Über 650.000 Gäste zählte 2019 das im Jahr 1958 für die damalige Expo errichtete Atomium. Bei einem Trip nach Brüssel sollte man zusätzlich auch das nur einige hundert Meter entfernte ADAM besuchen. ADAM steht für Art & Design Atomium Museum und wurde im Dezember 2015 eröffnet.
Das Atomium hat 2014 die Sammlung des Plasticariums gekauft und präsentiert im ADAM auf insgesamt 5000 Quadratmeter eine Dauerausstellung über die Kunst- und Designgeschichte von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Dazu werden temporäre Wechselausstellungen konzipiert wie die in zahlreichen europäischen Städten gezeigte Exhibition "Night Fever. Design und Clubkultur 1960 bis heute".
Die mit zahlreichen Fotos, Flyern, Postern und Videos untermalte Ausstellung zeigt einen chronologischen, glamourösen Überblick über die internationale Clubszene, beginnend mit den 60ern in Italien, wo bereits schicke Diskotheken wie das Space Electronic in Florenz oder der Club Turin von renommierten Architekten als multifunktionale Räume kreiert wurden. Die 70er kreisen vor allem über den New Yorker Kult-Club Studio 54 und die Kommerzialisierung der Disco-Bewegung durch John Travoltas "Saturday Night Fever". Die 80er waren in London geprägt durch die flippigen Paradiesvögel der New Romantics in Clubs wie dem Blitz oder dem Taboo, während in Ibiza, in der damals größen Disco der Welt, Grace Jones oder Divine heiße Parties schmissen. In New York profitierten auch Underground-Künstler wie Pop Art Hero Andy Warhol, Keith Haring oder Jean Michael Basquiat von den Subkulturen des Dancefloors.
Legendäre alte Synthesizer, Soundfiles und Plattencover von Inner City oder den Soup Dragons ("I´m free to do what I want any old time") erinnern an die von Detroit und Chicago eskalierende House-Bewegung und an die Rave Nights in Manchesters Hazienda. Die harten Techno-Beats dagegen hämmerten nach dem Mauerfall in alten, verlassenen Räumen Ostberlins wie dem Tresor, dessen Original-Schließfächer - ebenso wie ein Modell des Berliner Techno-Tempels Berghain - im Ausstellungsraum platziert wurden.
"Night Fever" wirft neben einer Rückschau auf die Vergangenheit vieler Clubs (die heute nur mehr in der verblassenden Erinnerung der Party People verharren) auch einen Blick auf die Zukunft, auf Entwürfe des progressiven niederländischen Architekturbüros OMA für eine neue Ministry of Sound-Venue, die mobile "The Mothership"-DJ Kanzel des Designstudios Akoaki oder Live-Streaming-Plattformen wie Boiler Room.
Wie und wo tatsächlich weitergefeiert wird, das wird die Celebration Generation selbst entscheiden. Sei es in verlassenen Warehouses, in hippie-esken Freiräumen, in elitären, globalen Mega-Clubs oder viral in sozialen Netzwerken. Letzteres wohl ein dystopisches Horror-Szenario...
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