Die Zeiten haben sich durch die Digitalisierung und die Sozial Media verändert. Musiker jeglichen Genres können auch ohne nächtelange Probesessions, Plattenfirma und Management berühmt und erfolgreich werden. Manchmal sogar ohne Talent und Charisma.
Es geht aber auch noch anders, wie die 8. Ausgabe des Waves-Festival in Wien zeigt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes "Showcase"-Festival, bei dem junge Künstler und Bands (die sich vielleicht durch vereinzelte Clips auf YouTube schon einen virtuellen Namen gemacht haben) sich live dem Publikum vorstellen und dabei auch mit Plattenfirmen, Radiostationen, Talente-Scouts, Werbe-Strategen und anderen einschlägigen "Szene"-Leuten Kontakte knüpfen können.
Auf 10 verschiedenen Stages im Areal des WUK konnten sich die "Waves"-Gäste davon überzeugen, dass es in der oft totgeredeten Musikbranche viel Neues und Innovatives zu entdecken gibt, egal ob international oder national. Beispielsweise die Wiener Newcomer Culk rund um Sängerin Sophie, die auf der Deezer Next Stage inmitten pinker und blauer Visuals melancholischen Synthi-Pop präsentierten. Oder das nach einem französischen Maler benannte Wiener Trio Vivin, das bereits mit "Cryptic" eine hitverdächtigte Single veröffentlichte. Für eine volle Tanzfläche sorgte die bereits in Insiderkreisen arrivierte norwegische Disco Punk-Formation Pom Poko. Back to 80´s Dark Wave & Electro Pop transferiert wurden die musikinteressierten Besucher durch die aus Pakistan stammende Londonerin Nabihah Iqbal, die - neben ihrem Engagement für Menschenrechte - 2017 bereits ihr erstes Album "Weighing of the Heart" auf den Markt brachte.
Den Musikexport-Preis VA gewannen die drei Indie-Girls "Dives", die bereits im Februar den Support von Franz Ferdinand im Gasometer übernahmen. Danach um Punkt Mitternacht betrat noch ein echter Weltstar die Bühne der WUK-Halle: Neneh Cherry. Die Schwedin schaffte Ende der 80er in der "Acid"-Ära mit eingängigen Rap-Tracks a la "Buffalo Stance" den Durchbruch und widmete sich in den letzten Jahren dem verträumten Trip Hop. Im Oktober erscheint ihr neues Album, "Broken Politics", produziert vom progressiven Soundmixer Four Tet und Massive Attack´s 3 D, das sie im Rahmen ihrer einstündigen Performance exklusiv präsentierte. Als Zugabe standen dann noch der Anti-Aids-Song "I´ve got you under my Skin" und das bezaubernde "Manchild" auf dem Programm.
Man darf gespannt sein, ob einer der rund 100 Künstler eine ähnliche Karriere wie Frau Cherry hinlegen wird. Das "Waves"-Festival 2019 auf jeden Fall ist gesichert...