„Es ist kein Konzert gegen etwas, sondern für den Frieden und die Freiheit und für die Menschen, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden.“ Die Jungs von Wanda einige Tage vor dem Benefiz-Konzert „We stand with Ukraine“ im Wiener Ernst Happel-Stadion. Die Initialzündung kam vom Top-Veranstalter Ewald Tatar (Barracuda Music), während er gerade die Nova Rock Hallen in Nickelsdorf als Flüchtlingsquartier vorbereiten ließ. Innerhalb von 14 Tagen wurde ein hochkarätiges Programm mit den größten Stars der österreichischen Musikszene zusammengestellt, der (eigentlich geringe) Ticketpreis betrug 19,91, angelehnt an das Unabhängigkeitsjahr der Ukraine, 1991. Die rund 40.000 Tickets waren binnen weniger Tage restlos ausverkauft, den unmittelbaren Erlös von rund 800.000 Euro überreichte Tatar dem Volkshilfe-Chef Erich Fenninger live auf der Bühne.
Bei sonnigem Wetter versammelten sich bereits am frühen Nachmittag zahlreiche Musikfans, die nicht nur Geld für den guten Zweck sammelten, sondern auch sich selbst wieder ein Stück Lebensfreude zurückgaben. Endlich wieder ein Konzert ohne Einschränkungen und ohne Masken (die bei Freilaufveranstaltungen nur empfohlen werden). Und das bei einem sensationellen, bunt gemischten Line Up zwischen internationalem Pop, Hip Hop, Rock und Austro-Hadern.
„Darf i singen, dürfen wir feiern? Solange die Welt nicht dieselbe ist? Aber wenn wir schweigen, haben wir unsere Freiheit dann nicht freiwillig verloren an einen alten kleinen Mann?“ so die Sängerin Ina Regen in einer neuen Strophe ihres Lieds „Rot“. Ein Auftritt in einem ausverkauften Stadion sei für sie immer eine Utopie gewesen, zustandegekommen sei dieser Traum durch einen Krieg. Marco Pogo, politisches Aushängeschild der „Bierpartei“ und Sänger der Punk-Formation Turbobier, brachte die nötige Stimmung ins Stadion, um den Bierkonsum (und damit auch die Spendenerlöse) zu erhöhen. Im sexy Outfit präsentierte sich Pop-Sängerin Mathea („2x“), die nach einem Wechsel ins Management-Team von Raf Camora gerade einen Imagewechsel praktiziert. Der neueste Hit „Funke, Flächenbrand“ durfte nicht fehlen.
„Ein Leben ohne Grenzen, eine Freedom zu verschenken, eine Freiheit, nicht zu denken“, das wünschten sich Bilderbuch – bei gleichzeitiger Ausstellung eines „EU-Passes“ im Jahre 2019. „Europa 22“ stand – neben ihren Hits „Maschin“ und „Bungalow“ – auch auf der Setlist ihres großartigen Benefiz-Auftritts. Zumindest grenzüberschreitend wird in Europa jetzt geholfen. Das betonte auch Bundespräsident Van der Bellen, der zwischen den Auftritten der Austro-Barden Seiler & Speer und Pizzera & Jaus die Bühne betrat und mit eindringlichen Worten die sofortige Beendigung der Kämpfe forderte: „Präsident Putin: Stoppen Sie diesen Krieg!"
Für kräftige Buh-Rufe im ausverkauften Stadion sorgte Marco Michael Wanda, indem er die Besucher zum Ausbuhen des Kriegs animierte. Dann durfte wieder getanzt, gefeiert und gelacht werden, zu den fröhlich-melancholischen Pop-Rock-Hits „Bologna“, „Auseinandergehen ist schwer“, „Columbo“ und dem neuen Gassenhauer „Rocking in Vienna“. Bevor in einem Grande Finale die All Stars dieses Konzertabends unter der Chorleitung von Ina Regen den John Lennon-Klassiker „Imagine“ ins Mikro schmetterten.
„Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts“: Das berühmte Zitat des ehemaligen sozialdemokratischen Kanzlers Willy Brandt aus dem Jahr 1981 hat auch in Zeiten von Globalisierung, Internet und sozialen Medien nichts an Bedeutung verloren…