Together in Retro Electric Dreams - The Human League in Berlin!

"Get around town, where the people look good, where the music is loud" - Irgendwann Anfang der 80er tobte in den englischen Clubs dieses narzisstische Lebensgefühl. Der Sound: New Wave, Electronic und die ersten Anleihen von Techno. Der Look: Sexy, ausgeflippt, extravagent. Natürlich fanden auch die Medien einen Namen für diese Szene: New Romantics. Zu den Paradiesvögeln der Nightlife Culture zählte auch der Sheffielder Sänger Philipp Oakey, der mit zwei in der Diskothek Crazy Daisy engagierten 18jährigen Collegegirls - Joanne Catherall und Susan Ann Sulley - die Clubs anheizte. Der Name der Formation: The Human League, benannt nach einem Science Fiction-Spiel.

 

Es war der Beginn einer Weltkarriere: 20 Millionen verkaufte Tonträger, zwei Nr. 1-Singles in den USA und zahlreiche Top Ten-Hits vor allem in England. David Bowie bezeichnete vor allem ihre Frühwerke als "The Sound of Future". Fast 40 Jahre später sind The Human League wieder on tour - mit dem noch immer topfitten Phil Oakey (jetzt mit Glatze statt mit Avantgarde-Tolle), den beiden Sängerinnen Joanne und Susan plus Band. Einer der Auftrittsorte der "Red"-Tour: Huxleys neue Welt im Hipster-Bezirk Neukölln, seit 1880 als Veranstaltungslocation genützt und zuletzt 1985 renoviert.

 

Bei fast ausverkaufter Halle starten Human League mit ihrem progressiven 81er-Hit "The Sound of the Crowd" die Zeitreise zurück in die 80er und 90er. Das schicke Trio weiß noch immer, was die Fans wollen. Keine Raritäten, keine strangen Remixes, sondern die Originalversionen ihrer großen Hit-Ära, die 1981 mit dem coolen Album "Dare" startete. Dieses wurde nicht nur über 5 Millionen Mal verkauft, sondern enthielt auch ihren Mega-Hit "Don´t you want me", der seltsamerweise als Auskopplung nie geplant war, schlussendlich aber zur meistverkauften Single des Jahres 1981 wurde. 

 

Der brillante Electro-Pop-Hit lief natürlich erst - in einer extralangen Version - vor den Zugaben. Vorher präsentierten Human League ein buntes Repertoire ihrer 40jährigen wechselnd erfolgreichen Karriere. "Love Action" (2004 als Sample für George Michaels "Shoot the Dog" verwendet), "Open your heart", der britische Hit-Favourite "Mirror Man", "Keep feeling Fascination", das gitarrenlastige "Lebanon" oder "Human". Letzterer überraschend R&B-lastiger Track wurde von Jimmy Jam & Terry Lewis arrangiert, die bis dahin nur "Black Acts" produzierten. Der Hit-Reigen für The Human League war damit auch (fast) zu Ende: "Romantic" mit der Single "Heart like a Wheel" erreichte kaum die Charts, das 95er-Comeback-Album "Octopus" stürmte zumindest die englischen Hitparaden. "Tell me when" gehörte allerdings zu den meistbejubelten Tracks der "Red"-Show.

 

Ebenso wie "Being Boiled", das Oakey ohne seine Girls präsentierte. Tatsächlich ist dieser Kraftwerk-ähnliche Track bereits 1978 mit differenter Bandbesetzung entstanden und später nach dem kommerziellen Durchbruch neu veröffentlicht worden. Beim Final Song waren die einstmaligen Backgroundsängerinnen dann in voller Euphorie wieder auf der Bühne: "Together in Electric Dreams". Zusammen mit der begeisterten Crowd träumen von einer Zeit, in der (scheinbar) alles besser war. Von der eigenen Jugend...