Der Musikexpress bezeichnete Wanda 2015 als die "vielleicht letzte wichtige Rock´n Roll Band unserer Generation." Übertreibt dabei ein bisschen, liegt aber auf jeden Fall nicht falsch.
Schon Stunden vor dem ausverkauften Konzert in der Wiener Stadthalle warten tausende Menschen im Areal des Roland Rainer-Platzes auf den Eintritt, die Fans trinken Bier, lachen und sind gut drauf. In der Location selbst gehen die Wanda-Shirts weg wie die warmen Semmeln oder besser gesagt wie die kalten Bier, die natürlich aus "Wanda"-Bechern getrunken werden. Bereits beim Support-Auftritt des legeren Szene-Originals Nino aus Wien mit seiner top-eingespielten Band und Voodoo Jürgens als Gast sind die Plätze vor der Bühne und auf den Rängen prall gefüllt. Noch hängt der "Amore"-Vorhang über der Stage.
Dann geht´s los, nicht mit irgendeinem Fülltitel, sondern mit der Tante Ceccarelli. Die in Bologna Amore gemacht. Mit "Luzia", "Auseinandergehn´s is schwer" und "Schickt mir die Post". Allesamt die Gassenhauer einer Band, die sich nach einer lesbischen Wiener Zuhälterin namens Wanda Kuchwalek benannt hat. Das Publikum ist bei den ersten Tönen in Stimmung, und was kann sich eine Rock-Band mehr wünschen? Obendrein eine, die gar nicht komplett fit auftritt. Sänger und Enfant Terrible Marco Michael Fitzthum trägt eine Gipsmanschette, Gitarrist Manuel Christoph Poppe hat sich überknöchelt, und der Keyboarder Christian Hummer wurde wegen eines Hörsturzes ersetzt.
Alles was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. Es folgen neue Tracks aus dem dritten Album "Niente", der neue lässige Single-Hit "Weiter Weiter" und die subtile Ode an das Cafe Kreisky. Dann ein weiterer Wanda-Evergreen: "Meine beiden Schwestern" aus dem zweiten Album "Bussi". Mit Bier in der Hand feiern die enthusiastischen Fans die "stehengelassenen Weinflaschen", bis die fünfköpfige Band mit einer improvisierten Extended Version von "Ich will Schnaps" den Hexenkessel in der Stadthalle runterdosiert. Beim neuen Track "Ich sterbe" wird Sänger Marco Michael Wanda von Geigenspielerinnen in Totenmasken begleitet, der Karneval in Venedig lässt grüßen.
Die nächste Party feiern Wanda im Pyjama zu Haus. Columbo schauen, nicht zu zweit, sondern mit 12.000 entfesselten Fans. Dann "Bussi Baby" und der Ballermann-verdächtige Stimmungsknaller "1,2,3,4". Spätestens dann weiß man nicht mehr so genau: Sind Wanda jetzt noch ein intellektueller FM4-Alternative-Act oder bereits ein übersättigter Mainstream-Hype?
Die erste Zugabe sorgt für Widersprüche. "Traurig schöne Kindheit in 0043", die schwermütig-melancholische erste Single aus dem neuen Album. Hätte Marco den Text vergessen, kein Problem. Die Fans singen fehlerfrei mit. Als Finale noch einmal Bologna und Luzia. Und ein überglücklicher, schweißüberströmter Sänger mit den Schluss-Worten "Wir sehen uns wieder. Habt´s es schen, Danke schön!"
Man darf gespannt sein, wie es mit Wanda musikalisch weitergeht. Wieder mehr Richtung Indie oder gar ein Ausflug in die Electronic-Szene? Und natürlich auch thematisch. Weiterhin Liebe, Weltschmerz, Kitsch, Tod oder vielleicht gerade in diesen Zeiten auch politisch. Wandas Grundhaltung ist bekannt: "Gegen Fremdenhass, Frauenhass und Sexismus." Insofern kann nichts schiefgehn.