Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Bis dahin wurden dort 1,1 Millionen Menschen von den Nazis ermordet, davon mehr als 1 Million Juden. 2005 wurde - zum 60. Jahrestag - von der UNO der sogenannte "International Holocaust Remembrance Day" eingeführt. Ein Gedenktag, an dem jährlich weltweit Veranstaltungen zur Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts stattfinden.
In Berlin steht seit Mai 2005 - direkt in der Nähe des Brandenburger Tores - ein 19.000 m2 großes Stelen-Feld, das vom New Yorker Architekten Peter Eisenman konzipiert wurde. Es handelt sich dabei um ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas, kurz Holocaust-Mahnmal genannt. Insgesamt wurden 2711 Stelen in parallelen Reihen aufgestellt, in unterschiedlichen Höhen zwischen ebenerdig und 4,7 Meter. Das 27 Millionen teure Denkmal auf dem ehemaligen Mauerstreifen war nicht unumstritten, nicht wegen der Kosten, sondern vor allem wegen der Erklärungsbedürftigkeit und der künstlerischen Beliebigkeit. Vielleicht wurde deswegen zusätzlich eine unterirdische 930m2 große Gedenkausstellung errichtet - inklusive einer Datenbank mit rund 4 Millionen jüdischer Holocaustopfer.
Dass dieses Areal naturgemäß auch zu einer Touristenattraktion geworden ist, liegt auf der Hand. Alleine das Gedenkmuseum besuchen jährlich eine halbe Million Menschen. Und seitdem Selfies zum guten und immer öfters auch schlechten Ton gehören, sieht man auch auf Facebook oder Instagram immer wieder Bilder von Menschen, die auf den Stelenfeldern trinken, tanzen, lachen, jonglieren oder einfach posen. Der Satiriker Shahak Shapira kombinierte als Reaktion darauf im Jänner 2017 Internet-Shots am Mahnmal mit historischen Fotos von Konzentrationslagern und Massengräbern und publizierte diese auf der Website https://yolocaust.de/.
Eine geschmacklose Installation unter dem Schutzmantel künstlerischer Freiheit oder eine mehr als gerechtfertigte Provokation gegenüber respektlosen "Party-Touristen", die die dunkle Vergangenheit dieser eigentlich bedrückenden Quaderfläche nicht erkennen ? Wohl beides, allerdings harmlos gegenüber verbal-radikalen Ausritten deutscher Politiker, die dieses Mahnmal als ein "Denkmal der Schande" bezeichnen. Shapira dürfte es ähnlich sehen, sein Statement "Dieses Projekt widme ich meinem Lieblings-Neonazi, B. H.." sagt wohl alles. Punkt.
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