"Austria 3" in neuer Melange: Boy Jürgens im ausverkauften Wiener Flex!

Die österreichische Pop- und Rockszene war seit Jahrzehnten nicht so angesagt wie jetzt: Talentierte Interpreten, spannende Songs (die so wie einst der Austropop der 70er und 80er das Milieu und die Gefühlswelt ihrer Zuhörer berühren), zahlreiche Live-Konzerte, ein professionelles Marketing (das Bands wie Wanda, Bilderbuch oder Ja Panik sogar Richtung deutsche Hitparadenspitze schaukelt) und auch Freundschaften innerhalb der Community.

 

 

Gegenseitige Sympathie dürfte auf jeden Fall ein Grund gewesen, das Projekt "Boy Jürgens" zu starten. Letztes Jahr kurz vor Weihnachten mit einem spontanen und ausverkauften Konzert in der Wiener Sargfabrik. Beim Wiener Popfest 2018 wurden die drei beteiligten Musiker als Überraschungsact weit nach Mitternacht gebucht, einer der drei war dort auch zufällig der Kurator. Jetzt wieder kurz vor Weihnachten statteten Boy Jürgens im Rahmen einer "World-Tour" dem Wiener Underground-Club Flex einen Besuch ab. 

 

Boy Jürgens: Das ist natürlich keine pinke Version des Kärntner Schlagerbarden, sondern ein Pseudonym für drei großartige österreichische Musiker mit unterschiedlichsten Wurzeln: Der Nino aus Wien, gerademal 31, hat bereits 10 Alben veröffentlicht und gilt seit seinen Frühwerken "Holidays" und "Du Oasch" als leicht melancholische Stimme des alternativen Wiener Lebensgefühls, ein Ambros des 21. Jahrhunderts (der auch zu seinen Vorbildern zählt). Nach zahlreichen Nominierungen gewann er 2016 einen Amadeus Music Award. Sein neuestes Album mit dem unspektakulären Titel "Der Nino aus Wien" präsentierte Nino aus Mandl erst im November im Rahmen von zwei ausverkauften "Arena"-Konzerten.

 

Voodoo Jürgens stammt ursprünglich aus dem niederösterreichischen Tulln, zog mit 19 nach Wien und spielte dort in einer mäßig erfolgreichen Garagen-Rockband. Mit dem FM4-Hit "Heite grob ma Tote aus" schaffte er den Durchbruch, sein Debüt-Album "Ansa Woar" stürmte auf Platz 1 der Charts. 2018 füllte er nicht nur das Donauinselfest-Gelände, sondern auch das Wiener Konzerthaus mit Ludwig Hirsch-Variationen. Dritter im Bunde ist Sebastian Janata (aka Worried Boy), Mitglied der in Berlin lebenden Rock-Band Ja Panik und Produzent von Voodoo Jürgens´ Erstlingshit. Da schließt sich der Kreis.

 

Gemeinsam performt das Trio Lieder aus ihrem Solo-Repertoire und lässige Neuinterpretation bekannter Austro-Hits der Vergangenheit. Eine Setlist mit "Juke Box" und dem "Praterlied" vom Nino, mit "Gitti" und "den Toten" vom Voodoo und dazu den "schönsten Mann der Welt" der Worried Men Skiffle Group, der Ex-Band von Janatas Vater. Und auch wenn sich Boy Jürgens nicht offen als "Austria 3"-Nachfolger bezeichnen, diese Trademark ist keineswegs anmaßend. Fendrichs "Strada del Sole", Ambros "Heite drah i mi ham" und Schurli Danzers "Ruf mi ned an" zählten zu den großen Höhepunkten der Show. 

 

Was Boy Jürgens allerdings von den damaligen Austria 3 unterscheidet: Den Zenit ihrer Karriere dürften alle drei Bandmitglieder noch längst nicht überschritten haben.