30 Jahre Hit-Feuerwerk: Die Fantastischen Vier live in der Wiener Stadthalle!

2009 spielten die Fantastischen Vier vor 60.000 Menschen beim "Heimspiel" in Stuttgart, in der Wiener Stadthalle waren es 11.000. Und dies war  - nach einer 30jährigen Bandkarriere - bisheriger Besucherrekord in Österreich.

 

Als Support der Fanta 4 fungierte deren Produzent und DJ Thomilla, der gemeinsam mit Michi Beck als "Turntablerockers" bereits einige Alben publizierte und das bunt gemischte Publikum mit flott gemixten Hip Hop Beats von A tribe called Quest, House of Pain bis hin zu Macklemore anheizte. Auf der Setlist Thomillas auch Bilderbuchs "Bungalow" und als finaler Schlusspunkt der erste erfolgreiche deutschsprachige Rapper: Falco mit "Der Kommissar". Ein idealer Übergang zur ersten kommerziell erfolgreichen deutschen Hip Hop Combo, den Fantastischen 4. 

 

Begonnen hat alles Mitte der 80er, als Michael Bernd Schmidt (aka Smudo) und Andreas Rieke, der Computer-Tüftler und spätere Produzent, als "Terminal Team" die ersten Tracks bastelten. 1989 stießen Michael Beck und Thomas Dürr (aka Hausmeister Thomas D) hinzu, die Fantastischen 4 waren geboren. Mit der Unterstützung von Manager Andreas "Bär" Läsker gelang ihnen nach einigen Achtungserfolgen mit dem witzigen Fun-Rap-Track "Die Da" (und dem nachfolgenden Album "Vier Gewinnt") ein sensationeller Hit in Deutschland, Österreich und Schweiz, der sie in den "Bravo"-Pophimmel katapultierte, aber gleichzeitig zu Feindobjekten der rootsverhafteten, deutschen Hip Hop-"Kollegen" (wie Rödelheim Hartreim Project) machte. Was die 4 Stuttgarter trotz des kommerziellen Erfolges ärgerte und kränkte. Heute stehen die Fanta 4 über den Dingen und haben "Die Da" bei der neuen "Captain Fantastic Tour" sogar mit im Programm. Ebenso wie das chillig-loungige "Tag am Meer" aus dem 93er-Album "Die vierte Dimension", das nicht nur Musikkritiker überzeugte, sondern auch die "Credibility" der Fanta 4 innerhalb der Szene immens steigerte.

 

"!Uh, in der Diskographie 'n paar Meilensteine. In der Disco paar Beats und paar geile Reime. Ein paar Stilbrüche. Zwei drei Meisterwerke (yeah). Über neunhundert Livekonzerte." So fassen die Fanta 4 ihre Karriere ironisch-pointiert in ihrem neuen Track "Hitisn" zusammen. Und verpacken ihr 30jähriges Sound-Repertoire konzerttechnisch in ein unterhaltsames, kompaktes, nie langweiliges Hit-Feuerwerk mit politischen Untertönen.

 

Die vier Stuttgarter unterstützen die Kampagne "Laut gegen Nazis", Thomas D. trägt exaltiert ein T-Shirt mit "Fuck Racism"-Aufschrift, und Texte aus dem zornig-rockigen Track "Endzeitstimmung" zeigen, dass die Fanta 4 auf der richtigen Seite gegen Rechts stehen. "Geht mir weg mit eurem Stolz auf die eigene Nation. Ihr seid nicht das Volk, ihr seid die Vollidioten" oder "Einer ist doch immer schuld, solange du es nicht bist. Gestern niemand, morgen tot, und dazwischen Populist Pop-Pop-Populist!" Die deutschen Hip Hop-Jongleure setzen mit ihrem zehnten Album klare Akzente gegen Fremdenhass, Rechtspopulismus und Neokapitalismus und werden hoffentlich auch von denen gehört, die bereits von den rechten Rattenfängern infiltriert wurden.

 

Die Unterhaltung kommt allerdings nicht zu kurz. Im Gegenteil. Die drei Frontmen wirbeln auf der Bühne herum, als wären sie in einen Jungbrunnen gefallen, und lassen so gut wie keinen Hit aus: "Sie ist weg" (in einer lässigen Latin-Version), "Buenos Dias Messias", "Ernten, was wir säen", "Einfach sein" (leider ohne Gröni), "Die Stadt, die es nicht gibt" (mit Hildegard Knef-Sample) und natürlich der wortakrobatische Kult-Hit "Mfg". Vor den Zugaben erscheint Duettpartner Clueso auf den Screens: Der neueste Hit "Zusammen ist man nicht allein" steht auf dem Programm. Das Hallen-Publikum tanzt, tobt und wirft die Hände in die Luft.

 

"Immer Fantas, denn wir können nichts anderes", das beschwören die vier leicht ironisch im eighties-inspirierten Disco-Stomper "25". Das "immer" dauert jetzt immerhin schon 30 Jahre, und das haben die vier Stuttgarter Jungs auch ihren Fans zu verdanken. Das weiß auch Michi Beck. Dieser bedankt sich vor dem letzten Song beim Wiener Publikum für 30 Jahre Unterstützung. "Wir bleiben Troy". Bis zum nächsten Konzert...