„Ja, Ja, ich will, für uns das Hochzeitsfest, nicht erst morgen, sondern jetzt. Ja, Ja, ich will, für uns den Glockenklang, ganz egal, ob Frau, ob Mann.“ Das tröteten einst Ende der 90er Rosenstolz gemeinsam mit der Kabarettistin Hella von Sinnen. Jetzt im Jahre 2021 wird es auch in der Schweiz Realität.
Im Rahmen einer Volksabstimmung sagten 64 % der Teilnehmer „Ja“, kein einziger Kanton lehnte die Vorlage ab. Die Schweiz ist damit das 29. Land, das die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet. Bei den westeuropäischen Ländern zählen damit nur mehr Italien, Griechenland und Liechtenstein zu den Verweigerern.
Der Weg zur „Ehe für alle“ war in der Schweiz – auch aufgrund dessen (vorbildlicher) Sonderstellung als Land der direkten Demokratie – kein leichter. Bereits im Jahr 2013 wurde seitens der grünliberalen GLP eine parlamentarische Initiative eingeleitet. Nach jahrelangen Diskussionen beschloss das Parlament im Dezember 2020 eine Änderung des Zivilgesetzbuches, das die Ehe zwischen zwei Frauen bzw. zwei Männern legalisierte.
Ein besonderer Kritikpunkt rechtskonservativer Kräfte war nicht nur die gemeinsame Adoption von Kindern durch Homosexuelle, sondern auch der neue progressive Zugang zur Samenspende für lesbische Ehepaare. Im Gegensatz zum österreichischen und deutschen Recht, wo die nicht-leibliche Mutter das Kind adoptieren muss, werden beide Frauen von Geburt an als Mütter anerkannt. Das Schweizer „Nein“-Komitee protestierte gegen diese „Mitmutterschaft“ mit Plakaten, auf denen sich weinende Kinder nach einem Papa sehnen. Leihmutterschaft und Eizellenspende bleiben weiterhin verboten.
Kritisiert wurde weiters die Verankerung der gleichgeschlechtlichen Ehe in einem einfachen Gesetz und nicht in einem Verfassungsgesetz, das ein obligatorisches Referendum nach sich gezogen hätte. Die Gegner mussten daher die Voraussetzungen eines fakultativen Referendums – mindestens 50.000 Unterschriften innerhalb von 100 Tagen – erfüllen, was auch gelang. Mehr als 61.000 Schweizer unterstützten die Initiative „Ja zur Ehe und Familie, Nein zur Ehe für alle!“
Wer zuletzt lacht, lacht allerdings am besten. Bei der Volksabstimmung am 26. September entschied sich die Mehrheit der Schweizer für einen modernen, toleranten und diskriminierungsfreien Zugang zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Gefeiert wurde bereits im vorhinein bei der Zürich Pride am 3. September mit mehr als 20.000 Teilnehmern, in Österreich noch früher. Denn dort gilt die Ehe für alle bereits seit 1. Jänner 2019, dank einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes.