Ein überdimensionales, buntes Ohr, 1997 vom Künstler Johann Garber errichtet, begrüßt die Gäste und Mitarbeiter des Wiener Funkhauses vor der Argentinierstraße 30 a. Doch wie lange noch ? Denn die ORF-Geschäftsleitung hat die kontraproduktive Idee, das Funkhaus zu verkaufen und die darin befindlichen Sendestudios und Redaktionen weit, weit weg vom urbanen Zentrum des 4. Wiener Bezirks auf den Küniglberg zu verlegen.
Radio Wien, Wien Heute, DER öffentlich-rechtliche Nachrichten- und Kultursender Ö 1 und der Alternativ-Jugendkanal FM4 sollen – ebenso wie das derzeit in Heiligenstadt stationierte Ö 3 - spätestens ab 2020 am Küniglberg, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur per Autobus erreichbar, produziert werden. Man wolle dort einen trimedialen Newsroom, bestehend aus Radio, TV und Online, schaffen, ca. 300 Millionen Euro (!) soll der Neubau kosten, heißt es von seitens der von den Rundfunkgebühren der Bürger teurer subventionierten Managementebene.
Tatsächlich dürften dahinter auch weitere Einsparungen bei den Mitarbeitern stecken, und das obwohl man in den letzten Jahren den Mitarbeiterstab um 17 % (minus 600 Posten) dezimiert hat und ein Großteil der top-ausgebildeten Redakteure und Journalisten nur als geringdotierte, freie Mitarbeiter tätig sind.
"Radio muss im Funkhaus bleiben" heißt jene Protestbewegung, unterstützt von Radio-Pionieren, Literaten (wie Robert Menasse) oder FM4-Stars (wie Skero), die die Verlegung der Sendestudios an die Peripherie verhindern wollen. Errichtet wurde das Funkhaus als "Radiokulturhaus" nach Plänen von Clemens Holzmeister in den Jahren 1935-1939, ein Erweiterungsbau wurde von Gustav Peichl in den 80ern konzipiert. Ein Teil des Gebäudes steht unter Denkmalschutz und kann somit anderweitig kaum verwendet werden.
Die Verlegungsgegner befürchten, dass durch die konzentrierte Produktion der Sendungen Meinungsvielfalt und durch die Lage der unmittelbare Kontakt zum urbanen Wien verloren geht. Ö3 kann davon ein Lied singen: Der einstige Kult-Sender verlor durch die Transformation in ein Formatradio seine Seele. Es wäre traurig, wenn auch das riesige Ohr vor dem Funkhaus seine Hörer nicht mehr wahrnehmen könnte, sehr traurig...
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 11:19)
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