200.000 Besucher feierten dieses Jahr laut Veranstalter Harry Jenner in St. Pölten beim FM4-Frequency, die auch der jüngsten Landeshauptstadt Österreichs Millionen an Umwegrentabilität bringt. Und trotzdem werden die hier wenig objektiv berichtenden Medien nächstes Jahr wieder vorab das Musikfestival als "alkoholgetränkten Kindergeburtstag", "Sodom & Gomorrha der Teenagerkultur, bei der Musik nur eine Begleiterscheinung ist" oder "größten Rummelplatz des Sommers" durch den Kakao ziehen. Und zumindest teilweise haben sie recht: 400.000 Euro soll das Ambiente des Festivals gekostet haben, aber kaum wo ist der Satz "Weniger ist mehr" besser anwendbar.
Zahllose Stände und Shops im Festgelände erinnerten an Jahrmärkte und rustikale Volksfeste, dazwischen billige Hot Dog-Stände, Spanferkel-Grillerei, Disneyland-artige Figuren und Billigtechno an diversen musikalischen Nebenschauplätzen. Und vermutlich ist dies der Grund, warum ältere Zeitgenossen in den letzten Jahren das Festival gemieden haben und dieses als Stätte für Kids unter 20 abqualifizieren. Da stellt sich natürlich schon die Frage: Dürfen Ältere nur mehr Gabalier, die Stones oder Robbie "Swing" Williams live bejubeln bzw. müssen die Actors auf der Bühne immer älter sein als deren Publikum ?
Denn das Musikprogramm auf der (auch zu kitschig gestylten) Space Stage und der (zu kleinen und ohne Video Screens ausgestatteten) Green Stage war auch am Samstag erstklassig: Cool Britannia-Gitarrenrock von den Subways (deren Sänger sich am helllichten Tage euphorisch ins Publikum stürzte), Travis (trotz des missglückten Bartlooks von Sänger Fran Healy), den Kooks und den Editors und zwei großartige Final Acts gegen Mitternacht: Die Parov Stelar Band, Best Live Act 2013 bei den Amadeus Awards und zu Recht auf der ganzen Welt gefeiert mit coolem Electro Swing und natürlich Placebo, deren androgynes Mastermind Brian Molko seinen frühzeitigen Abgang vom Frequency 2012 mit einer rockig-melancholischen Hit-Mixtur aus 20 Jahren mehr als wettmachte. Selbst die geniale Kate Bush-Coverversion "Running up that Hill" durfte da nicht fehlen.
Die Zukunft des Frequency, das auch nächstes Jahr wieder in St. Pölten stattfinden wird, kann daher nur lauten: Das Line-Up mehr in den Mittelpunkt stellen, ein minimalistischeres Ambiente und weniger Kirmes-Trash auf dem Festival-Gelände, um auch die älteren Musikfans wieder offen anzulocken. Und die Kabarettisten a la Schneider & Co. draußen lassen. Die haben ohnehin genug Auftrittsmöglichkeiten, im Gegensatz zu vielen einheimischen Bands, die sich einen Auftritt auf der überdachten Weekender Stage viel mehr verdient hätten...
Kommentar schreiben