Urbaner Freiraum, Art, Global Food, Public Viewings, Beach Bars, Restaurants, Summer Festivals und viel Entertainment – die South Bank, einst Hafenareal und nicht ganz unschuldiges Vergnügungsviertel, entwickelt sich immer mehr zum hippsten Distrikt Londons und zu einer nicht billigen Tourismusattraktion. Der Aufschwung begann zum Millenniumswechsel, als zahlreiche neue Bauten die eher unscheinbare Gegend am südlichen Ufer der Themse zwischen Westminster Bridge und Tower Bridge immens aufwerteten.
Direkt neben der Tower Bridge wurde 2002 die von Norman Foster konzipierte City Hall eröffnet. Diese ist Sitz der Greater London Authority, einer Verwaltungsbehörde, die aus dem Mayor of London – derzeit dem ersten muslimischen Londoner Bürgermeister Sadiq Khan - und dem 25köpfigen London Assembly (Stadtparlament) besteht.
Im Jahr 2000 wurde die Millennium Bridge fertiggestellt, die seither das Paul´s Cathedral am nördlichen Ufer und die ebenfalls 2000 neueröffnete Tate Gallery direkt verbindet. Die Fußgängerbrücke wird von den Londonern liebevoll „wobbly bridge“ genannt, da sie wegen horizontaler Schwankungen fast 2 Jahre für den Publikumsverkehr geschlossen wurde.
Museen sind – mit Ausnahme einiger Sonderausstellungen – kostenlos zu besichtigen. So auch die Tate Gallery of Modern Art, die in einem ehemaligen Kraftwerk, der Bankside Power Station, untergebracht ist. Mehr als 5 Millionen Besucher visitieren jährlich den futuristische Turbinenhalle, die 160 m lang und 35 m hoch ist. Ausgestellt werden – geordnet nach den Bereichen States of Flux, Idea and Object, Poetry and Dream und Matter & Gestures - Werke klassischer Moderne und der Gegenwart, von Gogh, Cezanne, Picasso bis Dali, Warhol, Ed Ruscha und Wiener Aktionismus.
Fans englischer Dramatik haben an der South Bank nicht nur die Gelegenheit, das National Theatre zu besuchen, sondern auch das Shakespeare´s Globe. Ein Nachbau eines alten englischen Theaters, an dem der geniale Shakespeare Anfang des 17. Jahrhunderts selbst als Hausdichter und Anteilseigner seine Werke aufführte. Wie damals ist auch die Neukonstruktion ein Freilufttheater mit Strohdach, brandsicher adaptiert allerdings mit eingebauten Sprinkleranlagen und Blitzableiter.
An historische Zeiten erinnern auch zwei Schiffe an der South Bank. So befindet sich in einem Schwimmdock ein Nachbau der Golden Hinde, mit der der legendäre Freibeuter Francis Drake als erster Engländer zwischen 1577 und 1580 die Welt umsegelte. Direkt in der Themse, als Bestandteil des Imperial War Museums, liegt die HMS Belfast, ein 187 m langes Kriegsschiff, das sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im Koreakrieg eingesetzt wurde. Depeche Mode verwendeten das Schiff 1984 als Kulisse für ihr Video „People are People“.
Als Top-Touristenattraktion der South Bank gilt heute das 2000 eröffnete „London Eye“. Das einst höchste Riesenrad Europas sollte eigentlich nur eine begrenzte Zeit von 5 Jahren betrieben werden, ist aber heute aus der Londoner Skyline nicht mehr wegzudenken. 135 Meter hoch ist das London Eye, besteht aus 32 Gondeln, die jeweils mit 25 Fahrgästen belegt werden können. Die typisch englische „Queue“ lernen die Touristen wohl nirgends besser kennen als in der endlosen Warteschlange vor dem Riesenrad.
Trotz des kommerziellen und kulturellen Erfolgs der South Bank gibt es auch Gegner der Stadtentwicklung südlich der Themse. Die neue „Garden Bridge“, die als mit Bäumen, Blumen und Büschen bepflanzte Fußgängerbrücke die City of Westminster mit Lambeth verbinden soll, wird vor allem wegen der hohen Beteiligungskosten Londons von 60 Millionen Pfund kritisiert und gilt als „Eitelkeitsprojekt“ des vorherigen Oberbürgermeisters und „Brexit“-Befürworters Boris Johnson. Noch gibt es keinen offiziellen Termin für den Baubeginn der Garden Bridge. Eine Parallele zur EU-Austrittserklärung Großbritanniens.
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