Es war Anfang der 2000er Jahre, als sich die beiden Kunststudenten Alex Kapranos und Nicholas Mc Carthy in einer Lagerhalle von Glasgow kennenlernten. Diese war nicht nur Treffpunkt für Musiker, Kreative und Hipster, sondern auch die Basis für deren spätere Bandkarriere. Mit zwei weiteren Mitstreitern (Paul Thomson und Robert Hardy) gründeten die beiden Franz Ferdinand, benannt nach dem österreichisch-ungarischen Thronfolger. Der Sound: Eine treibende Mischung aus Brit Pop, New Wave und Punk. Bereits mit der zweiten Single "Take me out" erreichten die vier 2004 Platz 3 der britischen Single-Charts.
14 Jahre später haben sich die Dinge verändert. Nicholas Mc Carthy ist (vorerst?) ausgestiegen, ohne Streit seiner jungen Familie wegen. Und mit Dino Bardot und Julian Corrie präsentieren sich Franz Ferdinand jetzt als Quintett. Im Rahmen ihrer European Tour stattete die schottische Band auch dem Wiener Gasometer einen Besuch ab. Spielten Franz Ferdinand einst zu ihren Hochzeiten vor einer ausverkauften Stadthalle, so kamen 2018 rund 2000 Fans in die Planet Music Hall. Und wurden nicht enttäuscht.
Nach einem bemerkenswerten Support-Auftritt des weiblichen Wiener Surfrock-Trios Dives, die für den diesjährigen Amadeus Award nominiert sind, stürmten Franz Ferdinand mit ihrem neuen Elektro-Hit "Always Ascending" die Stage. "Nostalgie ist der Feind der Kreativität", so lautet das Credo der Band. Und so begnügt sich das Quintett rund um den charismatischen, frisch erblondeten Sänger Kapranos nicht um eine für arriviertere Bands vorprogrammierte Greatest Hits-Show.
Auf der Setlist stehen gleich 8 Songs ihres brandneuen Albums, das mehr auf Synthesizerklänge als auf Gitarregekreische setzt und vom französischen Cassius-Mastermind Philippe Zdar produziert wurde. Puristische Fans der ehemaligen Brit Award Gewinner mögen dies zwar nicht goutieren, der freshe, hippe Sound gibt dem Quintett aber Recht. "Feel the Love go", die verspielte Hommage an die Superman-Geliebte "Lois Lane", "Lazy Boy" oder das melancholisch-verträumte "And the Academy Award for good times goes to you" sind erstklassige Pop-Tracks, die ihren früheren Single-Hits kaum nachstehen.
Dass diese beim Österreich-Konzert nicht fehlen durften, steht natürlich auch außer Frage: "Do you want to", "Walk away", "Ulysses", "No You Girls" und ihr erster Hit "Take me Out" lassen die Twenty-Thirtysomething-Generation sehnsüchtig von längst vergangenen Brit Pop-Feten träumen. Und beim letzten Track dürfen alle noch einmal über die Strenge schlagen: "The Fire is out of Control. We are going to burn this City!" Mögen die inneren Feuer und Leidenschaften nie verglühen. Man lebt ja schließlich nur einmal!