In Deutschland wurde die „Ehe für alle“ mit 1. Oktober 2017 durch den Bundesrat gesetzlich legitimiert, in Österreich traf diese Entscheidung der Verfassungsgerichtshof aufgrund einer Beschwerde fünf gleichgeschlechtlicher Paare mit Kindern, die von Rechtsanwalt Dr. Helmut Graupner vertreten wurden.
Dieser erkannte, dass jene Bestimmungen des § 44 ABGB und des EPG, die auf „verschiedene Geschlechter“ abzielen, gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen und daher verfassungswidrig sind. Diese Entscheidung beruht auf der jüngsten Rechtsentwicklung, aufgrund der Homosexuelle auch Kinder adoptieren und die zulässigen Formen medizinisch unterstützter Fortpflanzung nützen können und somit eine weitgehende rechtliche Gleichstellung besteht.
„Die diskriminierende Wirkung zeigt sich darin, dass durch die unterschiedliche Bezeichnung des Familienstandes („verheiratet“ versus „in eingetragener Partnerschaft lebend“) Personen in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft auch in Zusammenhängen, in denen die sexuelle Orientierung keinerlei Rolle spielt und spielen darf, diese offenlegen müssen und insbesondere auch vor dem historischen Hintergrund, Gefahr laufen, diskriminiert zu werden“, so einer der schlüssigen Sätze im VfGH-Erkenntnis.
Österreich, das bis 1971 Homosexualität unter gerichtliche Strafe stellte, zählt sicher nicht zu den liberalen Vorreitern Europas. In den Niederlanden gibt es seit 2001 bereits die Ehe für alle, in Deutschland zumindest die eingetragene Lebenspartnerschaft. In Österreich wurde das „Gesetz über die eingetragene Partnerschaft“ im Dezember 2009 vom Nationalrat beschlossen. Seit 1. Jänner 2010 können sich Homosexuelle somit verpartnern.
Im September 2011 wird die unterschiedliche Ausgestaltung von Doppelnamen bei Ehe und Eingetragener Partnerschaft (mit bzw. ohne Bindestrich) als verfassungswidrig erklärt. Gleichgeschlechtliche Paare genießen ab sofort den verfassungsgesetzlichen Schutz der Familie. Eine gleiche Zeremonie bei der Eheschließung garantiert ein VfGH-Urteil im Dezember 2011.
Im Dezember 2013 hat der VfGH die gesetzliche Beschränkung der medizinisch unterstützten Fortpflanzung auf verschiedengeschlechtliche Ehen und Lebensgemeinschaften aufgehoben. Im Jänner 2015 wurde das FortpflanzungsmedizinrechtsänderungsG beschlossen, das lesbischen Paaren die Elternschaft mittels Samenspende ermöglicht. Ausgeschlossen bleiben schwule Paare und alleinstehende Personen, Leihmutterschaft ist daher in Österreich rechtlich nicht zulässig.
Im Februar 2013 urteilt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass das Verbot der Stiefkindadoption bei gleichgeschlechtlichen Paaren gegen die EMRK verstößt. Bereits im August wird dieses Urteil durch das Adoptionsrechts-Änderungsgesetz umgesetzt. Begleitgesetze vermindern die Unterschiede zwischen Ehe und Eingetragener Partnerschaft auf 40.
Ebenfalls initiiert durch Rechtsanwalt Dr. Helmut Graupner, hebt im Dezember 2014 der VfGH das Verbot der gemeinsamen Adoption durch gleichgeschlechtliche, eingetragene Paare auf. Seit 2016 können sich somit auch homosexuelle Paare um ein Kind bewerben. Das Wohl des Adoptivkindes steht dabei im Mittelpunkt. Die Bewerber werden unabhängig vom Geschlecht genau überprüft und müssen auch einen Vorbereitungskurs absolvieren.
Seit dem 1. April 2017 werden eingetragene Partnerschaften wie Ehen am Standesamt geschlossen. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen einen Familiennamen tragen.
Die völlige Gleichstellung zwischen Hetero- und Homosexuellen tritt mit 1. Jänner 2019 in Kraft. Ab diesem Datum steht die eingetragene Partnerschaft (mit Vertrauensbeziehung statt Treuepflicht, kürzeren Scheidungsfristen und geringeren Unterhaltspflichten nach der Auflösung) auch verschiedengeschlechtlichen Paaren offen, falls der Nationalrat das Gesetz mit einfacher Mehrheit nicht aufhebt.
Eine Rückabwicklung der „Ehe für alle“ dagegen erscheint nahezu ausgeschlossen. Die notwendige 2/3-Verfassungsmehrheit wird derzeit im NR-Plenum nicht erreicht, und zusätzlich ist die gleichgeschlechtliche Ehe durch das VfGH-Erkenntnis höherwertig abgesichert. Ein anderslautendes Verfassungsgesetz würde mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte aufgehoben werden. Die Pink Community kann sich über ein unerhofftes Weihnachtsgeschenk freuen!
Es ist eine einigermaßen seltsame Entscheidung, die vom ORF bereits im September – noch vor der Ernennung einer neuen Bundesregierung – verkündet wurde. Die Staatskünstler alias Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader werden mit Ende 2017 vor die Tür gesetzt. Die TV-Aufzeichnung für die letzte Sendung, den Jahresrückblick 2017, fand am Dienstag im Wiener Rabenhof-Theater statt.
Im Mittelpunkt der Staatskünstler-Show stehen seit Dezember 2011 die aktuelle Tagespolitik, Korruptionsfälle und bizarre Auswüchse des von Föderalismus, Parteibuch- und Freunderlwirtschaft und Traditionalismus geprägten österreichischen Staats. Das Comedy-Trio wird dabei mit der stetig steigenden Herausforderung konfrontiert, dass die Grenzen zwischen Realität und Satire immer mehr verschwimmen.
So auch in der neuesten Ausgabe, bei der „plagiierte“ Wahlkampf-Videos der Spitzenkandidaten mit den „Originalen“ der Staatskünstler verglichen werden. Eine ausländerfeindliche Wutbürgerin im „Kern“-Clip oder ein zu Tränen rührendes Bauernhof-Video von Basti Kurz, das kann ja nur geklaut sein. Die Staatskünstler besuchen das „menschliche Antlitz“ des Messias, sammeln Spenden am Punsch-Stand für die ÖVP-Ratenzahlungsverpflichtungen an die Telekom und gehen auf Jobsuche bei Griss, Schieder, ATV & Co. Und landen zuletzt in der gefährlichen Mittelroute.
Einen besonderen Dank sendet die Kabarettisten an den deutschen Medienanwalt Ralf Höcker, der sie in einem 200.000 Euro teuren Gutachten über die angebliche Vorverurteilung Karl Heinz Grassers prominent erwähnte. Dessen Verfahren wurde gerade an diesem Tag im Wiener Landesgericht eröffnet. 14 Jahre, nachdem Florian Klenk die erste Story über die Buwog-Affäre publizierte.
Insofern ein idealer Anlass für die Staatskünstler, den Falter-Chefredakteur für den zweiten Teil der Show ins Rabenhof-Theater zu laden. Klenk kam direkt aus dem Gerichtssaal und berichtete über den bisherigen Verfahrensablauf, modische Prozess-Bonmots und die Strategien der insgesamt 16 Beschuldigten, die für manche – bei 500 Euro Anwaltshonorar pro Stunde – auch in einem finanziellen Inferno enden können. Dass die drei Staatskünstler den KHG schon immer für unschuldig hielten, bewies zwischendurch ein amüsanter Clip aus ihrer Comedy-History.
Für den musikalischen Abschluss-Schmäh war aber Grasser-Anwalt Ainedter selbst verantwortlich. Christoph & Lollos Kult-Lied „Wann geht der Karl Heinz endlich in den Häfn“ wollte der Promi-Verteidiger im Gerichtssaal präsentieren. Er scheiterte an der fehlenden Tonanlage. Im Gegensatz zu den Staatskünstlern. Der Streisand-Effekt im Theater.
Was „Blue Monday“ für New Order oder „Fade to Grey“ für Visage, das war „Bostich“ für „Yello“. Ein Underground-Electronic-Track, der 1981 durch den US-DJ Frankie Crocker gepusht wurde und in die amerikanischen Black- und Dance-Charts schoss. Yello, abgeleitet von „a yelled hello“, waren damals noch zu dritt, und alle waren überrascht, dass hinter diesem Projekt keine schwarzen Avantgarde-DJ´s aus der Bronx steckten, sondern drei smarte Schweizer mit Faible für extravagante Töne, Video-Ästhetik und Aktivismus.
25 Jahre später präsentierten Dieter Meier und Boris Blank ihre Electro-Klassiker zum ersten Mal live, im Berliner Kraftwerk. Aufgrund der großen Resonanz wird auch eine Tour geplant, die die Zuricher auch in die Wiener Stadthalle führt. Allerdings nicht zu zweit mit einem Computer als Sound-Base, sondern mit einer kompletten Band.
„Boris ist der Konzertmeister einer Live-Show mit 12 Musikern“, so Meier. Bläser, Gitarristen, Schlagzeuger, Percussionisten versetzen die Yello-Hits aus unglaublichen 40 Jahren in neue musikalische Sphären. Auch das 2016er-Album „Toy“, das in der Schweiz auf Platz 1 und in Deutschland auf Platz 2 kletterte, kommt nicht zu kurz. Im Mittelpunkt der Show steht der elegant gekleidete 72jährige (!) Frontman Dieter Meier, der mit seinen stakkato-artigen Verbal-Phrasen dem genialen elektronischen Sound von Boris Blank die letzte Würze verleiht. „It´s just a rush, push, cash“, Bostich, you know.
Ausgezeichnet auch die Auswahl der weiblichen Stimmen der Yello-Tracks. Die aus Malawi stammende Jazzsängerin Malia tritt bei „The Rhythm Divine“ in die Rolle von Bond-Legende Shirley Bassey, interpretiert mit Meier „Starlight Scene“ und sorgt im Zugabenteil mit „Vicious Games“ für hippe New Wave-Stimmung. Die chinesische Sängerin und Performance-Künstlerin Fifi Rong, bereits Guest-Star auf „Toy“, lenkt mit „Kiss the Cloud“ und dem hypnotischen „Lost in Motion“ die Yello-Show in futuristische Bahnen.
Die Video-Collagen im Hintergrund stammen übrigens alle von Meier & Blank, die stets auch ihre Videos selbst produzierten und sogar ihre Familienmitglieder miteinbezogen. So auch beim größten Hit der Elektronik-Zauberer, „The Race“, der in einer mehr als zehnminütigen Version den Abschluss der grandiosen Show bildete. Yello sind nach 40 Jahren Band-Karriere noch immer am Puls der Zeit, einmal nachmachen bitte!
Laut einer aktuellen Statistik gilt Österreich als viertreichstes EU-Land. Nur Luxemburg, Irland und die Niederlande liegen beim BIP pro Kopf vor der Alpenrepublik. Insofern schockieren die Zahlen über die armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Menschen in Österreich.
18 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung oder 1.542.000 Menschen waren 2016 von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Unmittelbar armutsgefährdet sind 14 Prozent der Einwohner, die über weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verfügen. Diese von der EU-definierte Schwelle unterschreitet in Österreich, wer in einem Einzelhaushalt einen Monat mit weniger als 1.185 Euro netto bestreiten muss. 592 Euro werden für jeden weiteren Erwachsenen im Haushalt addiert und 355 Euro für jedes Kind unter 14 Jahren.
Man braucht also keine Sekunde zu diskutieren, ob Veranstaltungen wie die „Nacht gegen Armut“ der Volkshilfe ihre Berechtigung haben. Das Benefiz-Event, dessen gesamter Reinerlös für die Spendenkampagne gegen Armut in Österreich überwiesen wird, fand dieses Jahr in der Wiener Arena statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von der FM4-Moderatorin (und „Maikäfer flieg“-Regisseurin) Mirjam Unger, die vor den Live-Acts auch den Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, auf die Bühne bat. Dieser sprach sich entschieden gegen Kürzungen der Mindestsicherung für Flüchtlinge aus, die gegen jegliche Menschenwürde verstoßen und verstärkte Obdachlosigkeit und Kriminalität nach sich ziehen könnten.
„Borders are the Scars on the Face of the Planet“, ein Zitat aus einem Song der Headliner Gogol Bordello, passt da haargenau in dieses Narrativ. Vor der multikulturellen Combo von Eugene Hütz heizten bereits die Lucky Chops die ausverkaufte Arena ein. Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2006 gegründete Brass-Formation aus New York, die zuerst in U-Bahnstationen spielte und durch dort gedrehte YouTube-Videos der Öffentlichkeit bekannt wurde. Vor allem die Coverversionen von Hits wie „Funky Town“ oder „I got you“ sind Garant für jede heiße Party.
Dies gilt auch für Gogol Bordello, die 1999 ebenfalls in New York vom ukrainischen Immigranten Eugene Hütz gegründet wurden. Die Band ist klassisch „punk-besetzt“, mit Gesang, Schlagzeug, E-Gitarre und Bass, dazu Akkordeon, Geige und Percussion. Der Sound: Gypsy Punk, vermischt mit Latin- und Balkanrhythmen. Besondere Berühmtheit erhielten sie durch ihren „La isla bonita“-Auftritt mit Madonna beim „Live Earth“-Konzert.
Das neueste Album von Gogol Bordello trägt ebenso wie die aktuelle Tour den Titel „Seekers and Finders“. Die 22 Tracks starke Set-List umfasst allerdings das gesamte zeitliche Repertoire der Band, von „Start Wearing Purple“ (1999), „Wonderlust King“ (2007) bis hin zu „Malandrino“ (2013) und dem neuen Hit „Walking on the Burning Coal“.
„Am Ende unserer Konzerte kommen die Leute oft zu uns und sagen, sie waren frei von all dem Mist, den man sonst die ganze Zeit im Kopf hat.“ – so Eugene Hütz im Interview, der den Menschen die positiven Seiten unseres Universums näherbringen will. Mit dem Latin Stomper „Pala Tute“ verklangen zwar die letzten Töne des Künstlers, die Volkshilfe kann sich aber über viel Geld für arme Familien, Kinder und Behinderte freuen. Und hoffentlich auch über Respekt vor Menschen aus aller Welt, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind.
Die Schweiz gilt als Musterland direkter Demokratie. Dort werden auf allen gebietskörperschaftlichen Ebenen 4mal jährlich die Bürger zu den verschiedensten Themen befragt. Mittels sogenannter „Volksinitiativen“ können 100.000 Bürger Volksabstimmungen erzwingen, bereits 50.000 können ein Vetoreferendum über ein bereits vom Parlament beschlossenes Gesetz fordern. Auch in Italien fanden bereits 73 Volksabstimmungen statt. Rechtlich bindend sind diese aber nur, wenn ein Beteiligungsquorum von mehr als 50 Prozent vorliegt.
In Österreich sind die Formen direkter Demokratie bis dato eher spärlich entwickelt. Im B-VG unterscheidet man zwischen Volksbegehren, Volksabstimmungen und Volksbefragungen.
Ein Volksbegehren muss von 100.000 Stimmberechtigten (bzw. je 1/6 der Stimmberechtigten dreier Länder) unterstützt werden, damit es im Parlament behandelt wird. Der Nationalrat hat also nur die Verpflichtung, über einen solchen Gesetzesantrag zu beraten und einen Bericht zu verfassen. Bisher wurden 39 Volksbegehren eingeleitet, 34 erreichten die nötige Unterstützungszahl.
Volksabstimmungen sind in Österreich rechtlich nur zulässig, wenn sie auf einem Gesetzesbeschluss des Nationalrates basieren. Liegt eine Gesamtänderung der Bundesverfassung vor, dann muss obligatorisch eine Volksabstimmung durchgeführt werden. So wie 1994, als die Österreicher sich mit einer 2/3-Mehrheit für den EU-Beitritt entschieden. Fakultativ kann eine Volksabstimmung angeordnet werden, wenn der Nationalrat dies beschließt. Die einzige Volksabstimmung, die auf diese Weise durchgeführt wurde, war jene über das Atomkraftwerk Zwentendorf im Jahr 1978.
Als dritte Form direkter Demokratie existiert in Österreich die Volksbefragung, die auf Antrag von 5 Mitgliedern des Nationalrates oder der Bundesregierung durch den Nationalrat beschlossen wird. Eine Volksbefragung ist rechtlich nicht bindend. Dies galt auch bei der bisher einzigen Befragung über die allgemeine Wehrpflicht. SPÖ und ÖVP erklärten aber, sich an das Ergebnis zu halten.
Elemente der direkten Demokratie sind auch in den einzelnen Landesverfassungen vorgesehen, darunter auch einige Verfahren, die – verfassungsrechtlich problematisch - über jene des Bundes hinausreichen (wie Vetoreferenden in Niederösterreich oder Steiermark bzw. zwingende Volksabstimmungen nach erfolgreichen Volksbegehren).
Man darf gespannt, ob und in welchem Ausmaß die direkte Demokratie in der laufenden Legislaturperiode erweitert wird. Kernpunkt ist die Abhaltung von verpflichtenden Volksabstimmungen über Themen, die durch ein Volksbegehren ausreichend unterstützt wurden. Hier reicht – je nach Ansicht der Parteien - die Bandbreite von 3 bis 10 % der Wahlberechtigten. Diskutiert wird auch über ein Mindest-Beteiligungsquorum bei den Volksabstimmungen. Wird dieses unterschritten, ist die Abstimmung – so wie in anderen EU-Staaten - nicht verbindlich.
Im neuen Gesetzesentwurf sollte unabdingbar verankert werden, dass die Inhalte der Volksabstimmung nicht gegen Völker- und Europarecht bzw. gegen Grund- und Freiheitsrechte verstoßen und eine Diskriminierung von Minderheiten ausgeschlossen ist. Eine objektive Informationsbroschüre sollte wie in der Schweiz als Abstimmungsgrundlage dienen.
Bevor die österreichischen Bürger aber unmittelbar in die Gesetzgebung eingreifen können, müssen sie erst darüber entscheiden, ob sie dieses Procedere überhaupt befürworten. Denn der Ausbau der direkten Demokratie ist nach der Judikatur des VfGH eine Gesamtänderung der Bundesverfassung und muss daher obligatorisch einer Volksabstimmung unterzogen werden.
„Don´t let go, never give up, it´s such a Wonderful Life“ - So lautete die leicht melancholisch angehauchte Hymne der Szene-Hipster im Jahr 2010. Wer vom Philosophieren genug hatte und lieber tanzen ging, switchte auf den groovigen Freemasons-Remix. Die Copyrights von „Wonderful Life“, die stammen von Hurts aus dem Fußball- und Sound-Mekka Manchester.
Theo Hutchcraft und Adam Anderson waren lange arbeitslos und hielten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, vor dem Arbeitsamt allerdings tauchten sie immer im Anzug auf. Eine Styling-Trademark, die sie auf der Bühne beibehielten. Im Rahmen ihrer „Desire“-Europa-Tour statteten Hurts auch Wien wieder einen Besuch ab.
Und obwohl die aktuellen Songs nicht auf den vordersten Hit-Listen der Charts rangieren, konnten Hurts und ihre Begleitband die einheimischen Fans von der ersten Sekunde an begeistern. Sozusagen „Ready 2 Go“, Opener und einer der Favourites des neuen Albums „Desire“. Dies gilt auch für „Some Kind of Heaven“, dem Single-Hit ihres dritten Albums „Surrender“. Zu hören gibt es beim Wien-Konzert Tracks aus allen vier bisher erschienenen Alben. Das musikalische Repertoire von Hurts ist lokalisiert irgendwo zwischen Depeche Mode, Erasure und New Order, aufgepeppt mit flotten Disco-Beats, teils auch mit kitschigem Pathos. Live klingen die Hurts-Tracks allerdings weniger konservenhaft, auch ruhigere Tracks wie „Sandman“ oder „Lights“ reißen das Publikum mit, Sänger Hutchcraft mit seinen zahlreichen „Hello Vienna“-Ansagen sowieso.
Im letzten Viertel des Konzerts präsentieren Hurts ihre großen Hits: „Wonderful Life“, „Nothing will be bigger than us“, die Queer-Hymne des St. Christopher Street Days, „The Beautiful Ones“ (bei der die Fans frenetisch mitsingen) und als Final Track das besinnliche „Stay“. Auf „Under Control“ (ihrem Nr. 1-Hit mit den House-Produzenten Alesso und Calvin Harris) musste man leider vergeblich warten. Das läuft aber ohnehin im Ushuaia Ibiza.
Es war einmal eine Zeit, hin- und hergerissen zwischen Hedonismus und Depression, als fünf Jungs aus Hamburg die Band Selig gründeten. Das erste Album erschien kurz vor dem Selbstmord des Alternative-Helden Kurt Cobain, trotzdem oder gerade vielleicht deswegen trafen der charismatische Sänger Jan Plewka und seine Band den Puls der Zeit. Mit lasziv-hypnotischen Hymnen wie „Ohne dich“ und „Sie hat geschrien heut Nacht“ und einem Sound irgendwo zwischen Grunge, Doors und US-Garage Rock, Selig nannten ihn selbst „Hippie Metal“. Auch die VIVA-MTV-Generation war von ihren an den Grenze der Zensur watenden Videos begeistert, „Wenn ich wollte“ gewann sogar den Echo 1995. Nach der dritten, eher pop-lastigen CD „Blender“ (1997) war plötzlich Schluss: Tour-Stress, Streitigkeiten, die Chemie passte zwischen den eng aneinander geschweissten Bandmitgliedern nicht mehr. Keiner hätte damals eine deutsche Mark auf eine Reunion von Selig gewettet.
2008 geschah allerdings das Wunder, Selig waren wieder da, und das sogar in Originalbesetzung. 9 Jahre später stellten sie im Wiener Kult-Club Flex ihr neues Album „Kashmir Karma“ vor, aufgenommen in einer weit abgelegenen schwedischen Hütte. Sänger Jan Plewka ist auch 24 Jahre nach der Erstgründung noch immer der mitreißende Bühnenstar, egal ob bei Klassikern wie „Ist es wichtig“ oder neuen Stimmungshits wie „Alles ist nix, wenn du nicht da bist!“ Von der Band gar nicht zu sprechen: Bassist Leo Schmidthals, Gitarrist Christian Neander und Drummer Stephan Eggert liefern astreinen Rock-Sound mit zahlreichen Soli, erprobt durch jahrelange Bühnenerfahrung bei Festivals, Stadthallen oder Regionalschuppen. Nicht mehr dabei ist Keyboarder Malte Neumann, der Sound hat sich dadurch vom Electronic-Pop des „Magma“-Albums wieder mehr entwickelt zum originären Selig-Style der 90er.
Psychedelisch angehaucht sind vor allem der Titeltrack des neuen Albums und der Konzert-Opener „Unsterblich“, mit Zeilen wie „Ich fühle mich unsterblich. Zeit ist ein Raum. Die Welt ist ein Traum.“ Die Ballade „Wintertag“ wurde an einem Tag produziert und zählt zu den gefühlvollen Highlights jedes Gigs. Politische Messages stehen nicht im unmittelbaren Mittelpunkt der Selig-Songs. Die liefert Sänger Plewka mit seinen Kurz-Ansagen an das Publikum. Mit heftiger Kritik an die „wenigen da oben“, die mit ihren Entscheidungen nur Ungerechtigkeit und Hass entfachen und einem Appell an die „Mehrheit da unten“, sich dagegen zu stemmen. Trifft zumindest auf das Konzert-Publikum zu, ob auch auf die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung, ist nach den letzten Wahlen eher anzuzweifeln.
Ansonsten ist heiße Party-Stimmung angesagt, zu Tracks wie „Nimm mich so wie du bist“, „Lebenselixir“ und „Schau, schau“, und da steht Plewka schon mal ohne T-Shirt da. Mit einem witzigen Seitenhieb auf „unseren“ Marco Michael Wanda: „Hier ist es so heiß. Jetzt ist mir klar, warum der von Wanda immer nackt auf der Bühne herumhüpft.“
Nach „Wir werden uns wiedersehn“ verabschieden sich Selig von ihren Wiener Fans. Und kommen kongenial wieder mit drei Zugaben, einem Block ihrer Breakthrough-Hits aus dem ersten Album („Sie hat geschrien“, „Wenn ich wollte“, „Ohne dich“), „Kashmir Karma“ und einem Akustik-Abschied mit „Regenbogenleicht“. Und dem subtilen Wink, positiv in die Zukunft zu schauen. Trotz aller Widrigkeiten.
Wie soll jemand sein Recht durchsetzen, wenn er bereits zuvor durch die hohen Gebühren davon abgeschreckt wird? Österreich ist das einzige Land Europas, in dem die Einnahmen den Aufwand der Gerichte übersteigen.
Laut einer Europaratsstudie von 2014 decken die Gerichtsgebühren das Justizbudget zu 111 (!) Prozent, der EU-Schnitt beträgt nur 23 Prozent. Ein Teil der Gerichtseinnahmen fließt also in die allgemeine Verwaltung.
Kritik kommt auch von der Rechtsanwaltskammer im aktuellen Tätigkeitsbericht. Und das sogar aus aktuellem Anlass. Denn erst am 1. August 2017 wurden die Gerichtsgebühren wieder erhöht. Grund ist der § 31a GGG, der vorsieht, dass die Gebühren an den Verbraucherpreisindex angepasst werden müssen, wenn sich dieser um fünf Prozent geändert hat.
Die RAK fordert – neben einer Deckelung der Gerichtsgebühren bei hohen Streitwerten – eine Abschaffung dieses Automatismus. Weitere Gebührenerhöhungen wie bisher sind für den Bürger nicht mehr zumutbar. So kostete 2002 ein Antrag auf einvernehmliche Scheidung nach § 55a Ehegesetz noch 159 Euro, heute bereits 293 Euro. Mehr als verdreifacht haben sich die Gebühren für Privatanklagen. Sie stiegen in den letzten 5 Jahren von 82 auf 269 Euro.
Diverse Gebührensenkungen im Rechtsmittel- bzw. in familien- und arbeitsrechtlichen Verfahren sind da nur ein Tröpfchen auf dem heißen Stein. Der neue Justizminister hat die wichtige Aufgabe, die Inflationsanpassung der Gebühren zu beseitigen und eine allgemeine Gebührenreduzierung vorzunehmen. Ansonsten haben finanziell weniger begüterte Bürger von vornherein einen Startnachteil vor dem Gesetz.
„Gibt´s ein Leben vor dem Tod?“ – Keine philosophische Vorlesung auf der Universität Wien, sondern das neue 7. Album der Austropop-Legende Boris Bukowski. Beantworten muss der ewig junge 51jährige (plus ein paar Jährchen dazugerechnet) diese Frage nicht. Das zeigt schon sein mitreißender Auftritt in der Szene Wien gemeinsam mit seiner Live Band „Die bunten Hunde“.
Bukowski war in den 70ern zuerst Schlagzeuger, dann Sänger der Band Magic, die zwar nicht den großen kommerziellen Durchbruch schaffte, aber für enorme Aufbruchsstimmung in der steirischen Musikszene sorgte. Daneben widmete sich der Sohn eines Rechtsanwalts auch dem Jus-Studium, das er erfolgreich mit dem Doctor iuris abschloss. Sein erstes Solo-Album veröffentlichte er 1985, das u.a. seinen Kult-Hit „Der Fritze mit der Spritze“ enthielt und ihm gleich eine Pop-Amadeus-Nominierung einbrachte.
Bei seinen Live-Gigs haben je zur Hälfte sowohl neue als auch „Songs des alten Jahrtausends“ Platz auf der Set-List. In der Szene Wien startete er mit seiner neuen Single „Money“ und dem Uptempo-Track „Achterbahn. Die Produktion modern und schnittig, man merkt die Einflüsse des Depeche Mode-Drummers Christoph Eigner. Vom ultimativen Klassiker „Kokain“ liefert Bukowski im 1. Teil der Show einen düster-angehauchten Remix. Sozusagen hart und weich zugleich, ein weiterer Hit aus den 80ern. Ein besonderes Highlight jeder Boris-Show ist auch der Danzer-Song „Weiße Pferde“, der in den 90ern auch auf einem Tribute-Album veröffentlicht wurde.
„Kunst ist Leben, und Leben ist Kunst. Wir alle sind Künstler, und die Welt gehört uns“ – Ein neuer Song von Bukowski, der an ein Zitat des Künstlers Joseph Beuys angelehnt ist, begeistert das Publikum im 2. Teil der Show. Ebenso wie das urban-kritische „Die Stadt“ und der melancholisch-nachdenkliche Track „Komm und tanz mit mir, bis die Musik aufhört zu spielen“. Es folgt „Trag meine Liebe wie einen Mantel“, der größte Single-Hit von Bukowski Anfang 1990, als Ö3 noch die österreichische Musikszene unterstützte und das seelenlose Formatradio der Jetztzeit – das Bukowski heftig kritisiert – noch einige Jahre entfernt war.
Bukowski stand zu dieser Zeit knapp vor dem Durchbruch in Deutschland, die Promotion-Kampagne inklusive Remix-Best of-Album war fertig, als plötzlich der zuständige Manager der Plattenfirma in eine andere Abteilung versetzt wurde und die Anstrengungen umsonst waren. Dem Vollblutmusiker und positiven Lebensmenschen Boris Bukowski hat dies persönlich zumindest nach außen nicht geschadet.
In der Szene Wien versetzte er die Fans mit dem Titel-Track seines neuen Albums und mit der „Kokain“-Originalversion noch in einen finalen Schlusstaumel, dann signierte er noch stundenlang CD´s und Bücher außerhalb des Bühnenareals. Vielleicht sieht man ihn ja wieder nächstes Jahr beim Wiener Donauinselfest, wie einst in den 80ern!
Die diesjährige Buch Wien kann sich über einen Rekordandrang freuen. Insgesamt 48.500 Besucher frequentierten die Wiener Buchmesse und ihre 451 Einzel-Veranstaltungen, ein Zuwachs von 5.500 zum Vorjahr.
Auch der Waldviertler Schriftsteller Thomas Sautner nutzte die Gelegenheit, sein neues Buch „Das Mädchen an der Grenze“ vorzustellen. Selbst in Gmünd geboren spielt auch die mysteriöse Handlung seines Romans in dieser Gegend, im Umfeld eines Zollhauses an der tschechischen Grenze. Wir schreiben 1988, 1 Jahr vor dem Grenzfall. Das Mädchen Malina – der Konnex zu Ingeborg Bachmann scheint nicht unbegründet – nimmt Dinge wahr, die sonst niemand erkennt, und wird deshalb für verrückt gehalten. Ein kluger Schachzug des Autors, persönliche und metaphysische Grenzen mit dem Wegfall der staatlichen und politischen Barrieren zu verbinden. Eine kurze Lesung durch den seit 2006 schreibenden Autor („Fuchserde“) löste bereits Begeistern beim Publikum aus.
