The Art of Banksy: UK-Graffiti-Kult in den Wiener Sofiensälen

„Show me the Monet“ brachte den britischen Street-Art-Künstler Banksy kürzlich in die Schlagzeilen. Die an das Monet-Gemälde angelehnte Neuinterpretation der „Japanischen Brücke“, deren Seerosenteich mit Müll und einem Verkehrskegel beschmutzt ist, erzielte mit 8,4 Millionen Euro den – nach den britischen Unterhaus-Affen („Devolved Parliament“) – zweithöchsten Versteigerungserlöses eines Banksy-Werkes.

 

Banksy soll aus Bristol stammen und im Jahre 1974 geboren sein. Außer wenigen Eingeweihten kennt keiner seine Identität, manche vermuten hinter dem Schablonen-Graffiti-Artist und politischen Aktivisten auch ein Künstlerkollektiv. Diverse Ausstellungen über sein umfangreiches Ouevre haben immer einen Schönheitsfehler, sie sind vom Schöpfer persönlich nicht autorisiert. Was allerdings nicht unbedingt den Wertvorstellungen Banksys widerspricht. Stichwort „Copyright is for losers“.

 

„The Art of Banksy“, eine Wanderausstellung, die u.a. bereits in Berlin, Budapest, Amsterdam, Paris und Melbourne leicht variiert zu sehen war, zeigt nun erstmals Banksy-Werke in Wien, und zwar im ehemaligen Clubbing-Tempel der nach einem Brand neu restaurierten Sofiensäle. Die Kritiken sind angesichts der billigen Reproduktionen, kaum vorhandener Originale und ambivalenter Installationen zwar eher negativ ausgefallen. Dies sollte aber niemanden davon abhalten, sich die gegen Rassismus, Polizeigewalt und staatliche Autoritäten gerichteten Motive der Street Art-Ikone anzusehen und sich politisch inspirieren und beeinflussen zu lassen. So frei nach dem Motto: „If Graffiti changed anything, it would be illegal“.

 

Im Mittelpunkt der Banksy-Galerien stehen Frühwerke des Künstlers, deren Hintergründe kurzweilig erläutert werden. Darunter „Girl with a Balloon“, „Pulp Fiction“ (mit dem Bananen- statt Colt-ziehenden John Travolta), „Laugh Now“, „Bomb Hugger“ (das großformatig auf den Wänden platziert wurde) oder die „Monkey Queen“. In einem Nebenraum wird Banksy als Warhol des 21. Jahrhunderts positioniert, mit Kate Moss-Motiven im Marilyn Monroe-Style.

 

Eine Video-Dokumentation zeigt einen kurzen Film über das Wirken Banksys, im Vordergrund der Lounge sieht man einen vermummten Sprayer in einem Studio, der bei einer ähnlichen Ausstellung in Lissabon („Banksy - Genius or Vandal“) durch eine Verdunkelung des Show Rooms mysterischer in Szene gesetzt wurde.

 

Im Foyer zeigt die Ausstellung eine Installation eines Straßenstandes mit mehreren Gemälden, die Banksy 2018 auf dem Markusplatz von Venedig aufgebaut hat. Die Bilder ergeben zusammengefügt einen Luxusfrachter vor der Kulisse Venedigs, der Titel „Venice in Oil“ verweist auf die Umweltverschmutzung durch die Kreuzschiffahrtsindustrie.

 

Nicht fehlen darf die Bathroom-Installation, die Banksy während des Corona-Lockdowns in seiner Home-Office konzipiert hat. Mit Ratten, die im Badezimmer tanzen, offene Zahnpastatuben bespringen und ins WC urinieren. Eine auf einen Spiegel projizierte Ratte macht – wie ein Häftling eines Gefängnisses – Stricherl, die Tage der Quarantäne. Auf eine Fortsetzung dieses Banksy-Artefakts können wir alle getrost verzichten…

 

 

The Art of Banksy – 23. Juli bis 8. November 2020 in den Sofiensälen.