Im Jahr 2029 könnte die Stadt Wien laut aktuellen Prognosen die 2-Millionen-Bevölkerungsgrenze übertreffen. Und das wäre nicht einmal ein Rekord, denn bereits im Jahr 1910 erreichte die Bundeshauptstadt mit 2,08 Millionen Einwohnern ihren bisherigen Höchststand. Dem zuvor ging eine jahrzehntelange Entwicklung Wiens zur Weltstadt, die im Rahmen einer Ausstellung der Nationalbibliothek derzeit präsentiert wird.
Im Mittelpunkt steht dabei der Bau der Ringstraße, die am 1. Mai 1865 – vor 150 Jahren – eröffnet wurde. Zu dieser Zeit noch ohne jene Prunkbauten, die später Wien zur Glanzstätte des Historismus machten. Mit dem Bau der Staatsoper wurde allerdings bereits 1861 begonnen, eröffnet wurde sie 1869 mit Mozarts Oper "Don Giovanni". Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit diesem Bau hielt sich anfangs in Grenzen, die Bezeichnungen "Königgrätz der Baukunst" bzw "versunkene Kiste" sagen wohl alles, beide Architekten erlebten (!) – wegen Selbstmords und Herzinfarkts - die Eröffnung nicht.
Das Wiener Rathaus wurde mit Fertigstellung 1883 auf dem ehemaligen Josefstädter Glacis nach Plänen von Friedrich Schmidt errichtet, das Parlament nach Entwürfen von Theophil Hansen gleich daneben. Die Ausstellung in der Nationalbibliothek zeigt allerdings auch die negativen Ausprägungen dieser Bautätigkeiten, die Ausbeutung der Arbeiter, die bis zu 18 Stunden täglich werkten und in Kleinstwohnungen untergebracht waren.
Ende des 19. Jahrhunderts wird der aufgrund seiner antisemitischen Einstellung umstrittene Christlichsoziale Karl Lueger Wiener Bürgermeister, seine Initiativen bezüglich Infrastruktur, Bildung, Stadtbahn, Wienfluss-Regulierung oder Hochquellwasserleitung machten Wien aber erst zu einer echten Weltmetropole. Künstlerisch glänzte damals der Wiener Jugendstil mit der Gründung der Secession (und Vertretern wie Gustav Klimt), architektonisch Otto Wagner, der zahlreiche Stadtbauten konzipierte.
Fotos, Grafiken, Pläne, Zeichnungen und Karikaturen aus dieser Zeit kann man noch bis 1. November im Prunksaal der Nationalbibliothek besichtigen. Mit dem Zusatz, dass es an ein Wunder grenzt, dass trotz der verheerenden Weltkriege ein Großteil der architektonischen Meisterwerke noch erhalten ist bzw. erfolgreich restituiert wurde.
Kommentar schreiben
tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 11:32)
1