Am 6. Februar 1918 wird der 100. Todestag von Jugendstil-Ikone Gustav Klimt zelebriert. Grund genug, für den Autor Gregor Auenhammer, sich investigativ durch Wien zu bewegen und das private und berufliche Leben Klimts nachzuzeichnen. In Schulen, geheimen Wohnungen, ehemaligen Bädern (wie dem Kaiserbründl) oder in Ateliers. Entdeckungen gibt es zur Genüge: Klimt war nicht nur ein künstlerischer Avantgardist und Provokateur, sondern auch ein Liebling der Frauen mit insgesamt 6 Kindern. „Auf den Spuren von Gustav Klimt: Spaziergänge durch Wien“, die man auch in der Realität per pedes nachverfolgen kann.
Ähnlich wie Sepp Dreissingers Verneigung vor DER Wiener Institution. In seinem umfangreichen Foto-Schmöker „Im Kaffeehaus“ erfährt man, wo Fräulein Sargnagel gerne ein paar Bier kippt (im Cafe Weidinger) oder Andre Heller sich weiterbildete, in seiner Universität, dem legendären Hawelka. Kritik an der Smartphonisierung mancher New Cafes darf vom renommierten Fotografen und Filmemacher Dreissinger nicht ausbleiben. Das Fazit allerdings ist eindeutig: „Bevor das Kaffeehaus ausstirbt, sterben wir aus!“
Lebensweisheiten hatte bei der Buch Wien auch ORF-Journalistin Barbara Stöckl anzubieten. „Was wirklich zählt“ heißt ihr neues Buch, das sich mit den positiven Seiten und den kleinen Momenten des Lebens beschäftigt. Ein Schritt zurück in einer ansonsten immer komplexeren Welt. Stöckl bei der Präsentation: „Man soll jeden Tag Resümee ziehen und am Abend kurz darüber nachdenken, „was heute gut war“. Das kann durchaus auch ein Buchkauf sein, an guter Auswahl mangelt es nicht.
„Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene“. Die Basis dafür bieten zahlreiche Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, die auf der diesjährigen Buch Wien im Messegelände 5 Tage lang präsentiert wurden.
Zum bereits 10. Mal findet 2017 die Wiener Buchmesse statt. 381 Autoren und Autorinnen nützten die Gelegenheit, auf 8 Messebühnen und in 32 verschiedenen Locations ihre Werke vorzustellen. Neben der Unterhaltungsliteratur standen vor dem 100. Jubiläumsjahr der Ausrufung der 1. Republik politische Sachbücher zur Zeitspanne von 1918 bis 1945 im Mittelpunkt.
Politikwissenschaftler Anton Pelinka bezeichnet diese Ära in seinem Buchtitel nicht untreffend als „gescheiterte Republik“. ORF-Journalist Gerhard Jelinek bezieht sich in seinem Buch „Es gab nie einen schöneren März“ auf die letzten 30 Tage vor dem Einmarsch Adolf Hitlers und verquickt historische Fakten mit spannenden persönlichen Gesprächen. Fast vergriffen ist bereits die erste Auflage des Kurt Bauer-Buchs „Die dunklen Jahre – Alltag im nationalsozialistischen Österreich 1938-1945“. Auch hier dienen Tagebücher, Briefe und Autobiografien als Grundlage für einen ambivalenten Blick auf das Gefühlsleben der Österreicher nach dem Anschluss, zwischen Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung und bitterem Entsetzen über den aufkeimenden Antisemitismus.
„Rosen für den Mörder, Hohn für die Opfer“ stand einst auf Plakaten von Wiener Demonstranten, die gegen den skandalösen Freispruch des SS-Schlächters Franz Murer 1963 protestierten. Der erste Satzteil ist gleichzeitig der Titel der Täter-Biografie von Johannes Sachslehner, der zugrundeliegende Real-Plot löste bereits bei der Präsentation auf der ORF-Bühne Beklemmen bei den Zuhörern aus.
Erschreckend auch, dass es im 21. Jahrhundert noch immer Menschen gibt, die in der Nazi-Ideologie verhangen sind. Heidi Benneckenstein erzählt in ihrem Buch „Ein deutsches Mädchen“ von solchen Menschen, von ihrer eigenen Familie, die sie in Hitler-Jugend ähnlichen Lagern aufgezogen hat. Mitten in Deutschland. Im Interview erzählt die heutige Erzieherin auf der Buchmesse, mit welchen Tricks sie und ihr Freund den Ausstieg aus der rechten Szene geschafft haben.
Das schafft Hoffnung für die Zukunft. Ebenso wie Bücher, die sich mit dem Thema Flucht beschäftigen. „Jeder kann zum Flüchtling werden. Heute sind es die Syrer und Afghanen, früher waren es die jüdischen Schriftsteller, Journalisten und Wissenschaftler“, so der Profil-Journalist Herbert Lackner. In seinem Buch „Die Flucht der Dichter und Denker“ beschreibt er die abenteuerlichen Fluchtwege bekannter Österreicher wie Karl Farkas, Stefan Zweig oder Hannah Arendt, die teils auf geheimen Pfaden über die Pyrenäen flüchteten und mit amerikanischer Hilfe das letzte Schiff Richtung Freiheit erreichten.
Noch weiter zurück geht der bekannte deutsche Historiker Philipp Ther in seinem Buch „Die Außenseiter“, das die Flüchtlingsszenarien der letzten Jahrhunderte in Europa penibel aufarbeitet. Im Interview mit Günther Kaindlsdorfer liefert er auch einen Lösungsvorschlag für die heutige Politik: Die Botschaft „Integriert euch“ an die Migranten ist zu wenig, man müsse als moderne Gesellschaft auch authentische Ansprechpartner für die Flüchtlinge bereitstellen, die sich um deren Angelegenheiten an oberster Stelle kümmern. Ausgestattet mit entsprechenden Kompetenzen und nicht nur als „Alibi-Funktionär“ ohne Durchsetzungskraft.
Klare Worte spricht auch die ehemalige Außenministerin und EU-Kommissarin Benito Ferrero-Waldner in einer spannenden Podiumsdiskussion anhand ihres neuen Buches „Zukunft Europas – Wen begeistert Europa heute noch?“ Sie fordert nicht nur eine Aufteilung der Asylwerber nach objektiven Kriterien auf alle EU-Mitgliedstaaten, sondern auch eine Solidarunion und eine verstärkte Zusammenarbeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen. Also eine EU, die sich weiter in Richtung Solidargemeinschaft gegen nationalistische Strömungen wendet. Ob sich die nächste Bundesregierung dies zu Herzen nimmt?
"Kunstgenuss und Lebensfreude", das sind Attribute, für die das Museumsquartier in Wien steht. So der MQ-Direktor Christian Strasser bei der Eröffnung der neuen "Winterlandschaft" im Hof-Areal.
Die Eispavillons wurden nach 7 Jahren durch sogenannte "MQbis" ersetzt, die vom innovativen Architektenteam Verdandi konzipiert wurden. Erleuchtet werden die sieben Häuschen durch LED-Würfel an der Decke. Barkeeper servieren dort nicht nur Glühwein, Punsch oder Bio-Bier, sondern auch zahlreiche Food-Spezialitäten.
Beim MQ-Opening begrüßte der FM4-Moderator Stuart Freeman den Komponisten Stephan Kondert auf der Showbühne. Der gebürtige Salzburger lebt seit einigen Jahren in New York und sorgte danach mit seiner 16köpfigen Band SK Invitational und diversen Gastrappern für groovige Hip-Hop-R&B-Beats.
Neben DJ Sounds sind auch weitere Live-Acts im Museums-Winterquartier geplant. So zum Beispiel am 6. Dezember, wenn in Kooperation mit der Universität für Musik und darstellende Kunst zum ersten Mal klassische Musik auf dem Programm steht.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Sollte es sich um einen Fremden handeln, dann vermutlich noch öfter. Am 1. November ist eine weitere Fremdenrechts-Novelle in Kraft getreten: Das sogenannte Fremdenrechtsänderungsgesetz, bestehend aus 25 (!) Bundesgesetzblatt-Seiten, das nach einer parlamentsinternen Panne zweimal im Nationalrat beschlossen werden musste. Der Kern des Pakets: Rigide Ortsbeschränkungen für Asylwerber und neue Verwaltungsstrafbestimmungen mit enorm hohen Strafen, die vermutlich die österreichische Seele vor der Nationalatswahl beruhigen sollten.
Asylwerber dürfen ab sofort ihren Wohnsitz nicht mehr außerhalb des Bundeslandes begründen, das ihnen Grundversorgung gewährt. Außerdem kann einem Asylwerber nach Zulassung zum Verfahren aus öffentlichen Interessen aufgetragen werden, in einem bestimmten Quartier durchgängig Unterkunft zu nehmen. Als Kriterium gilt u.a. die Mitwirkungsverpflichtung des Asylwerbers am Verfahren. Nicht die einzige „Kann“-Bestimmung, die den Ermessensspielraum der zuständigen Behörden vor neue Herausforderungen stellen wird.
Ein Verfahren zur Aberkennung von Asyl soll künftig nicht erst bei einer rechtskräftigen Verurteilung, sondern bereits bei Anklageerhebung eingeleitet werden. Für den Abschluss des Aberkennungsverfahrens muss aber weiterhin die Rechtskraft im Strafverfahren abgewartet werden. Der Unschuldsvermutung sei Dank.
Ein zur Ausreise verpflichteter Fremder, der über kein Reisedokument verfügt, soll jetzt selbst (!) die notwendigen Pässe und Zertifikate bei den ausländischen Behörden einholen und seine Anstrengungen dem Bundesamt für Fremdenwesen gegenüber nachweisen. Das wird spannend, scheitert doch der Staat zumeist selbst an der Beschaffung der notwendigen Dokumente.
Fremde, gegen die eine Rückkehrentscheidung rechtskräftig erlassen wurde, können auch in eigenen Betreuungseinrichtungen des Bundes untergebracht werden. Derzeit sind mindestens drei österreichweit geplant, in Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel), Krumfelden (Kärnten) und Steinhaus am Semmering (Steiermark).
Den intellektuellen Höhepunkt der Novelle bieten aber die neuen Verwaltungsstrafbestimmungen für Fremde, die nicht rechtzeitig ausgereist bzw. trotz Verbot unrechtmäßig eingereist sind. Hier drohen Geldstrafen in der Höhe von 5000 bis 15000 Euro. Wer diese im Gepäck hat, reist vermutlich auf eine spanische oder griechische Urlaubsinsel. In der Praxis heißt dies allerdings, dass Ersatzfreiheitsstrafen verhängt werden müssen.
Für die neue Bundesregierung zählt das Fremdenrecht – nicht nur aufgrund der übersteigerten Erwartungen der Bevölkerung – zu den wichtigsten und auch brisantesten Materien ihrer zukünftigen politischen Arbeit. Die nationale Grenzsicherung ist sicherzustellen, Asylverfahren sind zu beschleunigen, und natürlich müssen endlich auch Rückführungsabkommen mit jenen Staaten abgeschlossen werden, aus denen der Großteil der Flüchtlinge stammt.
Unabdingbar ist auch eine Neukodifikation des Fremdenrechts. Die derzeitigen Vorschriften (mit ihren zahllosen Novellen und Übergangsbestimmungen) durchschauen nicht einmal gewiefte Experten, geschweige denn Hilfesuchende. Dass deren verfassungsmäßigen Grund- und Freiheitsrechte eingehalten werden müssen, steht außer Zweifel.
Es war eine revolutionäre Idee, die in London noch im alten Jahrtausend entstand: Die Gründung einer virtuellen Band, bestehend aus 4 extravaganten Cartoon-Figuren. Die Protagonisten: Ex-Blur-Sänger Damon Albarn und der Comic-Zeichner Jamie Hewlett, bekannt durch seine "Tank Girl"-Karikaturen. Es entstanden die Gorillaz: 2-D mit blauem Haarschopf, Bassist Murdoc, Hip Hopper und Percussionist Russell und die 10jährige japanische Gitarristin Osaka. Das erste Album wurde ein Riesen-Hit mit über 7 Millionen Verkäufen, die chillige Cross-Over-Single „Clint Eastwood“ zum Klassiker.
16 Jahre später beehrten die Gorillaz zum ersten Mal Österreich, im Rahmen ihrer weltweiten „Humanz“-Tour. 12.000 Fans warteteten sehnsüchtig auf den lang erwarteten Auftritt und wurden nicht enttäuscht. Was verblüfft: Spielte die analoge Band bei ihren ersten Konzerten noch verdeckt hinter einer Leinwand und standen dementsprechend die skurrilen Figuren im Mittelpunkt, so ist dies bei der aktuellen Tour umgekehrt. Im Background erscheinen zwar auf den Screens zahllose Visuals und die kultigen Clips der Cartoon-Stars (inkl. Bruce Willis in „Stylo“), das Konzert pulsiert aber durch die ausgezeichnete Band, Frontman Damon Albarn und die wechselnden Gast-Sänger.
So erleben die kultigen Alt-Stars von De La Soul („Me Myself I“) bei den Gorillaz einen zweiten Frühling – mit Hip Hop Rhymes zum Mega-Party-Hit „Feel Good Inc“ und „Superfast Jellyfish“. Vor dem großen Karriere-Durchbruch dürfte die vielseitige Londoner Rapperin Little Simz stehen, die bereits das Vorprogramm bestritt. „Garage Palace“, ihr brandneues „Duett“ mit den Gorillaz, läutete endgültig den globalen Dance-Groove in der Stadthalle ein. „We got the Power“ vor dem Zugabenteil detto.
Und Simbiatu Ajikawo, so ihr ursprünglicher Name, ist vielleicht das wichtigste politische Zeichen der World Tour. Die Tochter nigeranischer Einwanderer wuchs arm in einem Flüchtlingsheim in Nord-London auf und zeigt heute authentisch, was Migranten trotz widrigster Umstände mit Fleiß, Kreativität und Durchsetzungswillen erreichen können.
Die Gorillaz-Show selbst verzichtet großteils auf Polit-Agitation und ist wie das aktuelle Album auf Party ausgerichtet, für Albarn kein Widerspruch. In einer Welt, in der ein Trump Präsident werden kann, „ist das Wort Party eine Metapher für Energie – und die brauchen wir!“
Mit 1. November tritt eine Reform des Privatkonkurses in Kraft, der vor allem Schuldnern mit niedrigem Einkommen und Menschen mit hohen Schulden (wie gescheiterten Selbständigen) Erleichterungen bringt.
Grundlage ist das sogenannte Insolvenzrechtsänderungsgesetz, das Ende Juni 2017 mit breiter Mehrheit im Nationalrat beschlossen wurde. Die Änderungen betreffen vor allem das Abschöpfungsverfahren, das dann eingeleitet wird, wenn der Zahlungsplan scheitert. Beim Zahlungsplan selbst gibt es keine Änderungen: Dieser wird weiterhin mit Mehrheit der Gläubiger beschlossen. Der Schuldner selbst muss den Gläubigern so viel an monatlicher Rückzahlung anbieten, wie in den nächsten fünf Jahren vom Einkommen pfändbar sein wird. Eine Untergrenze besteht nicht.
Beim Abschöpfungsverfahren als letzter Stufe des Privatkonkurses wurde bis dato eine Mindestquote von 10 % der Schulden fixiert. Diese wird mit 1. November komplett gestrichen. Außerdem wird die Abschöpfungsfrist, innerhalb derer der Schuldner bis aufs Existenzminimum (889 Euro) gepfändet wird, von 7 auf 5 Jahre verkürzt. Danach erfolgt bei Vorliegen aller Voraussetzungen die Restschuldbefreiung.
Ein sofortiger Einstieg in das Abschöpfungsverfahren - ohne Angebot zum Zahlungsplan - ist dann möglich, wenn das Einkommen unter oder nur geringfügig über dem Existenzminimum liegt. Hat jemand kein pfändbares Einkommen, dann muss sich der Schuldner um eine angemessene Erwerbstätigkeit bemühen und dies auch dem Gericht nachweisen.
Über die Auswirkungen der Novelle sind sich die Experten und Interessengruppen uneinig. Gläubigerschutzverbände befürchten, dass die Privatkonkurse stark steigen werden und die Gläubiger um ihre Forderungen umfallen werden. Anders die Schuldnerberatungen, die dadurch wieder Hoffnung für ansonsten aussichtslose Fälle sehen. Verwiesen wird dabei auch auf die europäischen Tendenzen: Eine Mindestquote ist nur mehr in Tschechien vorgesehen, auch die Entschuldungsdauer liegt international meistens zwischen 3 und 5 Jahren.
Auf den ersten Blick denkt man an eine innovative Bleistiftzeichnung eines Jung-Künstlers oder an extravagante Brainstorming-Ideen eines Architekten. Tatsächlich steckt hinter dem Projekt im untersten Stockwerk der U-Bahn-Station Schottenring, am linken Donaukanal, eines der düstersten und grauenvollsten Vorfälle der nationalsozialistischen Kriegsherrschaft.
In den Jahren 1938 bis 1945 wurden nachweislich 800 Juden und Jüdinnen, die in der Herminengasse lebten, von den Nazis deportiert. Jener Durchgang, in dem die künstlerische Installation eingerichtet wurde, führt genau in diese Gasse des 2. Wiener Gemeindebezirks Leopoldstadt, in dem fast 60.000 uden lebten. Die Idee stammt von der deutschen Künstlerin und Sängerin Michaela Melian, die sich bereits bei ihren Werken "Memory Loops" und "Föhrenwald" mit dem Nationalsozialismus beschäftigte. Die traurigen Fakten wurden von der Historikerin Tina Walzer recherchiert.
Die 21 Häuser der Herminengasse, die teils in jüdischem Besitz waren und enteignet wurden, teils auch als Sammelquartiere verwendet wurden, werden von Melian als diagrammatische Informationsbalken dargestellt. 1322 jüdische Menschen lebten damals in diesen Häusern, 800 davon wurden in Konzentrationslagern ermordet. Das grausame Schicksal dieser Menschen wird veranschaulicht durch Linien zwischen den Balken und den am Rand namentlich angeführten Vernichtungslagern.
"Immer wieder packt mich dasselbe Grauen, wenn ich durch eine Unterführung gehe", so der Stadtentwicklungskritiker Siegfried Kracauer im Berlin der 60er. Grauen zu erwecken ist allerdings zuwenig. Die Intention liegt darin, dass solche Vorfälle nie mehr passieren dürfen. Und das soll jeder, der diese Passage durchschreitet, beherzigen und sich vehement aktiv gegen minderheitenfeindliche Initiativen einsetzen. Auch wenn er gerade das Bierchen für das Donaukanaltreiben öffnet, die Studienunterlagen durchblättert oder seinen neuen Lieblingssong auf dem Handy hört.
"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" - Ein Spruch von Karl Valentin, der auch heute noch seine Gültigkeit hat. Abgebaut werden kann das Gefühl der Fremde dadurch, dass man sich auf neue Situationen, Eindrücke und Kulturen einlässt und diese in sein persönliches Leitbild integriert. Ähnliche Gedanken dürften auch Andre Heller zur Eröffnung für das Weltmuseum am Heldenplatz inspiriert haben.
In einer zweistündigen Show gaben sich die verschiedensten Kulturen und Völker ein Stelldichein: Australischer Didgeridoo-Sound von Koomurri, indische Hip Hopper, mexikanische Feuertänze, afrikanische Drums, das Puppet Theatre Academy of Bratislava mit überlebensgrößen Vögel-Apparaturen oder das mongolische Trio Violons Barbares mit seltenen Instrumenten wie der 14saitigen Gadulka. Zwischen den Auftritten wurde es poetisch, emotional vorgetragen von Adele Neuhauser. Die Moderation übernahm Christoph Wagner-Trenkwitz, der nicht nur den Kurator Andre Heller, sondern auch Bundespräsident Alexander van der Bellen auf die Bühne holte. Das Finale läutete das geniale österreichische Bläserensemble Federspiel ein, bei dem noch einmal alle Künstler für ein Abschluss-Furioso sorgten.
Danach wurde das 3900 m2 große Weltmuseum, das innerhalb der letzten 3 Jahre aus dem Völkerkundemuseum konvertierte, zum ersten Mal für die Öffentlichkeit freigegeben. Ca. 3000 internationale Objekte in 14 Sälen warten dort auf die Besucher, darunter eine einzigartige James Cook-Sammlung oder viele Mitbringsel von den Reisen Franz Ferdinands. Als Kult-Objekt gilt die 500 Jahre alte Federkopfkrone, bei der sich die eingeladenen mexikanischen Apachen zu einem wahren Freudentanz hinreißen ließen :-)
Draußen werden die Temperaturen kälter, aber "hier ist der Sommer eingekehrt". So die grandiose Leadsängerin von Leyya, Sophie Lindinger, die sich über ein ausverkauftes Wiener WUK freute. Vorwiegend frequentiert von urbanen Musikfans zwischen 20 und 30.
Die Karriere von Leyya, ursprünglich bestehend aus Lindinger und dem in mehreren Formationen agierenden Marco Kleebauer, begann 2013 im oberösterreichischen Eferding. Der Bandname stammt aus dem Inuktitut und bedeutet dort "Vermarktungsstrategie". Und die ist - abgesehen von den internationalen Vibes - wirklich nicht schlecht. Popfest-Auftritte vorerst auf dem Second Floor, dann als Headliner, dazu Amadeus-Award Nominierungen. Bis es 2017 mit dem FM4-Award klappte.
Tatsächlich ist die Karriere von Leyya allerdings auf das Ausland ausgerichtet. Der Sound: Elektronisch-düster-sexy im Stil von Florence&The Machine und Portishead. Die Auftritte mit verstärkter Band rockiger und grooviger als die Studio-Tapes. Nach der EP "Drowning in Youth" und dem ersten Album "Spanish Disco" erscheint in den nächsten Monaten ihr zweites Album, einige Stücke (wie die neue Single "Oh Wow") wurden auch im WUK bei großem Applaus präsentiert. Neben Leyyas Synthi-Pop-Klassiker "Superego", dem fragilen "Zoo" oder Sophies Favourite "Worthy". Als Zugabe die auch cliptechnisch bekannten Tracks "Wolves" und "Butter".
Und während sich die begeisterten Fans noch im WUK-Außenbereich einen Drink in der lauen Herbstnacht gönnten, rüstete sich die festivalerprobte Band für ihre Club-Tournee in Deutschland, darunter auch ein Gig in der Berliner Berghain-Kantine. Die Zeichen stehen gut für Leyya.
Die Nationalratswahl ist geschlagen. Die nächste Nationalratssitzung am 9. November ist bereits die konstituierende, bei der die neuen Abgeordneten angelobt und die drei Nationalratspräsidenten gewählt werden. Es kann daher Bilanz über die abgelaufene Gesetzgebungsperiode gezogen werden.
In der vorzeitig zu Ende gegangenen Legislaturperiode wurden seit dem Herbst 2013 469 Gesetze beschlossen. 328 beruhten auf Regierungsvorlagen, 114 gingen auf Gesetzesinitiativen der Parlamentsfraktionen zurück, 21 auf Gesetzesanträge aus den Ausschüssen. 28 % der Gesetzesbeschlüsse fielen einstimmig, ein Rückgang von 9 % gegenüber der vorhergehenden Gesetzgebungsperiode.
Zwischen Oktober 2013 und 2017 wurden 199 Sitzungen durchgeführt, die 1129 Stunden und 30 Minuten dauerten. Inkludiert sind 23 Sondersitzungen. Das Stenographische Protokoll wies 21.701 Seiten auf.
Zusätzlich zu den Plenarsitzungen fanden in der 25. Legislaturperiode 827 Ausschuss-Sitzungen statt. Auch das Kontrollrecht der Abgeordneten wurde intensiv in Anspruch genommen. 14.189 schriftliche Anfragen wurden an die Bundesregierung gerichtet. Zwei Untersuchungsausschüsse (die erstmals per Minderheitsrecht eingesetzt wurden) beschäftigten sich mit der Kärntner Hypo Alpe-Adria und dem Eurofighter. Bei zwei parlamentarischen Enquete-Kommissionen (zur Würde am Ende des Lebens und zur Stärkung der Demokratie) waren erstmals Bürger redeberechtigt.
Zu den wichtigsten Gesetzesbeschlüssen der abgelaufenen Periode zählten die Steuerreform mit einem Entlastungsvolumen von 5 Milliarden Euro, die Festlegung des absoluten Rauchverbots (ab Mai 2018), das Durchgriffsrecht des Bundes gegenüber Ländern und Gemeinden zur Unterbringung von schutzbedürftigen Asylwerbern, das (verfassungsrechtlich bedenkliche) Staatsschutzgesetz und das neue Kinderbetreuungsgeld-Konto.
In den letzten Monaten wurden - zumindest fragmentarisch - eine Bildungsreform, ein Integrationspaket (inklusive dem fragwürdigen Verhüllungsverbot), eine Verschärfung des Fremdenrechts und eine Abschaffung des Pflegeregresses beschlossen. Abseits der rot-schwarzen Regierungskoalition einigten sich SPÖ, FPÖ und die Grünen auf eine Rechtsangleichung von Arbeitern und Angestellten, die Abschaffung der Mietvertragsgebühr und die Streichung der Anrechnung des Partnereinkommens bei der Notstandshilfe.
Letztere Beschlüsse stellen allerdings nur Tröpfchen auf dem heißen Stein dar. Einheitliche Mindestsicherung, finanzielle Entlastung für Kleinverdiener und KMU´s, Sicherstellung der Pensionen, gerechtere Vermögensverteilung, Schutz von Arbeitnehmern und prekär Beschäftigten vor Ausbeutung, eine Qualitätsoffensive im Kindergarten-, Schul- und Hochschulwesen mit dementsprechender finanzieller Dotierung, progressivere Integration in der Stadt und am Land und eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts abseits von Nationalitäten und Religionen. Auf Bundesregierung und Nationalrat warten schwierige Herausforderungen.
Nach der Mandatsverteilung auf die im Nationalrat vertretenen Parteien erfolgt die Zuteilung der Mandate auf die wahlwerbenden Personen. De facto entscheiden die Parteien bzw. deren Gremien intern durch Parteilisten, welche Personen künftig im Nationalrat sitzen werden. Echte Demokratie bleibt dabei meist auf der Strecke.
Denn das derzeit geltende Vorzugsstimmensystem der NRWO bietet kaum Chancen für engagierte Abgeordnete in spe. Bei der letzten Nationalratswahl 2013 wurde KEINE EINZIGE Person aufgrund der Rechtsordnung vorgereiht, es wird dieses Jahr nicht anders sein.
Im Regionalwahlkreis wird eine Person nur dann vorgereiht, wenn sie mindestens 14 % der auf ihre Partei entfallenden gültigen Stimmen erhält. In den Landeswahlkreisen beträgt der Prozentsatz 10 %, im Bundesgebiet 7 %. Hürden, die nicht einmal bei überregionaler Bekanntheit, nach wochenlangem Einsatz bzw. teuren Marketing-Kampagnen zu schaffen sind.
Abgesehen davon verstehen auch die Wähler das Vorzugsstimmensystem falsch. 2013 wurden zwischen 28 % (ÖVP) und 74 % (FPÖ) der Bundeslisten-Vorzugsstimmen an die Listenersten vergeben. Über 50 Prozent der Vorzugsstimmen gingen - außer bei der SPÖ - ohnehin an Personen, die einen fixen Listenplatz hatten.
Einige Parteien versuchen immer wieder den Trick, mittels eines internen Vorzugsstimmensystems Personen zu motivieren, für die Partei "zu rennen" und ihre eigenen Stimmen zu maximieren. Dabei werden die wahlwerbenden Personen zu sogenannten "Blankoverzichtserklärungen" genötigt, im Falle geringerer VZ-Stimmen auf ihr Mandat zu verzichten. Rechtlich ist dieser Verzicht ein Verstoß gegen das verfassungsrechtlich normierte freie Mandat und laut VfGH absolut nichtig.
Eine Personalisierung der Wahl - und zwar auf allen Ebenen (Bund, Land, Gemeinde) - ist daher nur dann möglich, wenn diese gesetzlich festgelegt wird. Man könnte die prozentuellen Hürden herabsetzen oder – nach Abschaffung der Landeswahlkreise - in noch kleineren Regionalwahlkreisen mehr Mandate vergeben.
Auf Gemeindeebene sollte man die Parteilisten komplett abschaffen: Fix sollten nur die Spitzenkandidaten sein, der Rest des Gemeinderats sollte sich rein nach der Anzahl der Vorzugsstimmen bestimmen.
183 Mandate werden bei der Nationalratswahl vergeben. Dazu wird das Bundesgebiet in 9 Landeswahlkreise unterteilt.
Die Anzahl der Mandate eines Landeswahlkreises basiert auf der letzten Volkszählung (2013), die alle Staatsbürger und Auslandsösterreicher umfasst, die am Stichtag in der Wählerevidenz eingetragen sind. Die derzeitige Verteilung: Niederösterreich (37), Wien (33), Oberösterreich (32), Steiermark (27), Tirol (15), Kärnten (13), Salzburg (11), Vorarlberg (8), Burgenland (7).
Die Landeswahlkreise werden in insgesamt 39 Regionalwahlkreise unterteilt, denen nach demselben Verfahren (Hare´sches System) eine bestimmte Anzahl von Mandaten zugeordnet werden. Auf dieser Ebene beginnt nach Wahlschluss auch das 1. Ermittlungsverfahren. Die Gesamtsumme der im Landeswahlkreis abgegebenen gültigen Stimmen wird durch die zu vergebenden Mandate geteilt und so die Wahlzahl ermittelt. Jede Partei erhält im Regionalwahlkreis dabei so viele Mandate wie die Wahlzahl in ihrer Parteisumme enthalten ist ("Direktmandate").
Am 2. und 3. Ermittlungsverfahren dürfen nur Parteien teilnehmen, die in einem Regionalwahlkreis ein Direktmandat erreicht oder im gesamten Bundesgebiet mindestens 4 % der abgegebenen gültigen Stimmen erzielt haben. Jede Partei erhält auf Landesebene so viele Mandate wie die Wahlzahl in ihrer Parteisumme im Landeswahlkreis enthalten ist.
Im 3. Ermittlungsverfahren erfolgt der sogenannte "bundesweite Proportionalausgleich". Nach der Ermittlung einer neuen Wahlzahl mittels des d´Hondtschen Modells werden die "Restmandate" auf die Kandidaten der Bundesliste verteilt.
Bei der letzten Nationalratswahl 2013 kamen 75 Abgeordnete über die Regionalwahlkreise in den Nationalrat, 69 über die Landes- und 39 über die Bundesliste.
Es gibt aktuell einen Spitzenkandidaten, die - absichtlich oder unwissend - behauptet, ein Kanzler werde gewählt. Tatsächlich wird am 15. Oktober der Nationalrat gewählt, der aus 183 Abgeordneten besteht und der - gemeinsam mit dem (mehr als reformbedürftigen) Bundesrat - die Gesetzgebung des Bundes ausübt. Im Nationalrat sitzen derzeit 6 Fraktionen (SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Team Stronach, Neos) bzw. nach etlichen internen Querelen zahlreiche "wilde"Abgeordnete.
