Es war zweifelsohne der wichtigste Auftritt beim Donauinselfest 2018. Und man sollte eigentlich jedem einzelnen österreichischen Wahlberechtigten eine Kopie dieser Performance schicken. Oder zumindest einen Textabzug. Konstantin Wecker, kürzlich 71 geworden, betrat Samstag Abend kurz vor 8 mit seiner Band die Bühne und sprach dort Klartext getreu seines letzten Albums "Poesie und Widerstand" und seiner persönlichen Wertvorstellungen.
Für eine offene Gesellschaft, Toleranz und Nächstenliebe und gegen Rassismus, Faschismus und jene widerwärtigen Rechtspopulisten, die in ganz Europa versuchen, die Gesellschaft zu spalten. Die österreichische Kurz-Strache-Regierung blieb nicht ungeschoren. Im Gegenteil: Sie wurde von Wecker genau in jenes Salvini-Orban-Le-Pen-Seehofer-Eck gestellt, in dem sie sich - eitel wie ein Pfau - medial präsentiert. Lieder wie "Empört euch", "Sage Nein" oder eine neue Version des legendären "Willi" (siehe Text unten) zeigen die Stoßrichtung, mit der die Mehrheit (die es noch immer gibt) auf Rechtsextremis und Ausländerhass reagieren soll und muss.
"Deutschland weint, wenn Mexiko im Fußball gewinnt und schaut weg, wenn 600 Flüchtende im Meer ausharren und Italien die Häfen dicht macht." - Eine erschütternde Anekdote von Wecker in der Dämmerung der Nacht. Das zweite Spiel gewannen übrigens Deutschen gegen die Schweden durch ein Kroos-Tor in der letzten Minute. Die germanische Fußball-Welt ist wieder in Ordnung, die echte bricht in sich zusammen.
Der holländische Star-DJ Fedde le Grand, einst Nr. 1 in den UK-Charts mit "Put your Hands up for Detroit", liefert auf der Krone Hit-Bühne den Soundtrack für die house- und technoverliebte Young Generation der Donauinsel. Und erreicht zumindest auf dem Dancefloor jenen melting Pot unabhängig von Staatsangehörigkeit, Herkunft oder Religion, den wir uns gesellschaftlich so gerne wünschen.
Während Lisa Stansfield auf der Main Stage versucht, einen Spagat zwischen Klassikern wie "All around the World" und neuen Tracks wie "Deeper" zu finden, weiht der in Tulln geborene Liedermacher Voodoo Jürgens seine Gästeschar ins düstere Wiener Lied des 21. Jahrhunderts ein. Inklusive "Haberer" wie Kathi Trenk, Ernst Molden und natürlich den Nino aus Wien. Auch eine gelungene Ludwig Hirsch-Coverversion ("Omama") darf auf der kultigen FM4-Bühne nicht fehlen. Mehr davon gibt es im Herbst im Rahmen einer Voodoo Jürgens-Special Tour zu hören.