FM4-Geburtstagsparty in der Ottakringer Brauerei!

"Wenn du das Radio ausmachst, wird die Scheißmusik auch nicht besser", so Kettcar, einer der Headliner der FM4-Geburtstagsparty 2018 in der Ottakringer Brauerei. Mit diesem Problem hat der österreichische Sender allerdings nicht zu kämpfen, gilt er doch seit seiner Gründung am 16. Jänner 1995 zu den Koryphäen internationalem und nationalem Indie- und Alternativesound.

 

Seither ist es auch Tradition, mit einer heißen Party mitten im klirrenden Winter auf den Birthday anzustoßen. Einst fanden diese Events sogar Open Air in der Arena statt. Aus dem Teenageralter entwachsen gibt man sich zumindest in punkto Outdoor-Location "zahmer" und feiert seit einigen Jahren in der Ottakringer Brauerei, die trotz eingeschränkter Kapazität (bei ca. 3000 Besuchern) eine ideale Spielwiese für Trinken, Flirten und Tanzen zu heißen Bands und Artists bietet.

 

Das Programm zum 23. Geburtstag des Senders stellte viele vor die Entscheidung, auf welchen der drei Floors man abfeiern wolle. Auf dem ehemaligen Hopfen- und Gersteboden, dem FM4-Indiekiste Floor, sorgten Yukno, die Austro-Grunge-Punks Crispies und der britische Songwriter Dan Croll für Entertainment. Dort, wo einst riesige Bottiche und Gefäße standen, in der "Alten Technik", präsentierten die Electro-Avantgardisten und FM4-Amadeus Award-Winner Leyya Tracks aus ihrem brandneuen Album "Sauna", bevor die Berliner Beatsteaks nach ihrem großen Auftritt beim Donauinsel-"Rock in Vienna" zeigten, dass sie auch in kleineren Locations reüssieren können. 

 

Wer auf progressiven, lässigen Indie-Rock abfährt, der musste sich entlang der Menschenmassen die engen Stiegen hinaufschlängeln, ganz nach oben auf den ehemaligen Hefeboden, dem FM4-"Wohnzimmer". Die multikulturelle 8-köpfige Combo Superorganism, wohnhaft in London, zelebrierte dort mit Augenzwinkern ihre Hymne "Everybody wants to be famous", Pop-Kritiker schätzen die Wahrscheinlichkeit für die Band selbst sehr hoch ein.

 

Bereits seit 2004 im Geschäft sind die norwegischen Jungs von Kakkmaddafakka. Man mag über den Namen mitleidig grinsen (er meint fantastiesprachlich einfach nur "party animal"), der Unterhaltungsfaktor der Indie-Rocker, die gerade ihr 5. Album "Hus" veröffentlichten, ist hoch und schreckt auch vor lässig-schrillen Cher-Covers ("Believe") nicht zurück.

 

"Wir wollen Musik jenseits von Apathie und Zynismus machen", so Sänger Markus Wiebusch, und lieferte gemeinsam mit seinen Jungs von Kettcar DAS Polit-Rock-Album ("Ich vs. Wir") des Jahres. "Es war im Sommer 89", das mit pathetischem Sprechgesang die Flucht von DDR-Bürgern über die ungarische Grenze Richtung Österreich kurz vor dem Fall der Berliner Mauer schilderte, wird zu einer Hymne der Zivilgesellschaft, die - so Wiebusch im O-Ton - "das Helfen durch Zäune noch als menschlichen Akt sieht". 

 

Die Hamburger Rocker als Main-Act zu buchen ist in diesem Sinne auch ein klares politisches Zeichen des Radio-Senders FM4. Die einstündige Setlist enthielt neben den neuen Tracks auch die Klassiker "Deiche", "Balu", "Graceland" und "Landungsbrücken raus". "Sommer 89" widmete die Band der einen Tag vor der FM 4-Party verstorbenen Flüchtlingshelferin Ute Bock. Die sich über diese Wortspende sicher sehr gefreut hätte.