Wahlberechtigt sind alle österreichischen Staatsbürger, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben und vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen sind. Eine Person kann gemäß § 22 NRWO aufgrund einer gerichtlichen Verurteilung vom Wahlrecht ausgeschlossen werden, das Gericht entscheidet dabei nach den Umständen des Einzelfalls.
Das passive Wahlrecht setzt neben der österreichischen Staatsbürgerschaft die Vollendung des 18. Lebensjahres voraus. Zur Nationalratswahl (befristet) nicht antreten darf jemand, der wegen einer oder mehrerer mit Vorsatz begangener strafbarer Handlungen zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden ist.
Die Legislaturperiode wurde im Jahr 2007 von 4 auf 5 Jahre verlängert. Mit der damals fadenscheinigen Ausrede, man könne sich dann mehr auf Reformen konzentrieren. Tatsächlich dauert auch die aktuelle Legislaturperiode nur etwas mehr als 4 Jahre, da nach einer monatelangen Blockadepolitik seitens der ÖVP in der Bundesregierung, verbunden mit der strategisch geplanten Ablöse Mitterlehners durch Kurz, am 13. Juli ein gemeinsamer Neuwahlbeschluss getroffen wurde.
Die Angelobung des neuen Nationalrats soll am 9. November im Rahmen einer konstituierenden Sitzung stattfinden.
Kurz vor Ende der Legislaturperiode hat der Nationalrat noch die Möglichkeit genützt, das Tierschutzgesetz zu "reparieren" und das dort im § 8a/2 geregelte Verkaufsverbot von Tieren zu lockern.
Grund waren zahlreiche Beschwerden von kleinen Vereinen und Privatpersonen, denen es verwehrt war, Tiere im Internet zu verkaufen. Viele Hunde und Katzen wurden dementsprechend ausgesetzt oder landeten in überfüllten Heimen.
Die Grundintention der Novelle ist allerdings dieselbe. Ziel sei es, den Welpenhandel im Internet zu verhindern. Daher unterliegt der künftige Verkauf von Tieren bestimmten Bedingungen. Es muss sich um einzelne, individuell bestimmte Tiere mit einem Alter von mehr als 6 Monaten handeln, die nicht bei ihrem bisherigen Halter bleiben können oder dürfen. Als Anwendungsfälle gelten hier beispielsweise Erkrankung oder Tod.
Bei Hunden ist außerdem nachzuweisen, dass diese seit mindestens 16 Wochen in einer Heimtierdatenbank gemeldet sind. Verkauft werden dürfen die Tiere durch den Halter selbst bzw. durch die mit den Pflichten eines Halters betrauten Personen und Vereinen.
Überarbeitet wird laut Gesundheitsministerin Rendi-Wagner auch die Tierschutz-Sonderverordnung, die für kleine Vereine wesentliche Erleichterungen bringen soll.
Einige Schlagerstars (wie Bernhard Brink oder Marc Pircher) spielen derzeit auf der Wiener Wiesn, einer der Prominentesten dagegen bei der Eröffnung eines riesigen Einkaufszentrums am Stadtrand von Wien: Vanessa Mai.
Kürzlich Nr. 1 in den deutschen Charts mit ihrem Album "Regenbogen" präsentierte sie im Simmeringer Huma Eleven ihre drei Top Hits "Wolke 7", "Ich sterb für dich" und "Nie wieder". Im sexy Outfit mit schwarzer Lederhose. Insofern dürften nicht - wie sie meinte - die Kids die Väter mitgeschleppt haben, sondern eher umgekehrt. Danach gab es noch Selfies und Autogramme für die zahlreich erschienenen Besucher.
Das im Jahr 2014 errichtete EKZ Huma 11 wurde von 30.000 auf 50.000 Quadratmeter erweitert und beherbergt neben Gastronomie und Interspar zahlreiche Markenbetriebe wie Media Markt, H&M oder Humanic. Unter den Neumietern ist der 6000 Quadratmeter große Modepark Röther. Zur leichteren Erreichbarkeit wurde auch ein Gratis-Shuttle-Bus zwischen Schwechat und Simmering installiert. Man darf gespannt sein, ob sich die Investitionen rentieren werden.
"Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz!" - Ein Zitat des noch regierenden Wiener Bürgermeisters Häupl, das auch auf einige Gesetzesbeschlüsse vor Wahlen zutrifft. So wie das "Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz", das am 1. Oktober in Kraft tritt.
Anstatt einerseits Integration auf gesellschaftlicher, schulischer und kultureller Ebene zu forcieren, andererseits sicherheitspolitisch für Grenzschutz, schnelle Asylverfahren und effektive Rückführungen zu sorgen, versucht "Integrationsminister" Kurz - verwunderlicherweise mit Hilfe der SPÖ - beim naiv-xenophoben Wahlvolk mit einem "Burka - und Niqab"-Verbot zu punkten, das aufgrund verfassungsrechtlicher Grenzen so nicht formuliert werden darf.
Schlechtes Vorbild ist Frankreich, wo es bereits zu skandalösen polizeilichen Vorfällen an diversen Badestränden kam. In Österreich ist ab Oktober jeder strafbar, der an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Gebäuden seine Gesichtszüge durch Kleidung oder andere Gegenstände in einer Weise verhüllt oder verbirgt, dass sie nicht mehr erkennbar sind. Inkludiert sind öffentliche Straßen, Amtsgebäude, Schulen, Einkaufszentren, Bäder, Fitnesscenter, was auch immer.
Denn tatsächlich wird dieses Gesetz (inklusive Erlass des Innenministeriums) weniger zur Integration einiger weniger Burka-Trägerinnen beitragen als zu skurrilen Beiträgen in Comedy-Shows. So müssen Japaner, die in ihrem Heimatland Atemschutzmasken tragen, diese in Österreich ablegen, ausgenommen sie haben ein medizinisches Attest dabei. Auch Clowns müssen sich vor einer Festnahme fürchten, wenn sie nicht gerade auf dem Weg zu einer Show sind. Künstler ohne Nachweis ihrer Performance detto. Und Schals dürfen nur dann das Gesicht verhüllen, wenn es frostig ist. Rapid-Fans aufpassen!
Rechtlich und faktisch umstritten ist auch der Vollzug des Gesetzes. Verhüllt sich eine Person gesetzeswidrig, dann hat sie eine Verwaltungsstrafe bis zu 150 Euro zu zahlen. Dann hat sie die Gesichtsverschleierung direkt vor Ort abzunehmen. Macht sie das nicht, dann wird sie - zwecks Identitätsfeststellung - zur nächsten Polizeistation befördert. Wo dann auch eine Zwangsabnahme des Gesichtsschleiers vorgenommen werden darf. Der rechtliche Ermessensspielraum ist auch Teilen der Polizei nicht geheuer.
Bei einem Verstoß gegen die Gesichtsverschleierung handelt es sich übrigens um ein Verwaltungsstrafdelikt. Es besteht daher kein Anhalterecht Privater. Ob das "einschlägig orientierte" Bürger wissen, darf bezweifelt werden.
Mit Stichtag 1. Juli befanden sich insgesamt 71.253 Fremde in Österreich in Grundversorgung, davon 52.224 Asylwerber. Eine - trotz reduzierter Migrationsbewegungen - noch immer beträchtliche Zahl, die aber durchaus ihre Berechtigung hat, wenn man den Rechtsstaat und das Asylrecht ernst nimmt.
Es stellt allerdings einen klaren Missbrauch unseres Gastrechts dar, wenn Menschen, die einen Asylantrag stellen, um Hilfe vor (angeblicher) Verfolgung ersuchen und adäquat versorgt werden, in ihrem Aufnahmestaat straffällig werden. Eine aktuelle Anfragebeantwortung des Innenministeriums zeigt ein schockierendes Ausmaß an (angezeigten) strafrechtlichen Verstößen durch Asylwerber.
So wurden im Zeitraum von Jänner bis Juli 2017 insgesamt 10.079 tatverdächtige Asylwerber registriert, davon 4281 in Wien, 1.308 in Oberösterreich und 1.146 in Niederösterreich. Die Bandbreite der Straftaten reicht durch alle Bereiche des Strafgesetzbuches und seiner Sondergesetze (wie dem Suchtmittelgesetz). Führende Nationalität sind die Afghanen (2867) vor Nigeria (1012), Syrien (862) und Algerien (832). Letzteres ein Land, aus dem Menschen vorwiegend aufgrund wirtschaftlicher Gründe flüchten.
Natürlich handelt es sich bei diesen Asylwerbern vorerst um Tatverdächtige, und es werden sich darunter auch viele Bagatelldelikte befinden, die vielleicht auch aufgrund kultureller Missverständnisse, selbstempfundener Ausweglosigkeit, materieller Not oder Traumatisierung begangen wurden. Bei schweren Delikten muss der Staat allerdings handeln und seine Gesetze entsprechend adaptieren.
Derzeit liegt ein Asyl-Ausschließungsgrund nur dann vor, wenn es sich bei der Tat um ein Verbrechen handelt, das mit mehr als 3 Jahren Haft bedroht ist. Und auch dann muss die Haftstrafe in Österreich verbüßt werden. Erst dann erfolgt die Abschiebung, falls diese völkerrechtlich überhaupt zulässig ist bzw. Rückführungsabkommen existieren. Eine untragbare Situation. Es ist nicht die Aufgabe unseres Staates, verbrecherische Asylwerber in unseren Gefängnisssen zu verköstigen.
Ein erster Schritt wäre die sofortige Abschiebung straffälliger Asylberechtigter und Asylwerber nach Rechtskraft des Urteils. Und wenn nicht in ihren Heimatstaat, dann in den nächstgelegenen sicheren Nachbarstaat.
"Es war Sommer, doch im Winter. Gar nichts lief nach Plan. Dann war's auch noch Frühling. Es kam auf alles an." So klingt, garniert mit Elektro-Tech-Pop, die Aufbruchsstimmung im Berlin des Jahres 1993. Und zwar jene des deutschen Duos 2Raumwohnung, die mit diesem brandneuen Track ihre heiße Show im ausverkauften Wiener WUK starteten.
"Nacht und Tag" heißt das neue Album von Ex-Punkerin und NDW-DÖF-Girl Inga Humpe - ihre Schwester Annette kennt man von Ideal und Ich&Ich - und dem Electro-DJ Tommi Eckart, die auch privat seit 1993 ein Paar sind. Ihr neues Werk kann man durchaus als Konzept-Album bezeichnen. Die Inspiration kam den beiden durch einen nie veröffentlichten Track für einen Kinofilm. "In der entsprechenden Szene kamen die Leute früh morgens aus einem Club ans Tageslicht. Und dieser Song verwandelte sich von einem Clubtrack in ein sonniges Gitarrenstück." Und so produzierten die beiden 10 Songs, jeweils in einer Nacht- und einer Tag-Version. Frei nach dem Daniel Richter-Motto "Anderer Pinsel, anderes Ergebnis auf der Leinwand."
Die Club-Tour legt natürlich ihre Schwerpunkte auf die dunkle Nacht, die monotonen Beats und die Tanzexzesse. Freund Paul Kalkbrenner darf da mit einem Remix ("Wir werden sehen") nicht fehlen, aber auch die älteren Songs wie "Wir sind die anderen" oder das queere "Ich und Elaine" passen kongenial in das Konzept. In der Mitte der Show darf die Bassdrum ruhen, es wird chillig mit Akustik-Versionen von "Lucky Lobster" und "Hey Schmetterling", die quirlige Inga verhüllt mit Hippie-Sunglasses. Wie auf Ibizas Stränden (die laut Inga als Vorbild für die "Tag"-Atmosphäre gelten) werden die Party People allerdings wieder von der Nacht eingeholt.
Inga philosophiert vom Hotel Sunshine, man könnte es ja auch Ushuaia nennen, es groovt on the Dancefloor zu "Wir waren fürchterlich" und "Sie geht los", die Beats werden dunkler und härter. "Wir trafen uns in einem Garten" zielt anno 2017 auf die technoide Sub- und nicht auf die lässig-subtile Bobo-Kultur ab. Schranken unerwünscht. Die Super-Hits "Sexy Girl", "Spiel mit" und "Sasha Secret" mit einer lasziven Inga Humpe hinter dem Mikro dürfen nicht fehlen. Warum auch? Die altersmäßig buntgemischte Crowd zwischen 20 und 60 tanzt, lacht und ist enthusiastisch. Was wenn nicht das soll ein Konzert bewirken?
Die politische Message kommt am Schluss: Optimistisch sein und in der (scheinbaren) Tristesse der Gegenwart das Leben lieben. "Wunderbare Tage" heißt der bezaubernde Track aus dem 2013er-Album "Achtung Fertig" mit Zeilen wie dieser "Die Zukunft kommt immer, auch wenn ich sie nicht seh. Vor mir liegen wunderbare Tage, alles wird gut." "Danke Wien. Wir kommen wieder!" - So 2Raumwohnung nach dem fast zweistündigen Gig. Wir können´s kaum erwarten.
Wer dieser Tage einen Herbstspaziergang durch den Wiener Prater macht, der hat auch die Chance, die schönsten Fotos der Wiener Berufsfotografen zu begutachten. "Menschenbilder" nennt sich die Open-Air-Ausstellung auf der Straße des 1. Mai, die insgesamt 58 beeindruckende Werke mit 1,4 x 1,4m Größe beinhält. Ausgewählt wurden diese von einer fachkundigen Jury aus insgesamt 1600 Einreichungen.
Promis aus der Polit-, Kultur- und Musikszene wechseln einander dabei ab mit "gewöhnlichen" Menschen, die teils extravagant, teils subtil abgelichtet wurden. Die "echten Wiener" Falco, Karl Merkatz und Hermes Phettberg dürfen da nicht fehlen, mit Priscilla Presley und John Malkovich zieren auch Hollywood-Stars die Fotoparade.
Das Ausstellungskonzept, das 2012 am Mariahilferplatz in Graz gestartet wurde, lebt aber nicht vom VIP-Faktor, sondern von der Kunstfertigkeit der Fotografen. Spielende Kinder, Rockabillies, Hip Hopper auf der Copa Cagrana, Zimmermädchen bei der Arbeit oder das berührende "Fünf Generationen"-Porträt von Suzy Stöckl. Idee, Motiv und der Auslöser zum richtigen Zeitpunkt machen den Reiz der Fotos aus. Noch bis 26. September im Prater.
In den 60ern war Ibiza, abseits von Massentourismus, Hotelburgen und Clubbing-Exzessen, ein Geheimtip der Hippie-Szene. Auf der La Isla Blanca strandeten nicht nur Gegner der Franco-Diktatur, sondern Alternative aus aller Welt, die sich mit freier Liebe und Drogen unter heißer Sonne den Tag vertrieben. Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die Aussteiger mit dem Handel von Handarbeiten, Kunst und Kleidung. Hippie-Märkte gibt es auch heute noch in Ibiza, allerdings stark kommerzialisiert und auf die Touristen zugeschnitten.
Beliebte Hippie-Treffpunkte auf Ibiza waren die Cala Benirras, wo man sich zum Sonnenuntergang zum gemeinsamen Trommeln versammelte, das sagenumwobene Areal rund um Es Vedra und den Torre del Savinar und die Cala Xarraca. Hauptwohnorte waren Sant Carles und Sant Joan, legendär die Bar Anita´s, die auch heute noch geöffnet ist.
Die Hippies schmückten sich zum Zeichen für Frieden und Liebe mit Blumen, die Flower Power Generation was born. Seit Jahrzehnten weltberühmt in Ibiza sind die Flower Power Parties im Pacha, bei denen nicht House und Techno die Soundkulisse bilden, sondern kultige Hits aus den Sixties und Seventies.
Ricardo Urgell, Eigentümer des Pacha, war es auch, der der Hippie-Kultur Ibizas im August 2016 ein Tribut setzte. "Father and Daughter Walking" heißt die von Cio Abelli konzipierte Bronze-Skulptur, die direkt am Hafenkai vor der Can Pou Bar aufgestellt wurde. Sie zeigt einen langhaarigen Hippie-Vater, der mit seiner Tochter spazierengeht.
Grundlage dieser Skulptur war ein legendäres Foto von Toni Riera, das er einst Anfang der 70er im Amsterdamer Vondelpark geschossen hat. Dieses diente später auch als Flyer für die Retro-Pacha-Parties. Im Jahr 2000 erkannte sich eine junge Frau selbst auf diesem Poster, als sie bei einem zufälligen Ibiza-Urlaub das Pacha besuchte.
Schauspieler Sandy van der Linden und seine Tochter Radha, so die Namen der abgelichteten Hippie-Family, erinnern als modellierte Protagonisten an eine längst vergangene Jugend-Bewegung, die neben Ibiza vor allem in San Francisco, Amsterdam, Katmandu und Goa weitverbreitet war.
Aber keine Angst: Hippies gibt es auch heute noch, sie bezeichnen sich nur anders oder haben differente Wertvorstellungen als früher. In Ibiza sind sie garantiert nicht ausgestorben :-)
Man hört sie heute noch von Taxifahrern bei der Heimfahrt von den Clubs: Geschichten über Party-Touristen, die per Flugzeug anreisten und - ohne Hotel - aufgeputscht von Drogen tage- und nächtelang durchmachten und durchtanzten. Es war auch die wilde Zeit des "Space", das als After-Hour Epizentrum nahe der Playa den Bossa den "3 Tage Wach"-Party People die heißen technoiden Morning Hour-Beats frei Dancefloor lieferte. Solange die Reise nicht im Krankenhaus endete – und das tat sie häufiger als publiziert – wurde mit sunglasses-verdeckten weiten Pupillen weitergeshakt am Bora Bora Beach. Nicht wenige verwechselten die Autobahn mit einem Fußweg und wankten mit dem Koffer – neben den rasenden Autoboliden – zum Flughafen. Derartige Situationen kommen auch heute noch vor (wie selbst beobachtet), allerdings mit einer weit geringeren Wahrscheinlichkeit.
Die (offiziellen) After-Hours wurden von der ibizenkischen Regierung verboten, seit einigen Jahren müssen die Clubs um 6 Uhr zusperren. Auch der Bora Bora Beach-Sound beschallt erst am Nachmittag die Techno Clubber. „Die Party-Touristen sollen sich ausschlafen und sich zumindest nicht 24 Stunden mit legalen oder illegalen Drogen aufputschen.“, so der von der „Szene“ nicht gerade begeisterte Taxifahrer.
Die Rechnung ging auch auf: Weniger Rettungseinsätze, weniger Polizei an den Stränden und eine deutliche Attraktivierung der Strände für Familien. Die gewieften Disco-Betreiber entdeckten gleichzeitig eine neue Geldquelle, die kostenpflichtigen Pre-Parties vor Mitternacht. Klare Nr. 1 auf der La Isla Blanca ist das Ushuaia, das 2011 aus einer Transformation eines mittelklassigen Fiesta-Hotels entstanden ist.
In diesem Areal rund um einen Swimmingpool finden täglich von 17 bis 24 Uhr Dance-Events der Sonderklasse statt. Superstars wie David Guetta, Alesso, Diplo, Martin Garrix oder Kygo geben sich hier die Klinke in die Hand und sorgen, unterstützt von bombastischen Light- und Rauchshows, für eine exzessive Party-Atmosphäre. Der Eintritt: 55 Euro, die Drinks sündteuer, ein Mineral oder ein Bier bekommt man nicht unter 15 Euro. Die Superreichen oder die, die diesen Status zumindest vortäuschen wollen, blicken von ihren Hotelbalkonen ehrwürdig auf die Crowd.
Geführt wird das Ushuaia von Abel Matutes Prats, Sohn des ehemaligen spanischen Außenministers und früheren Bürgermeisters von Ibiza. Letzterer, Abel Matutes Juan, gilt in Ibiza als widersprüchliche Persönlichkeit und wird gerne auch als „Tony Sopranos von Ibiza“ bezeichnet. Er ist an zahlreichen Firmen im Baustoff- und Getränkebereich beteiligt und Besitzer der Fiesta Hotel-Gruppe. Verantwortlich war er auch für den Bau der Autobahn zwischen dem Flughafen und Ibiza-Stadt, bei dem er sich über die Proteste zahlreicher Umweltaktivisten und Inselbewohner hinwegsetzte.
Die Ushuaia-Parties direkt an der Playa den Bossa gelten als Erfolgsprojekt, heftig kritisiert werden allerdings – auch von DJ´s (die davon profitieren) – der finanzielle Ausverkauf der Szene und die „V.I.P.-isierung“ der Insel. „Früher waren alle Gäste VIP´s“, so ein Ibiza-Insider der alten Schule. Man sollte sich dieser Gedanken besinnen und wieder mehr auf alte Werte setzen.
Robbie Williams steht seit 2006 im Guinness Buch der Weltrekorde. Innerhalb eines Tages wurden 1,6 Millionen Tickets für seine Tour verkauft. Auch in Österreich gingen die Tickets weg wie die warmen Semmeln, Klagenfurt ausverkauft, in Wien über 52.000 Fans. Und das, obwohl das letzte Album (und Tour-Motto) "The Heavy Entertainment Show" nicht nur verkaufstechnisch unter den Erwartungen blieb.
Der Stimmung tat dies im Ernst Happel-Stadion keinen Abbruch. Das altersmäßig weit gestreute Publikum bekam das, was es erwartete: Sympathische Gags, sexuelle Anspielungen, eine bombastische Light-Show, massenkompatible Superhits und das perfekt inszenierte Drücken der Retro-Tränendrüse-Taste.
Bereits im Vorprogramm versetzten der durch eine Fußverletzung gehandicapte Andy Bell und Depeche Mode-Gründer Vince Clarke aka Erasure das Publikum in eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. "World be gone" heißt das neue Album, auf der Set-List stand gerade mal die neue Single "Love you to the Sky", ansonsten die legendären Synthi-Pop-Ohrwürmer von "I love to hate you" bis "A Little Respect". Auf das kultige Abba-Cover "Take a Chance on me" hat man verzichtet, viele Besucher hätten sicher gerne mitgesummt.
An den aktuell 43jährigen Robbie Williams, der bis dato über 77 Millionen Tonträger verkauft hat, kommt allerdings keiner ran. Bei seinen Up-Tempo-Tracks "Rock DJ" und "Let me entertain you" tanzen die sexy Ladies auf, es wird geswingt zu "Minnie the Moocher", und im Hit-Medley wird sogar Falcos Amadeus glorifiziert. Zwischendurch zieht Williams seine Karriere als "Take That"-Mitglied durch den Kakao und erinnert mit seinem "Freedom"-Cover an den kürzlich verstorbenen George Michael, der ihn nach seinem Boygroup-Ausstieg 1995 wieder ins Musikbusiness gebracht hat.
Die großen Gefühle bringt Williams auch durch seine Familie ins Spiel. "I love my Life" widmet er seinen Kindern, sein Vater, einst musikalischer Hotel-Unterhalter, singt mit ihm den Neil Diamond-Klassiker "Sweet Caroline". Und auch seine Gattin, die Schauspielerin Ayda Field, darf bei "Something Stupid" in die Gesangsvibrationen Nicole Kidmans treten.
Nicht fehlen dürfen die Kuschelrock-Heuler "She´s the One", ""Feel" und Angels". Im Gegenteil, sie sind natürlich die Highlights jeder Williams-Show. Romantische Lieder zum Mitsingen bei Gänsehautstimmung inmitten eines Smartphone-Lichtermeeres. Die Besucher sind verliebt, verträumt, euphorisch, melancholisch. Es bleibt kurz die Zeit stehen, bis Robbie mit "The End is near" den letzten Song des Abends einstimmt. "I did it my way", eine Verneigung des größten Entertainers der Jetzt-Zeit vor einem des letzten Jahrhunderts.
Musikalisch sollte Williams aber bald wieder mit innovativen neuen Songs punkten (und diese auch selbstbewusst präsentieren), die Zeitmaschine fliegt nicht ewig.
Laut dem EU-weit vereinbarten Barcelona-Ziel sollte ein Drittel der Kinder Betreuungseinrichtungen besuchen. Von diesem Ziel, das bereits 2010 erreicht hätte werden sollen, ist Österreich allerdings weit entfernt.
Gemäß der aktuellen Kindertagesheimstatistik 2016/2017 beträgt die Betreuungsquote bei unter 3jährigen Kindern derzeit 25,4 %. Insgesamt besuchen in Österreich 65.057 Kinder Krippen und Kleinkindbetreuungseinrichtungen. Dabei bestehen krasse Unterschiede zwischen den Bundesländern. Führend sind Wien mit 44,3 % und Burgenland mit 30,3 %, während die Quote in Niederösterreich nur 22,9 % oder in Oberösterreich nur 15,4 % beträgt. Nach Einzeljahren betrachtet besucht die Hälfte der zweijährigen Kinder (bei denen die arbeitsrechtliche Karenz der Mütter bereits beendet ist) eine Krippe, der Prozentsatz bei Einjährigen beträgt 23,1 %.
Bei drei- bis fünfjährigen Kindern ist die Betreuungsquote - außer in Kärnten und der Steiermark - flächendeckend über 90 %. 233.882 Kinder besuchen Kindergärten, die österreichweite Quote beträgt 93,4 %. Betrachtet man die Alterskategorien, werden 85,5 % der Dreijährigen, 96,1 % der 4jährigen und 98,5 % der fünfjährigen Kinder institutionell betreut. Letztere unterliegen seit 2010/2011 einer bundesweiten Besuchspflicht, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr ist in Planung, allerdings aufgrund der bevorstehenden Finanzausgleichsverhandlungen noch nicht gesichert.
Problematisch für berufstätige Eltern und Alleinerziehende sind vor allem die Öffnungs- und Sperrzeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen, und das vor allem in den ländlichen Regionen. Während in Wien Öffnungszeiten bis 20 Uhr angeboten werden und durchschnittlich nur 3,4 Schließtage vorliegen, betragen beispielsweise die Sperrzeiten in der Steiermark 25,2 und in Vorarlberg 39,4. In diesen Gegenden ist es schwierig für die Eltern, Beruf, Familie (und Urlaub) ohne Hilfe der eigenen Verwandten oder teurer Ferienlager zu organisieren. Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in infrastruktureller und zeitlicher Hinsicht muss daher für die Politik eine besondere Präferenz darstellen. Vor allem auch unter der schlüssigen Experten-Prämisse, dass das Vorhandensein von adäquaten Kindergartenplätzen die Abwanderung von Familien aus dünner besiedelten Regionen Richtung Ballungsgebiete verhindert.
Provokant, politisch engagiert und kreativ, das ist der Melbourner Graffiti-Artist Lushsux. Kürzlich erst vergrämte er Hillary Clinton, die er nach einer fast barbusigen Darstellung in eine Muslima mit Niqab verwandelte. Darunter der Schriftzug: "If this Muslim Woman offends u, u r a bigot, racist, sexist Islamophobe."
Vergleichsweise harmlos sind dagegen seine Street Graffitis in Wien. Bei der U-Bahnstation Kettenbrückengasse, direkt an der Falco-Stiege, werden die Besucher subtil vor die Wahl gestellt, wer jetzt wirklich der größte Rapper der Musikgeschichte war: Falco, dargestellt mit Mozart-Perücke, oder Mum´s Spaghetti-liebender US-Hip Hopper Eminem.
Vor dem Museumsquartier setzte Lushsux ein Tribut für den kürzlich verstorbenen Linkin Park-Sänger Chester Bennington, daneben residieren Conchita Wurst (die sich vom Künstler ein "Selfie"-Graffiti wünscht) und die durch Snapchat-Filter transformierte It-Girl-Sister Kendell Kardashian. Links neben dem Eingang ins MQ geht es härter und gleichzeitig zärtlicher zur Sache. Dort schmusen die MMA-Kämpfer Conor McGregor und Floyd Mayweather miteinander, die sich am 26. August duellieren werden.
Lushsux sieht sich selbst nicht als Street Art-Künstler, sondern als "the world´s first meme artist". Und dort in den sozialen Medien, auf Facebook oder Instagram, schwirrt nicht nur er, sondern auch seine Fans (und Gegner) herum. "That´s where people are these days, staring into their phones. You have to try and be there annoying them daily." Hauptsache, der Klick-Faktor stimmt :-)
Mehr als 70 Millionen Tonträger hat er verkauft, seit mehr als 15 Jahren zählt er zu den erfolgreichsten Produzenten und DJ´s der House- und Electronicszene: David Guetta. Zwischen seinen sommerlichen Residencies auf Ibiza ("Fuck me I´m famous im Pacha; Ushuaia) und populären Massen-Events wie Tomorrowland hat der Franzose immer auch Zeit für einen Trip nach Österreich. Bei sonnig-heißem Wetter war die Wiener Krieau bereits Stunden vor seinem Auftritt mit ca. 20.000 Fans prall gefüllt.
Das Vorprogramm bestritten auch keine Unbekannten. Der Londoner Jonas Blue belegt gerade mit seinem Mix-Album Platz 1 der britischen Compilations-Charts, der Niederländer Oliver Heldens, gerade einmal 22, gehört nach einigen Tech House-Releases bereits zu den Big Playern in der EDM-Branche und spielt jeden Sonntag im "neuen Space", Hi Ibiza, bis in die frühen Morgenstunden.
Guettas Tour steht unter dem Zeichen "Unity", und das ist gleichzeitig auch Ziel seiner mit viel Light-Effekten und Pyro-Elementen unterstreuten 90 Minuten-Show. Das Publikum, bunt gemischt zwischen 10 und 50, soll inmitten von (spärlichen) Getränkeständen, Fast Food und Festival-Drängeleien einfach Spaß haben und gemeinsam feiern. Der Sound-Mix ist ebenso altbekannt wie erfolgreich. Die Superhits von Guetta, vermischt mit vorfabrizierten Mash-Ups und (gewöhnungsbedürftigen) EDM-Drops, die man getrost auch reduzierter einsetzen könnte. Der Effekt bleibt trotzdem nicht aus: Floorfillers wie "Sweat", "When Love takes over", "Love is gone", "Titanium" oder die Black Eyed Peas-Co-Production "I gotta Feeling" lassen die Party People tanzen, mitsingen und zu einer Einheit verschmelzen. Neue Tracks wie die grandiose Bieber-Kollaboration "2 U" oder die Wien-Premiere "Complicated" (mit dem US-Shooting Star Kiaara) gehören spätestens beim nächsten Auftritt zum Standard-Repertoire der Guetta-Freaks.
Erfolg hat natürlich seine Neider, seltsamerweise auch in den Medien. Dort wirft man dem Franzosen mangelnde DJ-Fertigkeiten und fertig vorbereitete Mixes vor. Und erwähnt dabei nicht, dass bei einem Konzert dieser Größenordnung die Visuals und Pyro-Effekte auf die Musik abgestimmt werden müssen. Und dass Guetta bereits in den 90er-Jahren erfolgreicher Pariser Underground-DJ und Klubbesitzer war. Lange bevor er mit "Love´t don´t let me go" und "Just a little more Love" den Dance-Olymp bestiegen hat.
Die Kuratoren des diesjährigen Popfests kommen aus zwei verschiedenen Ecken. Auf der einen Seite Ö3-Moderator, Songcontest-Berater und "Austrozone"-Scout Eberhard Forcher, auf der anderen Seite die Underground-Künstlerin und Medienwissenschaftlerin Ana Threat. So ambivalent und vielfältig gestaltete sich auch das bunte Programm des viertägigen Festivals am Karlsplatz.
Bluatschink aus dem Lechtal eröffneten am Freitag mit ihrer Art von "Heimat- und Volksmusik" den Reigen der Live-Auftritte auf der Seebühne, bevor die in Wien ansässige Tini Trampler mit ihrem dreckigen Orchester stimmungsmäßig in den Chanson-Folklore-Bereich abdriftete. Einer der Protagonisten des ersten Popfests 2010, der Nino aus Wien, sorgte mit seiner Band für einen Massenansturm im Festivalareal und präsentierte eine unterhaltsame, mit vielen witzigen Bonmots („Wann wird endlich der Tony Wegas eingeladen? Man sollte ihm das mit der Handtasche endlich verzeihen!“) unterlegte, 90 Minuten-Show mit all seinen genialen Kompositionen vom "Oasch" bis hin zum "Praterlied" und seinen neuen pop-angehauchten Tracks wie "Coco Bello" oder "Tränen machen wach". Ursprünglich aus dem Indie-Bereich stammend, könnte dem Elektronik-Duo "Lea Santee" das glückselige Schicksal von Leyya "drohen". Lea Stöger und Produzent Manuel Hosp haben das Potential für eine internationale Karriere, das bezaubernde "Rollin" gehört wohl zu den innovativsten Austro-Songs der letzten Jahre.
Keine Angst vor bösen Worten haben die Linzer NDW-Epigonen Flut. Das Falco-Tribute auf der Donauinsel sei "Kacke" gewesen, ihre Version von Falcos Berlin-Klassiker "Auf der Flucht" klingt tatsächlich gefälliger als so manches Insel-Cover. Eberhard Forcher sei schon immer sein Förderer gewesen, so Ex-Songcontest-Letzter Lukas Plöchl, jetzt mache er laut seiner Diktion authentische Musik und hat im Repertoire auch noch einige Apres-Ski-Mitgröhler wie "Abriss Austria". Songs wie "Stadt, Land, Fluss" zeigen aber die Wandlung von Plöchl zu Wendja, seinem ursprünglichen chinesischen Namen, was so viel heißt wie "Beste Sprache". Forcher und den vielen jungen Besuchern im TU-Prechtlsaal hat die schweißtreibende, mitreißende Show mit subtilem Understatement ("Mut zur Hässlichkeit") gefallen.
Rund 60.000 Fans visitierten 4 Tage lang die 60 Musik-Acts des Wiener Popfests. Bier, Spaß, Flirten und Chillen inklusive. Die seltsame Kritik gewisser Qualitätsmedien gegenüber der "niederschwelligen Gratiskultur" wurde bereits von vielen Seiten abgeschmettert. Wir lassen hier noch den Ernst Molden sprechen: "Wenn unlängst in der Presse gestanden ist, dass die Gratisfeste den Musikern schaden, ist das nicht nur garstig, sondern auch noch ein totaler Blödsinn. Allen meinen Freunden, die am Popfest gespielt haben, hat es etwas gebracht. Am Popfest verliebst du dich in eine Band, den Hof machst du ihr dann am nächsten „normalen“ Konzert!" In diesem Sinne - Wir freuen uns bereits auf die Rückkehr der FM4-Ente im Sommer 2018.
"Die Welt von oben sieht gut aus" - So das deutsch-österreichische Reggae Duo Mono & Nikitaman bei der Zugabe ihres vielumjubelten Konzerts auf der Seebühne des Wiener Popfestes. Tja, nicht nur von oben, sondern von allen Seiten.
Im Vorfeld wurde wieder einmal von gewissen Tageszeitungen das nunmehr 8. Popfest als "niederschwellige Gratiskultur" herabgewürdigt. Die Konter blieben aber nicht lange aus, FM4-Musikexperte Martin Blumenau glorifizierte die Niederschwelligkeit als einen Wesenszug von Pop. Noch plakativer Kurator Eberhard Forcher bei seiner Eröffnungsrede. "Um der Niederschwelligkeit die Zähne zu ziehen, werde ich mir eine Krawatte umhängen".
Fakt ist: In 4 Tagen werden ca. 60 Bands, Künstler und DJ´s beim Wiener Popfest auf dem Karlsplatz-Areal auftreten und so die Möglichkeit haben, sich vor einem großen Publikum zu präsentieren. Das - ohne Konsumzwang und Kleidungs-Etikette - bei Gratiseintritt österreichische Popkultur genießen, bewerten und vor allem kennenlernen kann. Für viele Künstler war das Popfest bereits ein Sprungbrett für internationale Auftritte. Beispiel: Die Elektronik-Künstler von Leyya, die dieses Jahr in Barcelona engagiert wurden.
Zusammengestellt wurde das bunte Programm dieses Jahr von der Medienwissenschaftlerin und Underground-DIY-Künstlerin Ana Threat und der Radio-Legende Eberhard Forcher, einst selbst Musiker mit seinen Tom Pettings Hertzattacken und heute "Austrozone"-Scout für junge Talente. Das Line-Up deckt alle Nuancen der heimischen Szene ab - von Underground bis Mainstream, von der "Hochkultur bis zum Kellerloch".
So grungten am ersten Tag des Popfests die Kurt&Courtney-Epigonen "I´m a Sloth" vor dem traditionell vor der Karlskirche positionierten Red Bull Brandwagen. Das österreichisches Elektronik-Genie Felix Nyajo aka Salute lebt bereits im Geburtsland des Pop, im britischen Manchester, und steht vor einer großen internationalen Karriere. Auf der Seebühne begeisterte er mit Band und stilistischer Vielfältigkeit.
Zum ersten Mal beim Popfest dabei, aber seit fast 15 Jahren Stammgast bei internationalen Reggaefestivals: "Mono" Monika Jaksch & "Nikitaman" Nick Tilstra. Das temperamentvolle, top-eingespielte Duo sorgt aber nicht nur für Stimmung bis in die letzten Winkel der Konzert-Areale, sondern auch für politische Botschaften. "Kein Weed ist auch keine Lösung" thematisiert ihre (eher harmlose) Forderung nach Legalisierung von "Gras". Engagiert sind die beiden aber vor allem im fast aussichtslosen Kampf gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. "Ein Haus ist kein Zuhause, Zuhause ist kein Land, Man muss keine Mauern haben, um ein Zuhause zu haben." Die Töne sind verklungen, die Gesinnungen nicht. Denn die Zielgruppe, die es betrifft, war sicher nicht im Publikum.
1959 wurde der Minimundus-Park in Klagenfurt mit damals 20 Modellen, das älteste die Burg Hochosterwitz, eröffnet. Heute stehen im 26.000 m2 großen Gelände insgesamt 156 Modelle, der Großteil im Maßstab 1:25.
Ca. 1/3 Drittel der Modelle zählen zum regionalen Bereich, der Rest sind internationale Wahrzeichen und Weltwunder. Von Brandenburger Tor, Eiffelturm, Weißem Haus, Sagrada Familia bis hin zu Moscheen, Wüstenpalästen, Atomium, Freiheitsstatue und zum legendären Hollywood-Schriftzug.
Der Petersdom mit dem vorgelagerten Petersplatz ist mit 6 Jahren das Modell mit der längsten Bauzeit. Er besteht hauptsächlich aus dem Originalmaterial Travertin und kostete 730.000 Euro. Das höchste Modell ist der 23 Meter hohe CN-Tower von Toronto., original ragt der Fernsehturm 553 Meter in die Höhe.
Aber auch Österreichs Sehenswürdigkeiten können sich sehen lassen: Der Stephansdom, das glamouröse Schloss Belvedere, das Prater-Riesenrad oder auch Otto Wagners Jugendstil-U-Bahn-Stationen. Und natürlich das Kremser Steiner Tor, das unter der Nummer 68 zentral im Miniaturen-Park residiert.
Auf den Beschreibungen erfährt man, dass das Steiner Tor bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur aus einem quadratischen Block und den Türmen bestanden hat. Erst 1756 in der Regierungszeit Maria Theresias wurde das Kremser Wahrzeichen mit einem achteckigen Turm aufgestockt.
Geschichtsunterricht, gepaart mit Spaß und Unterhaltung in einem wunderschönen Areal. Das ist der Minimundus-Park in Klagenfurt. Immer eine Reise wert.
Das Parlament zieht Bilanz über das abgelaufene Jahr, das mit einem vorzeitigen Neuwahlbeschluss am 13. Juli endete. Der Nationalrat ist zwischen September 2016 und Juli 2017 insgesamt 52mal zusammengetreten. Dazu kamen 148 Ausschuss-Sitzungen, 18 Unterausschuss-Sitzungen und 18 Sitzungen des Hypo- und Eurofighter-Untersuchungsausschusses.
Insgesamt wurden 153 Gesetze beschlossen, 24 Staatsverträge genehmigt und 9 Bund-Länder-Vereinbarungen zugestimmt. Rund 35 % der Beschlüsse fielen einstimmig.
Als Reaktion auf die Bundespräsidenten-Stichwahlaufhebung wurde im November 2016 ein kleines Wahlrechtspaket, das die Einrichtung eines zentralen Wählerregisters beinhält. Vor Weihnachten wurden 200 Millionen Euro für die medizinische Primärversorgung und ein flächendeckender Ausbau der Ganztagsschule bis 2025 beschlossen.
Im April 2017 wurde das Versammlungsrecht novelliert, das Schutzzonen bis zu 150 Meter festlegt, die Frist zur Anmeldung von "Demonstrationen" auf 48 Stunden erweitert und der Bundesregierung die Möglichkeit gibt, Auftritte ausländischer Politiker zu verbieten. Beschlossen wurde auch ein Integrationsgesetz, das anerkannten Flüchtlinge zur Absolvierung eines Integrationsjahres mit Deutsch- und Wertekursen verpflichtet. Bei Weigerung drohen Sanktionen wie die Kürzung der Mindestsicherung. Im Paket enthalten sind auch ein Burka-Verbot (mit Strafen bis zu 150 Euro) und ein in der Straßenverkehrsordnung geregeltes "Koranverteilungsverbot".
Mehr Geld gibt es für die Unis und Studenten. Die Studienbeihilfe wird um 18 % erhöht, und - gegen die Stimmen der ÖVP - wird das Uni-Budget um 1,35 Milliarden Euro erhöht.
In 2 Tagen werden Ende Juni 51 teils umstrittene Gesetze beschlossen, darunter Novellen zum Fremden-, Straf- und Datenschutzrecht. Im Privatinsolvenzrecht wird die Mindestquote von 10 % abgeschafft, die Abschöpfungsfrist wird von 7 auf 5 Jahre reduziert. Der Pflegeregress wird ab 1. Jänner 2018 der Vergangenheit angehören.
Die Grünen sorgen bei der "Bildungsreform" für die notwendige 2/3-Mehrheit. Das Ergebnis ist allerdings wenig befriedigend: Etwas mehr Autonomie für die Schulen, allerdings keine Änderung des Kompetenzwirrwarrs zwischen den Gebietskörperschaften. In jedem Bundesland soll an der Spitze der Schulverwaltung ein Bildungsdirektor stehen, der im Einvernehmen zwischen Landeshauptmann und Bundesminister ernannt wird. Die Parteipolitik spielt weiterhin Ramba-Zamba in den Bildungsagenden. Es war nichts anderes zu erwarten.
450 Millionen verkaufte Alben, zahlreiche Nr. 1-Hits (darunter mit dem Princess Diana-Tribute "Candle in the Wind" die mit 45 Millionen vekauften Exemplaren meistverkaufte Single aller Zeiten), Oscar-Preisträger und Gründer zahlreicher Wohltätigkeitsprojekte (wie die Aids Foundation). Mit Reginald Kenneth Dwight aka Sir Elton John betrat ein britischer Weltstar die Arena des Wörtherseestadions in Klagenfurt, und mehr als 16.000 Fans aus ganz Österreich und den Nachbarländern feierten mit ihm eine glanzvolle Tour zurück in seine und ihre eigene Vergangenheit.
Die Tour ist zwar benannt nach Elton Johns neuem Album "Wonderful Crazy Night", in Wirklichkeit ist sie aber ein Rückblick auf seine größten Hits, vielleicht auch eine nostalgische Abschiedstournee. Gleich 16 der 22 Songs stammten aus den 70ern, als Elton John der erste Künstler seit den Beatles war, der mit 4 Titel gleichzeitig in den amerikanischen Top Ten vertreten war. Gemeinsam mit seinem kongenialen Songschreiber Bernie Taupin entstanden so Perlen wie der "Almost Famous"-Track "Tiny Dancer", das kürzlich von Ellie Goulding gecoverte "Your Song", "Rocket Man", "Sorry seems to be the hardest Word" oder "Don´t let the Sun go down on me", bei dem man leicht melancholisch berührt den Schatten von George Michael spürte. Betroffen ist Elton John auch von den zahlreichen Terroranschlägen in Nizza, London, Berlin und Manchester, an deren Opfer er eine Videobotschaft ausstrahlte.
Viele Konzertbesucher haben sich bei den Songs von Elton John zum ersten Mal verliebt bzw. sind damit erwachsen geworden, egal ob in den 70ern oder in den 80ern. Das merkt man bei Tracks wie "Sad Songs say so much", "I´m still standing" oder "Crocodile Rock", bei denen die Fans mitsingen, tanzen und stakkatomäßig applaudieren. Vom Rasenparterre bis hin zu den obersten Rängen.
Den Schlusspunkt setzte Elton John mit der Originalversion von "Candle in the Wind", die 1974 Marilyn Monroe gewidmet war. Traurig, dass das Konzert nach 2,5 Stunden zu Ende ging. So viele Songs hätten der wunderbare Musiker und seine tolle Band noch im Repertoire gehabt. Elton hat´s auch gefallen. "Our second Austrian Show and a second fabulous audience tonight. Thank you Austria" postete er auf Facebook nach seinem 2. Österreich-Auftritt auf der Burg-Clam. Zwischendurch düste er übrigens heim nach London. Chapeau!
Neue Entwicklungen im Bereich der Kriminalität veranlassten den Nationalrat im Rahmen der Juni-Plenarsitzungen zu einer Novelle des Strafgesetzbuches (StGB), die am 1. September 2017 in Kraft tritt.
So gelten - neben Leben, Gesundheit, körperlicher Unversehrtheit, Freiheit und Vermögen – ab sofort auch "sexuelle Integrität und Selbstbestimmung" als notwehrfähiges Rechtsgut. Angemessene Notwehr ist somit gemäß § 3 StGB zur Abwehr sexueller Gewalt zulässig.
Verschärft wird gemäß den §§ 83, 91a das Strafausmaß für Körperverletzungen und tätliche Angriffe auf Bedienstete einer dem öffentlichen Verkehr dienende Anstalten. Wer beispielsweise einen ÖBB-Schaffner im Dienst verletzt, riskiert eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren.
Neu eingeführt wird der Straftatbestand des "Antanzens" in Form des § 218/2a: "Wer wissentlich an einer Zusammenkunft mehrerer Menschen teilnimmt, die darauf abzielt, dass eine sexuelle Belästigung begangen werde, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen zu bestrafen." Bei unmittelbarer Begehung einer sexuellen Belästigung mit mindestens einer weiteren Person in verabredeter Verbindung droht eine Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren.
Straflos wird in "leichteren" Fällen das sogenannte "Sexting", die Herstellung bzw. Verschaffung pornographischer Darstellungen von sich selbst.
Heftig kritisiert von der Opposition als „Gesinnungstatbestand“ wurde der neue § 247a StGB, der die Gründung staatsfeindlicher Bewegungen unter Strafe stellt. Darunter versteht das Gesetz eine Gruppe vieler Menschen, die darauf ausgerichtet ist, die Hoheitsrechte der Republik Österreichs rundweg abzulehnen oder sich fortgesetzt die Ausübung solcher anmasst. Voraussetzung für die Strafbarkeit ist die Ausführung einer ernstzunehmenden Handlung durch einen Teilnehmer. Auf die Auslegung dieses Paragraphen durch die Justiz darf man gespannt bzw. besorgt sein.
Die Wachau hat schon viel überstanden. Die als Raubritter verschrienen Kuenringer, die den englischen König Richard Löwenherz in Dürnstein gefangenhielten, die Schlacht von Dürnstein 1805 zwischen französischen und russisch-österreichischen Truppen, die (Jamek &Co sei Dank) misslungenen Pläne eines Wasserkraftwerks bei Rührsdorf, die vielen Hochwasserkatastrophen oder die schmalzigen Heimatfilmchen vom Mariandl bis zur Donauprinzessin. Insofern konnte Party-Veranstalter Martin Neger mit seinem Ibiza Disco Boat da gar nichts falsch machen :-)
Die ersten Schiff-Discotheken von Wien nach Krems gab es bereits in der Modszene der 80er, Neger selbst organisierte 2008 zum ersten Mal ein "Spotlight Boat" Richtung Wachau. Dieses Jahr caterte er die MS Stadt Wien, 78m lang, 16m breit, 920 PS. Die Reise in die seit 2000 zum Weltkulturerbe gehörenden Wachau startete um 21 Uhr, vorbei an Schloss und Ruine Dürnstein, Weißenkirchen, der alten Wehrkirche von St. Michael bis nach Spitz und zurück. Coole Drinks am Sonnendeck, kulinarische Schmankerl vom Schreiberhaus und heiße Dance-Beats von Djane Riva Elegance, Tom Van Hoed und Martin Luftsprung inklusive.
Das Nachsehen hatten nur die Segways von "Seg and the City Krems", die den nicht barrierefreien Zugang auf Deck scheuten. Aber die sind ja auf das Tagesgeschäft spezialisiert und zumindest - beruflich - keine Kapitäne des Nachtflugs :-)
Im letzten Jahr sorgte der Fall der Wiener Innenstadt-Diskothek "Bettelalm" bundesweit für Aufregung. Diese musste aufgrund der Anzeigen eines einzigen Anrainers kurzfristig die Sperrstunde auf 24 Uhr zurückverlegen, was de facto auf lange Zeit die Schließung des Betriebs nach sich ziehen würde. Der zugrundeliegende Paragraph § 113/5 der Gewerbeordnung wurde im Rahmen der letzten Nationalratssitzung jetzt endlich entschärft. Es handelt sich aber trotzdem um keine Anlassgesetzgebung, da der relevante Paragraph vor allem hinsichtlich des im Mai 2018 kommenden Rauchverbots in der Gastronomie noch eine eminent wichtige Rechtsquelle für das Nachtleben darstellen wird.
Die neue Formulierung des § 113/5 1. Satz lautet nun folgendermaßen: "Wenn die Nachbarschaft wiederholt durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbebetriebes unzumutbar belästigt wurde oder wenn sicherheitspolizeiliche Bedenken bestehen, KANN die Gemeinde eine spätere Aufsperrstunde oder eine frühere Sperrstunde vorschreiben." Die MUSS-Bestimmung wurde durch eine KANN-Bestimmung ersetzt, die der Gemeinde einen Ermessensspielraum einräumt. Der Paragraph wurde außerdem durch eine verpflichtende Beiziehung von Sachverständigen erweitert: "Vor der Beurteilung, ob eine unzumutbare Belästigung im Sinne des ersten Satzes vorliegt, IST Beweis durch Sachverständige aufzunehmen."
Eine sofortige Rückverlegung der Sperrstunde ist somit vom Tisch. Die Novelle der Gewerbeordnung tritt - nach Absegnung des Bundesrates - mit der Kundmachung im Bundesgesetzblatt in Kraft, also vermutlich noch im Sommer.
Einst, seit 1852, stand in diesen Räumlichkeiten eine Tabakfabrik, die vielen Bewohnern von Krems einen Arbeitsplatz sicherte. In den Jahren 1992-1995 wurde diese vom Architekten Adolf Krischanitz umgebaut in die sogenannte "Kunsthalle", die - beginnend mit "Wasser und Wein" - seitdem mit spannenden Ausstellungen von Schiele, Klee, Repin, Renoir bis hin zu Newton und Semotan die zeitgenössische Kunst präsentierte und sukzessive Bestandteil der Kunstmeile Krems mit unterschiedlichen Museen und Galerien wurde.
3,5 Millionen Euro wurden investiert, um - parallel zum Bau der 35 Millionen Euro teuren Landesgalerie mit dem hypermodernen Kubus der Vorarlberger Architekten Marte-Brüder - auch die Kunsthalle Krems generalzusanieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Komplett neu eingerichtet wurde das Foyer, inklusive Kasse und Katalog-Regalen. Die Zentrale Halle zeigt sich jetzt mit Glasdach, durch welches das Tageslicht schimmert. Tobias Pilz nützt diesen Raum mit einer riesigen Malerei-Installation, die komplett den legendären Schrägweg Richtung 1. Stock abdeckt. Die anderen Wände dagegen sind komplett schwarz gehalten und treiben - laut Kuratorin Verena Gamper - den Besucher wie durch einen Tunnel Richtung Installation.
Sichtlich stolz ist der neue künstlerische Leiter, Kunsthistoriker Florian Steininger, auf seine erste Ausstellung in der neueröffneten Kunsthalle: "Abstract Painting Now!" zeigt ca. 60 künstlerische Positionen mit Schwerpunkt auf das ungegenständliche Tafelbild. Sündteure Werke eines Gerhard Richter residieren dort neben minimalistischen - durch Tintenstrahldrucker erzeugte - Streifenbildern und geometrischen Rasterbildern des bei der Eröffnung persönlich anwesenden Iren Sean Scully. Junge österreichische Kreative wie Suse Krawagna geben sich neben der deutschen Airbrush-Künstlerin Katharine Grosse und der Britin Sarah Morris, die ein Rasterbild des US-Außenministeriums konzipierte, ein Stelldichein.
Die slowakische Brass-Band Balkan Sambel begleitete - in Form einer Street Parade - die Besucher zur Dominikanerkirche. Dort fand nicht nur die dritte Ausstellungseröffnung von Sebastian de Ganey, sondern auch das traditionelle Sommerfest statt.
127 Millionen Euro investierte das Land Niederösterreich 2016 in die Kultur. Eine nicht unumstrittene Verdreifachung der Subventionen innerhalb der letzten 25 Jahre. Die Angebote sollte der Bürger aber nützen und den Mut haben, traditionelle Pfade zu verlassen. In jeder Hinsicht.
"Der Gesichtsausdruck, wenn man ausgiebig gelacht hat und dann dieser Moment kommt, in dem man wieder in der Realität ist!" - So beschreibt Hayley Williams den Begriff "After Laughter", gleichzeitig der Name des neuen Albums ihrer Band Paramore. Und liegt damit eigentlich falsch. Denn trotz einiger Umbesetzungen in der Formation und einer Wandlung von einer Punk-Rock-Emo-Band hin zu New Wave und Synthi-Pop haben Paramore auch in der Realität viel zu lachen.
Das neue Album mit der ersten Hit-Single "Hard Times" rauschte blitzartig in die Charts und überzeugte auch die alten Fans. Der "Tour One"-Gig von Paramore in der Wiener Arena war fast ausverkauft und begeisterte - nach einem punkigen Support von Bleached - von Anfang bis Ende die vorwiegend jungen Besucher. In Top Form die aktuell blonde Sängerin Hayley Williams, die auch bereits mit Hip Hop-Tracks ("Aeroplanes") und Trance Anthems ("Stay the Night) die Charts stürmte, aber im bereits (nicht verflixten) 13. Jahr weiterhin ihrer Band die Treue hält. Die Setlist ausgewogen zwischen Songs aus dem neuen Album (wie "Fake Happy" oder "Told you so"), "Twilight"-Reminiszenzen und alten Krachern wie "Misery Business" und Still into you". Für Kuschelrock- und Feuerzeugatmosphäre sorgten das wunderschöne "I hate to see your Heart break" und das Fleetwood Mac-80er-Cover "Everywhere", im Original zumeist älter als das Alter der Fans. Zwei davon holte Hayley gegen Ende des Konzerts auf die Bühne.
Wie wichtig der überzeugten Christin Konzerte sind, bewies sie auch bei ihren Moderationen, indem sie immer wieder das spezielle Feeling bei Live-Gigs und den Zauber der Musik betonte. Sozusagen Ain´t it fun living in the Real World. Jener Track, mit dem Paramore 2015 den Grammy für den besten Rock-Song des Jahres gewannen. Die Magie von Paramore endete - nach einem Solo-Auftritt des zurückgekehrten Band-Mitglieds Zac Farro - kongenial mit "Hard Times". Bei so viel positiver Energie sind allerdings auch die zu ertragen.
Ziel des Aktionsplans Gesundheit ist die Verbesserung der Gesundheit der Frauen und die Förderung der Chancengleichheit in Österreich. Um eine differenzierte Perspektive auf die unterschiedlichen gesundheitsbezogenen Bedürfnisse und Probleme von Frauen zu ermöglichen, wurde der Aktionsplan großteils nach den verschiedenen Lebensphasen der Frauen (Jugend, Berufsalter, höheres Alter) strukturiert. Dabei wurden Vertreter relevanter Interessensgruppen in die Erarbeitung eingebunden.
Ein erster Zwischenbericht wurde im Herbst 2015 einer breiteren Fachöffentlichkeit vorgestellt. Dem öffentlichen Konsulationsprozess folgte ein Abstimmungsprozess auf Arbeitsgruppenebene und ministerieller Ebene. Teil dieser Arbeitsphase war auch die Priorisierung in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen sowie die Bestimmung wesentlicher Akteure der Umsetzung.
Der vorliegende Aktionsplan beschreibt 17 Wirkungsziele und 40 Maßnahmen, die die gesundheitliche Chancengerechtigkeit von Frauen verbessern sollen. Die Wirkungsziele sind mit Zahlen und Fakten unterlegt. Bei der Beschreibung der Maßnahmen erfolgt eine spezielle Ausrichtung auf die Zielgruppen.
Für die Umsetzung des Aktionsplans ist die klassische Gesundheitspolitik bei weitem nicht ausreichend. Es müssen daher in allen Politikbereichen Gesundheitsaspekte und Gesundheitsauswirkungen berücksichtigt werden. Neben den zuständigen Ministerien sind auch Sozialversicherungsträger, Interessensvertretungen und NGO´s einzubeziehen. Im Rahmen des „Stakeholder“-Dialogs sollen in einer jährlichen „Roadmap“ Schwerpunkte gesetzt und die Umsetzung einzelner Maßnahmen konzipiert werden.
Die Wirkungsziele 1 bis 6 (mit insgesamt 10 Maßnahmen) betreffen altersübergreifende Aspekte der Frauengesundheit. So sollen Leitlinien für Screening und die Behandlung von frauenspezifischen Erkrankungen entwickelt werden. Die Kompetenz für Frauengesundheit soll in der Ausbildung der Gesundheitsberufe verankert werden. Der Wissensstand in der Bevölkerung soll verbessert werden. Als Wirkungsziel 3 wird die Gewaltprävention normiert. Insofern wichtig, als laut einer EU-Umfrage 20 Prozent aller österreichischen Frauen mit körperlicher und sexueller Gewalt konfrontiert wurden. Die Quote bei sexueller Belästigung liegt mit 35 Prozent noch höher, 15 % Prozent der Österreicherinnen wurden gestalkt.
Als Maßnahmen sind neben einer laufenden Sensibilisierungs-, Aufklärungs- und Informationstätigkeit zum Thema „Gewalt im öffentlichen Sozialraum“ vor allem multiprofessionelle Opfer- bzw. Gewaltschutzgruppen vorgesehen. Ein besonderes Augenmerk soll behinderten Frauen, beispielsweise durch die Funktion einer Gleichstellungsbeauftragten in Einrichtungen der Behindertenhilfe, und wirtschaftlich benachteiligten Frauen mit Migrationshintergrund gewidmet werden. Das Armutsrisiko von Frauen in allen Lebensphasen soll verringert werden, explizite Maßnahmen werden aufgrund ihrer Eigenschaft als „Querschnittsmaterie“ in den einzelnen Kategorien genannt.
Die Wirkungsziele 7 bis 10 sind auf die Zielgruppe der Mädchen und jungen Frauen ausgerichtet. Das positive Selbstbild für ein gesundes Leben soll gefördert werden. Als negativer Einfluss werden vor allem digital manipulierte Bilder, Musikvideos und Modelcasting-TV-Formate gesehen, die zur Folge haben, dass bis zu 70 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 16 mit Bereichen ihres Körpers unzufrieden sind. Daraus resultieren ungesundes Diätverhalten, soziale Ängste, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen oder der Anstieg von Schönheitsoperationen.
Als Maßnahmen dagegen sieht der Aktionsplan nicht nur Bewusstseins-, Sensibilisierungs- und Informationsprogramme vor, sondern auch gesetzliche Maßnahmen zur Unterstützung eines positiven Selbstbildes. In diesem Zusammenhang ist bereits am 1. Jänner 2013 ein restriktives Bundesgesetz zu Schönheitsoperationen über die Durchführung von ästhetischen Behandlungen und Operationen in Kraft getreten.
Im Bereich der gesellschaftlichen Rollenbildung soll vor allem die geschlechtssensible Bildungs- und Berufsorientierung ausgebaut werden. Das Interesse von Frauen an „Technik und Handwerk“ soll entfacht werden, sodass Frauen nicht nur in den rollentypischen Sparten der Dienstleistung und der Gastronomie tätig werden.
Im Wirkungsziel 9 (mit insgesamt 6 Maßnahmen) konzentriert sich der Aktionsplan Frauengesundheit auf die Förderung und den Schutz der sexuellen Gesundheit von Mädchen und jungen Frauen. Vorgeschlagen werden u.a. eine Informationsoffensive, flächendeckende Beratungsstellen, Online-Portale, Qualitätskriterien für Institutionen im Bereich sexueller Bildung, Kriseninterventionsstellen und Notschlafstellen zur Verhinderung verdeckter Obdachlosigkeit. Diskutiert werden soll in einem breiten Dialog, ob kostenlose Verhütungsmittel (Kondom, Pille) und Safer Sex Tools bereitgestellt werden sollen. In Frankreich wird beispielsweise seit 2013 Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren die Pille von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt, in Deutschland zahlt die Krankenkasse die Pille bis zum 20. Lebensjahr.
