Das Exit-Festival im serbischen Novi Sad, es war eines der ersten großen Festivals nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Techno-Star Paul Kalkbrenner zählte dort – neben David Guetta, Solomun, Amelie Lens und Nina Kraviz – zu den Headlinern und sorgte dort vor 40.000 Fans für einen Re-Start der Dance Culture, des Exzesses und der Lebenslust.
Die sensationelle Resonanz der Party People weckte vermutlich die Motivation „Paules“, eine eigene Tour durch die europäischen Metropolen zu starten. Von Paris, London, Amsterdam bis in die „Goldene Stadt“ Prag nach Karlin. Ein einstiges Arbeiterviertel mit zahlreichen Fabriken und leerstehenden Gebäuden, die in den letzten Jahren zu Clubs, Bars und Event-Locations transformiert wurden. Im modernen Forum Karlin, situiert auf 3 Ebenen mit Balkon-Galerien und einer Kapazität von 3000 Menschen, war kein Platz mehr für spontane Visits: Kalkbrenner – trotz 3 G-Regel – Sold Out.
Im Vorprogramm des Auftritts wurde eine neue Club-Version des Films „Berlin Calling“ präsentiert, der den bereits seit Anfang der 90er in Berlin als DJ und TV-Editor tätigen Musik-Freaks populär gemacht hat. Kalkbrenner sollte eigentlich den Soundtrack konzipieren, wurde aber schlussendlich von Regisseur Hannes Stöhr gleich als Hauptdarsteller des in eine Drogenklinik eingelieferten DJ Ickarus gebucht. Der gemeinsam mit seinem Bruder Fritz produzierte Track „Sky and Sand“ entwickelte sich mit einer Anzahl von 107 Wochen zu der am längsten in den deutschen Charts vertretenen Single, Puristen skandierten „Ausverkauf“, Kalkbrenner nimmt das gelassen und kontert mit seinem zwischen Minimal Techno, Ambient und House mäandernden sphärischen Sound, der besonders live ausgezeichnet zur Geltung kommt.
Kalkbrenners Auftritte sind mit herkömmlichen DJ-Sets nicht zu vergleichen. Die einzelnen Tracks werden live neu abgemischt, kein Konzert gleicht dem anderen. Mehrere Kameras werden direkt auf den Künstler und das Mischpult projiziert. Die Auswahl der Einblendungen erfolgt live durch einen eigenen Regisseur. Diverse Tricktechniken, die Kalkbrenner – teilweise überlappend – in mehrfacher Version auf dem Screen zeigen, erinnern an Kraftwerk mit dem Unterschied, dass es sich hier um keine Roboter, sondern um einen authentischen Performer handelt, der ohne typische EDM-Posen seine Leidenschaft hinter den Turntables auslebt.
Fast 3 Stunden lang begeistert Kalkbrenner mit seinem „Episode Two Tour“-Programm die internationale Party-Crowd in der tschechischen Hauptstadt. Eine aufpeitschende Mixtur aus brandneuen Tracks (wie dem spanisch angehauchten „Si Soy Fuego“ oder dem gemeinsam mit seiner Frau DJ Simona Grigoriu produzierten Song „Techno Monkey“), Remixes (u.a. von Stromae´s „Te Quiero“, „La Mezla“ oder „Happy Zombies“ der Love Parade-Pioniere Lexy & K-Paul), Tech House-Beats aus seinen zahlreichen Studio-Alben der letzten 20 Jahre und seinen Mega-Bangern „No Goodbye“, „Sky and Sand“ und „Feed your Head“. Die exklusiven Rechte an dem Jefferson Starship-Sample von „White Rabbit“hat Kalkbrenner übrigens seinem Major Label-Vertrag mit Sony Music zu verdanken.
Die letzte Zugabe wie üblich das fast zehnminütige „Aaron“. Der Vorhang fällt im Forum Karlin, in Nightlife-Epizentrum Prag noch lange nicht…