Forever Young - A Tribute to Falco (1957-1998)

Once upon a time in the Eighties: In der Udo Huber-Chartshow“Hit wähl mit” wird ein neuer österreichischer Interpret namens Falco mit seiner Debüt-Single vorgestellt: „That´s Scene“, die englische Version des U4-Underground-Hits „Ganz Wien“, der wegen seines drogenverherrlichenden Textes im Radio nicht gespielt werden durfte. Die Avantgarde war gewonnen, der Mainstream durch den Nachfolgehit „Der Kommissar“, der in der Zeit der Neuen Deutschen Welle sich mit Nena um die Nr. 1 duellierte und in einer Cover-Version von After the Fire auch die US-Top Ten stürmte. Das an Idol Bowie angelehnte „Helden von Heute“, „Zuviel Hitze“ oder „Auf der Flucht“ aus dem ersten von Robert Ponger produzierten Vinylalbum „Einzelhaft“ zählen noch heute zu Falcos Meisterwerken. 

 

Falcos zweites Album „Junge Römer“ wurde verspätet und mit viel Marketingaufwand releast, erfasste perfekt den 80er-Zeitgeist (siehe „Brillantin Brutal“). Kommerziell konnte es die Erwartungen aber nicht erfüllen.

 

Am 29. März 1986 erreichte Falco am 29. März 1986 den Pop-Olymp: Seine von den holländischen Bolland-Brüdern produzierte Mozart-Hymne "Rock me Amadeus" stieg, unterstützt durch ein geniales DoRo-Video und einen schnittigen Remix, auf Platz 1 der US-Charts und blieb 3 Wochen lang an der Spitze. Falco wusste schon zu diesem Zeitpunkt, dass er dieses Kunststück – auch in England und in ganz Kontinentaleuropa belegte er Platz 1 – nie wieder erreichen könne und dass ihm Medien, Neider und Konkurrenten diese riesige Messlatte Zeit seines Lebens vorhalten würden.

 

Noch aber folgten Hit auf Hit: „Vienna Calling“ aus seinem 3. Album „Falco 3“ stürmte ebenfalls die US-Top 20, „Jeanny“ skandalisierte das medienkonservative Deutschland mit einem ambivalenten „Dritte Mann“-Clip. Zu „The Sound of Musik“ tanzte nicht nur der Wiener Bürgermeister Zilk, sondern ganz Europa. Die Erfolgskurve neigte sich aber bereits nach unten.

 

Schwere Alkohol- und Drogenabstürze, familiäre Tragödien (Scheidung und ein nicht von ihm gezeugtes Kind), abgesagte Konzerttourneen und teils schwache Plattenverkäufe („Wiener Blut“) kennzeichnen die Zeit nach dem großen Falco-Hype. Wobei ja gerade die Masse zumeist irrt. "Data de Groove" war künstlerisch ein Meisterwerk und sogar Thema in der "Schule der Dichtung" und in literarischen Zirkeln, mit der "Titanic" (aus dem ausgezeichneten 92er-Album „Nachtflug“) kehrte die Dekadenz zurück in die Szene. Beim Wiener Donauinselfest lagen Falco 150.000 Zuschauer zu Füßen (bis ein Gewitter dem Konzert ein Ende setzte), und mit seinen letzten beiden zu Lebzeiten veröffentlichten Songs "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" und "Naked" eroberte Falco sogar die grassierende Love Parade-Techno-Generation.

 

Am 6. Februar 1998 verunglückte Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik tödlich – mit 1,5 Promille und einigen Drogen im Blut. Beim Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof gaben ihm mehr als 4000 Fans und Freunde die letzte Ehre, den Sarg trugen die "Outside Austria"-Rocker vom "Amadeus"-Clip. Posthum wurde der eher durchschnittliche Song "Out of the Dark" zu einem der größten Falco-Hits. Oft feiert man in Wien die "schene Leich" lieber als das süße Leben. 

 

Endlos-Dokus, Remixes, Tribute-Konzerte, Retro-Clubbings, Musicals, Lesungen, Diskussionen, eine „Ganz Wien“-Ausstellung im Wien Museum, ein Requiem im Stephansdom: Wenn Falco wüsste, wie seine Person und sein Gesamtkunstwerk 20 Jahre nach seinem Todestag gefeiert werden...

 

Geahnt hat er es sicher bereits zu Lebzeiten. Zeilen wie „Muss ich denn sterben, um zu leben“ erscheinen nicht ohne Substrat im kreativen Hirn eines Künstlers. Mit Todessehnsucht hat dies allerdings nichts zu tun, vielmehr mit dem seltsamen Fakt, dass Musikgrößen teils nach ihrem Tod mehr gewürdigt werden als zu Lebzeiten. Mit Jim Morrison, Bob Marley oder Michael Hutchence seien hier nur einige genannt.