„The only Time I feel alive is when I´m painting“ – Ein Zitat des berühmten niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853-1890), das alle paar Minuten auf einer der Wände der Ausstellung „Van Gogh Alive“ in der Metastadt aufscheint. Diese tourt bereits seit mehr als 10 Jahren durch die Welt und war in bereits in mehr als 70 Städten zu sehen.
Es handelt sich dabei um keine konventionelle Retrospektive eines Künstlers, bei der Originalbilder präsentiert werden, sondern um eine immersive Multimedia-Ausstellung, im Rahmen der rund 3000 Bilder, Animationen und Zitate in einem 1200 Quadratmeter großen Saal auf die Wände projiziert werden. Das Programm dauert ca. 45 Minuten, die Besucher können sich – nach einer kurzen Einführungs-Galerie über die Werke und das Leben van Goghs – frei in den Räumlichkeiten bewegen oder sich auf den seitlich platzierten Sandsäcken und Sesseln niederlassen. Für Selfies eignen sich besonders das eigens produziertes physisches Modell des Schlafzimmers von Arles und ein verspiegeltes Sonnenblumenfeld abseits der Projektionen.
Geboten wird – per raumumgreifender Projektionsshow – ein chronologischer Überblick über das – kurze – künstlerische Schaffen des niederländischen Expressionisten zwischen 1880 und 1890. In dieser Zeit schuf Van Gogh ca. 800 Gemälde, zahlreiche Briefe vor allem an seinen Bruder Theo van Gogh deklarieren sein damaliges Kunstverständnis. Der am 30. März 1853 in Groot-Zundert geborene Vincent van Gogh begann seine Karriere als Künstler erst mit 27. Seine ersten Werke zeigten das einfache Leben von Bauern und Arbeitern. In Den Haag wurde er vom bekannten Maler Anton Mauve in die Aquarell- und Ölmalerei eingeführt. Neben Zeichnungen von Minenarbeitern und urbanen Häusern fertigte er erstmals Landschaften in Öl an. Zurück im Elternhaus in Nuenen (1884) malte er innerhalb weniger Monate über 180 Gemälde, darunter „Die Kartoffelesser“ und den „Webstuhl mit Weber“.
Leben konnte Van Gogh von seiner Kunst nicht. Nachweislich verkauft hat Van Gogh – zu Lebzeiten – ein einziges Werk, und zwar den „Roten Weinberg von Arles“ um 400 Francs an die impressionistische Malerin Anna Boch. Die berühmtesten Werke des niederländischen Ausnahmekünstlers entstanden in den letzten 3 Jahren vor seinem Tod. Van Gogh lebte zu dieser Zeit in Paris (1886-1888) und in der südlichen Provence, im wunderschönen Arles (1888-1889). In dieser kreativen Ära van Goghs entstanden u.a. die Sonnenblumen-Motive, die „Cafeterrasse am Abend“ und die „Sternennacht über der Rhone“, die mit ihren kräftigen Farben und ihrer Intensität auch das persönliche Glücksgefühl des Künstlers ausdrückten.
Dies änderte sich im Dezember 1888, als sich van Gogh nach einem Streit mit seinem Maler-Freund Paul Gauguin im Absinth-Rausch selbst ein Ohr abtrennte. Selbstporträts mit verbundenem Kopf durften nicht fehlen. Nach weiteren psychischen Anfällen folgte eine Einweisung in die Nervenheilanstalt in St. Remy, wo van Gogh u.a. die weltberühmte „Sternennacht“ (18. Juni 1889) erstellte, deren visuelle Kombination mit anderen nächtlichen Landschaftsbildern zu den Highlights der Ausstellung zählt.
In den letzten zwei Monaten seines Lebens wohnte van Gogh in Auvers-sur-Oise (30 km von Paris entfernt). Er malte dort – bei gleichzeitiger persönlicher Betreuung durch den Arzt Paul Gachet - innerhalb von 70 Tagen 60 Zeichnungen und 75 Bilder. Leider auch sein letztes: „Weizenfeld mit Raben“ (Juli 1890). Am 27. Juli 1890 schoss sich Van Gogh in einem Feld eine Kugel in die Brust, zwei Tage später starb er.
Wie zeigt dies die Ausstellung? Mit einem Schuss-Geräusch und panisch wegfliegenden Raben. Das Original-Gemälde hängt im Van Gogh-Museum in Amsterdam.