Das nächste Kapitel ist den Frauen im Erwerbsalter, also der Zeitspanne zwischen (frühestens) 16 und 60 Jahren gewidmet. Zentrale Weichenstellungen in diesem Alter sind wichtige Berufsentscheidungen, der Aufbau von Partnerschaften und der individuelle Kinderwunsch und damit in Zusammenhang die Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf. In der Frauengesundheit spielen vor allem die klassischen Themengebiete der Gesundheitsversorgung und der Krankheitsprävention eine Rolle. Der Aktionsplan bezieht sich bei der Prävention konkret auf Adipositas, assoziierte weitere Erkrankungen und Schwangerschaftsdiabetes.
Im Wirkungsziel 10 soll die gesundheitliche Chancengleichheit für Frauen durch gerechte Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit gefördert werden. So sind derzeit Frauen durchschnittlich 31 Stunden pro Woche im Haushalt und in der Kindererziehung beschäftigt, Männer nur 17 Stunden. Bei mehreren Kindern erhöht sich der familiäre Arbeitsaufwand fast ausschließlich für die Frauen. Daraus resultiert auch die hohe weibliche Teilzeitquote , die sich bei Frauen mit Kindern bis 15 zwischen 1994 und 2004 von 39,1 auf 73,5 Prozent erhöht hat. Neben der weiteren Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen und einer Erweiterung der Väterbeteiligung sollen soziale Dienstleistungen ausgebaut und die betriebliche Gesundheitsförderung genderspezifisch ausgerichtet werden.
In Europa leiden mehr als 27 % der erwachsenen Bevölkerung mindestens einmal im Leben unter einer psychischen Störung, in einem Verhältnis 3:1 sind Frauen betroffen. Dies gilt vor allem für Depressionen, Angststörungen und Essstörungen. Die psychische Gesundheit der Frauen soll daher gestärkt werden, einerseits durch Anamnesegespräche und Vorsorgeuntersuchungen, andererseits durch begleitende psychische Betreuung als Bestandteil der Krankenbehandlung. Die psychische Gesundheitsversorgung soll flächendeckend als Sachleistung sichergestellt werden.
Frauen sollen in ihrer selbstbestimmten Sexualität unterstützt werden, ein besonderes Verbesserungspotential besteht im Wissen der Österreicher über Verhütungsmethoden und deren Sicherheit. In jedem Bundesland soll in allen öffentlichen Schwerpunktkrankenhäusern die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches gegeben sein, was zwar gesetzlich normiert, aber faktisch nicht realisiert ist. Um vor allem Frauen mit pre- oder postnatal psychischen Belastungen oder Störungen adäquat zu behandeln, sollen alle Beteiligten (wie Gynäkologen, Geburtshelfer, Hebammen und Psychiater) verstärkt für psychische Erkrankungen sensibilisiert werden.
Die letzten Wirkungsziele und Maßnahmen des Aktionsplans beziehen sich auf die älteren Frauen bzw. Pensionisten. Diese stehen unter der Maxime, dass Frauen länger leben als Männer, allerdings häufiger auf ambulante und stationäre Hilfe angewiesen sind. Depressionen und Einsamkeit sind wichtige Themen im Pflegeheim. Bis ins hohe Alter muss daher eine gendergerechte, individualisierte medizinische, psychosoziale und pflegerische Versorgung sichergestellt werden. Dies gilt insbesondere für Frauen mit chronischen Erkrankungen.
In Österreich werden 76,55 % aller Pflegegeldbezieher zuhause betreut, 78 % der betreuenden Angehörigen sind weiblich. Der Wert dieser Angehörigenleistungen beträgt jährlich zwischen 2 und 3 Milliarden Euro. Als besondere Maßnahmen empfiehlt der Aktionsplan kostenlose Entlastungsgespräche, die direkt per Hausbesuch durchgeführt werden. Auch Arbeitgeber sollen für die Situation pflegender Angehöriger sensibilisiert werden.
Die durchschnittliche Bruttopension einer Pensionistin betrug 2013 monatlich 886 Euro, Männer dagegen erhielten 1466 Euro. Jede fünfte Pensionistin gilt als armuts- und ausgrenzungsgefährdet, bei Alleinstehenden sogar jede 4.. Ein „One Stop-Shop“ für die Beantragung und Abwicklung von Sozialleistungen und für Pflegeberatung soll hier Abhilfe schaffen und vor allem materiell benachteiligten Frauen helfen. Um auch das Selbstbewusstsein älterer Frauen zu heben, soll die gesellschaftliche Teilhabe der Frauen gestärkt, gezielte Seniorenprojekte gefördert und eine alters- und frauenfreundliche Kommunikation von Politik und Medien forciert werden.
Endlose Getränke- und Imbissstuben, feiernde Party-Crowds mit leichtem Hang zur Überdosis, eine nicht gerade subtile Werbekanonade der roten Bürgermeisterpartei, verstärkte Sicherheitsteams und mehr als 600 Stunden Musik auf zahlreichen Bühnen zwischen Floridsdorfer Brücke und Reichsbrücke: Das 34. Donauinselfest bei großteils heiß-schwülem Wetter lockte 2,8 Millionen Menschen in die Freizeitoase der Wiener. Auch mit einigen musikalischen Höhepunkten mit Underground-Touch.
FM4 transferierte die britische Rapperin Little Simz nach Österreich. Diese zählt im UK zu den heißesten Grime- und Hip Hop Acts und kann bei ihrem Austro-Debüt sofort die Hipster abseits der Mainstreammeilen begeistern. Ebenso wie der Nino aus Wien, der mit neuen Uptempo-Tracks wie "Coco Bello" und Gastauftritten von Voodoo Jürgens und Natalie Ofenböck immer eine Bank für gute Stimmung ist. Den heftigen Schlusspunkt auf der FM4-Bühne setzte der australische Beatboxer Dub FX, nach dessen Aushallen leider für die meisten Fans der arbeitsame Montag drohte.
Bass, Beats & Melody auch auf der Viva-Bühne. Zu Gast dort nicht nur die regionalen DJ-Stars Rene Rodrigezz oder die Global Deejays, sondern auch Cedric Gervais. Der French House-Star loungiert dieser Tage auch neben David Guetta im schicken Ushuaia Club von Ibiza und beschallte mit "Summertime Sadness"-Remixes zum ersten Mal die Bundeshauptstadt.
Die Top-Auftritte auf der Ö3-Bühne glänzten alle in Rot-Weiß-Rot. Im U4 bereits ein Kult, spielten die Goldfisch, Falcos legendäre Originalband unter der Leitung von Thomas Rabitsch, zum ersten Mal vor hunderttausenden Menschen auf der Donauinsel, 24 Jahre nach dem legendären, abgebrochenen Blitz&Donner-Konzert Falcos 1993. Gianna Nannini düste extra aus Italien nach Wien und performte ohne Probe "Junge Römer" und "It´s all over now, Baby Blue", Burgtheaterstar Johannes Krisch ging mit der "Titanic" unter und becircte "Jeanny", Nachrichtensprecher Tarek Leitner inbegriffen. Faszinierend melancholisch wie auch im U4 die Auftritte von Edita Malovcic mit "Nachtflug" und "Les Nouveaux Riches". Am coolsten allerdings war das Original selbst, Falco mit Live-Einspielungen auf den Video Screens.
Ein anderes Original, Rainhard Fendrich, setzte mit einer viel umjubelten Greatest Hits-Show und einem Georg Danzer-Song ("Ruaf mi net an") den finalen Höhepunkt des Donauinselfests. "Denn innen drin bleib i immer a Wiener", so der Schluss-Song vor der Räumung des Donauinselfests. "Es war uns eine große Freude", so die letzten Worte des Austro-Barden. Richtig. Bis zum nächsten Jahr!
"Many Colours - One Community" - So lautete das Motto der 22. Wiener Regenbogenparade, die auch dieses Jahr wieder "andersrum" gegen die Fahrtrichtung des Rings führte. Insgesamt beteiligten sich 2017 - bei einer Besucheranzahl von 185.000 - um die 70 Trucks, die nicht nur für Party-Stimmung am nicht ganz sonnigen Samstag-Nachmittag sorgten, sondern auch Botschaften wie Gleichheit der Geschlechter, Ehe für alle und vor allem gegenseitige Toleranz und Respekt verbreiteten.
Erstmals dabei waren die "Diplomats for Equality", die gemeinsam mit den LGBTI-Lehrern und der Aidshilfe Wien mit einem Preis gekürt wurden. Die "Evergreens" durften natürlich nicht fehlen: An der Spitze die zwei Regenbogenpärchen und die Dykes on bikes, die HOSI Wien, gleichzeitig Veranstalter der Parade, die Libertine Wien, der Club Kreativ und natürlich Hermes Phettberg. Fette House- und Discobeats mit tanzenden Party People hinter den Trucks lieferten die Gay Kult-Disco Why Not, H.A.P.P.Y. und Chaya Fuera. Unternehmen wie die ÖBB, Almdudler oder Microsoft zeigten offen, dass sie hinter der Philosophie der Pride Week stehen.
Rechtlich ist die Situation in Österreich derzeit ähnlich wie in Deutschland. Homosexuelle haben die Möglichkeit, eine eingetragene Partnerschaft einzugehen, die sich in 29 Punkten von der traditionellen Ehe unterscheidet. In den Niederlanden, Belgien, Spanien, Frankreich oder Irland existiert bereits die Ehe für alle, während in den meisten osteuropäischen Staaten, Griechenland und Italien nicht einmal derartige Rechtsinstitute bestehen.
Wien als Veranstaltungsort für LGBTI-Events hat sich in den letzten Jahren allerdings bewährt, nicht nur durch die Regenbogenparade selbst, sondern auch durch die zahlreichen Aktivitäten im Rahmen der Pride Week. In der Pride Village direkt vor dem Rathausplatz wurden nicht nur zahlreiche Beratungsmöglichkeiten angeboten, sondern auch gastronomische Köstlichkeiten und Drinks serviert. Auf der Event-Bühne sorgten Künstler, Tänzer, Bands und DJ´s für Unterhaltung bis Mitternacht.
So ist es kein Wunder, dass Wien den Zuschlag für die Euro Pride 2019 erhielt. Ein gutes Omen auch für die Tourismus-Industrie: Die bisher bestbesuchte Regenbogenparade war die Euro Pride 2001.
Wenn die Menschen nicht ins Theater kommen, dann muss das Theater zu den Menschen kommen. Und am besten dort, wo sich die Leute in ihrem Alltagsleben auch gerne treffen, auf Plätzen und Märkten. Und um zusätzlich Migranten zu begeistern, die teils (noch) Berührungsängste vor dieser Kunstform haben, wählt man als Veranstaltungsort multikulturelle Hot-Spots in Wien (wie den Volkertmarkt, das Museumsquartier, den Yppenplatz oder den Floridsdorfer Markt) und arrangiert ein spannendes Script über zwei rivalisierende Familien aus Österreich und der Türkei. Geniale Idee.
"Liebe Hoch 16", so der Titel des Theaterstücks, spielt original am Brunnenmarkt in Ottakring. Story und Dialoge wurden arrangiert vom syrischen Arzt und Schriftsteller Ibrahim Amir, der selbst vor 12 Jahren als Kurde nach Österreich geflüchtet ist. Die Lyrics stammen vom bekannten Austropopper Wilfried und von der türkischen Rapperin Esra Ömen, die mit ihren klischeezerstörenden Texten und Aussagen nicht nur in der Migrantenszene Vorbildwirkung hat. Die Musik, komponiert vom 5/8erl in Ehr´n-Mastermind Clemens Wenger, reicht von Musical, Operette, Rap bis hin zu Wienerlied und zeitgenössischer türkischer Musik.
Drei Bühnen werden auf den Veranstaltungsorten aufgebaut, in der Mitte die Musiker, links und rechts die Fleischereien der feindlich gesinnten Familien. "Romeo & Julia"-like steht im Mittelpunkt eine Love-Story. Die Dinge sind allerdings nicht immer so, wie sie anfangs scheinen. "Somewhere over the Rainbow" lässt grüßen.
"Liebe Hoch 16" läuft derzeit im Rahmen des "Wir sind Wien"-Festivals, dürfte aber aufgrund des großen Erfolges auch bald auf diversen Bühnen zu sehen sein. Das Motto sollte aber unverändert bleiben: "Möge wirklich GANZ Wien im Publikum vertreten sein, egal, ob mit, ohne Migrations- oder sonst irgendeinem Hintergrund."
Wien ist immer für kulturelle Überraschungen gut. Auf dem Judenplatz, direkt vor dem Holocaust-Denkmal, werden derzeit 59 Bilder bekannter österreichischer Fotografen ausgestellt.
"Expressions" nennt sich die Freiraum-Exhibition und hat ihren Ursprung aus dem Umweltfotofestival "horizonte zingst" an der Ostsee. Beteiligt sind u.a. Bilder von Erich Lessing, Elfie Semotan, Andreas Bitesnich oder Lois Lammerhuber. Die Fotos sind auf Bänken platziert, die auch zum lässigen Loungieren und Diskutieren über die Motive einladen. Die von Hermann Nitsch, sexy Bademeistern, nackten Schönheiten, extravaganten Installationen bis hin zu dunklen Landschaften reichen.
Wien ist übrigens die erste Destination, in der die Werke ausgestellt werden. Danach geht es weiter in andere europäische Städte wie London, Istanbul, Madrid oder Mailand. Die Fotoliebhaber werden dort nicht weniger beeindruckt sein.
Staatliche Unterhaltsvorschüsse wurden zu dem Zweck eingeführt, dass ein Kind auch dann finanziell versorgt wird, wenn ein Elternteil seinen Unterhaltspflichten nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollständig nachkommt. Voraussetzungen für den Anspruch des minderjährigen Kindes sind ein vollstreckbarer Exekutionstitel gegen den Unterhaltsschuldner und der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes im Inland.
Die Höhe des Unterhaltsvorschusses entspricht der Höhe des gerichtlich festgesetzten Unterhaltsanspruchs. Es existiert zwar kein Mindest-, aber ein Höchstbetrag, der seit 2017 581,60 Euro beträgt. Alternativ werden Fixbeträge von 204 Euro für Kinder von 0-6, 291 Euro für 6 bis 14jährige und 379 Euro für 14 bis 18jährige gewährt.
Waren es im Jahr 2015 noch 113 Millionen Euro für 46.019 Kinder, so wurden 2016 laut einer Anfragebeantwortung des Justizministers an die FPÖ-Abgeordnete Edith Mühlberghuber bereits 134 Millionen Euro an 49.889 Kinder überwiesen. 118 Millionen Euro gingen davon an 43.189 Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft.
Die Rückzahlungsquote lag 2016 bei 60,6 %, insgesamt 81,7 Millionen Euro wurden an den Staat zurückgezahlt.
Keine statistischen Zahlen existieren im Justizministerium über (inländische) Unterhaltsklagen minder- bzw. volljähriger Kinder gegen ihre Eltern. Gemäß Auslandsunterhaltsgesetz wurden 3738 Unterhaltsansprüche gegen Unterhaltsverpflichtete im Ausland geltend gemacht, davon über 44 % in Deutschland.
Nicht unbeträchtlich ist die Anzahl der strafrechtlichen Verurteilungen wegen Verletzung der Unterhaltspflicht nach § 198 StGB. Insgesamt 1885 Verfahren wurden 2016 eingeleitet, in 902 Fällen kam es zu Verurteilungen.
Im Regierungsprogramm von 2013 wurde eine Reform des Unterhaltsrechts vereinbart, geschehen ist bis dato nichts, was nicht nur die Opposition, sondern auch Vereine wie Forum Kindesunterhalt und vor allem Alleinerziehende kritisieren. Laut einer Studie sind 42 Prozent aller Haushalte von Alleinerziehenden von Armut und Ausgrenzung bedroht, Hauptursache ist der Kindesunterhalt.
Und tatsächlich weist das Unterhaltsvorschussrecht zahlreiche Lücken auf. Ist der Unterhaltspflichtige zahlungsunfähig und kann gegen diesen kein Exekutionstitel geltend gemacht werden, dann hat das Kind keinen Anspruch. Auszahlungsprobleme ergeben sich dann, wenn gerichtliche Änderungsanträge gestellt werden. Außerdem ist der Unterhaltsvorschuss ungerechterweise mit dem 18. Lebensjahr begrenzt.
Schüler mit einer fünfjährigen Ausbildungsphase oder Studenten können dieses wichtige Rechtsinstrument nicht nützen, und das obwohl sie parallel noch Familienbeihilfe beziehen und dies verwaltungstechnisch leicht umzusetzen wäre. Man hat das bittere Gefühl, dass die Politik andere Präferenzen als die finanzielle Unterstützung von (ärmeren) Familien und Kindern hat.
Vor ein paar Wochen spielte Campino mit seinen Toten Hosen noch bei einem Wohnzimmerkonzert im Wiener 9., am Finaltag des Rock in Vienna jubelten über 25.000 Fans auf der Wiener Donauinsel zu den Hits und Raritäten der Kult-Band aus Düsseldorf.
Im "Vorprogramm" zeigte Deutschlands Rapper Nr. 1, Marteria, dass man auch bei heißem, sonnigem Wetter die Massen mit Charisma und Leidenschaft anheizen kann. Der Rostocker, der in den aktuellen Alben-Charts nur von Helene Fischer geschlagen wurde, startete mit seinem neuen Hit "Aliens" und lieferte mit Hits wie "Lila Wolken" und "Kids" bzw. neuen auch politisch-versierten Tracks wie "Il Presidente" ein kurzweiliges Programm zum Tanzen und Mitwippen. Härteren Stoff boten dann die Beatsteaks aus Berlin, die neben Classics auch Titel ihres im September erscheinenden Albums präsentierten.
Bereits bei seinem Co-Texter Marteria auf der Bühne, sorgte dann Campino für den "Urknall", gleichzeitig der Opener eines mehr als zweistündigen Hit-Feuerwerks der Toten Hosen. Immerhin sechs neue Tracks aus dem brandneuen Album "Die Laune der Natur" wurden in die Set-List eingebaut. Zwischen Hits wie "Bonnie & Clyde" und dem melancholisch angehauchten "Altes Fieber" durften natürlich auch politische Statements von Campino nicht fehlen. "Wir zeigen dem Terror den Mittelfinger! Das Leben muss weitergehen trotz all der Scheiße, all der Angst und all den komischen Politikern, die in der Pole-Position sitzen!“ Kritik äußerte Campino auch an der Instrumentalisierung des IS-Anschläge gegen unschuldige Asylsuchende.
Im Mittelpunkt des Konzerts stand allerdings der Spaß, und das vor allem bei den Mitsing-Klassikern aus ihrer fast 36jährigen Karriere: "Hier kommt Alex", "Zehn kleine Jägermeister" (die erste Single-Nr. 1) oder ihren einstigen Alk-Skandalsong "Eisgekühlter Bommerlunder" kann einfach jeder Hosen-Fan mitgröhlen. Dass die geniale Schauspielerin Birgit Minichmayr, einst Freundin von Campino, für ihren größten Hit verantwortlich ist, dürften allerdings nur die wenigsten wissen. Sie ist Co-Autorin der Hosen-Hymne "Tage wie diese", die für einen Hexenkessel in den vordersten Reihen sorgte. Den punkigen Schlusspunkt setzte Campino traditionell mit dem Liverpooler Fußball-Klassiker "You´ll never walk alone".
Beim friedlichen Heimmarsch hörten die Besucher dann noch per Band den letzten, berührenden Track des neuen Hosen-Albums, "Kein Grund zur Traurigkeit". Ein Lied des einstigen Drummers Wölli Rohde, der letztes Jahr verstorben ist.
Ein rechtskräftiger negativer Asylbescheid bedeutet noch lange nicht, dass ein Asylwerber auch tatsächlich in seinen Heimatstaat abgeschoben wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Flüchtling taucht unter, es bestehen keine Rückführungsabkommen mit den Herkunftsstaaten, oder die ausländische Botschaft verweigert die Ausstellung von Heimreisezertifikaten.
Ist eine Abschiebung unzulässig bzw. aus nicht vom Fremden zu vertretenen Gründen unzulässig, dann hat dieser Anspruch auf eine sogenannte Duldungskarte nach § 46a FPG. Laut einer Anfragebeantwortung des Innenministeriums wurden 2016 insgesamt 279 Karten für Geduldete ausgestellt, davon 82 % für Männer und 18 % für Frauen. Bei der Staatsangehörigkeit führt Afghanistan (32) vor Nigeria (26) und der Russischen Föderation (23). Altersmäßig wurden die meisten Duldungskarten für die Spanne von 19 bis 29 Jahren ausgestellt (103).
Eine Duldungskarte wird für 1 Jahr ausgestellt und kann auf Antrag des Fremden für jeweils ein weiteres Jahr verlängert. Für Flüchtlinge bedeutet das, dass sie weiterhin Anspruch auf die Grundversorgung haben. Diese umfasst - im selben Ausmaß wie bei Asylwerbern - Verpflegung, Unterbringung, Krankenversicherung, medizinische Leistungen und diversen Sonderbedarf.
Mit Stichtag 18. April 2017 befanden sich 3418 Personen mit rechtskräftig negativ abgeschlossenem Asylverfahren in Grundversorgung. Deren künftiges Schicksal hängt auch davon, ob die Bundesregierung imstande ist, endlich Rückführungsabkommen mit einschlägigen Staaten auszuhandeln und eine ordnungsgemäße Abschiebung durchzuführen.
Was noch viel bedenklicher ist: Das Innenministerium weiß laut eigener Aussage nicht, wie viele und welche rechtskräftig abgelehnten Asylwerber sich tatsächlich in Österreich aufhalten. Nicht nur ein Armutszeugnis für einen Rechtsstaat, sondern ein gewaltiges Sicherheits- und Kriminalitätsrisiko.
Sommer, Sonne, Party! Das 11. Wiener Donaukanaltreiben, das seit 2007 in der urbanen Freizeitoase im Zentrum Wiens stattfindet, trotzte den Wetterkapriolen der letzten Wochen und sorgte 4 Tage lang für Rekordbesuch. Unter dem Motto "It´s for Free, Baby" boten 16 Locations mit über 70 Acts ein buntes, abwechslungsreiches Programm, das generationenübergreifend vom Baby, Teenager, Raver, Indie-Hipster bis hin zu seriösen 9-5-Workers oder rüstigen Pensionisten alle Altersschichten anlockte.
Die echte Attraktion ist sowieso der Donaukanal selbst: Lässiges Sonnenbaden in den Liegestühlen oder direkt am Kanal, spontanes Bierchen in der Wiese, Joggen im Morgengrauen, zaghaft-kecke Flirtsprüche bei Sonnenuntergang oder ganz einfach ohne Hintergedanken das Dolce Vita des Sommers genießen.
Das ambitionierte Line-Up des diesjährigen Donaukanaltreibens ist da nur das Dessert auf dem Sahnehäubchen: Food & Festival-Market und Kunsthandwerksmarkt bei der Salztorbrücke, Bootstaxi-Ausflüge über den Kanal oder die zahlreichen Live-Bands, die die Botschaft von Willi Resetarits, "Überall muss Musik sein", kongenial in die Tat umsetzten.
Die Glamour-Popperin Ankathie Koi präsentierte sexy-schrill ihr neues Electro-Album, die punkig-düsteren Crispies scheuten sich nicht vor der starken Sonneneinstrahlung, Isolation Berlin, Der Ringer und Die Höchste Eisenbahn personifizierten neuen deutschen Indie-Rock als spannende Gratwanderung zwischen Rebellion und Depression. Exzessiv getanzt wurde zu den Balkan-Electro-Swing Vibes von Dunkelbunt und seiner mitreißenden Band. Und vor dem seit 1995 existierenden Kult-Lokal Flex wurde open-air geravt zu den neuesten Techno-, Minimal- und Drum&Bass-Beats.
Die Wiener lieben ihren Donaukanal. Nicht auszudenken, wenn hier - wie einst in den 60ern geplant - eine Stadtautobahn stehen würde. Ein Wink auch für andere - scheinbar progressive - Projekte der Stadt.
"Wir stellen nur Fragen, bieten keine Lösungen!" - Ein Satz, der so ehrlich nie von einem Politiker formuliert werden könnte. "Where´s the Revolution?" - Das ist die zentrale Frage, die sich die Elektro-Soundpioniere Depeche Mode stellen. Und spätestens jetzt weiß man, warum im autoritätsgläubigen, harmoniesüchtigen Österreich kein Konzert organisiert wurde. Stattdessen gastierten Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher, unterstützt vom Keyboarder Peter Gordeno und dem österreichischen Drummer Christian Eigner, auf gewohntem Terrain, im altehrwürdigen Pasienky-Stadion von Bratislava.
Es war der 7. Auftritt im Rahmen ihrer "Global Spirit"-Tournee, aus Anlass ihres neuen 14. Albums, unfassbare 36 Jahre nach Veröffentlichung ihrer ersten Single "Dreaming of me". Nach den Electro-Pop-Vorbands F.O.X. und Raveonettes startete die nach einem französischen Modemagazin benannte Band aus Essex kongenial mit dem neuen Track "Going Backwards". Denn gerademal 5 Songs aus dem neuen Album "Spirit" standen auf der Setlist des Abends, darunter natürlich "Revolution", das hypnotische "So much Love" und das melancholische "Cover me". Warum die zwei konträren Masterminds der Band, Gahan und Gore, gerade auf ihren ersten gemeinsam geschriebenen Song, "You Move", verzichteten, wundert doch etwas. Stattdessen wurden vor allem die 90er-"Violator"-"Devotion"-Years in Szene gesetzt, und bei Tracks wie "I feel you", "World in my Eyes", "In your Room" oder "Walking in my Shoes" schien es so, als sei der im Gilet-Look wild gestikulierende Gahan, der nach dieser Ära bereits zwei Minuten klinisch tot war, niemals gealtert.
Am weitesten zurück, ins Jahr 1983, ging es mit dem Klassiker "Everything counts", der trotz strömendem Regen Band und Fans aufpeitschte. Für ruhige Nuancen sorgte wie üblich Martin Gore mit "A Question of Lust" und dem legendären "Somebody". Die Überraschung des Abends war sicherlich Dave Gahans Coverversion der Bowie-Hymne "Heroes". Allerdings nur auf den ersten Beat, denn Bowie war Gahans Vorbild ("Eine Platte von Bowie brachte mir mehr als ein Schuljahr. Und damit meine ich nicht nur Texte mit gewichtigen Botschaften, sondern Melodien und das mächtige Gefühl, das ein gutes Lied transportiert"), und beide waren als Wahl-New Yorker gut befreundet. Und, egal ob urban legend oder nicht, Depeche Mode-Gründer Vince Clarke soll Gahan beim "Heroes"-Proben entdeckt haben.
In Bratislava hatte Gahan auch Zeit, seine Vokalkünste zu schonen. Denn trotz Regenfalls unter für Depeche Mode-Verhältnisse passender düsterer Aura sangen die international angereisten Fans zu Tracks wie "Enjoy the Silence" oder "Never let me down again" jede Zeile auswendig mit. Kann man ja auch verlangen bei über 100 Millionen verkauften Tonträgern. Das Finale zelebrierten die Depeches dann mit einer extralangen Version von "Personal Jesus". "Reach out, touch Faith!" Fans und Band klitschnass und glücklich. Auch der Himmel klatschte Beifall. Zumindest er sollte sich nächstes Mal zurückhalten :-)
14 Jahre ist es her, dass Christina Stürmer bei "Starmania" den 2. Platz belegt und trotzdem den "Jackpot" gewonnen hat. Mit "Ich lebe" gelang ihr der Durchbruch in Österreich, einige Jahre später auch in Deutschland und der Schweiz. Im Laufe ihrer Karriere hatte die gelernte Buchhändler aus Linz zahlreiche Nr. 1-Singles und Alben, stand mit Bon Jovi gemeinsam auf einer Bühne und gewann neben 2 deutschen Echos gleich 11 Amadeus Awards, den letzten 2017 als beste Künstlerin.
Seit einigen Monaten ist Christina Stürmer stolze Mutter einer Tochter (Marina), gemeinsam mit ihrer Band hatte sie jetzt die Ehre, zum ersten Mal in der legendären Wiener Arena zu spielen. Der "Stürmer-Hype" ist trotz stagnierenden Chart-Erfolgs noch lange nicht zu Ende, bereits bei der Vorband war die Arena Wiese überfüllt von Konzertbesuchern zwischen 5 und 70.
Sympathisch, lässig und volksnah - das ist Christina Stürmer auch mit 34. Neue Tracks aus dem Album "Seite an Seite" wie der Opener "Neue Farben", das Nena-angehauchte "Tragflächen" oder das ihrer verstorbenen Oma gewidmete "Du fehlst mir" werden gemischt mit Mitsing-Klassikern wie "Ich lebe", "Nie Genug" oder "Scherbenmeer". Die beste Stimmung erzeugt ihr bisher größter Hit "Millionen Lichter", traditionell endet das Konzert mit der wunderschönen Ballade "Engel fliegen einsam".
Über Einsamkeit muss sich die Christl allerdings nicht beklagen, weder privat noch bei ihren Konzerten. Und das freut nicht nur die Austro-Pop-Fans.
CETA- und Frauenrechtsaufmärsche, der Hanfwandertag oder die Regenbogenparade als Zeichen gegen die Diskriminierung Homosexueller. Alles "Demonstrationen" mit unterschiedlichen Zielen und Motiven. Rein rechtlich aber haben sie eines gemeinsam: Sie fallen unter das sogenannte Versammlungsgesetz, das kürzlich im Nationalrat - nicht ganz unstrittig - novelliert wurde.
Die Versammlungsfreiheit zählt in Österreich seit 1867 zu den Staatsgrundrechten und ist auch durch die europäische Menschenrechtskonvention verfassungsrechtlich geschützt. Insofern werden vorgenommene bzw. geplante Einschränkungen immer besonders unter die Lupe genommen. Die aktuelle Novelle kann man einerseits als Anlassgesetzgebung, andererseits als (vermeintliche) Erleichterung der Polizeiarbeit sehen.
So hat die Behörde jetzt die Möglichkeit, einen Schutzbereich zwischen 50 und 150 m rund um die Versammlung festzulegen. Dies, um unmittelbare Zusammenstöße wie zuletzt zwischen links- und rechtsextremen Gruppierungen in Wien zu verhindern. Versammlungen müssen weiters künftig 48 Stunden (statt wie bisher 24) vor der Abhaltung angemeldet werden. Dies hat allerdings keinen Einfluss auf sogenannte Spontanversammlungen (und soll es auch nicht haben). Demonstrationen bedürfen zu ihrer Legitimation keiner behördlichen Anmeldung oder Bewilligung. Die Nichtvornahme einer Anzeige zieht "nur" eine Verwaltungsübertretung nach sich.
Untersagt werden kann eine Versammlung, wenn sie gegen die Strafgesetze verstößt (z.B. bei Wiederbetätigung, Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen) bzw. wenn sie die öffentliche Sicherheit gefährdet. Durch die Novelle kommt jetzt - "dank" der grenzüberschreitenden Wahlkämpfe Erdogans - ein weiterer Tatbestand hinzu: So kann die Bundesregierung gemäß § 6/2 eine Versammlung untersagen, die der politischen Tätigkeit von Drittstaatsangehörigen dient und gegen unsere Rechtsgrundsätze verstößt. Der Anwendungsbereich ist gering, der Populismusgrad dagegen umso höher.
