"Reaching back to Joy Division’s drum tattoos, interlocking with surging, wave-break bass. Pixies' quiet-loud-quiet trick is in there, as are Shame and Savages, while PJ Harvey and the Bad Seeds infest tracks such as Green and Blue." - So euphorisch-dämonisch beschreibt der britische Guardian die fünfköpfige Band The Murder Capital. Die Dubliner Band hat im August 2019 ihr erstes Album "When I have fears" veröffentlicht, im Rahmen ihrer ersten Europa-Tour kamen die Jungs auch auf ein Konzert ins Wiener Chelsea.
Nach einem lässigen Support des Irish Folk-Sängers Junior Brother stürmten The Murder Capital die Bühne: Im Mittelpunkt der charismatische Sänger James McGovern, der mit arrogant-smartem Gesichtsausdruck das Publikum anstarrt und als Opener das langsame "Green and Blue" ins Mikro schmettert, dazu die Gitarristen Damien Tuit und Cathal Roper, Bassist Gabriel Paschal Blake und Drummer Diarmuid Brennan, die mit Fortdauer des Konzerts - ebenso wie die Songs - immer mehr Fahrt aufnehmen.
Art-, Post- oder Wave Punk im Stil von Joy Division oder The Smiths. So könnte man den Sound von The Murder Capital beschreiben. Produziert wurde das erste Album von Mark Ellis aka Flood, der bereits mit Depeche Mode (Violator), U2 (Zooropa) oder 30 Seconds to Mars gearbeitet hat. Die Themen sind brandaktuell: Kapitalismus, Neoliberalismus, Obdachlosigkeit, Selbstmord und psychische Krankheiten, die in Dublin nicht ausreichend behandelt werden. Und natürlich auch Love Stories, verpackt in existentialistisch-philosophische Textpassagen. "If I gave you what you wanted. You´d never be full" beschwört McGovern im treibenden Single-Hit "More is Less", einem der Highlights der Show.
Beim Final Track "Feeling Fades" fallen dann alle Hemmungen. McGovern stürzt sich von der Bühne in die Zuschauermenge und lässt sich von den Fans feiern. Dann verlassen The Murder Capital die Bühne so schnell wie sie auf dieser erschienen sind, tauchen allerdings einige Minuten später vor dem Merchandising Spot auf, geben Autogramme, verkaufen Vinyl-Scheiben und talken mit ihren Fans.
Wie lange dieser persönliche Fankontakt noch andauern wird, ist fraglich. The Murder Capital spielen bei zahlreichen internationalen Festivals im Sommer als Headliner. Das Chelsea dürfte bei ihrem nächsten Wien-Besuch vermutlich zu klein sein...