Bereits im Jahr 2000 hatte der aus Österreich stammende und seit 1948 in Kanada lebende Künstler Kurt Yakov Tutter die Idee, eine Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten jüdischen Österreicher zu errichten. 21 (!) Jahre später ging sein Traum in Erfüllung.
Am 9. Oktober 2021, dem Jahrestag der Novemberpogrome 1938, wurden die Shoah Namensmauern im Ostarrichi-Park direkt vor der Nationalbank (9. Bezirk, Alsergrund) eröffnet. In einem Kreis wurden 180 in Italien geschliffene Granitplatten der Sorte Kashmir Gold aufgestellt, die jeweils eine Höhe von zwei Metern und eine Breite von einem Meter aufweisen. Auf diesen wurden die Namen aller 65.000 in der Shoah ermordeten jüdischen Männer, Frauen und Kinder eingraviert. Die Namensliste der Opfer wurde vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands recherchiert.
Initiator Tutter selbst flüchtete als Neunjähriger 1939 mit seiner Familie aus Wien nach Belgien. Seine Eltern wurden 1942 aus Brüssel nach Auschwitz deportiert. Jahrelang wurde über Standort und Finanzierung debattiert. Die Kosten von ca. 5,29 Millionen Euro trägt nun großteils der Bund (4,46 Millionen Euro), der Rest stammt von den Bundesländern (600.000 Euro) und einem Fundraising-Dinner der Industriellenvereinigung.
Im Jahr 1938 lebten in Österreich 210.000 Juden, von denen 65.000 bei ihrer Flucht scheiterten. 49.000 wurden gewaltsam nach Ost-Europa verschleppt, 14.000 aus Ländern wie Holland, Belgien oder Frankreich deportiert (die nachträglich von den Nazis erobert wurden), 2.000 wurden direkt in Österreich ermordet oder in die KZ´s Dachau und Buchenwald gebracht. Heute leben noch ca. 10.000 Juden in der Bundeshauptstadt Wien.
Das „Memorial to the Jewish Children, Women and Men of Austria who were murdered in the Shoah“ (so der englische Name) ist nicht die einzige Wiener Gedenkstätte an die im Nationalsozialismus ermordeten Juden. Seit dem Jahr 2000 steht auf dem Judenplatz der Stahlbetonkubus der britischen Künstlerin Rachel Whiteread, konzipiert als nach innen gerichtete Bibliothek („nameless library“), die die Lebensgeschichten der Juden versinnbildlicht.