mehr die Anrufsammeltaxis. Hier muss so schnell wie möglich ein Umdenken auch der Bevölkerung Richtung öffentlichem Verkehr geschehen, d.h. Wochenend- und Feiertagsbetrieb der Stadtbusse, Wiedererrichtung der Stadtbuslinie in den Gewerbepark, Eingliederung des weitaus unbekannten WL3-Busses zwischen Bahnhof, Kunstmeile und Campus in das Stadtbussystem und für die jungen Nachtschwärmer die Einrichtung eines regionalen Nachtbusses freitags und samstags, und zwar abgestimmt auf die Veranstaltungen in einem Umkreis von ca. 15 km.
Nicht nur Studenten der Kremser Hochschulen kritisieren die katastrophalen abendlichen Bahn-Verbindungen zwischen Wien und Krems. Während man nach Tulln oder nach St. Pölten noch um Mitternacht einen Nachtzug nehmen kann, verlässt der letzte Zug Richtung Krems bereits um 21.51 Uhr den Franz Josefs-Bahnhof in Wien. Konzert-, Theater- oder Sportveranstaltungen in Wien können die Kremser also nur dann besuchen, wenn sie per Auto unterwegs sind, "durchmachen" oder in Wien einen Zweitwohnsitz haben. Umgekehrt kommen auswärtige Studenten und Schüler in Krems bereits ins Schwitzen, wenn ein Seminar etwas länger in den Abend hin dauert. Denn der letzte Zug Richtung Wien geht bereits um 21 Uhr. Hier sind die beteiligten Gemeinden verpflichtet, eine schnelle (finanzielle) Lösung zu finden und zumindest einen Vienna-Nighttrain Richtung Krems (und umgekehrt) anzubieten.
Und last, but not least, muss der Radverkehr in Krems forciert werden. Ein einheitliches Radwegnetz muss entwickelt, die Radwege verbessert, spezielle Themen-Routen für Touristen erstellt, Servicestellen (beispielsweise im Stadtpark oder beim Bahnhof) installiert und die Anzahl der Radabstellplätze immens erhöht werden. Zusätzlich soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, am Abend und am Wochenende per Rad in angemessenem Tempo durch die Fußgängerzone zu fahren. Der Ausbau des Radverkehrs wäre nicht nur ein Signal für den Umweltschutz und für die Gesundheit, sondern natürlich auch eine enorme Erhöhung der Lebensqualität für die Einheimischen, Studenten und Touristen in Krems...