Letzten Donnerstag wurde der Wiener Liedermacher und Schriftsteller Ernst Molden noch mit dem Amadeus Award für World Music ausgezeichnet und hielt außerdem eine Laudatio auf "Ostbahn Kurti" Willi Resetarits. Zwei Tage später betrat er gemeinsam mit dem Frauenorchester die Bühne des Karlsfestes direkt vor der faszinierenden Kulisse der Karlskirche.
Es war erst der zweite (und vermutlich nicht der letzte) Auftritt Moldens mit Sängerin und Gitarristin Sibylle Kefer, Bassistin Marlene Lacherstorfer und Schlagzeugerin Maria Petrova. Unterlegt von Anekdoten des genialen Geschichtenerzählers lauschten die Zuhörer skurrilen Wiener Liedern über misslungene Hochzeiten ("Deine Schwester waant"), Drogensüchtige im Resselpark ("Katherine") oder zu Ende gehende Liebschaften ("Das alte Laub"). Letzterer - "Autumn leaves" - wie einige andere Songs auch angelehnt an unbekanntere US-Country-Lieder. Kefer, ehemals Mitglied der Ausseer Hardbradler, durfte natürlich auch solo ran, hat sie doch kürzlich erst ihr erstes Album "Hob i di" veröffentlicht.
Der "Leonard Cohen Wiens", wie er gerne bezeichnet wird, ist immer dann am besten, wenn er über seine Lebensstadt selbst singt. So zum Beispiel bei seinem Klassiker "Wieso kommt keiner morgens früh nach Wien, sieht die Huren vor den Straßenkehrern flieh´n". Schön, dass das schnörkellose Wiener Lied gerade in digitalsiert-oberflächlichen Zeiten wieder boomt.
"Du steckst mich an" lautet das Motto des diesjährigen Donaufestivals in Krems, das in dieser Form seit 2005 in der Wachaumetropole stattfindet. "Camp auf dem Land", so nannte es der langjährige künstlerische Leiter Tomas Zierhofer-Kin, der - als neuer Chef der Wiener Festwochen - das Zepter an den FM4-Radiomacher und Kulturjournalisten Thomas Edlinger übergab. Die Grundtendenz blieb gleich, eine grenzüberschreitende Mixtur aus Musik, Art und Performance, die die Besucher nicht berieseln, sondern inspirieren, herausfordern und aufrütteln soll.
An insgesamt 6 Tagen finden an verschiedenen Standorten pro Tag ca. 20 Einzel-Events statt. Eines der Höhepunkte des ersten Wochenendes war zweifelsohne die Premiere der 5 (!)-stündigen Performance "Habitat" der renommierten Künstlerin Doris Uhlich. Ca. 30 Akteure des "More than naked-Ensembles (inklusive einiger "Amateure") bewegten sich - so wie Gott sie schuf - in den Hallen der (säkularisierten) Dominikanischen Kirche, jeder auf seine Art und Weise, solo, zu zweit oder in Gruppen. "Die Kirche ist wie nackt, die Wände und der Boden haben einen Nude-Ton" - so Uhlich, die die teils natürlichen, teils künstlichen Zuckungen der Performer an die Architektur der Kirche anpasste und die Zuschauer inmitten der nackten Körper unmittelbar daran teilnehmen ließ. Als musikalische Kulisse dienten tribalistische Minimal-Techno-Beats, die die Energie der Performance intensivierten und auch auf die Besucher übertrugen. Choreografin Uhlich: "Jeder hat einen Körper! Das verbindet uns alle. Und unterm Gewand schauen wir alle gleich aus, egal an was wir glauben!"
"Rap against Racism" lieferte die schwarze Künstlerin und Aktivistin Camae Ayewa aka Moor Mother im Stadtsaal. Harte Beats, aggressives Wording und eindeutige Messages. Die ungerechte Welt hat es nicht anders verdient. Zum Finale tanzten auch einige Konzertbesucher auf der Hip Hop-Bühne, es besteht noch Hoffnung.
Vancouvers Rap-Shooting-Star Tommy Genesis dagegen präsentierte sich in der Halle 2 im School-Girl-Outfit, hautnah beim Publikum und nur von Background-Hip Hop Beats begleitet. Die Künstlerin des DIY-Labels Awful Records ist allerdings – konträr zum Look – eine selbstbewusste Anti-Spears. "Liebe und Sex sind von vornherein belastet mit dieser Art Gehirnwäsche, die wir alle mitbekommen. Man muss sich für die eigenen Regeln entscheiden." - so Tommy Genesis.
Für Retro-Atmosphäre sorgte am Eröffnungstag die ehemalige UK-New Wave-Band Scritti Politti, die heute nur mehr aus dem damaligen Sänger Green Gartside besteht. Die Hits von damals, "Word Girl", "Wood Beez" oder "Sweetest Girl" faszinieren durch dessen beständiger Stimme noch immer, die politische Message ist etwas verblasst, was aber nicht stört.
Wer auf härtere Beats abfährt, wurde beim Donaufestival auch bestens bedient. DJ M.E.S.H. aus New York scratchte im Festival-Areal der Österreich-Hallen, während Group A aus Tokyo im Stadtsaal Gothic-Wave mit Techno und Live-Violins kombinierten. Neue Maßstäbe in Sachen elektronischer Club-Musik bot der südafrikanische DJ Lag: Gqom heißt das Zauberwort der Szene in Durban. Eine Mixtur aus Techno, Tribal und hallenden Samples. Man staunt, was der altehrenwürdige Stadtsaal in Krems noch aushält:-)
Das weibliche DJ- und VJ-Trio Etepetete zeichnete dieses Jahr verantwortlich für das Electric Spring im Wiener Museumsquartier. Der Spring fiel aufgrund des schlechten Wetters (und der Verlegung der Open-Air-Bühne ins Innere) zwar aus, der elektronische Sound war aber auch bei der dritten Ausgabe des von der Stadt Wien finanzierten Festivals von höchster Quality, vor allem seitens der Female Artists.
Die ursprünglich aus Horn stammende Lulu Schmidt vereint mit ihrer "One Woman Orchestra"-Show viele Stilarten zu einem neuen einzigartigen Gesamtkonzept. Egal, ob sie jetzt a la Lindsey Stirling mit ihrer Violine fasziniert, in künstlerische Installationswelten eintaucht, a la Florence Welch in den Indie-Bereich gleitet oder mit Berliner Newcomern wie Schlindwein, mit dem sie einen Track zum "Fucking Berlin" beigesteuert hat, für laszive Melancholie sorgt. Von ihr ist in jeder Hinsicht noch viel zu erwarten.
Ebenso von Mavi Phoenix, die bereits beim Popfest auf dem Karlsplatz performte. Die Linzerin mit syrischen Wurzeln bewegt sich im urbanen Grenzbereich zwischen Pop und Hip Hop und begeistert auch trendreservierte FM4-Hipster. Beim Electric Spring präsentierte die knapp über 20jährige Mavi neben Radio-Hits wie "Quiet" und "Love longtime" auch viele neue Tracks. Der Mainstream-Erfolg scheint auch international nur mehr eine Frage der Zeit.
Die Female Party am zweiten Tag des Festivals war danach noch lang nicht zu Ende. Dafür sorgten die aus der Wiener Subkultur bekannten Djanes Therese Terror & Martina, die mit Minimal Techno-Beats die Party-Crowd bei ekstatischer Tanz-Laune hielten. Cool.
Bis vor wenigen Jahren war Rom eine der wenigen europäischen Hauptstädte, die kein Museum für moderne Kunst hatten. Dies änderte sich am 27. Mai 2010, als das Museo nazionale delle arti del XXI secolo, kurz MAXXI, eröffnet wurde.
Als Architektin fungierte die aus Irak stammende, im Jahr 2016 verstorbene Star-Architektin Zaha Hadid, die in Wien eine Wohnbau-Anlage an der Spittelauer Lände und die Bibliothek der neuen Wirtschaftsuniversität konzipierte. Errichtet wurde das MAXXI im Norden Roms, im Viertel Flaminio, leicht per Tramway 2 erreichbar von der Piazza del Popolo aus. Als Standort wählte man ein altes Kasernenareal des späten 19. Jahrhunderts, die Kosten für das futuristische Gebäude betrugen 150 Millionen Euro.
Das Museum selbst bietet nicht nur zeitgenössische Kunst, sondern enthält auch einen Hörsaal, ein Forschungszentrum mit Bibliothek, eine Buchhandlung, eine Cafeteria und ein Restaurant. Beliebt bei jungen Leuten ist auch der Freiraum außerhalb des Museums. Dort erblickt man auch ein brüchiges Ziegelgebäude, genannt "La Casa di Roma" ("House of Rome"). Kreiert wurde es vom portugiesischen Installationskünstler Pedro Cabrita Reis, der damit auf den Verfall der italienischen Vorstädte hinweist.
Neben der Dauerausstellung "MAXXI Collection" präsentiert das römische Museum derzeit u.a. eine Werkschau von Piero Gilardi ("Nature Forever") und die gesellschaftskritische Exhibition "The World as Prison".
In Österreich hat jede fünfte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Über 17.600 Opfer familiärer Gewalt wurden 2015 von den Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen betraut. 85,5 % der Klienten waren Frauen, über 92 % der Gefährder männlich.
Die steigende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft bzw. in der Familie wurde bereits in den 90ern festgestellt. Und so beschloss Österreich 1997 als erstes Land Europas ein Gewaltschutzgesetz, das aus Bestimmungen des Strafgesetzbuchs, der Exekutionsordnung und der Zivilprozessordnung zusammengesetzt ist und in den Jahren 2006 bzw. 2009 erweitert wurde. Im Mittelpunkt stehen dabei einstweilige Verfügungen, die Opfer vor Bezirksgerichten gegen Gewalttäter beantragen können.
2016 wurden laut einer Anfragebeantwortung des Justizministers von den österreichischen Bezirksgerichten insgesamt 2303 einstweilige Verfügungen gemäß den §§ 382 b und e Exekutionsordnung verhängt. Eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (2283). In Gewaltschutzsachen wurden im Jahr 2016 1832 Betretungsverbote und 1041 Wegweisungen seitens der Sicherheitsbehörden ausgesprochen, in beiden Fällen eine klare Zunahme gegenüber 2015 (1785 bzw. 1001). Die meisten einstweiligen Verfügungen wurden in Wien erlassen, höhere Werte scheinen auch in den Hauptstädten Linz, Klagenfurt, Graz und Salzburg auf.
Eine einstweilige Verfügung zum Schutz vor Gewalt in Wohnungen (§ 382b EO) bewirkt, dass der häusliche Gewalttäter bei Unzumutbarkeit des weiteren Zusammenlebens aus der Wohnung gewiesen wird, selbst wenn er Eigentümer oder Mieter der Wohnung ist. Die Schutzdauer ohne Hauptverfahren beträgt 6 Monate. Gemäß § 382e EO kann auch eine einstweilige Verfügung zum allgemeinen Schutz vor Gewalt bewilligt werden, aufgrund derer der Täter verpflichtet wird, bestimmte Orte (wie Arbeitsplatz, Schule oder Kindergarten) zu meiden bzw. die Kontaktaufnahme mit dem Antragsteller zu unterlassen. Diese Maßnahme gilt höchstens ein Jahr, kann allerdings bei Verstößen bzw. durch eine Klagserhebung verlängert werden.
Seit 2006 kann auch eine einstweilige Verfügung wegen Stalkings („Schutz vor Eingriffen in die Privatsphäre“ gemäß § 382g EO) beantragt werden. Laut Justizministerium wurden 2015 186 bzw. 2016 175 einstweilige Verfügungen bewilligt. Der Großteil davon betraf die Bundeshauptstadt Wien mit 116 bzw. 124 Fällen.
Fazit: Die häusliche Gewalt in Österreich ist leicht am Zunehmen, die Gewaltschutzgesetze bieten eine rechtliche Möglichkeit, eine weitere Eskalation innerhalb der Familie zu verhindern. Zahlreiche Studien zeigen, dass bei rechtzeitigem Einschreiten mit Hilfe der Polizei, der Gerichte und der Opferschutzeinrichtigungen schwerwiegende weitere Vorfälle verhindert werden können. Dazu müssen die Bürger über diese Instrumente aber auch informiert werden, vor allem auf dem Land. Denn - wie die Zahlen zeigen - scheuen vor allem die Menschen kleinerer Städte, Gemeinden und Dörfer davor zurück, rechtliche und soziale Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Spiele gibt´s zu spielen viele, und man braucht sie auch nicht stetig neu erfinden. So auch beim Minigolf, einem Sport, der in den 50ern am italienisch-schweizerischen Lago Maggiore entstanden ist. Die Idee wurde konzipiert vom Schweizer Gartenarchitekten Paul Bongni, der 1954 in Ascona die erste genormte Minigolf-Anlage mit 18 Bahnen eröffnet hat.
Vor allem in Bella Italia erlebte Minigolf in dieser Zeit einen wahren Boom. Grund genug für das Wiener Museumsquartier, ausnahmsweise auf die Retro-Schiene zu setzen und auf dem Vorplatz einen Minigolf-Platz zu installieren. Der besondere USP: Die 12 Bahnen bestehen allesamt aus innovativen Skulpturen, kreiert von Künstlern wie "feld72", Anastasiya Yarovenko oder PLOP. Der Gesamtentwurf stammt vom Architekten Daniel Sanwald.
"MQ Amore", die so verführerisch klingende Trademark der Minigolf-Anlage, hat geöffnet von April bis Oktober, und zwar von 10 bis 20 Uhr, im Sommer sogar bis 22 Uhr. Eine lässige Minigolf-Partie kostet 4 Euro, für Kinder bis 12 2,5 Euro. Echte Fans können gleich eine Zehnerkarte um 30 Euro buchen. Jetzt muss nur mehr das Wetter mitspielen :-)
Es ist vielleicht der populärste und gleichzeitig romantischte Platz im wunderschönen Rom, und das trotz Touristenmassenanstroms: Der 26 Meter hohe und 50 Meter breite Trevi-Brunnen, italienisch Fontana di Trevi. Und schuld daran ist sicherlich auch der Volksglaube mit den "drei Münzen im Brunnen", bekannt geworden durch den Film "Three Coins in the Fountain" aus dem Jahre 1954.
Wirft man eine Münze über die Schulter in den Brunnen, dann kehrt man sicher nach Rom zurück. Zwei Münzen führen dazu, dass man sich in einen Römer oder eine Römerin verliebt, drei zu einer Heirat mit der entsprechenden Person. Und es dürften sehr viele sein, die an diese süße Geschichte glauben. 1,4 Millionen Euro wurden 2016 in den Trevi-Brunnen geworfen, das gesamte Geld fließt an die Caritas, die dieses nach einem genau festgelegten Schlüssel für Familien, Bedürftige und Mensen verwenden.
Der Trevi-Brunnen wurde zwischen 1735 und 1762 gebaut. Als Baumeister gilt der bis dahin unbekannte Architekt Nicola Salvi, der in seinem Werk die den Menschen bedrohenden Naturgewalten thematisierte. Im Mittelpunkt steht dabei der Meeresgott Oceanus, auf den Felsen tummeln sich zahlreiche Meerespferde und Tritonen. Dahinter befindet sich ein Triumphbogen mit vier Allegorien, die die satten Wiesen, die Gaben des Herbstes, die Fruchtbarkeit der Felder und die Fülle der Früchte darstellen.
Weltberühmt wurde der Trevi-Brunnen auch durch den genialen Fellini-Film "La Dolce Vita", in dem Anita Ekberg und Marcello Mastroianni das dekadente Rom der 60er widerspiegeln und sich ein Bad im Brunnen gönnen. Ein Italiener nahm sich bei warmen Frühlingstemperaturen den Film als Vorbild und sprang nackt ins Wasser. Diese Aktion endete allerdings nicht mit einem Oscar, sondern mit einer kurzfristigen Festnahme und einer Geldstrafe von 400 Euro :-)
„Alles, was Recht ist“ lautete das Motto des Frauenvolksbegehrens, das vom 7. April bis zum 14. April 1997 durchgeführt wurde. Es enthielt insgesamt 11 Forderungen, die immerhin von 11,7 % der Wahlberechtigten (644.665 Personen) unterstützt wurden. Drei Viertel davon waren Frauen.
Heute 20 Jahre später wurden – neben der verfassungsrechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau (im Art 7 B-VG) – gerade einmal 2 Forderungen der damaligen Proponentinnen umgesetzt. Und zwar die Forderung 7 („2 Jahre Karenzgeld für alle Alleinerzieherinnen“) und die Forderung 11 („Keine weitere Anhebung des Pensionsantrittsalters für Frauen, bevor nicht die tatsächliche Gleichberechtigung in allen Bereichen gegeben ist“). Letztere steht allerdings auf extrem wackeligen Beinen, da einige Experten und Meinungsführer aufgrund der höheren durchschnittlichen Lebensdauer eine Anhebung des Frauenpensionsalters fordern.
Von einem weiblichen Trauerspiel zu sprechen ist keine Übertreibung, wenn man die anderen Forderungen von damals mit der gegenwärtigen Lage vergleicht. „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“ ist leider eine fast unerreichbare Zukunftsvision. Frauen erhalten in Österreich um 21,7 Prozent weniger Gehalt pro Stunde als Männer, die Gründe liegen nicht nur in der Teilzeitbeschäftigung und der unterschiedlichen Berufswahl, sondern auch in purer Diskriminierung und Patriarchalisierung der Führungsfunktionen.
Ein valorisiertes Mindesteinkommen – damals wurden monatlich 15.000 Schilling brutto (1.090 Euro) gefordert – existiert noch immer nicht. Die Behaltefrist nach der Karenzzeit beträgt derzeit 4 Wochen, die Unterstützer des Volksbegehrens verlangten 6 Monate. Problematisch ist vor allem das Auseinanderdriften zwischen arbeitsrechtlicher Karenz und (länger möglichem) Bezug des Kinderbetreuungsgeldes. Ein Recht auf Elternteilzeit besteht bis zum 7. Geburtstag des Kindes, allerdings nur für Väter und Mütter in Betrieben mit mehr als 20 Arbeitnehmern. Missbräuche und Diskriminierungen durch Arbeitgeber werden immer häufiger.
Trotz vieler Anträge im Parlament wird das Partnereinkommen bei Notstandshilfe und Ausgleichszulage noch immer angerechnet. Das allgemeine Recht auf eine Grundpension für alle Senioren wurde ebenfalls nicht durchgesetzt. Als Zeiten der Kindererziehung gelten pensionsrechtlich maximal nur die ersten 48 Monate nach der Geburt eines Kindes. Bei Geburt eines weiteren Kindes innerhalb von 4 Jahren endet die Kindererziehungszeit des ersten Kindes.
„Jeder Mensch hat das Recht, Beruf und Kinder zu vereinbaren“ – Vor allem diese Forderung Nr. 6 aus dem 97er-Volksbegehren sollte auch für künftige Bundesregierungen ein Richtmaß der Familienpolitik sein. Die Anzahl der Kinderbetreuungseinrichtungen hat sich zwar in den letzten 2 Jahrzehnten vergrößert, de facto ist eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur in den urbanen Städten wirklich möglich. In den ländlichen Regionen gibt es weiterhin zu wenige Kindergärten, zu geringe Öffnungszeiten und zu lange Urlaubsperioden, sodass die Eltern vor große organisatorische Probleme gestellt werden und Mütter zumeist auf geringer bezahlte Teilzeitbeschäftigungen angewiesen sind. Bei steigenden Lebenshaltungskosten, Mieten und Gebühren eine zusätzliche Hürde für Jungfamilien.
Fazit: Das Frauenvolksbegehren 1997 hat auf die Familienpolitik der letzten 20 Jahre nur geringe Auswirkungen gehabt. Ein neues Volksbegehren könnte nur dann rechtliche Folgen nach sich ziehen, wenn in der österreichischen Verfassung direkte Demokratie in Form verbindlicher Volksabstimmungen (wie in der Schweiz) normiert wird. Verbesserungen für Frauen und Familien können allerdings auch im Parlament diskutiert und beschlossen werden, dazu müssen aber alle Parteien – unabhängig ihrer Ideologien – an einem Strang ziehen. Dies passiert allerdings gerade bei wichtigen Materien zu selten.
Am 30. März hat der Nationalrat das neue Tierschutzgesetz beschlossen, und es hat den Anschein, als wäre er auf halbem Wege stehengeblieben, so wie ein Marathonläufer, der nach der Hälfte der Strecke ins virtuelle Ziel abbiegt. So sind einige der von SPÖ, ÖVP und den Neos abgesegneten Normen durchaus als sinnvoll zu betrachten. Der vor allem aus Osteuropa grassierende Welpenhandel im Internet wird durch ein ausdrückliches Verbot verhindert, ausgenommen sind nur Züchter und Tierschutzorganisationen. Würgehalsbänder für Hunde sind ab Mai 2017 ebenso verboten wie das Tätowieren und Färben von Tieren aus modischen oder kommerziellen Gründen. Verpflichtend wird die tierärztliche Kennzeichnung von Zuchtkatzen mittels eines Mikrochips.
Dem gegenüber stehen aber zahlreiche Reformvorschläge, die trotz über 600 kritischer Stellungnahmen nicht umgesetzt wurden. Weiterhin zulässig ist die betäubungslose Ferkelkastration. Auch die dauerhafte Rinderanleinung in Ställen wurde nicht beseitigt, sondern durch eine zahnlose Meldepflicht der Bauern ersetzt. Verboten wurde auch nicht die grausame Tötung männlicher Küken. Eingeschränkt wurde auch die Kastrationspflicht für streunende Katzen. Auch der Verkauf von Hunden und Katzen in Zoohandlungen wird nicht rechtlich unterbunden.
Alles Punkte, auf die auch der VGT, ÖTV, Robin Hood und zahlreiche andere Tierschutzorganisationen durch Demonstrationen vor dem Parlament, förmliche Stellungnahmen, über 30.000 Unterschriften oder Facebook-Postings aufmerksam machten. Die Mehrheit der Nationalratsabgeordneten ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken. Kein Wunder, wenn VGT-Obmann Martin Balluch meint: "Wenn die Politik nicht zuhört und den Tierschutz als politisches Thema zu ignorieren versucht, dann werden wir eben eine Partei für Tiere gründen. In Holland hat eine solche Partei bei den Wahlen kürzlich 3,5 % und damit 5 Sitze im Parlament erreicht, in Australien ist sie ebenfalls im Parlament vertreten."
Abgesehen davon, dass man in Österreich eine Hürde von 4 % überspringen muss: Eine "Partei für Tiere" (inkl. Umwelt oder Menschenrechte) würde garantiert keine unqualifizierteren Beiträge abliefern als so manche aktuelle Parlamentspartei.
Seit einem Monat ist das neue Kinderbetreuungsgeldgesetz in Kraft, und die Härtefälle aufgrund diffiziler Regelungen häufen sich. Die ORF-Sendung „Heute Konkret“ berichtete über eine erfolgreiche Filialleiterin, die nach der Geburt ihres Kindes zur Mindestsicherungsbezieherin wurde.
Die junge Mutter stellte einen Antrag auf einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld, das ihr allerdings aufgrund einer Krankheit (!) verwehrt wurde. Voraussetzung für den Bezug ist die tatsächliche Ausübung einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit in den letzten 6 Monaten vor der Geburt. In dieser Zeit war die Frau allerdings 4 Monate krank und bezog Krankengeld, davon 4 Wochen von der Krankenkasse. 2 Wochen wären aufgrund des Gesetzes nur erlaubt gewesen. Die Frau bekam daher – trotz bestehender Erwerbstätigkeit . einen negativen Bescheid. Sie musste notgedrungen auf eine Pauschalvariante umsteigen und als Alleinerzieherin sogar die Mindestsicherung beantragen, um finanziell über die Runden zu kommen.
Es ist nicht die einzige Falle, die durch das von ÖVP-Familienministerin Karmasin zu verantwortende Gesetzesdickicht droht. Die 6-Monate-Frist kann auch durch andere Faktoren unterbrochen werden, so beispielsweise durch eine befristete Tätigkeit oder durch Insolvenz des Arbeitgebers. Echte Zahlen- und Terminspielereien, die über tausende Euro entscheiden, ergeben sich dann, wenn eine Frau nach der Geburt eines Kindes ein zweites erwartet.
Die äußerst mangelhafte KBG-Novelle, die keine Valorisierung des Kinderbetreuungsgeldes vorsieht und für Alleinerzieher sogar die Bezugsfristen gekürzt hat, weist auch gefährliche Schwachstellen im Verfahren auf. So haben die Eltern eines Kindes binnen 14 Tagen ab Antragstellung, die Möglichkeit, die KBG-Variante zu ändern. Passiert aber unabsichtlich ein Fehler im Antrag, dann ist eine Änderung meist ausgeschlossen. Denn die zuständigen Krankenkassen brauchen zumeist mehr als 14 Tage, um den Bescheid auszustellen. Wird dann der Fehler bemerkt, ist die Frist abgelaufen, und eine Berufungsmöglichkeit besteht nicht.
Kommt der Frühling ins Land, dann drängen die Wiener ins Freie, egal ob in die Schanigärten, die Flaniermeilen oder eben in den urbanen Innenhof des Museumsquartiers. Dort warten schon meist die kultigen Sitzmöbel, kurz "Enzis", auf die jungen Hipster, zum Studieren, Flirten oder einfach nur zum Chillen. Seit 2003 stehen im MQ die nach der damaligen Prokuristin benannten Sitzgarnituren, die auch im Ausland bereits für Wien-Promotion sorgten, so im Madrider Museumsdreieck, vor dem Museu d´Art Contemporani de Barcelona, im Gorki-Park in Moskau oder am Düsseldorfer Schadowplatz. Die Farbe wurde auch dieses Jahr wieder per Internet-Voting gewählt. Gewonnen hat Twinni-Grün, vermutlich der politischen Gesinnung der Besucher nicht ganz fremd, mit über 52 % vor Twinniorange und Sportgummirot.
Mit den warmen Temperaturen locken unter der Trademark "Hofmusik" auch wieder Bands und Artists in das MQ. Letztes Jahr waren das u.a. Nazar, Leyya oder der Nino aus Wien, 2017 begann der musikalische Reigen mit der Tiroler Indie-Elektronikband "The Nihils", die in Berlin ihr erstes im April erscheinendes Album produzierten. Teile davon, wie die auf FM4 erfolgreiche Single "Breathing", präsentierten sie exklusiv im MQ. Und es dauert nicht mehr lange, bis das "Electro Spring"-Festival (u.a. mit Mavi Phoenix, Motsa und Gerard) vor der Tür steht. 20. und 21. April also terminlich freihalten !
Krems war einmal Disco-Hochburg. Anfang der 90er eröffnete das M.A.O. ("Music & Art Organisation), das anfangs unter den Fittichen von Andi Edlinger bzw. Manfred Dollberger und mit groovigem Dancefloor-Sound auch hochkarätige Acts wie Snap und Dr. Alban (und natürlich auch Udo Hubers TV-Hitparade "Die Großen 10") nach Krems lockte. 1999 war die Zeit des Millennium im Gewerbepark gekommen, das mit toller Sound-Anlage, Light-Effects und internationalen Bookings Party-Freaks aus ganz Österreich begeisterte. Zur freitäglichen "Mission 2000" beehrten Techno- und Trance-Ikonen wie Blank & Jones, Scooter, Miss Shiva, Tomcraft oder Cosmic Gate die Donaumetropole, die in allen Belangen überfüllten Saturday Night-Events dauerten bis weit nach Morgengrauen und endeten irgendwo zwischen Parkplatz, Taxistand oder After Hour-Cafe.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Das Millennium wurde 2007 von Christian Gschwantner "testamentarisch" übergeben. Die Großstadtdiskothek wurde immer wieder neueröffnet, hieß einmal "G", dann "Fifty" oder "Estate", der Erfolg eher periodisch beschränkt bzw. mäßig. Seit ein paar Monaten kann man die Räumlichkeiten für spezielle Events mieten. "Party-Minister" Martin Neger hat dies gemacht und österreichische DJ-Legenden unter dem kongenialen Motto "Techno Classic Night" in die "Event Stage Krems" geladen. Mit dabei: Trance Austrian Dance-Award-Gewinner DJ Observer, DJ Rokis, bekannt aus 90er-Gazometer-Biosphere-Rave-Nächten und DJ Joro, schon damals für seine harten Techno-Beats berühmt-berüchtigt. Dazu als Performer vor dem Mischpult: Die ehrenwürdigen MC´s Spot und Mars.
Die Rechnung ging auf: Das altersmäßig bunt gemischte Publikum tanzte schweißtreibend zu den Rave-, Techno-, Trance- und House-Hymnen der Vergangenheit, die - im Gegensatz zu manch anderem Retro-Sound - noch heute state of the art sind. Egal, ob sie jetzt "Loneliness", "Adagio for Strings", "Techno Cat", "Let me show you", "Raining down" oder "Meet her at the Love Parade" heißen. Eine Fortsetzung dieser coolen Party-Reihe dürfte wohl unwidersprochen sein.
Allerdings sind derartige periodische Events in der Kremser Region nur ein "Tröpfchen auf dem heißen Stein". Die Club-Diskothek Und Lounge ist seit 2012 geschlossen, die in die Jahre gekommenen Österreich-Hallen dienen aufgrund von Dezibel-Beschränkungen nur mehr als Kulisse für das avantgardistische Donaufestival und diverse Schulbälle, die Indie-Rock-Alternative-Szene hat - durch das Fehlen einer Veranstaltungshalle und kleinerer Bühnen, überhaupt keine Gelegenheit, ihre Künste zu präsentieren. Und das, obwohl die Stadt Krems zahlenmäßig ständig wächst und vor allem während der Semesterzeiten sich tausende urban angehauchte Studenten in der Wachauregion tummeln, die nur auf Parties, Konzerte, Happenings und Festivals warten. Wie lange noch ?
Die Kremser Kunsthalle macht noch Pause, jetzt erobern stattdessen Alltagsfotografien die Feingeschmäcker. 25 Frauen wurden für das Fotoprojekt "Frauenplätze" abgelichtet, als Kulisse fungieren u.a. das Steinertor, der Springbrunnen im Stadtpark, die Gozzoburg, der Simandlbrunnen oder der kultige Sprungturm in der Badearena.
Angefertigt wurden die Fotos vom Wiener Fotografen Michael Schmid. Unter den Kremserinnen, die "sich ihren persönlichen Platz im öffentlichen Raum erobert haben", befindet sich auch die grüne EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek.
Die Ausstellung wurde am Internationalen Frauentag eröffnet und ist noch bis 24. März in der Kremser Rathaushalle zu sehen.
