Ist Jared Leto mehr Rock-Musiker als Schauspieler oder umgekehrt? Eine Frage, die schwer zu beantworten ist. Fakt ist, dass der Oscar-Gewinner von 2014 (Aids-Drama "Dallas Buyers Club") schon Konzerte seiner Band 30 Seconds to Mars platzen ließ, weil das Musik-Event mit seiner Hollywood-Trademark beworben wurde.
Auch ohne Promotion seiner Film-Karriere, die qualitätsmäßig um die Jahrtausendwende mit dem Heroin-Schocker "A Requiem for a Dream", "Girl Interrupted" und "American Psycho" begonnen hat, lockte Jared gemeinsam mit seinem Bruder, Drummer Shannon Leto, mehr als 12.000 Fans in die Wiener Stadthalle. Gitarrist Tomislav Milicevic fiel aus persönlichen Gründen aus, der Rest der Band wurde hinter die Bühne verlagert. Dies mutet zwar etwas seltsam für eine Live-Band, stellte aber kein Problem dar für die ca. 100 Minuten dauernde Show, bei der Jared Leto, extravagant, charismatisch, kommunikativ zugleich, wie üblich im Zenit der Fans stand.
Die Bühne wurde ähnlich dem Metallica-Konzert mitten in den Stehplatzraum montiert, die vielen weiblichen Fans somit hautnah beim Rock-Idol platziert. Kongenial zum Start-Song „Up in the Air“ wurde der Verhüllungsblock freigegeben, und das Leto-Spektakel konnte beginnen.
30 Seconds to Mars haben bis dato 5 Alben veröffentlicht und mehr als 10 Millionen Alben verkauft. Trotzdem hat man manchmal den Eindruck, dass nicht so sehr der Sound, sondern die Show, das stakkatomäßige Aufpeitschen der Fans und der für Rockbands exzessiv ausgelebte Kontakt zum Publikum im Mittelpunkt steht. Inmitten von Konfettireigen und Riesenluftballons kokettiert Leto mit Konzertbesuchern auf den Sitzplätzen und holt sich mutige Fans auf die Bühne zwecks gemeinsamer Dance-Party. Alles gefilmt vom persönlichen Kameramann und abgezielt auf das millionenfache Teilen auf Facebook, Instagram & Co.. Da bleiben schon mal die manchmal uncharmant als „Stadiun Rock“ bezeichneten Songs von 30 Seconds to Mars auf der Strecke, egal ob sie jetzt „Kings and Queens“, „This is War“ oder „Hurricane“ heißen. Überrascht wird die Audienz von einer bezaubernden Coverversion des Rihanna-Hits "Stay", bei der Leto seine romantischen Seiten zeigt.
Charttechnisch erreichten die Leto Brothers gerade in der Woche des Wien-Konzerts ihren Höhepunkt. „America“, ihr 5. Album, ist weltweit in zahlreichen Ländern auf Platz 1, darunter auch in Österreich. Leto nützt diese Gelegenheit, sich euphorisch beim Wiener Publikum zu bedanken und wirft dann einige Gratis-CD´s in die frenetische Crowd. „Dangerous Night“, „Rescue me“, „Rider“ und der Single-Hit „Walk on Water“ aus dem neuen Album dürfen natürlich auf der Setlist des Konzerts nicht fehlen, das mit „Close to the Edge“ (etwas früh) endet.
Inmitten der Fans auf den Brettern, die für Leto die (musikalische) Welt bedeuten. Steht seine Band doch sogar im Guinness Buch der Weltrekorde, Für die – mit 300 Auftritten – längste („This is War“)-Tour aller Zeiten.