40 Jahre Arena-Besetzung – Der erste Widerstand der Wiener Zivilgesellschaft

Kunst gegen Kommerz. Ein Kampf, der in einer Stadt wie Wien zwar heute täglich stattfindet, aber sicher nicht so revolutionär und exzessiv wie damals im Sommer 1976. Die Arena auf dem ehemaligen Auslandsschlachthof-Gelände, damals Zentrum der Wiener Festwochen in einer sonst eher subkulturlosen Zeit, sollte abgerissen werden und einer Filiale der Textilkette Schöps weichen. 

 

Am 27. Juni 1976, dem letzten Tag der Veranstaltung, waren die Besucher allerdings gekommen, um zu bleiben. Sie gründeten den Verein Arena Forum und stellten 4 Forderungen an die Gemeinde Wien: Kein Abriss der Arena, die kulturelle Nutzung des Areals, Selbstverwaltung und die Zahlung der Betriebskosten durch die Stadt. Mittels Unterschriftenaktionen und Flugblätter wurden tausende Wiener Künstler, Aktivisten und Idealisten motiviert, sich an der Besetzung zu beteiligen. Auf dem Gelände wurde getanzt, gefeiert, geliebt, diskutiert, philosophiert. Die Kreativgeister widmeten sich der Musik, dem Theater, der Wortakrobatik und innovativen Multi Media-Projekten. Schlafräume, sanitäre Anlagen und sogar Kinderbetreuungsstätten sorgten für das private Wohlbefinden.

 

Trotz Kampfkraft, Ausdauer und Enthusiasmus der Besetzer wurde die Arena aber am 9. Oktober friedlich geräumt, 3 Tage später fuhren die Bagger auf. Ein Demo-Zug mit Sarg und Leichenträgern Richtung Rathausplatz wurde organisiert. Es war gleichzeitig auch das erste Aufflackern einer Zivilgesellschaft in Österreich, die in den 60ern noch eher schmähstad war. Und sie konnte zumindest einen teilweisen Sieg feiern: Die alte Arena wurde zwar abgerissen, aber dem engagierten Verein wurde das äußerste Eck des Areals, der Inlandsschlachthof, zur Verfügung gestellt.

 

DI Oliver Schreiber vom BDA, der am „Tag des Denkmals“ im Rahmen von Führungen Geschichte und Hintergründe erläuterte, bezeichnet die heutige Arena als das „lebendigste Denkmal“ Wiens. Und tatsächlich finden auf dem Areal, aktuell bestehend aus der vom Architekturbüro Rataplan zwischen 1996 und 2006 umgebauten Großen Halle, der Kleinen Halle, dem für Low Budget-Events spezialisierten Dreiraum und dem für 3000 Personen konzipierten Open-Air-Bereich jährlich über 450 Veranstaltungen statt. Aus allen Stilbereichen, egal ob Rock, Punk, Rave, Techno, Reggae oder zuletzt auch Liedermacherkunst von Konstantin Wecker. 

 

Gleichzeitig ist die Arena auch Plattform für soziale und künstlerische Aktivitäten und Solidaritätskundgebungen. Als besondere Aushängeschilder der Arena gelten auch die schrill-bunten Graffiti- und Street Art-Meisterwerke, deren Schöpfer – wie beispielsweise Nychos oder das Künstlerkollektiv Rabbit Eye Movement- auch international sehr gefragt sind.

 

Parallel zur Führung wurde auch die Ausstellung „40 Jahre gelebte Utopie“ gezeigt, bei der in 3 Teilen – „Das Areal“, „Der Widerstand“ und „Der Verein“ – anhand von Zeitungsmaterial, Flugblättern, Bildern und TV-Reportagen die Geschichte der Arena aufbereitet wurde. In der Großen Halle lief parallel der Film „Arenafreiheit“ in Dauerschleife. 

 

Man darf gespannt sein, welche Geschichten in 40 Jahren von der Arena erzählt werden. Der riesige Schornstein, das Markenzeichen des Veranstaltungszentrums, wird sie garantiert nicht vergessen.

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