Monatelange Lockdowns mit Ausgangsbeschränkungen, Eintrittstests als Voraussetzung für Friseurbesuche und künftig auch vermutlich für Gastro, Kultur, Fußballspiele und Hotelübernachtungen, FFP2-Maskenpflicht in Öffis, Schulen und geschlossenen Räumen. Das Leben in Österreich ist trotz der (viel zu langsam angelaufenen) Impfkampagne nur mehr beschränkt lebenswert, und zwar nicht aufgrund des Virus, sondern aufgrund der teils schikanösen, unverhältnismäßigen und durch den VfGH bereits mehrmals als verfassungswidrig erkannten Covid-19-Verordnungen, die großteils nicht nur von der türkis-grünen Kurz-Regierung, sondern auch von der SPÖ mitgetragen werden.
Dass die Corona-Krise auch anders gemeistert werden kann, zeigt Schweden, das zwar auch Restriktionen im öffentlichen Leben eingeführt hat, dies aber dosiert abgestimmt auf die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Grundbedürfnisse der Menschen.
Die Maßnahmen in Schweden sind so angelegt, dass das Land sie auch sehr lange durchhalten könnte, notfalls über mehrere Jahre. Das ist das Haupt-Credo der Corona-Strategie des führenden Epidemiologen Anders Tegnell. Man setzt vorwiegend auf Eigenverantwortung und Empfehlungen, die auf einer Ebene mit der Bevölkerung kommuniziert werden, und nicht auf autoritäre Notverordnungen, furchteinflößende Zitate („hunderttausende Tote“) oder peinliche Baby-Elefanten-Narrative.
In Österreich herrscht seit einigen Wochen eine umstrittene FFP2-Maskenpflicht, die es in dieser Form nur in Bayern gibt und die sogar von der EU-Gesundheitsagentur ECDC abgelehnt wird. In Stockholm dagegen laufen die wenigsten Bürger mit Masken herum, und wenn, dann freiwillig. Das Gesundheitsministerium empfiehlt lediglich Menschen, die vor 2004 geboren wurden, von 7 bis 9 bzw. 16 bis 18 Uhr in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske zu tragen. Eine permanente Maskenpflicht in Öffis sei ein unnötiger Overkill, so Tegnell.
Während in Österreich die Schüler seit 8. Februar sowohl Masken – ab der Sekundarstufe – tragen als auch wöchentlich Corona-Tests absolvieren müssen, sind die schwedischen Schulkinder von derartigen Maßnahmen (die auch Public Health-Experte Martin Sprenger heftig kritisiert) befreit. Es gibt überhaupt keine Maskenpflicht, die Grundschüler haben normalen Unterricht, in der zweiten Stufe kann die Schulleitung je nach Infektionsgeschehen einen kompletten oder teilweisen Fernunterricht anordnen. Oberstufen und Universitäten sind geschlossen, auch hier sind allerdings flexible Ausnahmen möglich.
Bis Ende Mai 2021 sollen Arbeitnehmer, deren Präsenz im Büro nicht zwingend notwendig ist, in Home-Office geschickt werden. Dort, wo Home-Office nicht möglich ist, führt das Schwedische Zentralamt für Arbeitsumwelt Untersuchungen durch, um die Corona-Ausbreitung zu verhindern.
Privat dürfen sich die Schweden zu acht treffen, in Lokalen darf die Besuchergruppe 4 Personen nicht übersteigen. Restaurants und Bars sind geöffnet, ab 20 Uhr darf kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden. In Österreich ist die Gastronomie seit 3. November 2020 (!) geschlossen, es drohen zehntausende Konkurse in den nächsten Monaten. Vor einer Pleitewelle stehen auch die Betreiber von Fitness-Studios, die im Gegensatz zu ihren skandinavischen Kollegen weiterhin einem kompletten Erwerbs- und Berufsverbot unterliegen.
Der Handel war in Schweden keinen Tag geschlossen, die Anzahl der Kunden ist aktuell auf eine Person pro 10 Quadratmeter beschränkt. In den Geschäften herrscht genausowenig eine staatlich verordnete Maskenpflicht wie in den Friseur- und Schönheitssalons. Eine Face-Mask-Pflicht kann im Rahmen der Vertragsfreiheit durch den Inhaber selbst festgelegt werden.
In Österreich müssen die Friseure, Kosmetiker, Tätowierer und Piercer im Stile eines „Testsheriffs“ negative Covid-19-Nachweise und ärztliche Atteste kontrollieren, FFP2-Maske inklusive. Grund- und datenschutzrechtliche Prinzipien werden dabei vollkommen von Bord geschmissen. Gesundheitsminister Anschober gibt sogar offen in der ZIB 2 zu, „diese Eintrittstests seien nur „Mittel zum Zweck, um die Bevölkerung durchzutesten und ein (vermutlich verfassungswidriger) Pilotversuch für Kultur, Gastro und Events.“
Die Zeiten könnten also noch härter werden für die österreichische Bevölkerung, wenn hier nicht sofort ein Umdenken –durch Unterstützung von Demonstrationen, NGO´s, politischen Freigeistern und virtuellen Initiativen – einsetzt. Österreichs Wirtschaft ist jene, die von Oktober bis Dezember mit einem Minus von 4,3 Prozent gegenüber dem dritten Quartal in der EU am stärksten eingebrochen ist, Schweden weist hier bereits ein Plus von 0,5 Prozent auf. Die – mit Ausnahme der Museen - noch immer geschlossene Kulturbranche, Gastronomen, Veranstalter und Selbstständige leiden an enormen Umsatzeinbußen, Existenzängsten und Perspektivlosigkeit, und viele junge Menschen kämpfen mit Depressionen, Einsamkeit und Suizidgedanken.
Die Regierung muss jetzt endlich den schwedischen Weg einschlagen, einen kontrolliert-optimistischen Frühling einläuten und die Stop-Taste drücken, die Stop-Taste für den Lockdown!