"Um den Tod dreht sich auch alles im berühmten Jedermann. Denn der kennt kein Reich, kein Arm, kein Homo- oder Heterosexuell, kein Alt oder Jung. Er ist unumgänglich - und wir haben nur eine Chance: Alles, was davor kommt in Liebe, Toleranz und gegenseitigem Respekt zu gestalten." So die gewohnt pathetischen Einführungsworte von Life Ball-Organisator Gary Keszler beim Benefiz-Event "Jedermann Reloaded im Dom".
Und tatsächlich passen bei dieser von Keszler und Kardinal Christoph Schönborn initiierten Veranstaltung alle Komponenten zusammen. Im theatralischen Mittelpunkt steht das "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" von Hugo von Hofmannsthal, 1911 im Berliner Zirkus unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt und seit August 1920 jährlich wiederkehrender Höhepunkt der Salzburger Festspiele.
Adaptiert wurde das Stück von Philipp Hochmair, einem der genialsten Schauspieler Österreichs. 1973 in Wien geboren, absolvierte er das Max Reinhardt Seminar und ein Konservatorium in Paris, war Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und des Hamburger Thalia Theaters und glänzte u.a. als Mephisto, junger Werther und Dorfrichter Adam. Im Mainstream-TV kennt man ihn vor allem in seiner Rolle als aalglatter Politiker Schnitzler in den "Vorstadtweibern". Im August 2018 sprang er in Salzburg als Jedermann für den erkrankten Tobias Moretti ein. Dies war intellektuell deswegen möglich, da Hochmair seit 2013 an verschiedenen Standorten eine moderne Rock-Elektro-Version des Jedermann präsentiert. Begleitet von der Band Elektrohand Gottes verwendet er dabei die Original-Verse Hofmannsthals, spielt dabei aber (fast) alle Rollen selbst.
Auch im Wiener Stephansdom ist Hochmair das kraftvolle Epizentrum von "Jedermann Reloaded": Einmal stark geschminkt mit Camouflage Look, dann exzessiv mit nacktem Oberkörper und Bierflaschen in der Hand, dann wieder im goldenen Anzug oder umgeben vom goldenen Mammon. Für diese Spezialversion hat Hochmair zusätzlich hochkarätige Schauspielerinnen engagiert: Ulrike Beimpold als Buhlschaft, Erni Mangold als "gute Werke", Konstanze Breitebner als Mutter und Glaube und die Ex-Buhlschaft Sunnyi Melles als Teufelin. Als Tod ist das 8jährige derzeit im Musical "Bodyguard" agierende Jungtalent Siya Urbanitsch zu sehen, in Südafrika geboren und seit 2014 mit seiner Adoptivfamilie in Österreich.
Siya ist nicht der einzige Konnex zu Südafrika. Die Benefiz-Veranstaltung am Vorabend des Welt-Aids-Tages hat nämlich das Ziel, Geld für das "Blessed Gerard´s Care Zentrum" des Malteser Ordens im südafrikanischen Mandeni zu lukrieren. Dort werden unter der Leitung des Paters Gerhard Lagleder 600 HIV-Patienten behandelt. Der durch die Jedermann-Sondervorstellung finanzierte Reinerlös von über 68.000 Euro (exkl. Spenden der 1600 Gäste) soll dabei die Versorgung der Patienten für einen Monat sichern.
Eine großartige Jedermann-Avantgarde-Show im Dom, Spenden für karitative Zwecke, zufriedene Gesichter im vorweihnachtlichen Reigen. Ein Win-Win-Event für alle...