Der österreichische Jurist und Datenschützer Max Schrems schaffte es im Jahr 2016 in der Rubrik „Gesetz und Politik“ unter die „Top 30 unter 30“-Liste des Wirtschaftsmagazins „Forbes. Kein Wunder, sein rechtlicher Kampf als „David“ gegen den Social Media-„Goliath“ Facebook kam weltweit in die Schlagzeilen. Dementsprechend oft wird er auch für internationale Vorträge gebucht. Im Rahmen der „Falter“-Stadtgespräche nahm sich Schrems auch Zeit, vor mehr als 450 Besuchern im AK-Bildungsinstitut zu referieren und gemeinsam mit Journalist Peter Huemer über Datenschutz, Fake News und Social Media-Gefahren zu diskutieren.
Jeder Bürger habe ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung, so Schrems. Naive Behauptungen wie „Ich habe nichts zu verbergen“ beantworte er gerne mit dem Satz „Dann hast du ein langweiliges Leben“. Der juristische Streit mit Facebook began 2011, als Schrems von seinem Auskunftsrecht Gebrauch machte und dann ein 1222 Seiten-PDF-Dokument erhielt, bei dem auch Daten aufschienen, die er eigentlich schon gelöscht hatte bzw. die er selbst nie angegeben hatte. Aktuell läuft eine Sammelklage gegen Facebook, bei der sich 25.000 Personen angeschlossen haben. Diese fordern je 500 Euro Schadenersatz wegen Verletzung von Datenschutzbestimmungen.
Einen wichtigen Sieg gegen Datenmissbrauch hat Schrems schon errungen. So wurde im Jahr 2015 das sogenannte „Safe Harbor“-Abkommen vom EuGH für ungültig erklärt und somit der bisherige Datentransfer von der EU Richtung USA für rechtswidrig befunden. Das neue „Privacy Shield“-Abkommen dürfte aber ähnliche Mängel enthalten.
Schrems thematisierte auch die „Filterblasen“-Problematik bei den Sozialen Medien und befürchtet, dass sich diese mit fortschreitender Technisierung noch verstärken werde. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es noch zu einer intensiveren Personalisierung kommen werde und Bürger nicht nur im Wirtschaftsverkehr, sondern auch in der Politik perfekt zugeschnittene Botschaften erhalten, die deren Denkweisen noch mehr verstärken.
Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung werde im Mai 2018 in Kraft treten, der Kampf gegen die Internet-Oligopole sei aber noch lange nicht gewonnen. Persönlich wünscht sich Schrems ein europäisches Datenschutzzentrum, das als NGO konzipiert ist. Wäre vermutlich auch ein ideales Betätigungsfeld für den charismatischen Juristen.
Steigende Lebenshaltungskosten, eine komplizierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, keine Valorisierung der Transferleistungen, sinkende Reallöhne. Junge Familien wird das Alltagsleben immer schwerer gemacht. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn auch die Rechte junger Mütter im Arbeitsverhältnis missachtet werden und diese aufgrund der Angst um ihren Job vor einer gerichtlichen Geltendmachung zurückschrecken.
Immer häufiger klagen Frauen über die im Mutterschutzgesetz geregelte Elternteilzeit, die es Eltern ermöglicht, ihre Arbeitszeit zu reduzieren bzw. zu verändern, um besser ihre Kinder betreuen zu können. Ein gesetzlicher Anspruch auf Elternteilzeit besteht bis zum 7. Geburtstag des Kindes für alle Arbeitnehmer, die in einem Betrieb mit mehr als 20 Arbeitnehmern beschäftigt sind und deren Arbeitsverhältnis bereits 3 Jahre ununterbrochen gedauert hat. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, kann mit dem Arbeitgeber (ohne Rechtsanspruch) eine Teilzeitbeschäftigung bis zum 4. Lebensjahr des Kindes vereinbart werden.
Der sinnvolle Zweck der Elternteilzeit wird aber durch viele Arbeitgeber insofern vereitelt, als diese Mütter auf beruflich untergeordnete Tätigkeiten versetzen oder deren Arbeitsbedingungen drastisch verschlechtern. So verlor eine Marketingchefin ihre Leitungsfunktion mit der billigen Ausrede, Führungspositionen lassen sich nur in Vollzeit ausüben. Eine Buchhalterin musste die Elternteilzeit einklagen, danach saß sie in einem kleinen Kammerl und musste Zeitschriften in Excel-Listen eintragen. Eine langjährige Modeverkäuferin wurde in der Elternteilzeit nur mehr als Springerin eingesetzt.
Die Arbeiterkammer hat im Zeitraum von 3 Monaten knapp 80 Fälle von Diskriminierungen aufgrund von Elternschaft registriert, die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher. So ist auch mehr als fraglich, ob bei derartigen Unternehmenskulturen Arbeitnehmerinnen nach Ablauf der Elternteilzeit dieselbe Tätigkeit in gleichem Ausmaß wie vor Inanspruchnahme zugeteilt wird. Was ihnen rechtlich zusteht.
Auf derartige Missbrauchsfälle muss der Gesetzgeber mit einem Maßnahmenpaket reagieren. So sollte der Arbeitgeber bei Versetzungen während bzw. nach der Elternteilzeit verpflichtet werden, vorher eine gerichtliche Zustimmung einzuholen, dazu ein schnellerer Zugang zum Recht inklusive geringerer Gerichtsgebühren und hohe Geldstrafen für Arbeitgeber bei nachgewiesener Diskriminierung. Wenn die Elternteilzeit schon so kompliziert geregelt ist wie in der aktuellen Version, dann sollen Verstöße auch streng geahndet werden. Die Jungfamilien werden es uns danken.
Steigende Lebenshaltungskosten, Rekordarbeitslosigkeit, hohes Stress- und Burn-Out-Risiko und eine immens schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Alleinerziehende, zu 93 % Frauen, haben es nicht leicht in Österreich. 42 % sind armutsgefährdet, 15 % sogar Mindestsicherungsbezieher. Dies hat auch Auswirkungen auf die Kinder, die mehr als doppelt so oft von Armut betroffen sind als Kinder aus Zweielternfamilien und naturgemäß vor allem bei Bildung und Gesundheit Defizite aufweisen können.
Maria Stern, die Obfrau des Forums Kindesunterhalt, organisierte aus Anlass des Internationalen Frauentages eine Demonstration vor dem Wiener Parlament, bei der sich zahlreiche Unterstützer, teilweise auch mit ihren Kleinkindern und Babies versammelten, um vor allem auf Mängel im geltenden Unterhaltsrecht aufmerksam zu machen.
Eine zentrale Forderung ist die Abschaffung der §§ 16 und 19 Unterhaltsvorschussgesetz, aufgrund der Alleinerziehende durch Unterhaltsherabsetzungs-Anträge (die zu einer langwierigen Innehaltung des finanziellen Anspruchs führen) oft vor dem finanziellen Ruin stehen. Kritisiert wird auch die Beschränkung des Unterhaltsvorschusses auf Minderjährige. Über 18jährige Schüler und Studenten haben keinen Anspruch auf einen Unterhaltsvorschuss, Unterhaltsvorschuss wird auch dann nicht gewährt, wenn kein vollstreckbarer Unterhaltstitel gegen den Unterhaltsverpflichteten vorliegt. Trotzdem steigen die Unterhaltsvorschüsse jährlich. Im Jahr 2015 bezogen 46019 Kinder einen Gesamtbetrag von über 113 Millionen Euro. Die Rückzahlung betrug rund 68 Millionen Euro.
Dessen ungeachtet erhalten 54 % der Kinder zu wenig und 18 % der Kinder gar keine Alimente oder Unterhaltsvorschüsse. Maria Stern fordert daher eine Reform des Unterhaltsrechts. Jedes Kind soll eine Unterhaltssicherung in Höhe der altersgemäßen Regelbedarfssätze erhalten, die jährlich an die Inflationsrate angepasst werden sollten. Die Auszahlung soll nicht mit der Volljährigkeit enden, sondern sich nach der Familienbeihilfe-Dauer richten. Was von den Unterhaltspflichtigen nicht geleistet werden kann, soll vom Staat als Investition in die Zukunft aufgestockt werden.
Ein unkompliziertes, faires Modell, das armutsgefährdeten Familien hilft und schnell im Parlament umgesetzt werden könnte. Im neuen Regierungsprogramm steht davon leider nichts. Der Slogan der Demonstranten „Die Geduld der Alleinerziehenden ist die Macht der Gesetzgeber“ ist nicht unbegründet. Und trifft auch auf viele andere Gesetzesmaterien zu.
Achtung Babies ! Es gelten neue Rechtsvorschriften für Geburten ab 1. März. Im Mittelpunkt steht dabei das Kinderbetreuungsgeldgesetz. Die bisherigen 4 Varianten des Kinderbetreuungsgeldes werden ersetzt durch ein flexibles Kinderbetreuungsgeld-Konto.
Die Eltern können dabei selbst wählen, wie lange sie innerhalb einer bestimmten Zeitspanne Kinderbetreuungsgeld beziehen wollen. Diese beträgt 365 bis 851 Tage bzw. 456 bis 1063 Tage, wenn beide Elternteile die Familienleistung beziehen. In der kürzesten Variante mit 365 Tagen beträgt das Kinderbetreuungsgeld 33,88 Euro täglich, in der längsten 14,53 Euro. Prinzip: Je länger es bezogen wird, desto geringer der monatliche Betrag. Der Gesamtbetrag liegt je nach Beteiligung des zweiten Elternteils zwischen 12365 und 15449 Euro.
Die mit dem Antrag festgelegte Konto-Variante kann pro Kind einmal geändert werden. Ein Wechsel im Bezug zwischen den Elternteilen kann nur zweimal erfolgen, wodurch sich maximal 3 Bezugsblöcke ergeben können. Die Zuverdienstgrenze pro Kalenderjahr beträgt 60 % der Einkünfte des Kalenderjahres, mindestens aber 16200 Euro.
Unverändert bleibt das sogenannte einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld. Dieses kann 365 bzw. 426 Tage in Anspruch genommen werden und beträgt jeweils 80 % des Wochengeldes. Voraussetzung ist die tatsächliche Ausübung einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit in den letzten 182 Kalendertagen vor der Geburt des Kindes. Maximal gebühren 66 Euro täglich, die Zuverdienstgrenze liegt etwas über der Geringfügigkeitsgrenze und beträgt 6800 Euro pro Kalenderjahr.
Ein gleichzeitiger Bezug des Kinderbetreuungsgeldes ist für maximal 31 Tage zulässig. Teilen sich die Eltern den Bezug zu annähernd gleichen Teilen (50:50 bis 60:40), haben beide einen Anspruch auf einen Partnerschaftsbonus von 500 Euro. Für Väter wird ein Familienzeitbonus von 22,60 Euro pro Tag gewährt, beschränkt auf 1 Monat binnen 91 Tagen ab der Geburt des Kindes. Ein Rechtsanspruch auf diesen „Papamonat“ gegenüber dem Arbeitgeber besteht allerdings nicht. Der Betrag wird außerdem auf das Kinderbetreuungsgeld angerechnet.
Die Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes erfolgt monatlich im nachhinein. Sie ruht allerdings, sofern gleichzeitig ein Anspruch auf Wochengeld besteht. Während des Bezugs ist der jeweilige Elternteil krankenversichert. Zu beachten ist, dass die arbeitsrechtliche Karenz nur bis zum 2. Geburtstag des Kindes dauert, der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld theoretisch länger (bis 28 bzw. 35 Monate) bestehen kann.
Voraussetzung für den vollen Bezug des Kinderbetreuungsgeldes sind 5 Untersuchungen der werdenden Mutter und die ersten 5 Untersuchungen des Kindes. Ohne Nachweis kann es zu Rückforderungen bis zu 1300 Euro pro beziehendem Elternteil kommen.
Fazit: Das neue Kinderbetreuungsgeld-Konto mag zwar flexibler sein, Mankos bestehen aber weiterhin. Vor allem Alleinerzieherinnen sind mit einer kürzeren Bezugsdauer konfrontiert. Für Mehrfachgeburten wird nur ein 50%-iger Zuschlag ausgezahlt, und das nur bei der pauschalen Variante. Bei Folgegeburten endet der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld für das ältere Kind mit der Geburt des jüngeren Kindes. Was junge Familien aber besonders ärgert ist, dass die Bundesregierung die Novelle nicht dazu genützt hat, die Höhe des Kinderbetreuungsgeldes an die Inflationsrate anzupassen.
Schrill, extravagant, androgyn, schick, poppig, avantgardistisch. Die Attribute, die man dem Musik-Chamäleon David Bowie zuschreiben kann, sind vielfältig. Umso trauriger war der frühe Tod des Londoner Ausnahmekünstlers im Januar 2016.
Unter dem Motto "We were so turned on" organisierte die Balkan-Jazz-Sängerin Vesna Petkovic in der Wiener Arena eine David Bowie-Tribute Show, die unter einem guten Zweck stand. Der gesamte Reinerlös fließt in den Dachverband Hospiz Österreich.
Petkovic selbst performte mit der Grazer Sängerin Marina Zettl den ansonsten von Frauen selten gesungenen Bowie-Debüt-Hit "Space Oddity". Michael Vatter becircte das "China Girl" und den "Starman", "Base"-Leadsänger Norbert Wally wagte sich gemeinsam mit Petkovic an das Mercury-Bowie-Duett "Under Pressure". Begeistert von der vollen Arena-Audienz zeigte sich 80er-Popstar Günter Mokesch (aka Mo), der inmitten von Original Videoclip-Visuals "Let´s dance" und "Absolute Beginners" zelebrierte. Rock-Legende Andy Baum kritisierte vor seinem Auftritt die rassistisch-menschenverachtende Politik Trumps, kongenial zu Bowies-Soundtrack-Hit "This is not America", und setzte mit dem berlinangehauchten Kult-Track "Heroes" auch den finalen Schlusspunkt dieser fast 3stündigen Tribute-Show.
Fazit: 24 coole Bowie-Tracks, Arena fast ausverkauft, hoher Reinerlös für kranke Patienten. Experiment somit gelungen.
Wieder Massenandrang beim traditionellen Faschingsumzug in der Kremser Innenstadt, an dem sich dieses Jahr immerhin 24 Gruppen (und damit mehr als in Wien) beteiligten. An der Spitze thronten die "Superhelden" der SPÖ, die sich damit bereits für die Gemeinderatswahl strategisch ins Bild setzten. Judith Aigner parodierte den bald abtretenden Landeskaiser, die Volksschule Egelsee widersetzten sich progressiv den Bildungsproblemen Österreichs und verkleideten sich als "Einsteins". Das bedeutete auch den ersten Platz bei der Maskenjury.
Den Preis hätte sich aber auch die HTL Krems verdient, die mit "Pro Trump" und "Make Love, not Walls, no Trump"-Messages den umstrittenen US-Präsidenten beim Karnevalszug thematisierten. Obama und Merkel durften auch nicht fehlen. Bis tief in die Nacht sorgte Apres Ski-DJ Matty Valentino für lautstarke deutsche Schlager am Pfarrplatz.
Wird etwas geboten, dann kommen auch Leute. Dies sollte auch ein Wink für Gemeindepolitiker, Veranstalter und Gastronomen, ein "Summer in the City" a la St. Pölten zu konzipieren. Die Altstadt braucht Frequenz mehr denn je.
Zum zweitenmal fand im Wiener Prater ein Faschingsumzug statt, der von der Zufahrtsstraße bis zum Riesenradplatz führte. Mit dabei 15 Fahrzeuge, 400 Narren und lautstarke Beats von Andi Gabalier bis hin zur Rocky Horror Picture Show. Und das bei schönstem Frühlingswetter.
Massenandrang in der ausverkauften Marx-Halle, und das obwohl man beim Sound nicht von "Music for the Masses" sprechen kann. Einem Album-Titel einer Formation (Depeche Mode), die bei ihren ruhigen, melancholischen Stücken durchaus "The XX" ähnelt.
Die 2005 gegründete Band aus Südlondon performte ihre ersten Konzerte im Dunkeln, aus Schüchternheit und Angst vor dem Publikum. Die hat sich seit dem neuen Album "I see you" etwas gelegt. Schneller die Beats, fröhlicher die Grundstimmung. Verantwortlich dafür ist der Soundtüftler der Band, Jamie Smith alias Jamie XX, der vor 2 Jahren ein vielumjubeltes Solo-Album "In Colour" produzierte und bei den Konzerten im Background Keyboard und Drum-Computer bedient. Für eindringliche Vocals sorgen vor den Mikros Gitarristin Romy Madley Croft und Bassist Oliver Sim.
Die Aura cool, verrucht, atmosphärisch, verstärkt durch Spiegel-Reflektionen und durch die kühle Ästhetik der Marx-Halle. The XX sind eine von drei UK-Bands, die in Amerika Goldstatus erlangt haben, und sie begeistern auch die hippen Wiener Alternative-Freaks. Egal, ob mit neuen Perlen wie dem Opener "Say Something Loving", dem lasziven "Lips" und der Dance-Single "Hold on" (mit dem Hall&Oates-Sample) oder mit älteren Werken wie "Crystalised", "Angels" oder dem Instrumental-Track "Intro". Jamie XX-Solo-Hit "Loud Places" durfte neben einem Drake-Cover auf der Set-List natürlich nicht fehlen. Man kann auch mit (unkünstlicher) Zurückgezogenheit und Understatement viel erreichen und bewirken. In oberflächlichen und lauten Zeiten wie diesen wichtiger denn je.
„Einmal wird der Tag kommen, die Donau außer Rand und Band. Im U4 geigen die Goldfisch´, der Bruno längst im sich´ren Land, der Hannes a.“ - Zeilen aus „Ganz Wien“, jener Hymne der 80er, die den Zeitgeist der Wiener Szene geprägt und einem gewissen Johann Hölzel alias Falco ein Katapult zum Weltstar geliefert hat. Am 19. Februar 2017 hätte Falco seinen 60. Geburtstag gefeiert. Leider ein fiktives Datum, denn der aus dem 5. Wiener Gemeindebezirk stammende Sänger, der einst mit „Rock me Amadeus“ Platz 1 und mit seinem Album „Falco 3“ Platz 3 der damals rock-soul- und danceorientierten US-Charts erreichte, starb am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. Seitdem ist viel Zeit vergangen, unzählige Dokumentationen, Greatest Hits-Alben, DVD´s und Bücher zeugen davon. Seine Popularität ist allerdings ungebrochen und erreicht immer neue Generationen.
Wie jedes Jahr zelebrierten „die Goldfisch“, ehemalige Mitglieder der Falco-Band unter der Leitung von Thomas Rabitsch, im Wiener Kult-Club U 4 eine Party zu Ehren des verstorbenen Freundes und Superstars. Unterstützt werden sie dabei am Mikro von bekannten Sängern und Schauspielern, die ohne Playback und live sich an den schwierig zu singenden Tracks Falcos versuchen. Anlässlich des 60ers gleich dreimal hintereinander im ausverkauften Ex-Underground-Club.
Als Leading Voice fungiert der live-erprobte Alkbottle-Sänger Roman Gregory, der mit den Kult-Hits „Helden von Heute“ und „Ganz Wien“ das altersmäßig bunt gemischte Publikum mitriss. Hip Hopper Skero wählte „Auf der Flucht“ und „Der Kommissar“, Birgit Denk das dekadente „Titanic“ und Russkaya-Sänger Gerogij die dämonisch angehauchten Tracks „Dance Mephisto“ und „No Time for Revolution“. Faszinierend die Darbietung der Schauspielerin und Sängerin Edita Malovcic alias Madita, die „Nachtflug“ kühl-elitären Flair verschaffte. Im kongenialen Duett mit Falco selbst, der immer wieder live auf den Videoscreens eingeblendet wurde. Eine tolle Figur bot auch der Schauspieler Johannes Krisch mit „It´s all over now Baby Blue“, einst letzter Track beim legendären Donauinselkonzert im Jahr 1993.
Natürlich wurden im Rahmen der Tribute-Night auch neue Falco-Artikel präsentiert. Porträts von Martin Sonnleitner, eine Graphic Novel von Reinhard Trinkler, das neue „Falco 60“-Greatest Hits Album oder eine Falco-Briefmarke. Hat alles seine Berechtigung. Im Gegensatz zu diversen halbwahren oder erfundenen Geschichten über seinen Tod, die immer wieder in die Medien gestreut werden. Türsteher-Legende und Fotograf Conny de Beauclair, ein enger Freund Falcos, der aus Anlass seines 65. Geburtstages auf der Bühne mit einer Torte überrascht wurde, bringt es auf den Punkt: „Man soll die schönen Seiten Falcos genießen und die tolle Musik, die er gemacht hat.“ Word !
Videos auf meinem YouTube-Kanal:
„Die Bundesregierung arbeitet gemeinsam mit den Sozialpartnern an der Lösung der Frage der Arbeitszeitflexibilisierung unter Berücksichtigung der Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber“ – So amikal klingt es im aktuellen Arbeitsprogramm „Für Österreich“, das uns die Bundesregierung vor ein paar Wochen vorgelegt hat. 12 Stunden Arbeit sollen ab Inkrafttreten der entsprechenden Gesetze (leichter) möglich sein. Das mag für einige Berufsgruppen auch durchaus positiv sein, an die Familien und vor allem an die vorwiegend kindererziehenden Frauen hat man dabei aber überhaupt nicht gedacht.
Denn wo bringt die Mutter während dieser Zeit die Kinder unter ? Die Statistik Austria hat für das Berichtsjahr 2014/2015 ermittelt, dass von insgesamt 9058 Kindertagesheimen (= Krippen, Kindergärten, Horte und altersgemischte Betreuungseinrichtungen) gerade einmal 5,46 Prozent länger als 12 Stunden geöffnet haben. Der Großteil davon befindet sich in Wien, wo 54,56 % diese Leistungskapazität erreichen. Wien ausgenommen haben nur 1,94 % (!!!) der Kindertagesheime länger als 12 Stunden geöffnet, in Burgenland gar keines, in Niederösterreich 1,09 %. Ähnliche Probleme ergeben sich bei volksschulpflichtigen Kindern, da derzeit nur 23 % der Schulen ganztägig geöffnet sind.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird für Mütter durch die Arbeitszeitflexibilisierung noch schwieriger. Und natürlich auch die Karrierechancen, die aufgrund des (scheinbar) geringeren Einsatzes schwinden. Eine Liberalisierung ist also nur dann sinnvoll, wenn endlich flächendeckend in Österreich Kinderbetreuungseinrichtungen mit ausreichenden Öffnungszeiten vorhanden sind. Ansonsten bleiben vor allem die Frauen auf der Strecke, die sich nicht nur mehr abhetzen müssen, sondern aufgrund der weiter zunehmenden Teilzeitquoten mit Lohn- und Pensionseinbußen zu kämpfen haben.
Für einen Künstler ist es immer etwas Besonderes wenn er in seine Heimatstadt zurückkehrt und dort seinen Fans eine Audienz gewährt. So einer wie Rainhard Fendrich, 1955 in Wien geboren, kann sich selektiv glücklich schätzen. Tosender Applaus von ca. 8000 Fans in der Wiener Stadthalle, noch bevor der erste Ton erklungen ist. Passend zum Hirscher-WM-Sieg startet Fendrich gleich seine Show mit dem 80er-leistungskritischen Song „Es lebe der Sport“, um dann mit „Haben Sie Wien bei Nacht“ zum ersten Mal seinen Geburtsort zu glorifizieren. Das geniale Peter Patzak-Video mit den „Dritte Mann“-Sequenzen bewundert er heute noch.
Die neue Tour steht – wie das neue Album – unter der Trademark „Schwarzweiß“ und ist auch eine Abrechnung mit der gegenwärtigen Politik. Zitate und klare Botschaften werden als Moderation zwischen den Songs eingeplant. Beispiel: „Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.“ – Copyright Jimmy Hendrix. Oder „Asyl ist ein europäsches Menschenrecht“ bzw. „Rassismus ist Verbrechen“. Sic est.
Fendrichs 84er-Song „Frühling in Berlin“, geschrieben zu einer Zeit, als die beiden Stadtteile noch durch eine Mauer getrennt waren, bringt das Publikum zum Nachdenken, dass Mauern einfach keine Lösung im 21. Jahrhundert sind. Wie aktuell sein „Tango Korrupti“ aus den späten 80ern noch immer ist, zeigen die aktuellen Eurofighter-Anzeigen. Aufs Korn genommen wird auch die Digital Generation. Im Eröffnungssong des neuen Albums „Wenn du was willst“ kritisiert Fendrich, dass es keine echten Freundschaften mehr gibt und die Leute nur mehr smsen und chatten. Zitat: „Smartphones haben einen Vor- und einen Nachteil: Man ist immer errreichbar.“
Bereits im ersten Teil der Show laufen die eigentlich österreichkritische heimliche Bundeshymne „I am Austria“, die Fendrich von rechtspopulistischen Kräften missbraucht sieht, „Malibu“ und sein größter internationaler Hit „Macho Macho“, der es in Deutschland bis auf Platz 2 geschafft hat. Nach 20 Minuten Pause folgt die „Unplugged Session“, verpackt darin die 80er-Frühzeit-Hits „Zweierbeziehung“, „Oben Ohne“ und „Strada del Sole“, bei der das altersmäßig bunt gemischte Publikum fröhlich mitsingt. Humor haben auch neue Songs von Fendrich („Ich will Leute zum Lachen bringen. So wie einst Nestroy“) wie das reggaelastige „Lieselotte“ oder „Sugardaddies“. Kuschelrock-Feeling und Feuerzeug-Atmosphäre kommen dagegen vor allem bei „Manchmal denk i noch an di“, „Tränen trocken schnell“, „Vü schener ist des G´fühl“ und „Bergwerk“ auf, nach dem Fendrich wieder hinter die Showbühne tritt.
Mehr als 30 Songs stehen auf der Setlist des über 2,5 Stunden langen Konzerts in der Wiener Stadthalle. Bei den Zugaben strömte das Publikum von den Sitzplätzen Richtung Bühne. Es schallt „Blond“, „Schickeria“ und „Löwin und Lamm“. Und ein neues Lied des Wiener Unterhaltungskünstlers (Eigenbezeichnung), das vermutlich sein inneres Seelenleben kennzeichnet: „Doch in mir drin bleib i immer a Wiener, Ihr kennts mi gern haben, aber sicher net verbiagn.“ Wien hat ihn gern, mehr denn je.
Keine leichte Zeit für Familiengründungen: Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld werden weiterhin nicht an die Inflationsrate angepasst, Mieten, Gebühren und Lebenshaltungskosten steigen. Bei vielen Familien müssen beide Elternteile arbeiten, um finanziell über die Runden zu kommen und werden obendrein mit nicht ausreichenden Öffnungszeiten öffentlicher Kinderbetreuungseinrichtungen konfrontiert.
Als Draufgabe wird jetzt noch die steuerliche Absetzbarkeit privater Kinderbetreuungskosten eingeschränkt. Seit 2009 können diese bis zu einem Betrag von 2300 Euro in der Arbeitnehmerveranlagung geltend gemacht werden. 2015 nutzten 166.000 Menschen diese Möglichkeit, insgesamt wurden dabei 73 Millionen Euro steuerlich abgesetzt.
Ab 2017 allerdings gelten verschärfte Qualifikationskriterien für die Geltendmachung privater Kinderbetreuungskosten. Die Betreuungsperson muss das 18. Lebensjahr vollendet haben und eine Ausbildung zur Kinderbetreuung und Kindererziehung im Mindestausmaß von 35 Stunden nachweisen. Dies entspricht der pädagogischen Qualifizierung von Tagesmüttern. Die Ausbildung kann ausschließlich bei Organisationen absolviert werden, die auf der Website des Familienministeriums veröffentlicht sind.
Der 35 Stunden-Nachweis gilt auch für Au-Pair-Kräfte, die Erfahrung durch einen früheren Aufenthalt reicht nicht aus. Einzige Erleichterung: Eine vollständige steuerliche Absetzbarkeit ist möglich, wenn die Au-Pair-Kraft die Ausbildung innerhalb der ersten zwei Monate absolviert hat.
„2800 Besucher – Wir sind ausverkauft !“ – Jennifer Weist freute sich euphorisch, als sie diese Botschaft in der dichtgedrängten Planet Music Hall im Wiener Gasometer verkündete. Und das, obwohl das Konzert der Wahlberliner Rockband Jennifer Rostock zuvor noch in der kleineren Arena platziert wurde. Und nicht nur die Band, die sich vor einigen Songs ein schnelles Schnapserl genehmigte, kam voll auf ihre Kosten, sondern auch das mehrheitlich weibliche junge Publikum. 90 Minuten lang deutscher Power-Electro-Punk-Rock, garniert mit zahlreichen Showeinlagen und politischen Messages.
„Ich bin nicht von hier, du bist nicht von hier, wir sind nicht von hier, wir sind alle nicht von hier, es geht doch um den Menschen, was sind Pässe aus Papier, wir teilen uns diese Erde, komm wir teilen uns noch ein Bier“ – So zum Beispiel im Refrain ihrer brandneuen europakritischen Hymne „Wir sind alle nicht von hier“. Jennifer Rostock sind – vielleicht etwas naive – Anhänger einer uneingeschränkten Willkommenskultur, stehen aber dazu. Ebenso wie gegen die AfD, die sie in einem 2 Minuten langen YouTube-Video offen kritisiert haben und dann mit Mordaufrufen konfrontiert wurden.
Frontfrau Waist, sexy gekleidet mit Bikini und Baströckchen, appelliert an das Publikum, das zu tragen, was man will. Auch ein Kopftuch. Während der Show enthüllt sie die Regenbogenflagge, bezeichnet Trumps Politik als Bullshit und fordert die Fans per Stinkefinger auf, „Nazis Raus“ zu skandieren. Recht so.
Derartig klare Positionierungen sind selten im deutschen Sprachraum, machen aber den Sound der 2008 gegründeten Band trotzdem nicht zur Nebensache. Auf der Set-Liste standen neben den älteren Hits „Mein Mikrofon“, „Feuer“ oder dem eindrucksvollen „Ein Schmerz und eine Kehle“ vorwiegend Titel aus der kürzlich erschienen neuen CD „Genau in diesem Ton“.
Inmitten von Konfetti-Kanonen, Mitgröhl-Tracks und Pogo Dancing wurde es auch etwas romantischer, als die Sängerin die Stages wechselte und unplugged „Irgendwo anders“ und „Jenga“ präsentierte. Schlusspunkt – nach 3 Zugaben – war die electro-angehauchte Feminismus-Hymne „Hengstin“. Dort heißt es wortwörtlich: „Ich bin kein Herdentier, nur weil ich kein Hengst bin.“ Das kann man getrost blind unterschreiben.
Hans Hölzel, geboren am 19. Februar 1957, erreichte im Jahre 1986 den Pop-Olymp: Seine Mozart-Hymne "Rock me Amadeus" stieg, unterstützt durch ein geniales DoRo-Video, auf Platz 1 der US-Charts und blieb 3 Wochen lang an der Spitze. Falco wusste schon zu diesem Zeitpunkt, dass er dieses Kunststück – auch in England und in ganz Kontinentaleuropa belegte er Platz 1 – nie wieder erreichen könne und dass ihm Medien, Neider und Konkurrenten diese riesige Messlatte Zeit seines Lebens vorhalten würden.
