"Früher hatte ich keinen Respekt vor Politikern, weil ich jung und ahnungslos war. Heute habe ich keinen, weil DIE jung und ahnungslos sind." - Dieses Posting steht bezeichnend für die schwarz-blaue Bundesregierung und für das Buch "Biedermeiern" der ehemaligen ORF-Kriegsberichterstatterin und Autorin Livia Klingl.
Gemeinsam mit dem "Wir sind Kaiser"- Schöpfer Klaus Oppitz präsentierte die politisch engagierte Journalistin im Wiener Thalia in der Mariahilfer Straße ihr neuestes Buch, das ihre scharfsinnigsten und treffendsten Facebook-Postings und Grafiken seit der Nationalratswahl vom 16. Oktober 2017 enthält. "Humor bringt Kraft, Verzweifeln ist kontraproduktiv", so die Autorin. Schuld an dem politischen Desaster, das Österreich um Jahrzehnte (wenn nicht Richtung 30er) zurückwirft, sind aber hundertprozentig die Inländer.
Regiert wird Österreich jetzt von einem Bubenkanzler ohne jede soziale Ader, der die Jugend pauschal auffordert, Eigentum zu erwerben (um nicht in die Armutsfalle zu kippen), und einem Zahntechniker, der in seiner Jugend sich bereits als "Kulturkritiker" betätigte, als er laut buhend auf den billigen Plätzen des Burgtheaters gegen Thomas Bernhards "Heldenplatz" demonstrierte. Die Video-Einspielung sorgt für Gelächter, löst aber eigentlich auch Beklemmung aus, welche Personen jetzt unser Land regieren.
Ausgelöst wurde die politische Wende vor allem durch die Wahlergebnisse am Land. Dort wo laut Klingl "um 18 Uhr kein Mensch mehr auf der Straße unterwegs ist, die Bevölkerung sich vor Wien fürchtet (obwohl sie dort noch nie waren) und freiheitliche Plakate vor dem Islamismus warnen. Der einzige Fremde, der sich in jene Gebiete veirrt, ist allerdings meistens die slowakische Kellnerin in einem ansonsten von Einheimischen frequentierten Rustikal-Gasthaus. Köstlich auch die Reaktion Klingls auf das sinnentleerte Burka-Gesetz: Die letzte Burka habe sie 2002 gesehen, in Afghanistan kurz vor ihrem Rückflug nach Österreich.
In einer Karikatur zeigt Klingl anschaulich, dass der von den Boulevardmedien hochstilisierte "Messias" Kurz nicht über Wasser geht, sondern auf bräunlichen Materialien herumstapft. Nichtsdestostrotz spürt der "Witzekanzler" beim Neujahrstreffen, dass der Kreisky ihn heute wählen würde. Eine Klingl-Grafik mit einem sich auf die Stirn greifenden Alt-Kanzler Kreisky und dem Satz "Lernen´s Geschichte, Herr Strache" sprechen für sich.
Immer wieder erwähnen Oppitz und Klingl bei der Buchpräsentation, dass es die Opposition bei einer derart dilettantischen, unsozialen und arbeitnehmerfeindlichen Regierung eigentlich leicht haben müsste. Vor allem sozialdemokratische Themen sollten ein Elfmeter sein. Die SPÖ steht sich allerdings mit zwei "(ohn)mächtigen Flügeln" oft selbst im Weg. "Verkehrte Welt, wenn ein SPÖ-Rechtsaußen (gemeint ist der nunmehrige burgenländische Landeshauptmann Doskozil, kürzlich Verfechter einer grundrechtswidrigen Sicherungsverwahrung) kritisiert, es gebe zu wenig Abschiebungen".
Wanzen als Enten, Fake News, Österreicherinnen mit iranischen Wurzeln (die "aus dem Bauch der Mutter kommen"), Pferde als Beamten-Ersatz, Jugendsünden (die sexier sind als ein Hitlergruß),... - Mit zahllosen Pointen (die leider oft keine sind) unterhält Klingl das Publikum, die Appetit machen auf den Kauf ihres chronologisch konzipierten Buches. "Biedermeiern" endet übrigens mit dem Eintrag "Wir in Österreich sagen DAS Pack". Danach wurde Klingl von Facebook gesperrt, da dieser Kommentar laut firmeninterner Auslegung eine "Hassrede" darstellt. No Comment.
Ob es eine Fortsetzung des Buches gibt? Nicht auszuschließen, Livia Klingl selbst, ihre Leser und die Unterstützer einer zukunftsmutigen, sozialen und menschenfreundlichen Politik wünschen sich aber wohl eher, dass die "rechtskonservative" Kurz-Strache-Regierung bald Geschichte ist. Eine Geschichte, die sich nicht mehr wiederholen darf....