„Rückkehr in die Heimat“: Band 3 der Trilogie Lackners über die „Dichter und Denker“ der Kriegsjahre…

„Rückkehr in die Heimat“ nennt sich der dritte Band der Trilogie des Journalisten und Autors Herbert Lackner, die sich mit den Schicksalen prominenter Schriftsteller, Schauspieler, Musiker und Intellektueller vor, während und nach der Nazi-Diktatur auseinandersetzt. Während Band 1 die „Flucht der Dichter und Denker“ (so auch der Titel) beleuchtet und Band 2 („Als die Nacht sich senkte“) sich mit der Zeit des langsam, aber stetig wachsendem Faschismus in der Zwischenkriegszeit beschäftigt, wirft Lackner in seinem neuen Buch den Blickwinkel auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Vorgestellt wurde sein neues Buch u.a. (online) im Wiener Thalia und im Kreisky-Forum bei einer spannenden historischen Diskussion mit dem ehemaligen Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky.

 

Eines vorweg. Die Heimkehrer, die nicht nur ihr gesamtes Vermögen, sondern zumeist auch ihre gesamten Angehörigen verloren hatten, waren keineswegs so willkommen wie erwartet. Nur rund 1/5 der geflüchteten Bürger kamen zurück nach Österreich. „Von den Daheimgebliebenen wurden sie dennoch nicht als Opfer gesehen. War es den Emigranten nicht in ihrem Exil besser gegangen als ihnen zu Hause“, das war das Credo, so Lackner. Vranitzky weist daraufhin, dass die nach England emigrierten Menschen einen besseren Ruf hatten, weil sie im Gegensatz zu den Schweden-Flüchtlingen (wie der spätere Bundeskanzler Kreisky) durch die deutschen Bombardements selbst den brutalen Krieg miterlebt hatten.

 

Viele Künstler flüchteten von Lissabon aus direkt oder auf Umwegen in die USA. Obwohl in Europa umjubelt, wurden die deutschen Schriftsteller in Hollywood nicht mit offenen Armen aufgenommen. Autoren wie Thomas Mann, die Verträge mit internationalen Verlagen hätten, lebten in Los Angeles von diesen Einnahmen, sein Bruder Heinrich Mann dagegen konnte sich aufgrund seiner gesperrten deutschen Konten finanziell kaum über Wasser halten. 

 

In der Alpenrepublik selbst wurde traditionell „weggeschaut“. Heimkehrer wie der auch in den USA gefeierte jüdische Kabarettist Karl Farkas verdienten sich mit lustigen Programmen ihr Geld, ihre Vergangenheit blieb bei ihren Auftritten ein Tabu. Ehemalige NSDAP-Sympathisanten wurden, wenn überhaupt, mit zeitlich begrenzten Auftrittsverboten „bestraft“ oder wurden später sogar mit Staatspreisen für Literatur belohnt. Stücke von Bertolt Brecht dagegen durften aufgrund seiner Nähe zum Kommunismus bis 1962 – außer im 1955 geschlossenen Scala in der Favoritenstraße – nicht aufgeführt werden.

 

Der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky wurde als Vize-Kabinettschef von Bundespräsident Körner mit antisemitischen Tönen des sozialistischen Innenministers Oskar Helmer konfrontiert. Im Jahre 1952 wussten die Spitzenpolitiker nicht einmal, wie viele österreichische Juden eigentlich von den Nazis umgebracht wurden. Die von der Israelitischen Kultusgemeinde übermittelte Zahl – 65.000 (von insgesamt 206.000 1938 im Land lebenden Juden) – erstaunte die Bundesregierung, dann wurde wieder zur Tagesordnung übergegangen. 

 

Erst in den 80ern kam das Thema Vergangenheitsbewältigung durch die Waldheim-Affäre und die Wahlerfolge Jörg Haiders wieder ins öffentliche Interesse. Am 8. Juli 1991 bekannte der damalige Bundeskanzler Vranitzky in einer legendären Nationalratsrede offiziell die Mitschuld der Österreicher am Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen. 

 

Vranitzky ist es auch, der die Trilogie Lackners wärmstens empfiehlt: „Politik ist Erklären. Dieses Buch erklärt und stellt Dinge richtig, die vorher falsch gesehen wurden!“ Und soll laut Autor Lackner auch die Wachsamkeit in der gegenwärtigen politischen Lage mobilisieren….