Österreich ist im Vergleich zu Paris, Mailand oder New York sicher nicht das Mode-Mekka der Welt, es schaffTen allerdings schon zahlreiche Austro-Designer in den letzten Jahrzehnten den Sprung an die Fashion-Weltspitze. Der Bekannteste sicher: Helmut Lang, der sich 2005 von der Modewelt zurückgezogen hat und jetzt als in New York lebender Künstler tätig ist. Was es noch nie in Österreich gab, das ist eine Ausstellung über die österreichische Fashion-Szene. Diese Lücke wurde jetzt gefüllt durch die Exhibition "Show Off" im MAK (Museum der angewandten Kunst) am Stubenring.
"Show Off", zu deutsch etwa "sich aufspielen" bzw. "protzen", ist hier allerdings positiv im Sinne von "Dress to Impress" zu verstehen. Die in der Haupthalle präsentierten Kleider, Schuhe, Jacken, Taschen und Accessoires der letzten 40 Jahre bieten einen - nicht chronologischen - Überblick über die kreativ-schrille Fashion-Szene der Alpenrepublik, der selbst auf Trachten nicht vergisst. Platziert wurden diese auf einem von Architekt Gregor Eichinger konzipierten, ca. 7 Meter hohen und 18 Tonnen schweren Gerüst, das die Besucher per Stiegen betreten können und dadurch die Möglichkeit haben, die Designerstücke von allen Seiten zu betrachten. Rund 60 Designer sind vertreten, darunter die bereits verstorbene 60er-Legende Rudi Gernreich (von dem die "Mondbasis Alpha 1-Uniformen stammten), das Duo Wendy & Jim (das einst auf den Straßen von Paris Spaziergänger für eine Fashion-Show castete), Lena Hoschek, Helmut Lang, der kürzlich in London mit Lobeshymnen überschüttete Petar Petrov, Andreas Eberharter aka And I (dessen mechanische Augenklappen im Lady Gaga-Clip "Paparazzi" verwendet wurden) oder Shooting Star Maximilian Rittler, der für seine "Rock me Amadeus"-Abschlussarbeit in Antwerpen mit einem Award ausgezeichnet wurde.
Auf den Seitenwänden der Zentralen Halle beeindrucken großformatige Bilder 30 bekannter Modefotografen, während man im vorderen Gang auf Filmprojektionen prominenter Zeitzeugen trifft, die Anekdoten aus der Fashion-Szene erzählen. Zumindest 15 Sekunden fühlt man sich als Star, wenn man einen von Video Screens umhüllten Red Carpet abschreitet. Präsentiert werden dort auch per Videoinstallation Highlights aus der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst.
Der ehemalige Rektor, der kürzlich verstorbene Oswald Oberhuber, war zu Beginn der 80er einer der innovativen Geister des österreichischen Fashion-Booms. Er lud mit Karl Lagerfeld erstmals einen Gastprofessor an die Uni, Jil Sander, Vivienne Westwood, Helmut Lang und viele weitere folgten. Der pulsierende Zeitgeist, zahlreiche Magazine wie das erstmals 1979 erschienene Lifestylemagazin "Wiener" (das laut Co-Kurator Andreas Bergbaur Kooperationen mit dem renommierten "Face"-Magazin in London eingegangen ist), Events wie die U Mode (1984) in Ossi Schellmanns Szenedisco U 4 und Multiplikatoren wie Superstar Falco waren weitere Faktoren für die Entwicklung einer kleinen, aber feinen Szene. Zu sehen mit zahlreichen Fotos, Videos, Zeitschriften und Kuriositäten in einem abgesonderten Saal der Ausstellung.
Wie es in der Mode-Szene weitergeht, das steht in den Sternen. Fashion-Kenner prognostizieren nach der Corona-Krise eine Reduzierung des Tempos so nach dem Prinzip "Why do we need so many things", der gegenteilige Effekt würde uns aber auch nicht wundern...
Show Off - Noch bis 30. August 2020. im MAK.