Der "Fliegende Teppich" aus 1001 Nacht, er wird nicht zu Unrecht als Synonym für die monatelange Flucht Jugendlicher aus Afghanistan, Syrien und Somalia herangezogen, die diese nach Wien gebracht hat. Und er ist auch Trademark für eine kleine Ausstellung im 2. Stock des Wien Museums, der bis dato eigentlich für die Darstellung der Geschichte Wiens verwendet wird.
Die Ausstellung ist direkt gegenüber dem riesigen Stadtplanmodell Wiens positioniert und besteht nicht nur aus einem raumüberspannenden Teppich aus Bildern von jungen Flüchtlingen, sondern zusätzlich aus weiteren 20 Exponaten und einer berührenden Video-Installation. Erstellt wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Jugendcollege der Stadt Wien, das seit 2016 asylwerbenden und asylberechtigten Jugendlichen zwischen 15 und 21 auf den Einstieg in das österreichische Ausbildungssystem und den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Die Jugendlichen, betreut von den Atelier-Gründern Laleh Monsef und Rahman Hawy, wurden vor die Aufgabe gestellt, ihre Flucht zu beschreiben, ihre Träume und Visionen bildlich zu veranschaulichen und einen Konnex zu ihrer (derzeitigen) Heimatstadt Wien herzustellen. Diana Alo beispielsweise verknüpfte die Straßenansichten Wiens mit Hintergrundbildern ihrer syrischen Geburtsstadt, eine dreiteilige Installation unter dem Titel "Search for Happiness" zeigt das, was alle Flüchtlinge unabhängig von ihren Einzelschicksalen verbindet, die Suche nach dem Glück. Fahad ließ sich von einem Biedermeier-Bild eines Brezelverkäufers inspirieren und versetzte diesen in die Gegenwart, als Bier- und Weinverkäufer in einer Bar namens "Bagdad Wien". Andere Collegeteilnehmer wiederum beschrieben ihre privaten Träume (die eines DJ´s) oder visualisierten ihre Lieblingsorte wie die Moschee in Floridsdorf. Auch der "6er" scheint unter den Bildern auf, als sogenannte "Hassliebe", der die Flüchtlinge zum Jugendcollege bringt.
Im Mittelpunkt der u.a. von der Aktivistin und Journalistin Sara Hassan gedrehten Videoinstallation steht Fahad Alsamarai. Er ist 19 Jahre alt und ist vor 3 Jahren mit seiner Familie aus dem Irak geflüchtet. Er liebt Rugby, Kunst, den Donaukanal und die Parks, fühlt sich wohl in Wien. Vor einigen Tagen hat er einen negativen Asylbescheid erhalten.
Einige Kunstwerke der Ausstellung sind unvollendet. Ob sie jemals fertiggestellt werden können, ist fraglich, da es nicht sicher ist, ob die Künstler in Österreicher bleiben dürfen.
Fliegender Teppich, "bitte bleib in Wien", geschrieben in vier verschiedenen Sprachen, ist nicht nur der Untertitel der Ausstellung, sondern auch der fast flehende Wunsch der Flüchtlinge, die hier in Wien gestrandet sind. Es macht betroffen, dass er - trotz Einhaltung der Rechtsvorschriften - nicht für alle erfüllt wird...