"Pure Zeitgeist" - So bezeichnete ein renommierter Musikkritiker die Debüt-Single "Electricity" von Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD. Synthi-Pionier Vince Clarke ließ sich von dem an Kraftwerks "Radioactivity" angelehnten Track inspirieren und gründete zuerst Depeche Mode, dann Yazoo. 40 Jahre später sind die beiden Masterminds von OMD, Andy Mc Cluskey und Paul Humphreys, mit ihrer "Souvenir 40 Years"-Tour back on Stage. Start der Europa-Tour in Lissabon, in der Aula Magna.
Die Aula Magna, eigentlich ein Vorlesungssaal, ist die auch von anderen Bands und Künstlern frequentierte Event-Location der ältesten Universität Lissabon im Norden der portugiesischen Hauptstadt. Sie könnte besser nicht passen, war doch zu Beginn der OMD-Karriere 1979 deren Sound eher als "akademisch" verschrien bzw. dient diese aufgrund ihrer mittleren Kapazität auch als Generalprobe für spätere größere Auftritte in England und Irland.
Verkauft wurden Sitzplätze in drei unterschiedlichen Preiskategorien, de facto hielt es bereits nach dem zweiten Track "Messages" keinen mehr auf den Sitzen. Und das, obwohl der Großteil der Konzertbesucher bereits das 40. Lebensjahr überschritten hat. Sozusagen Fans der ersten (zur New Wave-Ära Anfang der 80er), der zweiten (der Mainstream-Hits der Mid-Eighties) und der dritten Stunde. Stichwort: "Sailing on the Seven Seas" 1991. Mc Cluskey und Humphreys trennten sich 1988 wegen musikalischer Differenzen, 3 Jahre landete der Leadsänger mit dem Album "Sugar Tax" einen Überraschungshit. Dazu zählte auch das wunderschöne "Pandora´s Box", eine bittersüße Hommage an die bezaubernde Stummfilmschauspielerin Louise Brooks. Zu hören bereits in der ersten halben Stunde der Show.
Vor das Mikrofon "gezerrt" wurde auch der eher schüchterne Keyboarder Paul Humphreys, zählten doch die von ihm stimmlich performten Songs "Souvenir" und "Forever live and Die" zu den größten Hits der britischen Formation. Ansonsten sorgt Sänger Andy Mc Cluskey für flotte Tanzeinlagen, Clapping Hands und Stimmung. Vor allem das Repertoire aus den 80ern ist schier endlos: "So in Love", "Tesla Girls", "Locomotion", "Dreaming" oder das mit Drums neuinszenierte "Maid of Orleans", das sich 1982 in Kontinentaleuropa zum größten Hit der Band kristallisierte. Inmitten des Hit-Reigens präsentierte die vierköpfige Combo (inkl. Keyboarder Martin Cooper und Drummer Stuart Kershaw) auch ihre neue Single "Don´t go" (aus dem 5-fach-Greatest Hits-Album "Souvenir") und Raritäten wie die "Electricity"-B-Side "Almost". Insgesamt haben OMD über 40 Millionen Alben verkauft, immens erfolgreich war Mc Cluskey übrigens auch mit der Produktion des schick-niedlichen Girlie-Trios Atomic Kitten ("Whole again").
Die erste Original-Reunion von OMD fand bereits 2005 im Rahmen einer "Chart Show" statt, seitdem wurden einige Alben (wie "History of Modern" oder "Punishment of Luxury") veröffentlicht und regelmäßige Tourneen organisiert. Die 40 Years-Greatest Hits-Show bietet den Fans jetzt einen nahezu vollständigen Rückblick auf die schönsten OMD-Songs und auf sehnsuchtsvolle Momente der Vergangenheit, die diese mit den romantisch-melancholischen Klängen der Band verbinden.
Die elektrisierenden Beats von "Sailing on the Seven Seas" und "Enola Gay" stehen am Ende der Main-Setlist, bevor OMD kurz die Aula Magna-Bühne verlassen und dann im Zugabenteil die Schulzeit der 80er wiederbeleben: Andy McCluskey schmettert "If you leave" ins Publikum: Der leicht kitschig angehauchte Soundtrack-Hit aus dem High School-Streifen "Pretty in Pink" und gleichzeitig der größte Hit der Band in den USA (Platz 4).
Nach dem 80er-Track "Secret" folgt als absoluter Schlusspunkt "Electricity", jener von Factory Records publizierte Kult-Track, mit dem die Karriere von OMD begann. Und damit schließt sich der Reigen. Zumindest für die vergangenen 40 Jahre von Orchestral Maneuvres in the Dark. The Future´s so bright, we gotta wear shades :-)