10 Jahre Donaukanaltreiben: Wiens Community feiert den coolsten Freiraum der Stadt.

In der prallen Sonne liegen und chillige Musik hören, ein kühles Bierchen in der Hand, mit der Freundin in spe Gedanken austauschen, die vielleicht mit einem Küsschen in der Wiese enden, am Ufer sitzen, ein Buch lesen oder sich auf eine Uni-Prüfung vorbereiten, Radfahren, Segwaying oder Spaziergehen mit einem verträumten Blick auf das urban-innerstädtische Wien oder ein paar kühle Drinks und Cocktails in einer der zahlreichen kleinen Bars und Kneipen genießen. 

 

Der Wiener Donaukanal bietet für alle Zeitgenossen etwas, und das ohne Kommerz und Konsumationszwang. Es hätte auch ganz anders enden können. Denn in den 60ern wollte man auf diesem Areal allen Ernstes eine Stadtautobahn errichten. 1972 wurde diese horrible Vision durch eine Grundsatzerklärung des damaligen roten Bürgermeisters Felix Slavik beendet. Eine der positivsten Entscheidungen, die in Wien durch einen Politiker getroffen wurde.

 

In den letzten Jahren entwickelte sich das Gebiet zwischen Spittelau und Franzensbrücke zu einer Erlebnis- und Freizeitpromenade, die immer wieder durch neue Lokale und Ideen erweitert wurde. Insofern ist das 10 Jahres-Jubiläum des gewöhnlich gegen Ende Mai stattfindenden Donaukanaltreibens nicht nur ein unterhaltsames Summer-Opening, sondern auch eine Art „Leistungsschau“ der Freiraum-Meile.

 

Neben Gastronomie, Food & Fashion Markets, Design-Kunst, Lesungen und Boots-Taxi-Fahrten stehen vor allem neue Bands und Künstler im Mittelpunkt, die die Chance nützen, sich in einem kultigen Ambiente neuem Publikum vorzustellen. Bei der Salztorbühne beispielsweise präsentierte das aus Salzburg stammende Geschwisterduo Mynth anspruchsvollen Synthi-Pop mit Anleihen an Portishead oder Kate Boy. Die Hamburger Indie-Band Trümmer, vielen noch als Vorband Wandas in der Stadthalle bekannt, freute sich über einen weiteren Auftritt in der Bundeshauptstadt. Für Massenandrang sorgte dann Amadeus Award-Gewinner Nino Mandl alias Nino aus Wien, sozusagen der Lokalmatator der Szene, der seine neue EP „Adria“ mit im Gepäck hatte. Und zumindest temperaturmäßig mehr „Sommer im Mai“ statt „Winter im April“.

 

Kommando Elefant und Parasol Caravan rockten die City Beach-Bühne vor der Schwedenbrücke, Skero und Clara Luzia die Strandbar Hermann, 2005 direkt an der Wienfluss-Mündung errichtet und in den nächsten Wochen eine der Top-Public-Viewing-Locations der Fußball-Europameisterschaft.

 

Weiter donaukanalaufwärts vor dem seit 1995 dort residierenden (Underground)-Club  Flex zeigten Minimal- und Tech House-DJ´s, dass sie sich vor etwaigen – überbezahlten Vorbildern – nicht verstecken brauchen: Open-Air-Party-Feeling wie in Ibiza, Rimini oder Berlin. Und wer die Nacht zum Tag machen wollte oder auf diese Unterscheidung bewusst gar keinen Wert mehr legte, der schwirrte noch ab in die Grelle Forelle Richtung Spittelauer Lände.

 

Wien ist eine wunderschöne Stadt. Vor allem dann, wenn Kultur, Freiheit, Musik und Lebensfreude ineinander verschmelzen. Ohne Unterschiede, aus welchem Land jemand kommt, welcher Religion er angehört, wieviel Geld er hat oder wo er wohnt. Eine subtile Botschaft von Freiraum-Events, die für alle Menschen gleich zugänglich sind. Wir freuen uns auf nächstes Jahr, hoffentlich wieder bei Sunshine & Happiness.

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