Der Wiener Naschmarkt wird wöchentlich von über 64.000 Personen frequentiert. Nicht alle sind zufrieden mit dessen Entwicklung und kritisieren die zunehmende Kommerzialisierung durch Gastro-Betriebe (die in der Marktordnung mit 1/3 beschränkt sind). Zu diesen Kritikern zählt auch der Künstler und Photograph Armin Bardel, der seit 1996 mit seinem Projekt "Open WindOw" für Gesprächsstoff sorgt.
Die Wohnung Bardels befindet sich direkt über dem Cafe Drechsler gegenüber dem zentralen Naschmarkt. Dort stellt der in Kärnten geborene Künstler alle paar Tage neue Text- und Bildbotschaften in seine 4 Fenster. "Keep Thinking" liest man derzeit, wenn man in der Linken Wienzeile spazierengeht. Auf den Punkt gebracht, von den Bürgern nicht unbedingt erfüllt, wenn man sich die politische, wirtschaftliche und soziale Lage Europas und den eher geringen Widerstand dagegen anschaut.
Begonnen hat diese Passion in den 90ern mit dem Wort "Lust", wodurch einige ältere Zeitgenossen gleich an ein Puff dachten. Diese Eindimensionalität kann man Bardel auf keinen Fall vorwerfen. In den letzten Wochen las man dort Zitate wie "Who got the Money", "Zählt nur die Kohle ?", "Wer sind Wir" (bezogen auf die Charlie Hebdo-Identifikationen) oder ganz einfach "Just keep smiling" als gute Miene zum bösen Spiel. Nachzulesen auch auf seinem Blog auf der Website www.arminbardel.at. Besonders zynisch die Message "Wir sind Frau Karlich", laut Bardel die heutige leibhaftige Verkörperung von Frau & Herrn Karl.
Von Bardel gibt es derzeit auch eine Ausstellung in der Hernalser Galerie Zwischendecke zu sehen. Unter dem Titel "TonBilder" verknüpft der Künstler dabei seine Bilder mit dazugehörigen Liedern und eröffnet dadurch neue Perspektiven. Letzteres gelingt ihm auch durch sein geniales, unbeworbenes Fenster-Projekt am Naschmarkt, ...falls die Passanten ihre geistigen Scheuklappen einfahren und sich darauf einlassen.
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tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 11:22)
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