"Lost Communities": Neue Ausstellungen von Paci und Margolles in der Kunsthalle Krems!

Flucht, Migration, soziale Verwahrlosung und Diskriminierung stehen im Mittelpunkt zweier neuer Ausstellungen in der Kunsthalle Krems. Die Protagonisten: Der aus Albanien emigrierte Künstler Adrian Paci und die mexikanische Aktivistin Teresa Margolles.

 

"Lost in Communities" - So nennt sich die Ausstellung des 1997 während politischer Unruhen nach Italien ausgewanderten Malers und Videoregisseurs Adrian Paci. "In Albanien galt der moderne Diskurs als verboten", so Paci. Neben zahlreichen Gemälden, die Menschen leicht schwermütig in verschiedensten Stationen des Lebens zeigen (wie bei Familienfeiern und Hochzeiten), bietet vor allem das ca. fünfminütige Video "Centro di permanenza temporanea" eine Inspiration zum Nachdenken. Man sieht darin Menschen unterschiedlichster Herkunft, die auf eine Gangway stürmen und dort auf ein Flugzeug warten, das nicht kommt: Schicksale zerrissen zwischen ihrer aktuellen Heimat, die sie verlassen wollen, ohne zu wissen, wohin und wie. Das Video, von dem ein Standbild auch als Ausstellungs-Teaser verwendet wird, zeigt in seiner eindringlichen Bildsprache die verzweifelte, nahezu ausweglose Lage von Migranten. Produziert wurde es lange vor der Flüchtlingskrise im Jahr 2007.

 

Im Mittelpunkt der Ausstellung von Teresa Margolles stehen die sozialen Missstände und der Genderhass in der mexikanischen Stadt Ciudad Juarez, in der ein brutaler Drogenkrieg tobt und die meisten Gewalttaten Mexikos stattfinden. In der Bildserie "Pistas de Baile" porträtiert sie mexikanische Transgender-Prostituierte, die vor abgerissenen Diskotheken und Nachtclubs posieren, ihren früheren Arbeitsstätten. Den abgeschotteten Saal mit den Bildern betritt man - wie in einem echten Separee - durch einen roten Vorhang. Eine von Margolles fotografierten Personen wurde 2016 ermordet, der Mord ist bis heute unaufgeklärt. 

 

Im großen Saal des Erdgeschoßes Kremser Kunsthalle kombinierten die Kuratoren zwei besondere Werke von Paci und Margolles. "Home to Go" nennt sich die aus Marmormehl und Harz bestehende Skulptur Pacis, die leicht gebückt auf dem Rücken ein schweres Ziegeldach trägt. Dieses Dach fungiert als Symbol für die eigene Tradition, Geschichte und Familie, die in der neuen Heimat gleichzeitig Bindung und Last darstellen.

 

Auf der weißen Wand platziert wurde die von Margolles produzierte Installation "La Gran America". Die ca. 1000 Tonfliesen erinnern an Migranten, die beim Versuch, den Grenzfluss Rio Grande zu überqueren, umgekommen sind. Der Lehm für die Fliesen stammt aus dem Flussbett. Orientiert hat sich Margolles, die aus Angst vor Anschlägen nur auf wenigen Fotos zu sehen ist, an den für NS-Gedenken verwendeten Stolpersteinen. 

 

Beide Ausstellungen können noch bis 23. Februar 2020 besucht werden...