Die bowie-eske Kunstfigur Falco stand arrogant darüber, der Mensch Hans Hölzel vermutlich nicht. Schwere Alkohol- und Drogenabstürze, familiäre Tragödien (wie das nicht von ihm gezeugte Kind), abgesagte Konzerttourneen und teils schwache Plattenverkäufe kennzeichnen die Zeit nach dem großen Falco-Hype. Wobei gerade die Masse ja oft irrt, ohne jetzt aktuelle Beispiele zu nennen. "Data de Groove" war künstlerisch ein Meisterwerk und sogar Thema in der "Schule der Dichtung" und in literarischen Zirkeln, mit der "Titanic" kehrte die Dekadenz zurück in die Szene, beim Wiener Donauinselfest lagen Falco 150.000 Zuschauer zu Füßen (bis ein Gewitter dem Konzert ein Ende setzte), und mit seinen letzten beiden zu Lebzeiten veröffentlichten Songs "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" und "Naked" eroberte Falco sogar die grassierende Love Parade-Generation.
Die Wurzeln des Falken liegen mitten in Wien, im 5. Bezirk Margareten. Dort wohnte Falco mit seinen Eltern in der Ziegelofengasse 26, heute schon durch einen Neubau ersetzt. Gegenüber, in der Ziegelofengasse 37, hatte seine Großmutter eine Wohnung, die er später zwischen 1974 und 1982 bezog und wo er u.a. seinen ersten Mega-Hit "Der Kommissar" schrieb. Im selben Haus befindet sich auch das urige Wiener Wirtshaus "Zum alten Fassl", wo Falco seine theoretischen Untergangsvisionen manchmal im Rausche der Nacht mit harten Drinks in die Praxis umsetzte.
Die wurden ihm schlussendlich auch zum Verhängnis: Am 6. Februar 1998 verunglückte Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik tödlich – mit 1,5 Promille und einigen Drogen im Blut. Beim Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof gaben ihm mehr als 4000 Fans und Freunde die letzte Ehre, den Sarg trugen die "Outside Austria"-Rocker vom "Amadeus"-Clip. Posthum wurde der eher durchschnittliche Song "Out of the Dark" zu einem der größten Falco-Hits. Oft feiert man in Wien die "schene Leich" lieber als das süße Leben. Tja, Ganz Wien ist so herrlich hin, hin, hin. Das wusste Hans bereits Ende der 70er...
Polit-Experten, Journalisten und auch die Bevölkerung rechneten mit einem Koalitionsbruch und mit Neuwahlen, tatsächlich aber präsentierte die Bundesregierung nach nächtelangen Verhandlungen ein neues Arbeitsprogramm mit dem Titel „Für Österreich“. Dieses enthält zahlreiche neue Maßnahmen, die in den nächsten 18 Monaten umgesetzt werden sollen. Die Schwerpunkte „Zukunft der Arbeit und des Standorts“, „Bildung und Innovation“, „Energie und Nachhaltigkeit“, „Sicherheit und Integration“ bzw. „Modernisierung von Staat und Gesellschaft“.
Am 31. Jänner wurde durch den Nationalrat eine Entschließung von SPÖ und ÖVP verabschiedet, in der sie in einer namentlichen Abstimmung bei 167 abgegebenen Stimmen mit 99 Ja- zu 68 Nein-Stimmen ihre grundsätzliche Zustimmung bekundeten und die Bundesregierung ersuchten, zur Unterstützung der einzelnen Vorhaben zeitgerecht Vorlagen zu übermitteln. Die Gesamtkosten sollen 4 Milliarden Euro betragen. 2,8 Milliarden sollen durch Einsparungen, Minderausgaben und Umschichtungen erbracht werden, der Rest durch Konjunktur- und Beschäftigungseffekte. Ob bzw. in welcher Form die Maßnahmen tatsächlich in Gesetzeswerk gegossen werden, bleibt allerdings mehr als offen.
Heikle Themen wie ein Mindestlohn von zumindest 1500 Euro oder die Arbeitszeitflexibilisierung sollen – mit Ultimatum 30. Juni 2017 – zuerst von den Sozialpartnern entwickelt werden, ansonsten wird von der Bundesregierung ein eigenes Konzept erarbeitet. Die Mobilität am Arbeitsmarkt soll durch Kombilohn-Modelle und eine Ausweitung der Entfernungsbeihilfe erhöht werden, die Mindestverfügbarkeit steigt ab 2018 von 16 auf 20 Stunden. Ein Beschäftigungsbonus wird ab Juli 2017 durch eine 50%-ige Erstattung der Lohnnebenkosten in den ersten 3 Jahren eingeführt, über 50jährige sollen im Rahmen der „Beschäftigungsaktion 20.000“ verstärkt wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden. Parallel dazu wird für diese Arbeitnehmer der besondere Kündigungsschutz abgeschafft.
Ein Ausgleich der kalten Progression wird erst ab Jänner 2019 vorgenommen, eingeschränkt auf die beiden ersten Tarifstufen und erst ab 5 % abgelaufener Inflation. Fraglich ist, wie man Online-Giganten wie Facebook, Amazon oder Google „in Zukunft effizienter besteuern“ will.
Die Wirtschaft soll angekurbelt werden durch die Erhöhung der Forschungsprämie auf 14 %, eine befristete vorzeitige Abschreibung (allerdings erst für Betriebe ab 250 Personen) und durch die Bildung von Start-Up-Netzwerken.
Die SPÖ verabschiedet sich freiwillig und vorsätzlich vom freien Hochschulzugang und will ab 2019 eine Studienplatzfinanzierung einführen. Der Schulbetrieb soll autonomer und an das digitale Zeitalter angepasst werden, von einer Gesamtschule ist im Arbeitsprogramm keine Rede mehr. Geld ist plötzlich vorhanden für ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr.
In der Europapolitik drängt das kleine Österreich aufgrund des hohen vor allem aus Osteuropa stammenden Arbeitskräftezuzugs auf eine Einschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit und eine Indexierung der Familientransferleistungen. Zumindest auf dem Papier, denn die EU-Kommission wird sich durch einen Brief kaum einschüchtern lassen.
Zahlreiche geplante Sicherheitsmaßnahmen gehen in Richtung Überwachungsstaat und stehen an der Grenze zur Verfassungswidrigkeit, egal ob es sich jetzt um die vernetzte Videoüberwachung, Echtzeitstreaming, eine Anlassspeicherung von Telekommunikationsdaten, die Überwachung von WhatsApp oder Skype per Bundestrojaner, Ausweiskontrollen durch Beförderungsunternehmer im internationalen Reiseverkehr, Fußfesseln für „Gefährder“ oder geschlossene Rückkehrzentren für vom Heimatstaat nicht zurückgenommene Asylwerber handelt. Da kann die Bundesregierung froh sein, dass diese geplanten Verschärfungen durch minderheitenfeindliche Diskussionen über das wenig praxisrelevante „Verschleierungsverbot im öffentlichen Raum“ und die nicht unstrittige Platzierung von Kreuzen in Klassenzimmern und Gerichtssälen verdrängt werden.
Als positive Akzente im Regierungsprogramm gelten das verpflichtende Integrationsjahr, das gemeinützige Tätigkeiten und Arbeitstrainings inkludiert, und der damit verbundene Rechtsanspruch auf Sprachkurse. Betroffen sind davon nicht nur Asylberechtigte, sondern auch Asylwerber mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit. Bei Nichtteilnahme an Deutsch- und Wertekursen sollen die Sozialleistungen gekürzt werden.
Vor allem sozialdemokratische Ideen bleiben beim Arbeitsprogramm aber auf der Strecke: Keine Vermögens- oder Erbschaftssteuer, keine Arbeitszeitkürzung, keine Reduzierung der Sozialversicherungsabgaben für geringere Einkommensbezieher, keine Streichung des Pflegeregresses. Auch kein Wort von einer Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger, der Einführung direkter Demokratie, einer Reform des Pensionssystems oder einer Entmachtung der Länder in Bereichen wie Bildung oder Gesundheit.
Man hat als neutraler politischer Beobachter das nicht unbegründete Gefühl, Bundeskanzler Kern hat das strategische Ziel, sich als Macher und Manager präsentieren, der ein Arbeitsprogramm ohne Rücksicht auf eigene Werte durchpeitschen will. Stellt sich die Frage, ob das seine Wähler (und die eigenen Parteimitglieder) goutieren. Bei der nächsten Nationalratswahl, vermutlich frühestens im Spätherbst diesen Jahres, werden wir es wissen.
Vor rund 50 Jahren, am 4. Jänner 1967, wurde das erste Doors-Album veröffentlicht. Unter dem simplen Titel "The Doors" enthielt dieses bereits legendäre Kult-Tracks wie den Nr. 1 Hit "Light my Fire", die Brecht-Weill-Adaption "Alabama Song", die subtile Ballade "Crystal Ship" oder das epochale, über 10 MInuten lange Meisterwerk "The End". Der "Rolling Stone" platziert das Album auf Platz 42 der "ewigen" Bestenliste. Grund genug, für die österreichische Tribute-Band "Doors Experience" das erste Werk in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Konzerte zu stellen.
Im Februar verschlug es die seit 2001 bestehende Combo wieder einmal die in fast ausverkaufte Szene Wien. Die Besetzung ist seit Jahren dieselbe, die Band daher auch perfekt aufeinander abgestimmt. Wie bei den Original Doors steht naturgemäß der Sänger - Jason Boiler - im Zenit der Show, der nicht nur stimmlich, sondern auch posenhaft den Lizard King ideal verkörpert. Abgesehen von Drogenabstürzen und polizeilichen Verhaftungen auf der Bühne :-) Das Kremser Multi-Talent Klaus Bergmaier spielt die Piano- und Keyboard-Bass-Rolle des Ray-Manzarek, der einst mit Jim Morrison am Venice Beach die Band gegründet hat. Rene Galik (als Robby Krieger) an der Gitarre und Gerhard Tscherwizek (als John Densmore) an den Drums machen das Hippie-Quartett perfekt.
In über 2 Stunden Spielzeit, traditionell geteilt in 2 Sets, versetzen die Doors Experience das altersmäßig bunt gemischte Publikum in eine wilde Zeit der Sixties abseits von Regeln und Konventionen. Einerseits stürmisch und hedonistisch, andererseits aber auch melancholisch und verletzlich. Jim Morrison war in diesem Sinne auch eine Ikone der Zeit, sein früher, ungeklärter Tod am 3. Juli 1971 ist nicht nur eine persönliche, sondern auch eine musikalische Tragödie. Gut, dass es Bands wie The Doors Experience gibt, die seine genialen Songs in Top-Qualität auch live unvergessen machen. Nächster Wien-Auftritt am 18. Mai im Reigen.
Am 6. Februar 1998 ist Österreichs einziger Popstar von Weltruf, Falco, bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik tödlich verunglückt. 19 Jahre später, kurz vor seinem 60. Geburtstag am 19. Februar, ist er omnipräsenter denn je: Falco „60“-Greatest Hits Compilation mit neuen Remixes u.a. von Parov Stelar, ein Comic-Buch, "Coverboy" im Falter mit dem Teaser "Gestorben um zu leben", Sondersendungen auf dem Alternativsender FM4 und sogar eine Special Week, konzipiert von der Red Bull Music Academy.
Der Startschuss wurde in Falcos "Wohnzimmer", der legendären Szene-Diskothek U 4 in der Schönbrunnerstraße, zelebriert. Dort feierten einst die New Waver, Grufties und Popper der 80er dekadente Parties jenseits von Limits und Legalität. Falco selbst konzipierte den Soundtrack mit dem genialen, radioboykottierten Underground Hit "Ganz Wien ist so herrlich hin, hin, hin.“ Diese wilden Zeiten dürften, aber wer weiß das schon genau, der Vergangenheit angehören.
Hochkarätig war aber das Line-Up für die "Junge Römer"-Night im U 4. Techno-Legende Patrick Pulsinger mixte zur Einstimmung für das bunt gemischte Publikum U 4-Eighties Classics von Dreiklangsdimensionen, Our Darkness bis hin zu Masimbabele, die oberösterreichische Newcomer-Band Flut, die sich musikalisch dem NDW-Sound verschrieben hat, präsentierte neben neuen Songs wie "Linz bei Nacht" (sic est) auch eine Coverversion von Falcos Kult-Hit "Auf der Flucht".
Nach einer kurzen Pause bestiegen Minisex die U4-Bühne und begeisterten mit einem Mix aus alten und neuen Hits von Rudi gib acht, Du kleiner Spion, Ich fahre mit dem Auto bis hin zur von Pulsinger & Just produzierten 2014er Club-Hymne "Du kommst nicht rein". In konditioneller Bestform Sänger Rudi Nemeczek, der selbst bereits den 60er (!) überschritten hat und als besonderen Leckerbissen den Grauzone-Klassiker "Eisbär" performte.
Nicht auf der Set-List ein Song des Falken selbst. Den hörte man später noch bei DJ-, Radio- und Musikerlegende Eberhard Forcher. Hansi Hölzels "Auf der Flucht" dieses Mal im Original. Der Schönheitsfehler des Abends: Die Nacht für Falco war leider eine Nacht fast ohne Falco-Tracks. Trotzdem - Falcos Kult-Zitat "Ich werde euch nicht erspart bleiben" dürfte in den nächsten Monaten erfüllt werden. Darauf können wir einen heben, am besten so wie Falco einst einen Jack Daniels.
Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Bis dahin wurden dort 1,1 Millionen Menschen von den Nazis ermordet, davon mehr als 1 Million Juden. 2005 wurde - zum 60. Jahrestag - von der UNO der sogenannte "International Holocaust Remembrance Day" eingeführt. Ein Gedenktag, an dem jährlich weltweit Veranstaltungen zur Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts stattfinden.
In Berlin steht seit Mai 2005 - direkt in der Nähe des Brandenburger Tores - ein 19.000 m2 großes Stelen-Feld, das vom New Yorker Architekten Peter Eisenman konzipiert wurde. Es handelt sich dabei um ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas, kurz Holocaust-Mahnmal genannt. Insgesamt wurden 2711 Stelen in parallelen Reihen aufgestellt, in unterschiedlichen Höhen zwischen ebenerdig und 4,7 Meter. Das 27 Millionen teure Denkmal auf dem ehemaligen Mauerstreifen war nicht unumstritten, nicht wegen der Kosten, sondern vor allem wegen der Erklärungsbedürftigkeit und der künstlerischen Beliebigkeit. Vielleicht wurde deswegen zusätzlich eine unterirdische 930m2 große Gedenkausstellung errichtet - inklusive einer Datenbank mit rund 4 Millionen jüdischer Holocaustopfer.
Dass dieses Areal naturgemäß auch zu einer Touristenattraktion geworden ist, liegt auf der Hand. Alleine das Gedenkmuseum besuchen jährlich eine halbe Million Menschen. Und seitdem Selfies zum guten und immer öfters auch schlechten Ton gehören, sieht man auch auf Facebook oder Instagram immer wieder Bilder von Menschen, die auf den Stelenfeldern trinken, tanzen, lachen, jonglieren oder einfach posen. Der Satiriker Shahak Shapira kombinierte als Reaktion darauf im Jänner 2017 Internet-Shots am Mahnmal mit historischen Fotos von Konzentrationslagern und Massengräbern und publizierte diese auf der Website https://yolocaust.de/.
Eine geschmacklose Installation unter dem Schutzmantel künstlerischer Freiheit oder eine mehr als gerechtfertigte Provokation gegenüber respektlosen "Party-Touristen", die die dunkle Vergangenheit dieser eigentlich bedrückenden Quaderfläche nicht erkennen ? Wohl beides, allerdings harmlos gegenüber verbal-radikalen Ausritten deutscher Politiker, die dieses Mahnmal als ein "Denkmal der Schande" bezeichnen. Shapira dürfte es ähnlich sehen, sein Statement "Dieses Projekt widme ich meinem Lieblings-Neonazi, B. H.." sagt wohl alles. Punkt.
Im Juli 2016 gehörten 102.621 Personen dem Kreis der begünstigten Behinderten an, die einen behördlich festgestellten Behinderungsgrad von mindestens 50 % aufweisen. 64.609 Personen gingen einer Beschäftigung nach, 5.694 waren beim AMS als arbeitslos vorgemerkt.
Unternehmen, die 25 oder mehr Dienstnehmer beschäftigen, sind aufgrund des Behinderteneinstellungsgesetzes dazu verpflichtet, auf jeweils 25 Beschäftigte einen begünstigten Behinderten einzustellen. Wird diese Beschäftigungspflicht nicht erfüllt, so hat das Unternehmen eine sogenannte Ausgleichstaxe zu bezahlen, die je nach Anzahl der Beschäftigten 251, 352 bzw. 374 Euro für jeden begünstigten Behinderten beträgt. Leider ist in der Praxis die Bezahlung der Ausgleichstaxe nicht die Ausnahme, sondern die Regel, wie eine aktuelle Anfragebeantwortung seitens des Sozialministers zeigt.
So erfüllten im Dezember 2015 nur 29 % der Dienstgeber ihre Beschäftigungspflicht, insgesamt 12.234 Unternehmen müssen dagegen eine Ausgleichstaxe bezahlen, darunter 667 mit 400 und mehr Dienstnehmern. Insgesamt beträgt der Gesamtwert der vorgeschriebenen Ausgleichstaxen unglaubliche 146 Millionen Euro. Alleine in Niederösterreich verstießen 1803 Unternehmen gegen die Beschäftigungspflicht, was einer Ausgleichstaxe von über 20 Millionen Euro entspricht.
Unterschiedliche Ergebnisse liegen beim öffentlichen Dienst vor: Während der Bund als Dienstgeber seiner Beschäftigungspflicht überproportional mit plus 14 % nachkommt, sind es bei den Bundesländern vor allem Salzburg (- 3,1 %), Tirol (- 20,1 %) und vor allem Vorarlberg (- 39,2 %), die zu wenig begünstigte Behinderte einstellen. Während die Arbeiterkammern durchwegs positive Ergebnisse liefern, sind es – warum auch immer – die Wirtschaftskammern, die die Beschäftigungsquoten für Behinderte bei weitem nicht erfüllen. So hat die Wirtschaftskammer Wien (- 53,3 %) eine Ausgleichstaxe von 103.000 Euro zu bezahlen, jene von Niederösterreich (- 33,3 %) immerhin noch 53.492 Euro.
Die teilweise eklatant mangelhaften Ergebnisse sind zusätzlich unter dem Hintergrund zu betrachten, dass die Beschäftigungspflicht bereits dann erfüllt ist, wenn begünstigte Behinderte Teilzeit arbeiten oder geringfügig tätig sind. Statistiken darüber gibt das Sozialministerium nicht bekannt. Eines aber ist sicher: Es kann nicht die Intention eines Gesetzes sein, dass Unternehmer lieber Geldzahlungen leisten als Menschen, die es aufgrund ihrer Behinderung ohnehin schwer haben, zu beschäftigen. Die Politik sollte über eine Erhöhung der Ausgleichstaxen nachdenken.
2016 war ein trauriges Musikjahr. Nicht aufgrund der mangelnden Qualität oder Quantität kreativer Neupressungen, sondern aufgrund der vielen verstorbenen Musiklegenden. Zu denen leider auch die geniale Kunstfigur David Bowie (69) und der funkige Prince (57) aus Minneapolis zählten.
Das Wiener Indie-Label EMG widmete den beiden Ausnahmekünstlern eine Special Tribute Night in der Szene Wien unter der kongenialen Trademark „Heroes“. „Experimentierfreudigkeit und Neugierde, das verbinde beide Künstler“, so die Mitveranstalterin, Sängerin und Moderatorin des Abends, Eloui.
Die Idee des Abends: Junge Künstler vorwiegend aus der Wiener Indie- und Avantgardeszene performen live auf der Bühne je einen Song von Bowie und Prince. So variabel, bunt und schrill wie die Künstler, so auch die Mixtur der bis weit nach Mitternacht dauernden Show.
Die FM4-Award-Gewinner M185 aus Wien klangen bei „Fashion“ frappant nach Bowie selbst und versetzten „When Doves cry“ einen kräftigen Punk-Style. Im Gegensatz dazu die faszinierende iranische Sängerin Tania Saedi, die mit ihrer balladesken Version des 80er-Klassikers und dem – vor allem vom Nirvana Unplugged populär gewordenen „The Man who sold the World“ – für Melancholie in der prallgefüllten Szene Wien sorgte.
Wiens Kult-Rocker Bulbul zelebrierten die „Bahnhof Zoo“-Hymne „Heroes“ aus Bowies Wahlheimat Berlin, die „Buben im Pelz“ präsentierten eigens konzipierte Dialekt-Versionen von „Where are we now“ („Wo san ma jetzt“) und „Nothing compares to u“ („Niemand kummt ran an di“). Keine Bowie-Prince-Tribute-Night ohne schrillen Queer Pop, der beide Künstler in bestimmten Schaffensperioden kennzeichnete. Als Finale performten Pop:sch den 80er-Klassiker „Ashes to Ashes“, bei dem Bowie erstmals in die New Romantics-Szene eintauchte, und Prince´s Mega-Hit „1999“.
Fazit: Großer Erfolg für die Veranstalter, die Tribute Night war ausverkauft, und die Einnahmen des Abends kommen dem Flüchtlingsprojekt Ute Bock zugute. Es wird nicht die letzte Gedenknacht dieses Jahres gewesen sein – am 19. Februar feiert Falco seinen 60. Geburtstag. Nicht nur im U 4, aber leider nicht mehr unter uns.
Über 300 Paragraphen wurden geändert, nun ist mit Jahresbeginn das neue Erbrecht in Kraft getreten. Während bei einigen Änderungen der Teufel im Detail steckt, klingen andere auf den ersten Blick revolutionärer als sie eigentlich sind. So beispielsweise der Erbrechtsanspruch von Lebensgefährten, die mit dem Verstorbenen 3 Jahre lang im gemeinsamen Haushalt gelebt haben. Dieses außerordentliche Erbrecht besteht nämlich nur dann, wenn der Verstorbene kein Testament errichtet hat und keine gesetzlichen Erben (zu denen auch noch die Großeltern des Verstorbenen und deren Nachkommen gehören) vorhanden sind. Ab 1.1. 2017 darf der Lebensgefährte weiters ein Jahr in der Wohnung des Verstorbenen bleiben und dessen Hausrat nützen.
Testamente zugunsten früherer Ehegatten, eingetragener Partner oder Lebensgefährten werden nach einer Scheidung bzw. Auflösung automatisch aufgehoben. Ist diese Rechtsfolge nicht gewollt, muss dies letztwillig angeordnet werden. Vor der Erbrechtsreform war dieszüglich ein ausdrücklicher Widerruf notwendig.
Einschränkungen wurden beim Pflichtteilsrecht vorgenommen. Anspruchsberechtigt sind nur mehr die Nachkommen und der Ehegatte bzw. der eingetragene Partner. Unverändert ist die Höhe, diese beträgt weiterhin die Hälfte der gesetzlichen Erbquote. Eine Pflichtteilsminderung ist nach der neuen Rechtslage bereits dann zulässig, wenn ein Kontakt zum Erblasser über einen längeren Zeitraum nicht bestanden hat. Dies gilt insbesondere auch für Ehegatten, die bereits länger getrennt lebten. Erweitert wurden auch die Enterbungsgründe.
Achtung bei den Formvorschriften für letztwillige Verfügungen. Beim fremdhändigen Testament wurden neue Gültigkeitserfordernisse normiert: Die Identität der Zeugen (Name, Geburtsdatum, Adresse) muss im Testament enthalten sein, der Zeugenzusatz muss eigenhändig geschrieben sein, und die Verfügung muss einen handschriftlichen Zusatz des Verfügenden enthalten, dass die Urkunde seinen letzten Willen enthält.
Neu eingeführt wird das sogenannte „Pflegevermächtnis“ für nahe Angehörige. Die pflegende Person hat Anspruch auf eine Geldleistung aus dem Nachlass, wenn unentgeltlich Pflegeleistungen am Verstorbenen in den letzten drei Jahren vor dessen Tod mindestens 6 Monate erbracht wurden. Diese müssen ein geringfügiges Ausmaß überschreiten, was in der Regel mehr als 20 Stunden im Monat entspricht. Das Vermächtnis gebührt zusätzlich zum Pflichtteil, bei anderen Rechtstiteln nur dann, wenn der Erblasser nichts anderes anordnet.
Vorteile ergeben sich durch die Erbrechtsreform, wenn ein Unternehmen in den Nachlass fällt. Der Pflichtteil wird zwar weiterhin mit dem Todestag fällig, er kann allerdings für die Dauer von 5 Jahren bzw. in besonderen Fällen sogar auf maximal zehn Jahre gestundet werden. Dadurch kann verhindert werden, dass der Erbe sofort die Pflichtteile auszahlen muss und aus Gründen der Illiquidität das Unternehmen verkaufen muss. Die gesetzliche Verzinsung von 4 Prozent ab Todestag ist allerdings eine teure Angelegenheit.
Die Rechte mutmaßlicher Straftäter werden durch die Umsetzung einer EU-Richtlinie wesentlich erweitert. Beschuldigte haben nun bereits die Möglichkeit, VOR der ersten Vernehmung einen Verteidiger zu verständigen, beizuziehen oder zu bevollmächtigen. Ein Verteidiger darf auch bei der Vernehmung zu den Voraussetzungen der Untersuchungshaft beizogen werden. Die Kronzeugenregelung wird um weitere 5 Jahre verlängert. Eine Diversion ist nun auch bei Todesfolge zulässig, und zwar dann, wenn nahe Angehörige fahrlässig getötet wurden.
Im Arbeitsrecht wird eine sogenannte „Wiedereingliederungsteilzeit“ eingeführt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können für maximal sechs Monate Teilzeitarbeit nach einer längeren Erkrankung vereinbaren. Während dieser Zeit wird aliquot Krankengeld ausgezahlt. Unbefristet verlängert wird die Beihilfe für Kurzarbeit, die Unternehmen in Krisenzeiten hilft, Personalabbau zu verhindern. Die maximale Bezugsdauer wird von 18 auf 24 Monate erhöht.
Im Rahmen eines umstrittenen Gesundheitsreformpakets, das um 200 Millionen Euro den Ausbau der Primärversorgung sichern soll, wurde auch die Streichung des Selbstbehalts von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre bei stationären Krankenhausaufenthalten beschlossen. Die Ausgleichszulage wird auf 1000 Euro erhöht, allerdings nur für Personen mit 30 Arbeitsjahren.
Die Führerscheingesetz-Novelle bringt eine Verlängerung des Probeführerscheins von 2 auf 3 Jahre mit sich. Der Verkehrsminister wird außerdem ermächtigt, eine Verordnung bezüglich der Erprobung von „Alko-Locks“ zu erlassen. Bilder, die bei einer Radar-Überwachung zur Feststellung von Geschwindigkeitsüberschreitungen entstehen, können aufgrund einer StVO-Novelle verwendet werden, um zusätzlich festgestellte Verstöße wie Handy-Telefonieren am Steuer oder Nicht-Angurten zu ahnden.
Positive Neuigkeiten gibt es für die Pink Community. Eingetragene Partnerschaften können künftig wie Ehen am Standesamt geschlossen werden. Außerdem dürfen diese einen gemeinsamen Familiennamen tragen. Noch immer existiert im Nationalrat keine Mehrheit für eine gänzliche Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Partnerschaften („Ehe für alle“) wie sie in vielen anderen katholischen Staaten längst üblich ist.
Alljährlich beschließt der Hauptausschuss des Nationalrates, wie viele Personen nach Österreich zuwandern dürfen. Diese Zahl ist allerdings insofern mit Vorsicht zu genießen, als sie weder die Schlüsselkräfte (mit sogenannten Rot-Weiß-Rot-Karten) noch die EU-Bürger enthält, die aufgrund der europarechtlichen Normen sich frei in Österreich niederlassen dürfen. Auch Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte werden durch diese Quoten naturgemäß nicht erfasst.
Die Anzahl der quotenpflichtigen Niederlassungsbewilligungen wurde im Dezember durch SPÖ und ÖVP auf 5853 um 197 erhöht. Der Großteil davon entfällt auf den Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen, nämlich 4995. 460 Bewilligungen entfallen auf „Privatiers“, die sich ohne Erwerbsabsicht in Österreich niederlassen wollen. Weitere 148 Plätze entfallen auf Personen mit einem Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EU“ bzw. 260 für die Zweckänderung vom Aufenthaltstitel "Niederlassungsbewilligung-Angehöriger" auf den Aufenthaltstitel "Rot-Weiß-Rot – Karte plus.
Für die einzelnen Bundesländer gibt es laut Niederlassungsverordnung 2017 folgende Maximalquoten: Burgenland: 104 (2016: 94), Kärnten: 211 (2016: 211), Niederösterreich: 403 (2016: 381), Oberösterreich: 752 (2016: 737), Salzburg: 426 (2016: 406), Steiermark: 577 (2016: 572), Tirol: 371 (2016: 366), Vorarlberg: 219 (2016: 219) und Wien: 2.790 (2016: 2.690).
Während die Anzahl der Niederlassungsbewilligungen erhöht wurde, sinkt im Gegenzug die Quote für Saisonarbeiter (von 4500 auf 4000) und Erntehelfer (von 700 von 600), die aufgrund von Beschäftigungsbewilligungen in Österreich befristet tätig sein dürfen.
"Guat is gangen, nix is gescheh´n". Zumindest in Wien. Ca. 650.000 Menschen feierten das neue Jahr 2017 auf dem traditionellen Silvesterpfad zwischen Staatsoper und Rathausplatz. Und das ohne nennenswerte Zwischenfälle. Für die Pre-Party sorgten nicht nur die zahlreichen Gastro- und Glühweinstände, sondern auch bereits am Nachmittag der von den Kremser "Spotlight"-Clubbings bekannte DJ Johannes Willrader von Radio Wien.
Während man sich auf dem Stephansplatz mit klassischer Musik bereits auf den Donauwalzer vorbereitete, shakten Dance-Fans aller Nationen auf der Kärntner Straße und auf dem Neuen Markt zu heißen Disco-, House- und Hip Hop Vibes. Höhepunkt des 27. Silvesterpfades war das Feuerwerk direkt vor dem prall gefüllten Rathausplatz.
Die Polizei, die mit 400 Beamten im Einsatz war, meldete bis dato 30 Festnahmen und drei Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Ein Ausmaß, das - bei rigoroser Auslegung - dem eines Dorffestes entspricht. Wien hat wieder einmal gezeigt, dass es trotz aller Panikmache und aller Kritik eine Weltstadt ist, in der sich (meistens) alle wohlfühlen: Einheimische, Touristen und Migranten.