Kabarettist und Satiriker Florian Scheuba schreibt in periodischem Abstand Kolumnen im "Standard", die sich - wie seine "Staatskünstler"- und Solo-Programme vorwiegend mit innen- und außenpolitischen Missständen beschäftigen. Diese hat er jetzt themenmäßig zusammengefasst und in einem Buch mit dem Titel "Schrödingers Ente" veröffentlicht. Die Präsentation fand im Thalia Landstraße statt, witzig, pointiert und unterhaltsam wie man es von Scheuba gewohnt ist.
Der Titel des Buches beruht auf dem physikalischen Gedankenexperiment "Schrödingers Katze", nach dem eine Katze gleichzeitig tot und lebendig sein kann, und bezieht dies auf den widersprüchlichen Begriff "alternative Fakten", einem euphemistischen Wort für Lüge, laut Scheuba verbal auf derselben Ebene wie ein "viereckiges Dreieck" oder ein "vegetarischer Schlachthof".
Fakten können nicht gleichzeitig wahr und falsch sein. Als Beispiel nennt er die Angelobung von Trump, bei der - trotz eindeutiger Messbarkeit - es noch immer Leute gibt, die behaupten, dass bei Trump mehr Besucher anwesend waren als bei Obama. "Wahrheit ist kein für Menschen erreichbares Ziel, sondern eine Richtung. Es ist mit ihr ein bisschen so, wie mit dem Erdkern. Technisch ist es uns bislang nicht möglich bis zum Erdkern vorzudringen. Aber wir wissen: Wenn wir es versuchen wollen, müssen wir nach unten graben. Und nicht nach oben", so Scheuba in der Einleitung zum Buch.
Im Rahmen der Buchpräsentation trägt der Satiriker auch einige Kolumnen aus seinem Buch vor. "Mein Name ist Hasan. Ich weiß von nichts" thematisiert die Menschenrechtslage in der Türkei, "Erdogan Diktator zu nennen ist so respektlos wie Messi als Fußballer zu bezeichnen." In "Kick it like Basti" verwendet Scheuba originalgetreue Zitate des Bundeskanzlers und baut diese in eine Untersuchung der dubiosen Fußball WM-Vergabe an Russland und Katar ein. Wie Scheuba das Phänomen Kurz einem Deutschen erklären wurde: "Ein Karl Theodor zu Guttenberg, der rechtzeitig sein Studium abgebrochen hat."
Im Zenit des Buches stehen natürlich auch die durch Inserate von der Regierung "gekauften" Boulevardmedien, dubiose Eurofighter-Gegengeschäfte, die Vorfälle rund um Karl Heinz Grasser und Innenminister Herbert Kickl ("Mann oder Maus"). Wie in seinen letzten Programmen zeigt Scheuba hier enormes investigatives Geschick und erklärt den Lesern mit amüsant-zynischem Unterton die politischen Hintergründe und Fakten. Der Fall der "Ideenschmiede", einer Kärntner Werbeagentur, die im Verdacht steht, illegale Parteienfinanzierung für die FPÖ betrieben zu haben und bei der Herbert Kickl angeblich 50%iger-Eigentümer war, wurde aktuell von den Neos aufgegriffen, in Form einer parlamentarischen Anfrage an den Justizminister.
Kein Wunder, dass die oft mit Fake News und Hetze hantierende FPÖ in Scheuba einen politischen Gegner sieht. Nationalratsabgeordneter Jenewein kritisierte sogar die ORF-ZIB-Ausstrahlung eines Beitrages über dessen Buch. Scheuba süffisant: "Ich würd dem Mann gerne helfen. Bringen wir das Buch möglichst schnell weg vom Markt." Dieser Wunsch wird - im Sinne der politischen Aufklärung - in Erfüllung gehen. Und das ist garantiert kein alternatives Faktum.