"Call the Comet"-Tour: Brit-Pop-Legende Johnny Marr im Wiener Flex!

 “Everybody who knows about rock music knows who I am. They know what my values are. They want good riffs, and good singing, and good guitar music.”  Johnny Marr, Ex-Gitarrist der legendären Smiths, Brit Pop-Ikone und Rock-Star vom Scheitel bis zur Sohle. Im Rahmen seiner aktuellen Tour stattete Marr auch der Bundeshauptstadt Wien einen Besuch ab.

 

Die Konzert-Location, das Wiener Flex, war bereits Wochen zuvor ausverkauft. Kein Wunder, der in Manchester geborene Marr (eigentlich John Martin Maher), begeistert schon seit Anfang der 80er durch seine zahlreichen kreativen Musik-Projekte Generationen von Indie-, Rock-, Brit Pop- und Dance-Fans. So war Marr nach der Smiths-Trennung und einem kurzem Intermezzo mit seinem "The The"-Jugendfreund Matt Johnson in den 90ern Mitglied der Formation Electronic, sein Partner Bernard Sumner von New Order. In einem Interview schwärmte Marr, "Get the Message" sei der beste Song, den er jemals geschrieben habe. Beim Konzert im Flex kündigte Marr den Song an als eine Erinnerung an die Rave-Party-Hysterie zu Beginn der 90er. Ebenfalls auf der Setlist: "Getting away with it", damals gesungen von Pet Shop Boys-Mastermind Neil Tennant und performed in einer extralangen rockigeren Version.

 

Johnny Marr, geboren im Oktober 1963, wirkt auf der Bühne topfit: Schlaksig, cool, mit typischer Brit-Pop-Frisur und dunkel gekleidet. Und tatsächlich lebt der Vollblutmusiker - mit Ausnahme seiner musikalischen Geistesblitze - nicht das typische Leben eines Rockstars: Seit 1979 verheiratet, 2 Kinder, Veganer, Marathon-Läufer, Nicht-Raucher, Nicht-Trinker. Allerdings einer, der im Rahmen seiner Karriere zahlreiche Projekte gestartet hat (und manchmal auch schnell wieder verlassen hat): The The, Electronic, 7 Worlds Collide (mit Neil Finn), Modest Mouse, The Cribs, ein "Inception"-Soundtrack-Klangzauber mit Hans Zimmer und jetzt als Solo-Künstler mit Band unterwegs.

 

Das neue Album "Call the Comet", gleichzeitig auch Namensgeber der aktuellen Europa-Tour, klingt so, als wäre Johnny Marr in einen Jungbrunnen gefallen. Die erste Single "The Tracers" mit ihren einpeitschenden "Hoo-Hoo"-Parolen sorgt als Opener für sofortige Top-Stimmung im ausverkauften Flex. Ebenso "Day In Day Out", das melancholische "Hi Hello", "Spiral Cities" oder der synthi-angehauchte Hit aus seinem Debüt-Album, "Easy Money".

 

Viele Fans sind natürlich auch aufgrund der alten Smiths-Songs in den Wiener Underground-Club am Donaukanal gepilgert. Und die kommen durch die schlau selektierte Set-List voll auf ihre Rechnung. Insgesamt sechs Songs der britischen Working Class Heroes der 80er, die mit ihren authentischen, ehrlichen, manchmal auch depressiven Texten die sozialen und persönlichen Probleme der Anti-Privilegierten ansprachen, standen auf dem Programm. Statt dem ursprünglichen Sänger Morrissey (mit dem Marr kaum mehr in Kontakt ist) schmettert der Ex-Gitarrist selbst die Smiths-Meisterwerke in die begeisterte Fan-Crowd: "Bigmouth strikes again" (aus "The Queen is dead"), "The Headmaster Ritual" (aus dem einzigen Nr. 1-Album "Meat is murder"), "Last Night I dreamt that somebody loved me", der wohl populärste Track "How soon is now", "You just haven´t earned it yet, baby" und als Zugabe "There is a Light that never goes out", Marrs Hymne an das Leben und die bedingungslose Liebe.

 

Das Konzert ist vorbei, das Träumen kann beginnen...