„Ein Drehbuchautor hätte sich den größten Moment in der Geschichte des portugiesischen Fußballs niemals so ausdenken können“ - so die Medien am Tag nach dem EM-Finale in Paris. Superstar Cristiano Ronaldo wurde bereits in der 8. Minute vom französischen Westham-Legionär Payet am linken Knie verletzt, sodass er in der 25. Minute – bereits einbandagiert – tränenüberströmt ausscheiden musste.
Doch die von Coach Santos wieder perfekt defensiv eingestellte Selecao konnte diesen Schock verkraften und wehrte sich mit allen Kräften und dem ausgezeichneten Tormann Rui Patricio gegen die Angriffe der Franzosen. Die größten Chancen hatten dabei Athletico Madrid-Star Antoine Griezmann durch einen Kopfball und Andre Gignac, der in der 92. Minute einen Schuss an die linke Stange lenkte. Den größten Coup landete Santos in der 79. Minute: Mittelstürmer Eder vom französischen Erstligisten Lille kam für den zum besten Nachwuchsspieler gekürten Neo-Bayern-Legionär Sanches ins Spiel und erzielte in der 109. Minute den Siegestreffer für die Portugiesen. Nach dem Schlusspfiff liefen bei Ronaldo, der an der Out-Linie sein Team anfeuerte, wieder die Tränen, allerdings jene der Freude.
12 Jahre nach dem unglücklichen 0:1 im EM-Finale 2004 gegen Griechenland glückte die „Revanche“. Portugal ist zum ersten Mal Fußball-Europameister, nach drei Unentschieden (gegen Ungarn, Österreich und Island) und nur einem dritten Platz in der Vorrunde, einem 1:0 nach Verlängerung gegen Kroatien, einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Polen und einem 2:0 gegen Wales im Semifinale besiegten die Selecao die enttäuschten Gastgeber mit 1:0. Für Ronaldo ist der Finaltriumph der erste Titel mit der Nationalmannschaft und – gemeinsam mit Pepe – das Double nach dem Champions League-Sieg Real Madrids.
Antoine Griezmann wurde mit 6 Toren Torschützenkönig und zum Spieler des Turniers gewählt. Beides Auszeichnungen, die nach der Finalniederlage zumindest jetzt nicht trösten. Vor allem in der Verlängerung fanden die Franzosen keine Offensivstrategien mehr gegen das portugiesische Bollwerk, der bereits vorbestellte Siegerbus für die Triumphfahrt zum Eiffelturm musste wieder storniert werden, das verjüngte Team hat allerdings enormes Potential für die nächsten Bewerbe.
Ob dies auch für die zuvor so hochgelobte österreichische Mannschaft zutrifft, wird man in der WM-Qualifkation, die bereits im Herbst mit Matches gegen Georgien, Semifinalteilnehmer Wales und Serbien beginnt, sehen. In Frankreich schossen die Österreicher von insgesamt 108 Toren nur ein einziges, und zwar durch die Nachwuchshoffnung Alessandro Schöpf gegen Portugal. Mit einem 1 Punkt und einem Torverhältnis von 1:4 war nur eine EM-Mannschaft schwächer, jene der Ukraine. Diese Wette hätten nicht einmal die allergrößten Pessimisten abgegeben.
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