Laut einer aktuellen Statistik gilt Österreich als viertreichstes EU-Land. Nur Luxemburg, Irland und die Niederlande liegen beim BIP pro Kopf vor der Alpenrepublik. Insofern schockieren die Zahlen über die armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Menschen in Österreich.
18 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung oder 1.542.000 Menschen waren 2016 von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Unmittelbar armutsgefährdet sind 14 Prozent der Einwohner, die über weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verfügen. Diese von der EU-definierte Schwelle unterschreitet in Österreich, wer in einem Einzelhaushalt einen Monat mit weniger als 1.185 Euro netto bestreiten muss. 592 Euro werden für jeden weiteren Erwachsenen im Haushalt addiert und 355 Euro für jedes Kind unter 14 Jahren.
Man braucht also keine Sekunde zu diskutieren, ob Veranstaltungen wie die „Nacht gegen Armut“ der Volkshilfe ihre Berechtigung haben. Das Benefiz-Event, dessen gesamter Reinerlös für die Spendenkampagne gegen Armut in Österreich überwiesen wird, fand dieses Jahr in der Wiener Arena statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von der FM4-Moderatorin (und „Maikäfer flieg“-Regisseurin) Mirjam Unger, die vor den Live-Acts auch den Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, auf die Bühne bat. Dieser sprach sich entschieden gegen Kürzungen der Mindestsicherung für Flüchtlinge aus, die gegen jegliche Menschenwürde verstoßen und verstärkte Obdachlosigkeit und Kriminalität nach sich ziehen könnten.
„Borders are the Scars on the Face of the Planet“, ein Zitat aus einem Song der Headliner Gogol Bordello, passt da haargenau in dieses Narrativ. Vor der multikulturellen Combo von Eugene Hütz heizten bereits die Lucky Chops die ausverkaufte Arena ein. Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2006 gegründete Brass-Formation aus New York, die zuerst in U-Bahnstationen spielte und durch dort gedrehte YouTube-Videos der Öffentlichkeit bekannt wurde. Vor allem die Coverversionen von Hits wie „Funky Town“ oder „I got you“ sind Garant für jede heiße Party.
Dies gilt auch für Gogol Bordello, die 1999 ebenfalls in New York vom ukrainischen Immigranten Eugene Hütz gegründet wurden. Die Band ist klassisch „punk-besetzt“, mit Gesang, Schlagzeug, E-Gitarre und Bass, dazu Akkordeon, Geige und Percussion. Der Sound: Gypsy Punk, vermischt mit Latin- und Balkanrhythmen. Besondere Berühmtheit erhielten sie durch ihren „La isla bonita“-Auftritt mit Madonna beim „Live Earth“-Konzert.
Das neueste Album von Gogol Bordello trägt ebenso wie die aktuelle Tour den Titel „Seekers and Finders“. Die 22 Tracks starke Set-List umfasst allerdings das gesamte zeitliche Repertoire der Band, von „Start Wearing Purple“ (1999), „Wonderlust King“ (2007) bis hin zu „Malandrino“ (2013) und dem neuen Hit „Walking on the Burning Coal“.
„Am Ende unserer Konzerte kommen die Leute oft zu uns und sagen, sie waren frei von all dem Mist, den man sonst die ganze Zeit im Kopf hat.“ – so Eugene Hütz im Interview, der den Menschen die positiven Seiten unseres Universums näherbringen will. Mit dem Latin Stomper „Pala Tute“ verklangen zwar die letzten Töne des Künstlers, die Volkshilfe kann sich aber über viel Geld für arme Familien, Kinder und Behinderte freuen. Und hoffentlich auch über Respekt vor Menschen aus aller Welt, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind.